Lesegottesdienst für Palmsonntag, 5. April 2020

Stimmen Sie sich ein mit Musik

Wenn Sie eine CD o.ä. zu Hause haben, deren Musik Ihnen gerade gut tut, dann hören Sie zu Beginn und zwischen den Texten Instrumentalmusik oder Lieder. In dieser Andacht finden Sie auch Links zu Internetseiten mit passenden Liedern zum Zuhören oder Mitsingen.

 

Musik zum Beginn

Orgelmusik: Bach: Jesu bleibet meine Freude

 

Begrüßung

Herzlich willkommen zu diesem Gottesdienst, den Sie auch heute bei sich zu Hause feiern müssen.

Immer mehr merke ich, wie mir die reale Begegnung im Gottesdienst in unseren Kirchen am Sonntag Morgen fehlt.

Der gewohnte Rhythmus ist unterbrochen.

So soll es in der Passionszeit sein.

Aber nicht durch Quarantäne, nicht durch notwendige Isolation,

sondern durch ein selbstbestimmtes bewusstes Unterbrechen unseres Alltages.

Unterbrechen wir heute, am Sonntag Morgen, den Alltag – wie immer er gerade aussieht –

Und versammeln uns zum gemeinsamen Gottesdienst.

Wir können uns wenigstens in Gedanken versammeln.

Wir treten im Geiste zusammen und sind durch das gemeinsame Gebet verbunden.

So wissen wir uns auch in der Unruhe und Belastung dieser Zeit verbunden

im Namen Gottes,

des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.

Amen!

 

Singen oder hören wir:

EG 165 Gott ist gegenwärtig

https://www.youtube.com/watch?v=257k6W_50u0

 

Psalm

Die Bibel hat uns Worte von Menschen überliefert, die wie wir die Vielfalt des Lebens kennen gelernt haben.

Lob und Dank, Klage und Bitte, Jubel und Verzweiflung, Gewissheit und Vertrauen, Traurigkeit und Hoffnung:

Sie alle haben erfahren:

Gott begleitet uns und hält uns mit seiner Hand.

 

Wir beten mit Worten aus Psalm 69:

(hier in einer Übertragung von Peter Spangenberg oder schlagen Sie den Psalm in Bibel oder Gesangbuch auf, wenn sie mit den vertrauten Worten beten möchten)

 

Lieber Gott, komm und bleib dicht bei mir.

Das Wasser steht mir bis zum Hals,

und ich habe das Gefühl: Ich versinke im Morast.

Meine Füße verlieren den Grund.

Meine Angst ist wie ein Abgrund, mir wird schwindlig.

Ich habe bald keine Tränen mehr;

So viel habe ich geweint.

Meine Stimme ist heiser, weil ich so viel geschrien habe.

Vor meinen Augen ist es wie Nebel, ich kann nicht klar sehen.

Ich warte schon so lange auf dich.

Du kennst all meine Schwächen.

Ich möchte nicht, dass es andere merken,

damit sie nicht ihren Glauben verlieren,

weil sie mich so sehen.

Halt mich fest, lieber Gott, zieh mich vom Abgrund zurück.

Ich weiß, dass du mich hörst, und das tut so gut.

Du weißt, worunter ich leide,

du kennst, was mich drückt.

Ich hoffe oft, dasss jemand kommt

Und mich in den Arm nimmt.

Mir ist zum Heilen elend zumute.

Lieber Gott, nimm du mich in den Arm.

Ich will dir danken.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,

wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.

Kyrie-Gebet

 

Gott,

in diesen schweren Zeiten fragen wir uns oft: warum?

Warum bringt ein Virus die ganze Welt durcheinander.

Warum sind noch immer so viele Kriege auf der Erde?

Warum lernen die Menschen nicht von deiner Liebe, die du uns durch Jesus Christus gezeigt hast?

 

Wir kommen mit unseren Fragen, Sorgen und Ängsten zu Dir.

Wir ahnen, dass wir viele unserer lieb gewonnen Lebensgewohnheiten überdenken müssen

und wollen doch auf unsere Gewohnheiten und Bequemlichkeiten nicht verzichten.

Wir hören heute von der verschwenderischen Liebe der Frau, die Jesus gesalbt hat

Und doch fällt es uns oft schwer, uns davon anstecken zu lassen.

 

Wir reden von Solidarität mit den Menschen, die durch diese Krise in existentielle finanzielle Nöte kommen und wollen dass der Staat hilft, solange wir uns daran finanziell nicht beteiligen müssen.

Lass uns auch hier die Frau, die Jesus gesalbt hat zum Vorbild nehmen.

 

Gott hilf uns, gerade jetzt in der Passionszeit, den Blick zu weiten für das, auf das wir verzichten können.

 

Herr, erbarme dich.

Christus, erbarme dich.

Herr, erbarme dich.

 

Singen oder hören wir:

EG 98 Korn das in die Erde

https://www.lieder-vom-glauben.de/player/?key=a20df7b42b239e40e9ee8fd7515a588c

 

Evangelium

Jesus zieht in Jerusalem ein. Er wird von der Menge jubelnd begrüßt. Sie singen ihm Psalmen und schwingen Palmzweige. Am Sonntag zu Beginn der Karwoche werden wir daran erinnert, dass das Volk einen Messias erwartete, der so ganz anders sein sollte, als Jesus es dann war.

 

Lesen wir das Evangelium für den Palmsonntag aus Johannes im 12. Kapitel, die Verse 12-19.

Als am Tag darauf die grosse Volksmenge, die zum Fest gekommen war, hörte, dass Jesus nach Jerusalem komme, nahmen sie die Palmzweige und zogen hinaus, ihn zu empfangen, und riefen: Hosanna, gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König Israels.

Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht:

Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt, sitzend auf dem Füllen einer Eselin.

Dies verstanden seine Jünger zunächst nicht, aber nachdem Jesus verherrlicht worden war, da erinnerten sie sich, dass dies über ihn geschrieben stand und dass man ihm solches getan hatte.

Das Volk nun, das bei ihm gewesen war, als er Lazarus aus dem Grab gerufen und ihn von den Toten auferweckt hatte, legte davon Zeugnis ab.

Eben darum zog ihm das Volk entgegen, weil es gehört hatte, er habe dieses Zeichen getan. Da sagten die Pharisäer zueinander: Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet. Alle Welt läuft ihm bereits nach.

 

Singen oder hören wir:

EG 314 Jesus zieht in Jerusalem ein

https://www.lieder-vom-glauben.de/player/?key=3a7a3f346d561651fc85311d38d2ccee

 

Liebe Gemeinde,

mit dem heutigen Palmsonntag beginnt die Kar- und Osterwoche.

Eine sehr ungewöhnliche Passionszeit liegt hinter uns.

Das Motto der Evangelischen Kirche in Deutschland „7 Wochen ohne Pessimismus“ trifft in dieser Zeit genau ins Schwarze und ist an manchen Tagen doch so schwer zu beherzigen.

Gemeinsam mit der ganzen Welt versuchen wir diese schwere Zeit gut zu überstehen.

Und nun befinden wir uns zu Beginn unseres wichtigsten Festes und wissen, dass es dieses Jahr ganz anders werden muss, als wir das gerne möchten.

Keine gemeinsamen Gottesdienste in den Kirchen, mit Osterfrühstück im Gemeindehaus oder im Familienkreis. Es kommt ganz anders als erwartet und erhofft.

So wie in den letzten Tagen, die Jesus mit seinen Jüngern verbrachte.

Es kam ganz anders als erwartet.

Lesen Sie den Predigttext für den heutigen Sonntag aus dem Markusevangelium im 14. Kapitel:

Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Glas mit unverfälschtem und kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Glas und goss es auf sein Haupt. Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. Jesus aber sprach: Lasst sie in Frieden! Was betrübt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im voraus gesalbt für mein Begräbnis. Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat.

Amen!

 

Versetzen wir uns in die Zeit vor 2000 Jahren.

Sie sitzen zusammen. Jesus, seine Jünger, vielleicht noch andere Freunde von Simon, die nicht erwähnt werden.

Sie sind alle eingeladen bei Simon dem ehemaligen Aussätzigen. Sie befinden sich genau wie wir kurz vor ihrem größten Fest, dem Passahfest. Das Brot duftete, auch die anderen Speisen rochen lecker. Sie genossen das Essen, das auf dem Tisch bereit stand.

Vielleicht führten sie ganz normale Alltagsgespräche. Vielleicht dachten sie über ihre Lage nach. Dachten darüber nach, wie ihr Weg mit Jesus weitergehen würde.

Es sollte ein ganz normales Abendessen im Kreis der Freunde sein. Aber dann kam alles anders.

Mitten hinein in diese äußerlich normale Situation kam eine Frau mit einem Alabastergefäß in der Hand, gefüllt mit kostbarem Nardenöl.

Woher hat diese Frau, die scheinbar nicht reich war oder wirkt, das viele Geld her für dieses kostbare Nardenöl? Nardenöl, Öl, mit dem normalerweise Könige gesalbt werden. 300 Silbergroschen? In der damaligen Zeit eine unvorstellbar hohe Summe. Mindestens ein Jahresgehalt eines Arbeiters. Das Geld hätten die Armen gut gebrauchen können. Kein abwegiger Gedanke.

Die Frau trat an Jesus heran. Sie zerbrach das Gefäß. Tat sie es absichtlich, als prophetisches Zeichen? Oder aus Ungeschicklichkeit, weil sie so aufgeregt war?

Durch ihr Kommen und durch ihr Handeln bringt sie das geplante gemeinsame Essen und die gewohnten Abläufe gehörig durcheinander.

Auf jeden Fall trat sie zu Jesus und salbte ihn. Ihn, den wir den Messias, den Christus, also den Gesalbten nennen mit dem kostbaren Öl.

Jesus hat eine andere Sicht auf das Handeln dieser Frau.

Jesus stellte sich auf die Seite der Frau. Er weiß, dass sie etwas ganz wertvolles tut, indem sie ihn salbt. Sie tat es aus verschwenderischer Liebe.

Er betrachtet sie vielleicht als Geschenk, als eine Frau, die erkannt hat, dass es an der Zeit ist Gewohntes zu durchbrechen. Anzuhalten. Geplantes zu stoppen.

 

Er verstand ihr Handeln als prophetische Zeichenhandlung und deutete sie entsprechend. „Sie hat meinen Leib im voraus gesalbt für mein Begräbnis“

Durch ihre Tat und Jesu Worte weitete sich der Blick der Anwesenden zu Gott und seiner Liebe.

Denn sie weiß: Auch für den Gesalbten kommt alles anders. Kein fröhliches Passahfest, sondern die Kreuzigung. Das Ende. Und der neue Anfang, die Auferstehung.

Es ist die Erinnerung an diese Tat der verschwenderischen Liebe, die uns leiten sollte, dass diese Liebe auch in unsere Häuser und Wohnungen einzieht und unseren Blick weiten möge, über unseren begrenzten Blick hinaus, der uns in dieser schweren zeit  oft ungeduldig werden lässt.

Es ist dieser Gesalbte, der uns bis heute bewegt, der unsere Grenzen überschreitet, der uns verbindet, der uns Mut macht.

Gerade auch in dieser schweren Zeit in der wir nicht gemeinsam Ostern, das Fest der Auferstehung feiern können.

Jesus hat im Leben und im Tod immer wieder gewohnte Bahnen durchbrochen, um sich auf die Seite der Schwachen und Kranken zu stellen.

Und wenn das heißt, dass wir eine Zeit lang nicht gemeinsam am Tisch sitzen können, dann wäre er auch diesen Weg mitgegangen, da bin ich mir sicher.

Nach seiner Auferstehung hat Jesus Christus seinen Jüngerinnen und Jüngern die Furcht vor der Zukunft genommen. Das gilt auch für uns.

Er sagte damals und sagt auch heute:

„Fürchtet euch nicht! Denkt daran: Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“

Auch in diesen schweren Zeiten.

Amen!

 

Hören wir: „In schweren Zeiten“ von Pater Norbert Becker

 

Fürbitten

Wir wollen unseren Blick weiten

und an die Menschen in aller Welt denken und für sie beten:

Gott, vor dir denken wir an Frauen und Männer, die öffentliche Verantwortung tragen.

Gerade in dieser schweren Zeit der Corona-Krise tragen sie große Verantwortung für unser Leben.

Wir bitten dich: schenke ihnen Deinen Heiligen Geist, damit sie sinnvolle Entscheidungen für das Leben aller Menschen treffen, unabhängig von wirtschaftlichen oder Machtinteressen.

 

Gott, vor dir denken wir an Not und Elend mitten unter uns:

an die Menschen, die schwer erkrankt sind,

an die Menschen, die unter der Isolation leiden und einsam sind,

an die Familien, die auf engem Raum mit so viel gemeinsamer Zeit und Nähe Schwierigkeiten haben,

an die Menschen, die durch diese schwere Zeit Gewalt und Agression ausgesetzt sind,

an die Menschen, die nun um ihre finanzielle Existenz bangen müssen.

Wir bitten dich: lass sie Kontakt zu Menschen haben, die ihnen etwas von deiner verschwenderischen Liebe weitergeben und ihnen so wieder Hoffnung geben können.

 

Gott, vor dir denken wir an die Menschen, die mit viel Liebe in den medizinischen und pflegenden Berufen, sich um kranke und pflegedürftige Menschen in Pflegeheimen und Krankenhäusern, d kümmern.

Wir bitten dich: gib Ihnen die Kraft und das Durchhaltevermögen, dass sie brauchen. Lass sie durch uns Menschen Anerkennung und Hochachtung erfahren.

 

Gott, vor dir denken wir an die vielen Menschen, die schon durch das Corona-Virus verstorben sind.

Wir bitten dich: schenke Ihnen deine Güte und Barmherzigkeit, damit sie jetzt bei Dir geborgen sind.

 

Wir denken an die Menschen die um einen geliebten Menschen trauern.

Wir bitten dich: begleite sie durch dieser schweren Zeit, in denen auch Trauer und Abschied nehmen durch Corona überschattet wird.

 

Du, Christus, willst uns gewinnen mit deiner Nähe.

Gib uns mit der Hinwendung zu dir Augen, die sehen, und Ohren, die hören, einen Mund, der zur rechten Zeit redet und schweigt, wo es geboten ist. Gib uns Hände, die helfen.

Lass uns dir folgen in deiner Hingabe für die Welt und so deinem Namen Ehre machen.

 

Gemeinsam beten wir:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.

Dein Reich komme.

Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute.

Und vergib uns unsere Schuld,

wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.

Und führe uns nicht in Versuchung;

sondern erlöse uns von dem Bösen.

Denn dein ist das Reich und die Kraft,

und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

 

 

Singen oder hören wir:

EG 171 Bewahre uns Gott

 

Segensbitte

Herr, wir bitten dich:

Segne uns.

Halte deine schützenden Hände über uns

Und gib uns deinen Frieden.

Amen!

 

 

Wenn Sie mögen, hier noch 3 Liedvorschläge für den heutigen Sonntag:

Gott stärke dich mit seiner Kraft

 

EG 586      Bleib mit deiner Gnade

 

Seid vielen Jahren eines meiner persönlichen Lieblingslieder für die Kar- und Ostertage

Seid nicht so ängstlich von Hella Heizmann

 

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