Lesegottesdienst für den Sonntag 05.07.2020 (4. Sonntag nach Trinitatis)

Liebe Gemeinde,

für diesen Sonntag hat Pfarrerin Annika Hilker aus Senden den Gottesdienst für Sie geschrieben.
Sie bezieht ihn auf den Tag des Apostels Thomas, der am 03.07.2020 bedacht wurde.
Damit verabschiede ich mich in den Urlaub vom 05.07.2020 – einschließlich 26.07.2020.
In dieser Zeit wird unser neuer Gemeindepädagoge Kevin Stuckenschnieder dafür sorgen, dass die Lesegottesdienste ausgedruckt werden.

Herzliche Grüße und eine behütete Sommerzeit,
Angelika Ludwig


Einstimmung
Das Thema des Sonntags ist der Jünger Thomas. Der ungläubige Thomas, so kennen wir seine Geschichte. Glaubt nur, was er sehen kann – und damit ist er so aktuell, wie nur denkbar.
Lassen Sie sich also einladen zu einem Gottesdienst über den Glauben und das Wissen!

 

Lied EG 503       Geh aus mein Herz und suche Freud

oder:  Du bist da https://www.youtube.com/watch?v=fONfKY3JzA8

 

Votum

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
         Amen
Unsere Hilfe steht im Namen des Herren,
         der Himmel und Erde gemacht hat.
Der Herr sei mit euch,
         und mit deinem Geiste

 

Psalm 18
In den Psalmen sind uns so viele Gedanken und Gefühle der Menschen vor uns überliefert, die uns einladen mit einzustimmen:

 

Herzlich lieb habe ich dich, HERR, meine Stärke!

3 HERR, mein Fels, meine Burg, mein Erretter; mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils und mein Schutz!

4 Ich rufe an den HERRN, den Hochgelobten,

so werde ich vor meinen Feinden errettet.

5 Es umfingen mich des Todes Bande,

und die Fluten des Verderbens erschreckten mich.

6 Des Totenreichs Bande umfingen mich,

und des Todes Stricke überwältigten mich.

7 Als mir angst war, rief ich den HERRN an

und schrie zu meinem Gott. Da erhörte er meine Stimme von seinem Tempel, und mein Schreien kam vor ihn zu seinen Ohren.

17 Er streckte seine Hand aus von der Höhe und fasste mich

und zog mich aus großen Wassern.

20 Er führte mich hinaus ins Weite,

er riss mich heraus; denn er hatte Lust zu mir.

 

 

Lasst uns beten und uns Gott anvertrauen:
Ewiger Gott, auf den wir hoffen,
du begleitest uns Tag für Tag, gehst mit uns durch unsere Zeit.
Unsichtbar und oft auch unbemerkt.
Wir bemerken deine Begleitung nicht, wir bemerken nicht, dass du uns nahe sein willst.
Wir zweifeln an allem: An dir, Gott, an deinem Wirken, an der Auferstehung deines Sohnes.
So vieles ist uns erklärlich. So vieles können wir oft nicht glauben, weil wir es nicht fassen können. Weil es unbeweisbar ist. Weil wir es nicht glauben wollen.
Das trennt unsere Herzen von dir.
Und doch sehnen wir uns nach dir, Gott. Nach deiner Gegenwart, nach deinem Wirken in unserem Leben.

Gib du uns die Kraft, dass wir unser nicht-glauben-Können immer wieder überwinden
Lass uns nicht aufgeben, wenn wir zweifeln.
Lass unseren Glauben wachsen und schütze ihn, damit wir dich immer wieder fassen können.
Amen

 

Die Lesung für diesen Tag des Apostels Thomas steht bei Johannes im 20. Kapitel. Nach Ostern spielt diese Begebenheit, die Jünger haben sich aus Angst abgeschottet und wissen nicht recht, wie es weitergehen soll:


19 Es war schon spätabends an diesem ersten Wochentag nach dem Sabbat.

Die Jünger waren beieinander und hatten die Türen fest verschlossen.

Denn sie hatten Angst vor den jüdischen Behörden. Da kam Jesus zu ihnen.

Er trat in ihre Mitte und sagte: »Friede sei mit euch!«

20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.

Die Jünger waren voll Freude, weil sie den Herrn sahen.

21 Jesus sagte noch einmal: »Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat,

so beauftrage ich jetzt euch!« 22 Dann hauchte er sie an und sagte:

»Empfangt den Heiligen Geist! 23 Wem ihr seine Schuld vergebt, dem ist sie wirklich vergeben. Wem ihr sie aber nicht vergebt, dem ist sie nicht vergeben.«

24 Thomas, der auch Didymus genannt wird, gehörte zum Kreis der Zwölf.

Er war jedoch nicht dabei gewesen, als Jesus gekommen war.

25 Die anderen Jünger berichteten ihm: »Wir haben den Herrn gesehen!«

Er erwiderte: »Erst will ich selbst die Löcher von den Nägeln an seinen Händen sehen. Mit meinem Finger will ich sie fühlen. Und ich will meine Hand in die Wunde an seiner Seite legen. Sonst glaube ich nicht!«

26 Acht Tage später waren die Jünger wieder beieinander. Diesmal war Thomas mit dabei. Wieder waren die Türen verschlossen. Da kam Jesus noch einmal zu ihnen.

Er trat in ihre Mitte und sagte: »Friede sei mit euch!«

27 Dann sagte er zu Thomas: »Nimm deinen Finger und untersuche meine Hände.

Strecke deine Hand aus und lege sie in die Wunde an meiner Seite. Du sollst nicht länger ungläubig sein,sondern zum Glauben kommen!«

28 Thomas antwortete ihm: »Mein Herr und mein Gott!« 29 Da sagte Jesus zu ihm:

»Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Glückselig sind die, die mich nicht sehen

und trotzdem glauben

 

Wir bekennen unseren christlichen Glauben und sind somit verbunden mit den Christen vor Ort und auch weltweit:
Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Singen Sie EG 184     Wir glauben Gott im höchsten Thron

Oder hören Sie:

Ich glaube an den Vater https://www.youtube.com/watch?v=-wq12HC9C2s

 

Predigt
Dieser Thomas hier kommt mir nämlich sehr menschlich vor. Die Jünger werden in der Bibel ja gerne mal von Jesus gemaßregelt, oft verstehen sie Jesus nicht, oft zweifeln sie im Glauben. Manchmal sind sie auch unhöflich und unverständig. Das macht sie nicht unbedingt sympathisch, aber doch so wohlig menschlich. 

Das ist in diesem Text irgendwie anders: Jesus erscheint den völlig verängstigten Jüngern. Die hatten sich irgendwo eingeschlossen und schlotterten vor Angst, weil sie nicht wussten, was mit dieser jüdischen Sekte, der sie da angehörten, passieren wird. Ihr Anführer war kurz zuvor hingerichtet worden. Was drohte jetzt ihnen, den Jüngern? Verfolgung? Strafe? Tod?

Und nun erscheint ihnen Jesus und sofort glauben sie ihm. Keine Nachfrage, nix.
Nur einer hat diese Erscheinung verpasst: Thomas. Warum, weiß man nicht.
Die anderen Jünger erzählen ihm von der wundersamen Erscheinung.
Und Thomas glaubt ihnen nicht. Er will diese unfassbare Geschichte erst dann glauben, wenn er einen fassbaren Beweis hat. Einen anfassbaren.
Und eben das macht ihn so menschlich und sympathisch: Thomas glaubt nicht blind alles, was man ihm erzählt. Thomas traut sich, unbequeme Nachfragen zu stellen. Er will überzeugt werden.

Aber er bekommt den Beweis noch geliefert. Jesus erscheint in der darauf folgenden Woche erneut und fordert Thomas auf, den Beweis seiner Existenz anzunehmen.
Und da glaubt Thomas.

Dieser Jünger Thomas ist uns wegen dieser Geschichte als der ungläubige Thomas bekannt. Ich finde, das wird ihm nicht gerecht. Thomas ist nicht ungläubig. Er glaubt lieber das, was er sehen bzw. anfassen kann.

Das ist eine Tugend, die wir unseren Kindern beibringen wollen: Keinen unreflektierten Gehorsam, kein blindes Nachfolgen. Glaube nur das, was du siehst!  Das ist vorweggenommener Zeitgeist von heute.
Sicher, auch kritisch zu sehen, aber ein aufgeklärter Glaube, so wie Thomas ihn hier zeigt, ist in meinen Augen nicht verkehrt.

Mir ist Thomas Art sympathisch. Und nicht nur mir. Thomas hat eine große Wirkungsgeschichte. Zahlreiche Legenden ranken sich um ihn. So soll er Missionar in Indien gewesen sein. Dort wird er verehrt, es gibt sogar einen internationalen Wallfahrtsort, den Thomasberg. Es gibt ein eigenes Thomasevangelium, allerdings fand es nie Eingang in die Bibel. Die Menschen konnten sich zu allen Zeiten wohl gut mit Thomas identifizieren. Eben weil er nicht einfach nur blind glauben kann. Weil er menschlich bleibt, trotz aller Vollmachten. Weil er Fragen stellt. Weil er Beweise will.

Es gibt auch die sogenannten Thomasmessen. Das sind Gottesdienstformate für Kirchenferne und Kirchendistanzierte. Also durchaus auch für Menschen, die begründet glauben wollen und nicht einfach nur blind einer Sache anhängen.

Thomas ist der Schutzheilige der Zimmerleute und diverser Handwerker, weil er der Legende nach Gebäude in Indien gebaut hat und: er ist der Schutzheilige der Theologen. Also derjenigen, die nicht blind glauben, sondern nach Hintergründen suchen, manchmal auch nach Beweisen, auf jeden Fall wollen Theologen begründet glauben. Und setzen sich dabei auch der Gefahr aus, ihren Glauben in Zweifel zu ziehen, zu ändern.

Nichtsdestotrotz ist es –  vor allem heutzutage – sicher ein schönes Ideal, wenn man einfach glauben kann. Auch Unfassbares. So wie einen auferstandenen Jesus, der plötzlich erscheint. Aber die meisten Menschen können es nicht.
Gerade mit der Osterbotschaft ist es nicht so leicht. Das ist einfach unfassbar. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Nur bekommen wir nicht die gleiche Chance wie Thomas, Jesus fragen zu können, was passiert ist; ihn anfassen zu können, um begründet glauben zu können.

Aber am Ende heißt es: Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!
Auch Thomas ist ein Jünger Jesu. Auch Thomas erlangt die gleichen Vollmachten wie die anderen Jünger. Auch er soll die Botschaft von Jesus weitertragen. Auch Thomas gehört dazu. Zu den Jüngern. Zu den Christen. Denn Thomas glaubt. Das ist das wichtige, denke ich. Glauben.
Wer es kann, der möge das blind tun. Aber wer das nicht kann, wer neugierig fragt, wer nicht sofort alles glaubt, wer begründet glauben will, der kann genauso zu Jesus gehören.

Kinder zum Beispiel können glauben ohne vorher eine Begründung gesehen zu haben. Das ist eine große Gabe. Manche Menschen haben einen so tiefen Glauben, dass ihnen das auch später noch gelingt.
Aber ich habe den Verdacht, dass diese Leute auch schneller falsche Wahrheiten glauben. Dass sie schneller falschen Lehren anhängen.

Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!

Das ist unsere einzige Möglichkeit. Wir können Jesus nicht mehr be-greifen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu glauben, ohne sehen zu können. Aber das ist verdammt schwierig!
Ich glaube auch nicht, dass Jesus es verbieten will, nicht mehr selber zu denken. Es ist toll, wenn man sich in seinen Glauben fallen lassen kann.
Aber in den Zeiten, in denen man es nicht kann, tut es gut zu wissen, dass wir trotzdem zu Jesus gehören. So wie Thomas. In den Zeiten, in denen wir Beweise wollen, uns wünschen, glauben zu können. Und in denen wir doch weitermachen mit dem Glauben.
Diese Glaubensdurstrecken zu überwinden, das ist eine immer wiederkehrende Aufgabe für uns.
Wir dürfen nachfragen, wir dürfen Begründungen haben wollen, so wie Thomas.
Aber wir müssen manchmal tatsächlich einfach glauben. Auch Unfassbares. Aber etwas Neugierde und Nachfragen schadet nicht. Man kommt zu völlig neuen Erkenntnissen. Manchmal auch zu völlig neuen Glaubenstiefen. Zu neuen Einsichten.

Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!

Amen

 

EG 365      Von Gott will ich nicht lassen
https://www.youtube.com/watch?v=6AIzKJvtNv8

 

In den Fürbitten bringen wir vor Gott, was uns auf der Seele lastet: Das Schwere, das Ungesagte und auch die Bitten für uns und für andere.

 

Wir beten:
Guter Gott,

du umgibst uns ganz und gar. Zu dir dürfen wir kommen, so wie wir sind.
Höre du auf unsere Bitten:

Wir bitten dich für alle, die nicht an dich glauben, sondern immer wieder zweifeln.
Wir bitten dich für alle, die sich danach sehnen, dich zu spüren und zu entdecken.
Wir bitten dich für alle, die dich verloren haben.
Wir bitten dich auch für unsere Gemeinde vor Ort, die dich immer wieder sucht und entdeckt.

Du bist ewig und stehst uns bei. Wir vertrauen darauf, dass du uns immer hörst und verstehst, noch bevor wir dir unser Herz ausschütten.
Dafür danken wir dir durch Christus unseren Herrn
Amen

Vater unser
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung;
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft,
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Singen Sie EG 171 Bewahre uns Gott
oder Hören Sie:

Als Segenslied hören wir ein Chorwerk des zeitgenössischen Komponisten für Kirchenmusik John Rutter. Er hat den klassischen Aaronitischen Segen auf englisch vertont.
The Lord bless you and keep you:
The Lord make His face to shine upon you,
and be gracious, and be gracious unto you

The Lord lift up the light
Of His countenance upon you,
And give you peace,

Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. 4.Mose 6, 24-26

The Lord bless you and keep you (John Rutter)

Gehet hin in diesen Sonntag und in die kommende Zeit mit dem Segen Gottes:
Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

Nachspiel Edward Grieg aus der Holberg Suite (Präludium)

Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrerin Annika Hilker
© Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

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