Zur nächsten „Kirche mit Kindern“ lädt die Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde am Sonntag, dem 19. März, sehr herzlich ein. Der Gottesdienst für kleine und große Menschen findet um 10 Uhr im Gemeindehaus der Gnadenkirche in Ascheberg und um 11.30 Uhr in der Martinskirche in Drensteinfurt statt. Das Thema dieses Gottesdienstes in der Passionszeit lautet: „Damit mein Herz leicht wird!“

Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie ganz herzlich zu diesem Gottesdienst, den Pfarrer i.R. W.Voß für Sie heute erarbeitet hat. Vielen Dank dafür!

Auch heute möchte ich die Abkündigungen voranstellen: Im Moment steigen die Corona-Zahlen wieder leicht an. Deshalb bleiben wir dabei, dass unsere Präsenzgottesdienste OpenAir gefeiert werden, auch wenn das Wetter nass und stürmisch ist.
Ich hoffe, dass sich das bald beruhigt.

Falls jemand zu Hause leichte Garten-Klappstühle übrighat, die er / sie nicht mehr braucht, dann würden wir uns darüber freuen.
Wenn Sie sie nicht selbst vorbeibringen können / möchten, dann melden Sie sich einfach im Gemeindebüro, dann sorgen wir für den Transport.

Wir gehen auf das Osterfest zu. Für die Karwoche und das Osterfest habe ich Ihnen eine „Ostertüte“ zusammengestellt. In Ihr finden Sie verschiedene Texte, Geschichten, eine Osterkerze und einen Lesegottesdienst für Ostersonntag.
Es gibt unterschiedliche Tüten für Erwachsene und Familien mit Kindergarten und/oder Grundschulkindern.
Für Jugendliche gibt es einen eigenen Osterbrief.

Sie können diese Tüten ab 19.03.2021 zu den üblichen Gemeinebüro-Öffnungszeiten abholen bzw. abholen lassen. Weitere Abholzeiten folgen im nächsten Lesegottesdienst.

Neben den Sonntagsgottesdiensten finden auch am Karfreitag Gottesdienste statt:
10.00 Uhr Gnadenkirche
15.00 Uhr Martinskirche (Achtung! Der Gottesdienst findet am Nachmittag statt, weil er in diesem Jahr statt der gesungenen Johannespassion stattfindet)

Nun wünsche Ich Ihnen einen gesegneten Gottesdienst.

Ihre Pfarrerin Angelika Ludwig


Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.

Joh 12, 24

Im Namen Gottes,
des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen!
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.

Lied: EG 447, 1-3 – Lobet den Herren alle, die ihn ehren

  1. Lobet den Herren alle, die ihn ehren; lasst uns mit Freuden seinem Namen singen und Preis und Dank zu seinem Altar bringen. Lobet den Herren!
  2. Der unser Leben, das er uns gegeben, in dieser Nacht so väterlich bedecket
    und aus dem Schlaf uns fröhlich auferwecket: Lobet den Herren!
  3. Dass unsre Sinnen wir noch brauchen können und Händ und Füße, Zung und Lippen regen, das haben wir zu danken seinem Segen. Lobet den Herren!


Psalm 84, 6-13            EG 735.2

Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten
und von Herzen dir nachwandeln!
Wenn sie durchs dürre Tal ziehen, wird es ihnen zum Quellgrund,
und Frühregen hüllt es in Segen.
Sie gehen von einer Kraft zur andern
und schauen den wahren Gott in Zion.
Herr, Gott Zebaoth, höre mein Gebet;
vernimm es, Gott Jakobs!
Gott, unser Schild, schaue doch;
sieh doch an das Antlitz deines Gesalbten!
Denn ein Tag in deinen Vorhöfen
ist besser als sonst tausend.
Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause
als wohnen in der Gottlosen Hütten.

Denn Gott der Herr ist Sonne und Schild; der Herr gibt Gnade und Ehre.
Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.
Herr Zebaoth, wohl dem Menschen,
der sich auf dich verlässt!  Kommt, lasst uns anbeten….

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Kyriegebet

Gott, miteinander feiern wir Gottesdienst, diese Zeit gehört dir – du schenkst sie uns.
Hinter uns liegt eine Woche, wie seit langem bestimmt vom CoronaVirus.
Wir haben unsere Zeit gefüllt mit dem, was wir für wichtig hielten. Haben sie verschwendet mit dem, was nicht wichtig war.
Miteinander feiern wir Gottesdienst. Diese Zeit gehört dir. Lass sie uns zum Segen werden.
Erbarme dich unser.

Herr, erbarme dich.
Christus, erbarme dich.
Herr, erbarme dich über uns.


Gnadenzusage

Jetzt können wir aufatmen – Jesus Christus verspricht: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ Unter seiner Gegenwart feiern wir Gottes Liebe.


Kollektengebet

Freuen sollen sich in dir, Gott, alle, die dir angehören. Sättige uns mit dem Brot des Lebens, dass wir aus der Kraft deines Sohnes leben und einander in Liebe begegnen. Durch ihn, unsern Herrn Jesus Christus, der mit dir und den Heiligen Geist lebt und regiert von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen


Evangelium 
Johannes 12, 20-24

20 Es waren aber einige Griechen unter denen, die heraufgekommen waren, um anzubeten auf dem Fest.
21 Die traten zu Philippus, der von Betsaida aus Galiläa war, und baten ihn und sprachen: Herr, wir wollten Jesus gerne sehen.
22 Philippus kommt und sagt es Andreas, und Philippus und Andreas sagen’s Jesus weiter.
23 Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Zeit ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde.
24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.
Amen!


Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,
und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Lied 396, 1-4 – Jesu, meine Freude

  1. Jesu, meine Freude, meines Herzens Weide, Jesu, meine Zier:
    Ach, wie lang, ach lange ist dem Herzen bange und verlangt nach dir!
    Gottes Lamm, mein Bräutigam, außer dir soll mir auf Erden nichts sonst liebers werden.
  2. Unter deinem Schirmen bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei.
    Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern, mir steht Jesus bei.
    Ob es jetzt gleich kracht und blitzt, ob gleich Sünd und Hölle schrecken, Jesus will mich decken.
  3. Trotz dem alten Drachen, Trotz dem Todesrachen, Trotz der Furcht dazu!
    Tobe, Welt, und springe; ich steh hier und singe in gar sichrer Ruh.
    Gottes Macht hält mich in Acht, Erd und Abgrund muss verstummen, ob sie noch so brummen.
  4. Weg mit allen Schätzen; du bist mein Ergötzen, Jesu, meine Lust.
    Weg, ihr eitlen Ehren, ich mag euch nicht hören, bleibt mir unbewusst!
    Elend, Not, Kreuz, Schmach und Tod soll mich, ob ich viel muss leiden, nicht von Jesus scheiden.


Predigt
Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater und unserm Herrn Jesus Christus. Amen

Liebe Gemeinde,

Ein Weizenkorn, nur ein winziges Korn, klein, hart eher unscheinbar; farblich auch nicht gerade berückend – und doch hat es das Zeug zum Wunderding, denn recht betrachtet ist darin das ganze Wunder des Lebens  verborgen – ein Freudenquell.

Ein Weizenkorn – Jesus nahm es in die Hand. Demonstrierte daran zum einen die Großartigkeit der Schöpfung Gottes. Zum andern aber auch, wie weit die Liebe dessen geht, dem du und ich das Leben verdanken.

Ein Weizenkorn, Weizen, wie er im Frühjahr gesät wird. Im Boden wird das Korn keimen, die Erdkruste durchbrechen, einen Halm treiben. Der wird heranwachsen, eine Ähre bilden und nach der Blüte wird sich in der Ähre jedes Korn vervielfachen.

24 Amen*, ich versichere euch: Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Aber wenn es stirbt, bringt es viel Frucht.

… so Jesus im Evangelienbericht des Johannes – wir hörten es im Evangelium und ja auch zu Beginn des Gottesdienstes heute.

Das Saatkorn in der Erde löst sich indessen auf, verschwindet durch Verwandlung. Es hat seinen Zweck erfüllt, viele Körner hervorgebracht, aus denen dann, zu Mehl gemahlen Brot wird. Brot des Lebens.

Einem einzelnen Korn in der Hand sieht man’s nicht an. Und doch ist es so – wir wissen es von Kindheit an. In diesem ist das Leben vorborgen, auch meins und deins.

Grund genug, etwas intensiver darüber nachzudenken.

20 Unter denen, die zum Fest nach Jerusalem gekommen waren, um Gott anzubeten, befanden sich auch einige Nichtjuden.

(Wörtlich Griechen (Luther); damit sind Menschen aus nichtjüdischen Völkern gemeint, die den einen Gott Israels verehrten und sich untereinander auf Griechisch verständigten.)

21 Sie gingen zu Philippus, der aus Betsaida in Galiläa* stammte, und sagten zu ihm: »Herr, wir möchten gerne Jesus kennenlernen.«

22 Philippus sagte es Andreas, und die beiden gingen zu Jesus.

23 Er antwortete ihnen: »Die Stunde ist gekommen! Jetzt wird die Herrlichkeit des Menschensohns* sichtbar werden.

„Wir möchten gerne Jesus kennenlernen!“ Fremde Menschen sagen das. Gojim., Heiden, Unreine, wie manche Fromme es zu sagen pflegten. Die Fremden wollten nun Jesus nicht einfach nur sehen, sondern kennen lernen hieß für sie: sie wollten den Sohn Gottes, sie wollten Gott selbst begegnen.

„Ja, kommt ruhiger näher, schaut mich genau an. Ich bin es, der Sohn Gottes.“ So haben sie sich die Begegnung mit Jesus vielleicht vorgestellt.

Aber es war dann doch ganz anders. „Amen (oder mit Luther: Wahrlich) ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht ..“ Johannes wusste, dass Jesus mit solchen Worten auf seinen Weg zum Kreuz hinwies. Im Wort vom Weizenkorn wird die Verherrlichung des Gottessohnes am Kreuz offenbart.

Ich weiß nicht, ob die Fremden das verstanden haben. Ich weiß auch nicht, was die dabeistehenden Jünger sich gedacht haben mögen. Ich weiß nur: Manchmal fällt es auch mir schwer, Jesus zu begreifen. Vor allem das mit der Verherrlichung im Leiden.

Eine junge Frau sagte einmal: Ich möchte Gott ja finden, aber ich sehe ihn nicht. Manchmal meine ich, er ist da. Aber so vieles ist verwirrend, mach irre. Ich sehe Not und Elend in der Welt. Und Jesus hat ja auch unendlich gelitten. Und dahinter soll ich Gott erkennen!?!?“

Dass Jesus gelitten hat, darüber denken wir ja in besonderer Weise in der Passions- der Leidenszeit nach. Und es könnte uns ja auch still und nachdenklich machen, wenn wir die Passionsgeschichte lesen oder hören.

24 Amen*, ich versichere euch: Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Aber wenn es stirbt, bringt es viel Frucht.

Jesus vergleicht sich mit dem ersterbenden Weizenkorn. Verstehe ich. Frucht allerdings, die aus dem Leiden erwächst. Fragezeichen!

Menschen werden missachtet, sind verzweifelt, hungern, werden gequält, sterben. Jesus hat das erlebt, am eigenen Leibe.

Dem, der nicht weiß, woher er die Kraft nehmen soll für den nächsten Tag sagt Jesus; „Auch ich war mutlos und verzweifelt. Ich habe gebetet: Vater, lass diesen Kelch an mir vorübergehen.“

Dem, der einsam ist mitten in der geschwätzigen Umwelt: „Sie haben geschlafen, als ich zu Tode betrübt war. Dann sind sie einfach weggerannt.“

Dem, der vor lauter Sorgen nicht zum Leben kommt: „Sorge dich nicht, denn der morgige Tag wird für sich selber sorgen.“

Dem, der an der Schwelle des Todes steht: „Ich versichere euch: Das Weizenkorn muss in die Erde fallen und sterben, sonst bleibt es allein. Aber wenn es stirbt, bringt es viel Frucht.

Wo wir Gott nicht mehr sehen können hinter all dem Dunkel, da ist er ganz nahe. Nichts kann uns aus seiner Hand reißen.

Also: Alles gut. Doch dann sagt Jesus ja auch noch: „ Wer sein Leben liebt, wird es verlieren. Wer aber sein Leben in dieser Welt geringachtet, wird es für das ewige Leben bewahren.

Wer mir dienen will, muss mir auf meinem Weg folgen, und wo ich bin, werden dann auch die sein, die mir gedient haben. Sie alle werden von meinem Vater geehrt werden.“

Will er, will Gott also, dass auch wir leiden wie Jesus?

Manchmal gibt es so etwas, wie eine Sehnsucht nach dem Leid. Bisweilen heißt es sogar, das sei besonders christlich.

Nein!, Gott gefällt es nicht, dass Menschen in Not sind. Im Gegenteil. Bei Jesus finde ich einen heiligen Zorn gegen Elend, Krankheit und Hass. Gegen alles eben, was Leben zerstört. Es gibt schon genug Dunkel in der Welt. Ich muss es nicht auch noch suchen. Und dazu fordert uns Jesus auch gar nicht auf. Er macht allerdings Mut, auch solche Seiten des Lebens wahr zu nehmen und an ihnen zu wachsen.

Manchmal liegt ein Korn lange in der Erde, ehe es zu keimen beginnt. Noch länger dauert es, bis man den Trieb sehen kann. Es nützt indes überhaupt nicht, ungeduldig zu buddeln und nachzuschauen. Und auch der junge Halm wächst nicht schnelle, wenn ich dran ziehe. Irgendwann wird sich das Wunder des Lebens ganz allein vor meinen Augen auftun.

Die Fremden, denen Jesus das Wort vom Weizenkorn zusprach, haben auch nicht gleich begriffen, wer dieser Jesus war. Er forderte sie auf, ihm auf seinen Wegen zu folgen, mit ihm zu gehen.

Gott hat Zeit und er geht manchmal andere Wege, als wir es uns vorstellen.

Wenn der Keim des Korns ans Licht dringt, sieht der Laie ihm noch nicht unbedingt an, was draus wird. Aber wenn die Zeit gekommen ist, wächst der Halm und trägt Frucht.

Lätare heißt dieser Sonntag. Verdolmetscht, würde Luther sagen, Freue dich! Mit dem Sonntag Laetare ist die Mitte der Fastenzeit überschritten und er hat deshalb einen fröhlicheren, tröstlichen Charakter, da das Osterfest näher rückt.

In diesem Sinne: Amen

Lied 98, 1-3 – Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt

  1. Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt, Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt –
    Liebe lebt auf, die längst erstorben schien: Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.
  2. Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab, wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.
    Jesus ist tot. Wie sollte er noch fliehn? Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.
  3. Im Gestein verloren Gottes Samenkorn, unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn –
    hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien: Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.


Lied 391, 1.2 – Jesu, geh voran

  1. Jesu, geh voran auf der Lebensbahn! Und wir wollen nicht verweilen,
    dir getreulich nachzueilen; führ uns an der Hand bis ins Vaterland.
  2. Soll’s uns hart ergehn, lass uns feste stehn und auch in den schwersten Tagen
    niemals über Lasten klagen; denn durch Trübsal hier geht der Weg zu dir.


Fürbitten

Mögen wir, die wir seit einem Jahr mit Corona leben müssen und
denen bloß Unannehmlichkeiten entstehen,
uns an die erinnern,
deren Leben auf dem Spiel steht.
Mögen wir, die wir keine Risikofaktoren haben,
uns an die erinnern, die am meisten gefährdet sind.

Mögen wir,
die den Luxus haben,
von zu Hause aus arbeiten zu können,
uns an die erinnern, die vor der Wahl stehen,
ihre Gesundheit zu schützen oder ihre Miete zu bezahlen.

Mögen wir,
die wir unsere Kinder betreuen können,
wenn deren Schulen geschlossen werden,
uns an die erinnern,
die keine solche Wahl haben.

Mögen wir,
die unsere Reisen absagen mussten,
uns an die erinnern,
die keinen sicheren Zufluchtsort haben.

Mögen wir,
die wir unser „Spielgeld“ in den Turbulenzen des Finanzmarktes verlieren,
uns an die erinnern, die keinen Spielraum haben.

Mögen wir,
die in Quarantäne zu Hause bleiben müssen,
uns an die erinnern, die kein Zuhause haben.

Während Furcht unser Land erfasst,
lasst uns die Liebe wählen.

Während dieser Zeit,
in der wir uns nicht physisch umarmen können,
lasst uns Wege finden,
um unseren Nachbarn Gottes liebevolle Umarmung zu sein.

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Lied 347, 1+4 – Ach bleib mit deiner Gnade

  1. Ach bleib mit deiner Gnade bei uns, Herr Jesu Christ,
    dass uns hinfort nicht schade des bösen Feindes List.

     4. Ach bleib mit deinem Segen bei uns, du reicher Herr;
         dein Gnad und alls Vermögen in uns reichlich vermehr.


Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrer i.R. W. Voß
© 2021 Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

Einstimmung

Okuli: Meine Augen. Der Name des Sonntags leitet sich ab von dem Psalmvers: „Meine Augen sehen stets auf den Herrn.“ (Psalm 25,15) In der Mitte der Passionszeit erinnert dieser Satz daran, den Blick zu heben, ihn auf Gott zu richten und darauf zu vertrauen, dass er uns nahe ist und immer wieder berührt, weil der Weg, den wir gehen, mühsam ist und beschwerlich, wenn wir ihm, Gott, zu folgen versuchen.

Lied: EG 455 Morgenlicht leuchtet

oder

Wochenspruch

Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück,
der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

(Lukas 9,62)

Votum

Der Herr sei mit euch
            und mit deinem Geist.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen!
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.

 

Wochenpsalm

Die Augen des Herrn merken auf die Gerechten
und seine Ohren auf ihr Schreien.
Das Antlitz des Herrn steht wieder alle, die Böses tun,
dass er ihren Namen ausrotte von der Erde.
Wenn die Gerechten schreien, so hört der Herr
und errettet sie aus all ihrer Not.
Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind,
und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.
Der Gerechte muss viel leiden,
aber aus alledem hilft ihm der Herr.
Er bewahrt ihm alle seine Gebeine,
dass nicht eines von ihnen zerbrochen wird.
Den Frevler wird das Unglück töten,
und die den Gerechten hassen, fallen in Schuld.
Der Herr erlöst das Leben seiner Knechte,
und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld.

(Psalm 34,16-23)

Wir wollen Gott loben, indem wir sprechen:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und alle Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

 

Sündenbekenntnis

Lasst uns vor Gott treten und daran denken, was uns bedrückt und belastet und wofür wir Verantwortung tragen:
Gott,
wir kommen zu Dir mit all unserer Müdigkeit und Erschöpfung.
Müde macht der Zustand dieser Welt,
Müde macht uns unsere Schuld.

Wir bitten Dich:
Richte uns auf,
dass wir trotz allem Eintreten für deine Welt,
deine Geschöpfe,
für unsere Schwestern und Brüder.
Erbarme dich unser!

Wir rufen zu Dir:
Kyrie eleison                       Herr, erbarme dich
Christe eleison                    Christe, erbarme dich
Kyrie eleison                       Herr, erbarme dich über uns

 

Gnadenspruch

Jesus Christus sagt: Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.                                                                                Matthäus 11,28

Gebet zum Tage

Lasst uns beten:
Guter Gott,
du siehst uns an,
du siehst, was uns gelingt,
du siehst, wo wir scheitern.
Wir bitten dich,
öffne uns Augen, Ohren und Herzen für deine oft alltägliche Nähe,
in einer Berührung, in einem aufbauenden Wort.
Im Vertrauen auf deinen Sohn Jesus Christus,
unserem Bruder
Amen.

 

Evangeliumslesung

Wir schwer es ist, dem Weg zu folgen, den Christus gegangen ist, selbst für die, die guten Willes sind, erzählt der folgende Text:

Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege. Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Er aber sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes! Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

(Lukas 9,57-62)

Apostolisches Glaubensbekenntnis

Wir bekennen unseren christlichen Glauben und sind somit verbunden mit den Christen vor Ort und auch weltweit:

Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Lied: EG 391 Jesu geh voran

 

Predigt zu 1. Könige 19,1-12

„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“ (1. Kor. 1,3)

1.

Es ist genug! Es reicht! In den letzten Wochen kann man diese Sätze immer wieder hören und lesen. Eine lange, für manche zu lange Strecke liegt hinter uns: viele Wochen im sogenannten „Lockdown“. Nun ist dieser noch einmal um mehrere Wochen verlängert worden, wenn auch mit einigen Lockerungen. So denken und sagen manche: Mir reicht’s. Es ist genug.

Es ist genug… Diese drei Worte soll, so erzählt der Predigttext, Elia, der Prophet, gesagt haben. Elia, der erste namentlich bekannte Prophet im alten Israel, der vor fast 3000 Jahren mit unbedingter Konsequenz für den Glauben an den einen Gott eingetreten ist. Viel liegt hinter ihm. Die Geschichte erzählt von der Müdigkeit des Elia. Und sie erzählt davon, wie Gott Elia in seiner Müdigkeit berührt. Elia geht weiter und gewinnt neue Perspektiven.

  1. Textlesung

„Und Ahab sagte Isebel alles, was Elia getan hatte und wie er alle Propheten Baals mit dem Schwert umgebracht hatte. Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: Die Götter sollen mir dies und das tun, wenn ich nicht morgen um diese Zeit dir tue, wie du diesen getan hast! Da fürchtete er sich, machte sich auf und lief um sein Leben und kam nach Beerscheba in Juda und ließ seinen Diener dort. Er aber ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und kam und setzte sich unter einen Wacholder und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.

Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen. Und der Engel des HERRN kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb.

Und er kam dort in eine Höhle und blieb dort über Nacht. Und siehe, das Wort des HERRN kam zu ihm: Was machst du hier, Elia? Er sprach: Ich habe geeifert für den HERRN, den Gott Zebaoth; denn Israel hat deinen Bund verlassen und deine Altäre zerbrochen und deine Propheten mit dem Schwert getötet und ich bin allein übrig geblieben, und sie trachten danach, dass sie mir mein Leben nehmen. Der Herr sprach: Geh heraus und tritt hin auf den Berg vor den HERRN! Und siehe, der HERR wird vorübergehen. Und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem HERRN her; der HERR aber war nicht im Winde. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber der HERR war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der HERR war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen. Als das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel und ging hinaus und trat in den Eingang der Höhle.“

(1. Könige 19,1-13)

  1.  

Elia – sein Name ist Programm: Jahwe ist Gott. Damit soll gesagt sein: Es gibt keinen anderen Gott! Es soll keine anderen Götter geben neben dem einen Gott Israels. Mit Feuereifer – im wahren Sinne des Wortes – kämpft Elia für die Verehrung seines Gottes, dem Gott des Volkes Israel: Jahwe.

Elia kämpft und er gerät in Konflikt mit der politischen Führung, dem König Ahab und dessen Frau Isebel. Ahab scheint mit seiner Politik einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen, der kanaanäischen Bevölkerung und den Angehörigen des Volkes Israel, gesucht zu haben. So gab es neben der Verehrung Jahwes auch Heiligtümer für den „Baal“. Politik war damals – wie auch heute – auf Kompromisse angelegt und angewiesen, auf Ausgleich von Interessen und von Macht. Das vertrug sich offenbar nicht mit der kompromisslosen Haltung des Elia, dieses Experten in religiösen Fragen.

Nicht immer verlaufen Konflikte zwischen Politikerinnen, Politikern und Expertinnen, Experten in solcher Schärfe wie in diesem Fall. Elia wurde mit dem Leben bedroht. Er flieht. Fast 200 Kilometer in den Süden bis zu dem Ort Beerscheba am Rande der Wüste Sinai. Wenn er zu Fuß geflohen sein sollte, dann dürfte seine Flucht ein bis zwei Wochen gedauert haben. Ein langer Weg…

Von Beerscheba geht Elia allein weiter in die Wüste, müde vom Kampf, müde, davon, wie diese Welt ist, müde vor Enttäuschung und Angst. „Es ist genug.“, mit diesen Worten lässt er sich unter einen Wacholder sinken. Elia bittet: „So nimm nun, HERR, meine Seele.“ Diese Geschichte erzählt von Elias Welt- und Lebensmüdigkeit.

Manchmal ist es notwendig, mit einem Seufzer, mit den Worten „Es ist genug!“, niederzusinken, in einen Sessel oder auf ein Sofa. Das Leben kann müde machen. Und es kann Not tun, sich dieses einzugestehen. Müde können wir sein angesichts der Wochen des Lockdowns. Müde angesichts des Hin und Her von Schließung und Öffnung. Müde angesichts immer wieder veränderter und manchmal unklarer Vorgaben.

4.

Müde werde ich, wenn ich sehe, was auf dieser Welt geschieht. Müde werde ich angesichts dessen, was ich in der Zeitung lese, in den Nachrichten höre oder im Fernsehen sehe.

„Ich fühle mich hoffnungslos.“, sagt eine Birmanesin, Mitarbeiterin der ARD, angesichts der Gewalt des Militärs gegen Demonstranten. Es ist genug des Leides, der Gewalt, des Hungers in dieser Welt. Es ist genug an Unrecht, das Menschen zugefügt wird. Es reicht, dass Menschen unter unwürdigen, gesundheitsgefährdenden, lebensbedrohlichen Bedingungen arbeiten, nicht nur weit weg in anderen Ländern, sondern hier, mitten unter uns, in der Nachbarschaft.

Manchmal sinke ich nieder mit den Worten und Gedanken: Es ist genug. Es reicht.

Es gibt nicht nur diese eine Seite, die sich gegen das richtet, was in dieser Welt nicht richtig ist. Es gibt noch eine andere Seite, eine nicht weniger schmerzhafte. Elia spricht sie aus: „Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.“  Ich bin nicht besser als meine Väter. Was für ein niederschmetternder Gedanke. Ich wollte es doch besser machen als meine Vorfahren, als meine Eltern. Und was ist von diesem Vorhaben geblieben? Wo sind meine Ideale, meine Wünsche, meine Hoffnungen geblieben?

Ich schaue verzweifelt auf die Veränderungen in unserer Umwelt. Ich bin groß geworden mit den Erkenntnissen des Club of Rome über die „Grenzen des Wachstums“ (1972). Ich bin hineingewachsen in die Auseinandersetzungen um die Atomkraft. Ich lebe mit dem Bewusstsein, dass wir etwas tun müssen für den Schutz unserer Mitwelt, um unserer selbst und um der Schöpfung willen. Doch mit Elia erkenne ich verzweifelt: „Ich bin nicht besser als meine Väter.“ Ich mache es nicht besser, im Gegenteil, manches ist schlimmer und ich trage daran meinen Teil der Verantwortung. Mit Paulus könnte ich sagen: „Das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.“ (Römer 7,19)

Die Angst vor dem, was mich, was uns bedroht, ist das eine, das müde macht. So wie Elia zu Tode erschrocken ist und flieht vor König und Königin. Das andere ist die Erkenntnis in die eigenen Fehler, das eigene Ungenügen. Mag sein, dies wiegt noch schwerer. So sinkt Elia unter den Wacholder und möchte dort liegen bleiben. Elia, der Perfektionist in Glaubensfragen, sagt von sich: ich bin nicht besser als meine Väter. Der Weg, den ich bisher mit kompromissloser Härte gegangen bin, hat mich in die Wüste, in eine Sackgasse geführt. Elia braucht eine neue Perspektive.

5.

In diesem Augenblick, so erzählt die Geschichte, ist da ein Engel. Er berührt ihn, „rührte ihn an“, wie es heißt. Und spricht: „Steh auf!“ Elia kann sich nicht selbst aus seiner Enttäuschung und Erschöpfung, aus seiner Müdigkeit befreien. Es braucht, er braucht eine Berührung von jemand anderem. Und ein aufbauendes Wort. Die Kraft kehrt nicht gleich zurück. Es braucht Zeit, solche Welt- und Lebensmüdigkeit hinter sich zu lassen. Wie die Geschichte erzählt: „Und als er (Elia) gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen. Und der Engel des HERRN kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss!“ Immerhin, Elia gelang es schon im zweiten Anlauf, wieder auf die Beine zu kommen und sich wieder auf den Weg zu machen. Doch damit hat er noch keine neue Perspektive. Er hat nur die Kraft, sich auf den Weg zu machen. Er ist damit noch lange nicht am Ziel. Oder wie der Engel sagt: „Du hast einen weiten Weg vor dir.“

Elia muss tiefer und tiefer in die Wüste hinein, um Gott zu begegnen, am Berg Horeb. Vierzig Tage und Nächte wird seine Reise dauern. Diese biblische Zahl, die auch in den vierzig Tagen der Passionszeit wiederkehrt.  

6.

Es braucht jemanden, der mich berührt und der mit mir spricht, um wieder zu Kräften zu kommen. Mitten in meiner Müdigkeit haben mich Worte von jemandem erreicht, der von sich sagt: „Ich weiß nicht, ob ich an einen Gott glaube – und Fromme werden mir diesen Satz nicht verzeihen, aber ich kann in dieser Sache nicht lügen – das ist schon sehr eigenartig, dass ich es in dieser Sache nicht kann, und vielleicht ist das schon ein Teil eines Gottesbeweises – aber ich kann wirklich beim besten Willen nicht wissen, ob ich an ihn glaube.“ Das schreibt der Schweizer Autor Peter Bichsel in einem Text mit dem Titel: „Der Herr ist mein Trotz!“[1] 

Hier beschreibt einer die Unsicherheit, über seinen Glauben zu sprechen. Er schreibt in tastenden Versuchen – mag sein, das weckt den Widerstand der einen oder anderen Frommen. Vielleicht auch von denen, die nicht erwartet haben, dass einer wie Peter Bichsel überhaupt von so etwas wie dem Glauben- oder Nichtglaubenkönnen spricht und schreibt. Denn sein Text ist beides: geschriebenes Wort und als Predigt gesprochenes Wort.

In einer Welt, zumindest in unserem Teil der Welt, in der das Reden über den eigenen Glauben fast verstummt ist, berühren mich solche Worte. Oder anders gesagt: Sie rühren mich an.

Peter Bichsel schreibt bzw. sagt weiter (in: Über Gott und die Welt, S. 13): „Trotzdem, trotzdem – ich brauche ihn […] ich brauche ihn, damit das alles, was ist, nicht sinnlos ist – und damit das alles, was ist, nicht alles ist. ‚Der Herr ist mein Trotzdem!‘ Und wenn einer kommt, der schlüssig und endgültig beweist, dass es ihn nicht gibt – ich brauche ihn trotzdem.

Ich brauche ihn nicht, um zu überleben. Ich brauche ihn nur, um leben zu können. […] Ich brauche ihn, damit es sinnvoll ist, dass diese Welt mich überlebt. Und sie wird uns nur überleben, wenn uns der Trotz gelingt, wenn uns der Widerstand gelingt.“

Solche Worte sind mir geistige Nahrung, sie stärken mich, um weiter zu gehen, nicht sitzen oder liegen zu bleiben. „Der Herr ist mein Trotzdem.“ Er ist der Widerstand gegen eine Welt, die müde macht. Hier klingt etwas an von dem Widerstand eines Elia, aber auf mich berührende, feinsinnige, persönliche Weise.

7.

Ein Engel rührt Elia an. Und er spricht zu ihm. Es sind Engel, die uns anrühren, für uns die richtigen Worte finden und uns weitergehen lassen.

Es ist dann ein weiter Weg, bis Elia das Neue erkennen kann, bis er eine neue Perspektive gewinnt. Wie radikal anders diese Perspektive ist, erzählt das Ende der Geschichte. Gott begegnet Elia schließlich in einem stillen, sanften Sausen, wie Luther es übersetzt. Nicht im Sturm, nicht im Erdbeben, nicht im Feuer, nein, in jenem stillen, sanften Sausen. Oder wie andere übersetzt haben: in einer Stimme verschwebenden Schweigens.

Dieses stille sanfte Sausen ist ein Gegenbild zu der kompromisslosen Härte, mit der Elia bis dahin für den Glauben an Gott gekämpft hat. Sie hat ihn in eine Sackgasse geführt. Gott will berühren, nicht überrumpeln oder überwältigen.

Am Ende dieser Geschichte von Elia erkenne ich Gott, wie er sich später in einem anderen, in Jesus von Nazareth, zeigen wird. Und ich höre dessen Worte: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“ (Matthäus 11,28-30) Darauf will ich meine Augen richten.

Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

(Philipper 4,7)

 

Lied: EG 395 Vertraut den neuen Wegen

 

Fürbittengebet

Lasst uns beten:
Guter Gott,

dein Sohn Jesus Christus spricht: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ (Mt 11,28) Im Vertrauen darauf kommen wir zu dir mit allem, was wir für andere, für uns, für diese Welt erbitten.

Wir bitten für alle, die müde und mutlos geworden sind. Lass ihnen Menschen begegnen, die sie berühren, die sie aufrichten und sagen: Steh auf.

Wir bitten für die, die einen Menschen verloren haben. Lass sie Trost finden, lass sie das Gute bewahren. Das Schwere legen wir zurück in deine Hand.

Wir bitten für alle, die in diesen Monaten in besonderer Weise die Last der Corona-Pandemie tragen, insbesondere für das Personal in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen: Gib ihnen Kraft, ihre Arbeit zu tun. Sie brauchen unser aller Anerkennung und Unterstützung.

Wir bitten für die, die unter unwürdigen, krankmachenden und gesundheitsgefährdenden Bedingungen arbeiten. Wir bitten um menschenwürdige Arbeitsbedingungen und einen gerechten Lohn.

Wir bitten für uns selbst: Lass uns einander Menschen sein, die sich berühren, die sich aufrichten. Lass uns zu solchen werden, die anderen die Hand reichen und berühren.

„Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ (Mt 11,28) Im Vertrauen darauf kommen wir zu dir mit allem, was wir für andere, für uns, für diese Welt erbitten und nehmen es mit in das Gebet deines Sohnes Jesus Christus:


Vater unser

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
Und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Lied: 171 Bewahre uns Gott, behüte uns Gott

Segen

Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

(4.Mose 6, 24-26)


[1] Alle Zitate aus: Bichsel, Peter (2009): Über Gott und die Welt. Herausgegeben von Andreas Mauz. 1. Aufl., Frankfurt am Main, S. 12-13.


Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrer Thomas Böhme
© 2021 Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie ganz herzlich zu diesem Gottesdienst.
Den Gottesdienst hat Laienprediger Joachim Riemann für Sie zusammengestellt.
Dafür ganz herzlichen Dank.

Bevor der Gottesdienst beginnt kurz eine Information zu unseren Gottesdiensten ab März 2021.

Es gibt einen 3 Phasen-Plan der Landeskirche Gottesdienste, Konfirmandenarbeit und Gemeindearbeit wieder aufzunehmen. Grundlage sind die Inzidenzzahlen. Auf unserem Gemeindegebiet sind die Zahlen aber noch sehr schwankend. In den Kreisen Coesfeld und Warendorf sind sie unterschiedlich. Kreise und Kommunen liegen manchmal sehr weit auseinander.
Aufgrund der noch immer unsicheren und instabilen Lage haben wir deshalb in unserer Presbyteriumssitzung am 25.02.2021 beschlossen, dass wir in kleinen Schritten versuchen Präsenzgottesdienste wieder möglich zu machen, da doch etliche Gemeindemitglieder sie sehr vermissen.

Ab 07. März werden wir mit kurzen Open-Air-Andachten vor den jeweiligen Kirchen beginnen. 10.00 Uhr Gnadenkirche Ascheberg, 11.15 Uhr Martinskirche Drensteinfurt. Das Tragen medizinischer Masken ist Pflicht und die Abstandsregel gilt ebenfalls. Sitzplätze wird es vorerst nicht geben.

Lesegottesdienste zum Mitnehmen und auf der Webseite wird es weiterhin geben, nicht jeden Sonntag, aber so oft wie möglich.

Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Sonntag,
Ihre Pfarrerin Angelika Ludwig


 

Begrüßung

Reminiszere erinnert an die Früchte des Todes Jesu und damit an den Sinn der Passionszeit. Wir leben aus der Gnade – und das heißt auch: Wir brauchen uns nicht zu fürchten. Unser Heil steht nicht auf dem Spiel. Das kann uns frei machen, uns nüchtern um unser Wohl zu kümmern. Der Gottesdienst lobt Gott für diese Gnade und dankt ihm dafür, dass er mit dem Menschen als Menschen rechnet. Im Guten wie im Bösen. Das ist der Realismus des Glaubens. Dazu gehört auch, den Menschen zu loben, dort, wo er stark ist. Das wird gerne mal vergessen.
Ich wünsche Ihnen allen einen guten Sonntag.

Wir beginnen diesen Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
…der Himmel und Erde gemacht hat.

Lied: 90 Ich grüße dich am Kreuzesstamm

Ich grüße dich am Kreuzesstamm,
du hochgelobtes Gotteslamm,
mit andachtsvollem Herzen.
Hier hängst du zwar in lauter Not
und bist gehorsam bis zum Tod,
vergehst in tausend Schmerzen;
doch sieht mein Glaube wohl an dir,
dass Gottes Majestät und Zier in diesem
Leibe wohne und dass du hier so
würdig seist, dass man dich Herr und König
heißt, als auf dem Ehrenthrone.
Valentin Ernst Löscher 1722


Psalm
Wir beten mit Worten aus Psalm 25

Nach die, Herr, verlangt mich.
Mein Gott, ich hoffe auf dich;
         lass mich nicht zuschanden werden,
         dass meine Feinde nicht frohlocken über mich.
Denn keiner wird zuschanden, der auf dich harret;
aber zuschanden werden die leichtfertigen Verächter.
         Herr, zeige mir deine Wege
         und lehre mich deine Steige!
Leite mich in deiner Wahrheit und lehre mich!
Denn du bist der Gott, der mir hilt;
täglich harre ich auf dich.
         Gedenke, Herr, an deine Barmherzigkeit
         und an deine Güte,
         die von Ewigkeit her gewesen sind.
Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend
und meiner Übertretungen,
         gedenke aber meiner nach deiner Barmherzigkeit,
         Herr, um deiner Güte willen!
Der Herr ist gut und gerecht;
darum weist er Sündern den Weg.
         Er leitet die Elenden recht
         und lehrt die Elenden seinen Weg.
(Psalm 25, 1-9)


Kyriegebet:
Gott, unser Vater,
du redest zu uns in der Sprache der Liebe,
du leidest und stirbst
an unserem Stolz,
unserer Härte,
unserem Eigensinn,
unserem Misstrauen.
Wir hören nicht auf dein Wort
und gehen unsere eigenen Wege.

Es ist gut, dass wir jetzt sagen können:

Kyrie eleison -Herr, erbarme dich.
Christi eleison Christus, erbarme dich.
Kyrie eleison Herr, erbarme dich über uns. .


Gnadenzuspruch:
So fern der Morgen ist vom Abend,
lässt er unsere Übertretungen von uns sein.
Wie sich ein Vater über Kinder erbarmt,
so erbarmt sich der Herr über die,
die ihn fürchten.
(Psalm 103, 12+13)


Tagesgebet:
Heiliger Gott,
du hörst nach Gerechtigkeit schreien,
die Unrecht leiden.
Du kennst die Verzweiflung derer,‘
die keinen Ausweg finden.
Erneuere die Welt durch dein Recht.
Erneuere uns durch dein Erbarmen.
Das bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn,
unseren Herrn und Bruder.
Amen.

Lied: 366 Wenn wir in höchsten Nöten sein

Wenn wir in höchsten Nöten sein und wissen nicht, wo aus noch ein,
und finden weder Hilf noch Rat, ob wir gleich sorgen früh und spat,
so ist dies unser Trost allein, dass wir zusammen insgemein dich anrufen,
treuer Gott, um Rettung aus der Angst und Not…
Paul Eber 1566


Evangelium

Lesen wir das Evangelium für den heutigen Sonntag Reminiszere.
Es steht bei Johannes im 3. Kapitel, Verse 14-21.

Jesus sprach zu Nikodemus:
Wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat,
so muss der Menschensohn erhöht werden,
auf, dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben.
Denn also hat Gott die Welt geliebt,
dass er seinen eingeborenen Sohn gab,
auf, dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden,
sondern das ewige Leben haben.
Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt,
dass er die Welt richte,
sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.
Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet;
wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet,
denn er hat nicht geglaubt
an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.
Das ist aber das Gericht,
dass das Licht in die Welt gekommen ist,
und die Menschen liebten die Finsternis
mehr als das Licht,
denn ihre Werke waren böse.
Wer Böses tut,
der hasst das Licht und kommt nicht zu dem Licht,
damit seine Werke nicht aufgedeckt werden.
Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht,
damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind.
(Johannes 3, 14-21)


Apostolisches Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung von den Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Lied: 81, Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen

Herzliebster Jesu, was hast du verbrochen,
dass man ein solch scharf Urteil hat
gesprochen? Was ist die Schuld, in was für
Missetaten bist du geraten?
Johann Heermann 1630


PREDIGT
Predigttext:  Jesaja 5, 1-7

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus.

Wohlan, ich will von meinem lieben Freunde singen, ein Lied von meinem Freund und seinem Weinberg. Mein Freund hatte einen Weinberg auf einer fetten Höhe. Und er grub ihn um und entsteinte ihn und pflanzte darin edle Reben. Er baute auch einen Turm darin und grub eine Kelter und wartete darauf, dass er gute Trauben brächte; aber er brachte schlechte. Nun richtet, ihr Bürger zu Jerusalem und ihr Männer Judas, zwischen mir und meinem Weinberg! Was sollte man noch mehr tun an meinem Weinberg, das ich nicht getan habe an ihm? Warum hat er denn schlechte Trauben gebracht, während ich darauf wartete, dass er gute brächte? Wohlan, ich will euch zeigen, was ich mit meinem Weinberg tun will! Sein Zaun soll weggenommen werden, dass er kahlgefressen werde, und seine Mauer soll eingerissen werden, dass er zertreten werde. Ich will ihn wüst liegen lassen, dass er nicht beschnitten noch gehackt werde, sondern Disteln und Dornen darauf wachsen, und will den Wolken gebieten, dass sie nicht darauf regnen. Des Herrn Zebaoth Weinberg aber ist das Haus Israel und die Männer Judas seine Pflanzung, an der sein Herz hing. Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.

Liebe Gemeinde!
Es ist eine der größten wissenschaftlichen und logistischen Leistung der Menschheit seit der Mondlandung. In gut einem Jahr wurden mehrere hochwirksame Impfstoffe gegen das Corona-Virus entwickelt und zur Produktionsreife gebracht, es wurden Vertriebswege festgelegt, Impfzentren eingerichtet und nicht zuletzt ungeheure Geldmengen dafür zur Verfügung gestellt. Es besteht, nach dem, was wir jetzt wissen können, die Aussicht, dass binnen Jahresfrist der größte Teil der Bevölkerung geimpft ist, und in einer absehbaren Zeit – man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen – die gesamte Menschheit.

Ein paar Zahlenspielereien mögen helfen, sich das ganze Ausmaß dieser Leistung zu begreifen. Es geht um 140 Millionen Impfdosen allein für Deutschland. Wenn ein Impfdöschen 2 cm groß ist, dann ergibt das hintereinander gelegt in Luftlinie ungefähr die Strecke von Moskau nach Brüssel. 80 Millionen Menschen müssen zweimal geimpft werden. Rechnen wir für jede Impfung 5 Minuten, dann sind das 13 Millionen Stunden. Da kann einem schon schwindelig werden. Und selbst wenn diese Zahlen nur grobe und etwas gegriffene Schätzungen sind, ist klar: Das dauert, und die Wahrscheinlichkeit, dass hier einiges schiefläuft, ist doch ziemlich hoch – eigentlich ist es erstaunlich, wie gut es dann doch läuft. Und klar ist auch: Es gibt Versorgungsengpässe. Der Impfstoff fällt nicht vom Himmel, er muss produziert, kompliziert gelagert, versendet, wieder gelagert und schließlich für die einzelne Impfung aufbereitet werden. Es braucht Menschen, Material, Räume und Zeit.

Und diese Knappheit trifft auf unsere Ungeduld und auf unser Empfinden für Gerechtigkeit. Dabei lassen wir jetzt einmal die Frage nach der Gefährlichkeit der Impfung, die in vielem eine Scheindebatte ist und bei der es um ganz andere Themen geht, außen vor.

Das stellt uns auch vor ethische Fragen, für die es keine fertigen Antworten gibt. Die einen wollen die Risikogruppen zuerst geimpft sehen, und das ist ja auch die momentane Strategie. Die anderen sagen: Wir müssen auch die Lehrerinnen und Lehrer impfen, damit der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden kann. Das hält z.B. die Vorsitzende des deutschen Ethikrates, Alena Buyx, für falsch und schlägt für diese Gruppe verstärkte Tests vor. Und so weiter, möchte man fast sagen. Wie umgehen mit dieser fatalen Mischung aus Zeitdruck, hohen Erwartungen, technischen und logistischen Möglichkeiten und vor allem mit der Ungewissheit, ob und wie das alles wirklich so funktionieren wird? Wie umgehen mit der Hysterie, die sich hier gerade bemerkbar macht und das Klima vergiftet und nach Auskünften schreit, die eigentlich niemand geben kann?

Kann der Glaube uns darauf eine Antwort geben? Ist er für solche Fragen zuständig? Nicht direkt. Es gibt kein Gebot über Impfungen. Aber indirekt kann uns der Glaube eine Hilfe sein, weil er uns dabei unterstützt, mit unseren Erwartungen umzugehen.

Denn hier liegt eines der Hauptprobleme der gegenwärtigen Debatte: Die Nerven liegen ziemlich blank, und man hat gelegentlich schon den Eindruck, hier herrsche ein ziemliches Geschrei und wenig Besonnenheit. Und Besonnenheit hat etwas mit Vertrauen zu tun. Ein Grund für den aggressiven Ton der Debatte liegt in verlorenem Vertrauen – und das wiederum mit verlorenem Realitätssinn und falschen Erwartungen. Ein Teufelskreis. Wie da rauskommen? Jedenfalls nicht mit Gewalt, sogenanntem harten Durchgreifen und einfachen Lösungen. Sondern mit Geduld, Besonnenheit und Realismus.

Auf dieser Spur setzt uns das schöne und derbe Lied des Propheten Jesaja. Schon die Schlusszeile geht ja darauf ein: „Er wartete auf Rechtsspruch, siehe, da war Rechtsbruch, auf Gerechtigkeit, siehe, da war Geschrei über Schlechtigkeit.“ Er: Das ist Gott. Jesaja singt ein Lied davon, wie es Gott mit seinem Volk erging. Er ist ein Lied über enttäuschte Erwartungen, enttäuschte Erwartungen bei Gott. Das ist ein ungeheures Lied! Jesaja greift mit diesem Lied seine Landsleute an. Das Volk Israel steht mitten in einer Katastrophe, der Untergang durch die Truppen der Babylonier naht. Und die Menschen fragen sich: Woran liegt das? Was ist schiefgelaufen? Und Jesaja singt sein Lied vom Weinberg. Ein Freund hatte einen Weinberg gepflanzt nach allen Regeln der Kunst. All seine Kraft und Aufmerksamkeit hat er ihm gewidmet. Und was geschieht: Der Weinberg bringt keine Frucht! Die ganze Arbeit war umsonst, der Weinberg ist eine Enttäuschung. Was soll der Besitzer tun, was meint ihr, Volk von Jerusalem? Denn die haben längst begriffen, dass von ihnen die Rede ist, dass hier das Volk, das sich doch das Volk Gottes nennt, gemeint ist. Was soll er tun? Er sagt es selber: Er wird den Weinberg vernichten und verwüsten. Denn der Weinberg – also das Volk – hat es nicht geschafft, Gerechtigkeit aufzurichten, sondern es gibt nur Geschrei über Schlechtigkeit: Weg damit! Gott ist zutiefst enttäuscht. Das Geschrei macht ihn wütend.

Das ist ein schreckliches Lied. Gott wird aus enttäuschter Erwartung geradezu zu einem Rächer, der keine Gnade walten lässt. Wenn ihr nicht auf mich hört, dann werde ich es beenden.

Das klingt furchtbar. Und es ist nicht nur deswegen furchtbar, weil es so gnadenlos konsequent ist, sondern weil dahinter enttäuschte Erwartungen stehen. Reden wir so von Gott? Ist das Gott? Alles kurz und klein schlagen aus enttäuschter Erwartung?

Zwischen dem Lied des Jesaja und uns liegt noch eine andere Geschichte. Eine Geschichte davon, wie Gott gelernt hat, seine Erwartungen an die Menschen zu verändern. Wie er gelernt hat, gnädig mit den Menschen zu sein, wie er gelernt hat, ihre Möglichkeiten und Fähigkeiten zum Guten wie zum Bösen neu einzuschätzen. Zwischen dem harten Lied des Jesaja und uns liegt die Geschichte des Jesus von Nazareth. Durch ihn hat Gott ganz neu erfahren, was es heißt, ein Mensch zu sein. Hat unsere Not mit eigenen Augen gesehen, hat unseren Schmerz gelitten, unsere Grenzen erfahren – Gott hat Geduld gelernt. Er hat gelernt, dass man Menschen mit Gesetzen und Regeln und mit der Androhung von Strafe allein nicht begegnen kann, dass es noch etwas anderes braucht: Zuwendung, Nähe, und vor allem Verständnis, Geduld und Besonnenheit. Gott hat gelernt, auf die Liebe zu setzen, die ein Vorschuss an Vertrauen ist, eine veränderte Erwartung an seine geliebten Menschen. Das Kreuz Jesu, auf das wir ja in diesen Wochen der Passionszeit besonders intensiv schauen, ist ein Zeichen dafür, dass Gott ein realistisches Bild vom Menschen bekommt – von seiner Verletzlichkeit, von seiner Angst, von seinen Grenzen und Möglichkeiten. Das Kreuz ist das Realitätsprinzip des Glaubens.

Das ist die Geschichte, die wir von Gott erzählen, und das ist die Geschichte, die auch uns helfen kann, die Realität nicht aus den Augen zu verlieren. Es weist uns darauf hin, mit unserer Angst, unserer Hysterie, unserer Fehlbarkeit und Begrenztheit zu rechnen und gnädig miteinander zu sein. Das bedeutet nicht, dass wir unseren kritischen Verstand ablegen sollen, nach dem Motto: „Wird schon gut gehen!“ Indem man genau hinschaut und mit Fehlern, ja sogar mit Gemeinheit rechnet, wird man dem Menschen gerechter als mit Beschwichtigungen oder Vorwürfen. Den ganzen Weinberg zu vernichten, weil er keine Frucht bringt, ist die falsche Strategie, und Geschrei bringt gar nichts. Wichtiger ist zu fragen: Wie kann es anders gehen? Dafür aber brauchen wir ein Klima der Besonnenheit, des gegenseitigen Zutrauens, der Wachsamkeit und der realistischen Einschätzung des Machbaren. Eine Kultur der ständigen Forderung, die auf billigen Applaus zielt, eine Kultur der Bedrohung und der Aggression, die auf einfache Lösungen zielt, wird dem wenig förderlich sein.

Es wäre ein guter Anfang, sich über die ungeheure Leistung der Menschheit in der Entwicklung des Impfstoffes erst einmal von Herzen zu freuen. Dieser Weinberg bringt nämlich Frucht! Jetzt gilt es, guten Wein daraus zu machen und ein anderes, besseres Lied zu singen:

Wohlan, ich will singen von meinem Weinberg
der so gute Frucht bringt!
Was soll ich tun?
Ich sage euch, was ich tun werde:
Ich werde die Trauben verteilen, so gut es geht,
und wir sollten rechten miteinander, wie es geht,
und wir werden die Schwachen und Armen zuerst bedenken
und werden feiern am Ende, feiern mit dem Wein der Freiheit,
es wird nur eine kleine Weile dauern, wie es dauert, bis eine Frucht wächst und Wein gewonnen wird für alle:
Aus Freude wachsen Geduld und Besonnenheit,
anstatt Gemeinheit herrscht nun Gemeinschaft,
anstatt Geschrei sind wir dann frei!

Dazu kann uns der Glaube helfen: der Anfang allen Vertrauens und der Anfang aller Erwartung auf Gutes, der Anfang der Besonnenheit, die allein uns helfen kann, aus der Krise zu kommen. Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, er bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Lied: 97 Holz auf Jesu Schulter

Holz auf Jesu Schulter,von der
Welt verflucht, ward zum Baum des Lebens
und bringt gute Frucht, Kyrie eleison,
sieh, wohin wir gehen. Ruf uns
aus den Toten, lass uns auferstehn.
Jürgen Henkys 1975


Fürbittengebet

Lieber himmlischer Vater,
sorge für Gerechtigkeit! Lenke unseren Blick auf die, die leiden in der Welt und Hilfe brauchen. Lenke unseren Blick auf die, die reich sind in dieser Welt und Güte zeigen können. Gib uns Besonnenheit und Geduld in der Krise, schenke uns Vertrauen auf die Kraft des Menschen und Wachsamkeit gegen seine Boshaftigkeit. Lass uns nicht Gedanken der Vernichtung und der Gewalt denken, sondern des Friedens und der Gerechtigkeit. Nimm dich der Armen an, tröste die Kranken, begleite die Trauernden, stehe den Sterbenden bei. Suche die Verlorenen, stärke die Mutigen. Lass uns mutig und kritisch sein, wehre Vermessenheit und Gejammer. Lass uns in deinem Kreuz unser Kreuz erkennen, damit es uns klug macht. Lass deinen Weinberg blühen und ihn gute Trauben bringen, schenke uns die Kraft zum Wachsen. Amen.
Zusammen beten wir mit den Worten Jesu:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gebe uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung;
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft,
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Segen
Der Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, bewahre eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus.
Das gewähre euch der dreieinige Gott: der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

 Lied: 79, Wir danken dir, Herr Jesu Christ

Wir danken dir, Herr Jesu Christ,
dass du für uns gestorben bist
und hast uns durch dein treues Blut
gemacht vor Gott gerecht und gut…
Christoph Fischer, vor 1568


Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von LP Joachim Riemann
© 2021 Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

Begrüßung
Ich begrüße Sie ganz herzlich zu diesem Gottesdienst am 1. Sonntag der Passionszeit. Passion kommt aus der griechischen Sprache und bedeutet so viel wie: ‚leiden‘, ‚erleiden ‚durchstehen‘, aber auch ‚erleben‘ und ‚erdulden’.

Seit fast einem Jahr erleben wir nun so eine allgemeine Passionszeit, eine Leidenszeit. Jede und jeder einzelne hat in seinem Leben immer wieder seine ganz persönlichen Passionszeiten.

Wenn wir jetzt vom Beginn der Passionszeit sprechen, dann ist das eine Zeit in der wir uns in besonderer Weise auf die Passionszeit, die Leidenszeit Jesu Christi konzentrieren.
Auch wenn wir derzeit immer wieder von der Pandemie und der damit verbundenen Leidenszeit eingeholt werden, dann wollen wir gerade in dieser Zeit nicht den Blick auf Jesus Christus verlieren.
Deshalb ist es für uns eine Zeit, in der wir uns auf unseren christlichen Glauben besinnen.

Zur Liturgie sei noch erwähnt: in der Passionszeit fällt der Halleluja-Vers nach dem Evangelium weg.

Verbunden mit allen Christen, die heute in ihren Kirchen Gottesdienst feiern und mit den Christen in unserer Gemeinde, die heute zu Hause mit uns Gottesdienst feiern feiern wir diesen Gottesdienst

im Namen Gottes,
des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen!
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.

Lied: EG 578 – Wo zwei oder drei

Wir beten mit Worten aus Psalm 91 (Ps 91,1-4a + 9-12)

Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt
und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, 
der spricht zu dem Herrn:
Meine Zuversicht und meine Burg,
mein Gott, auf den ich hoffe. 
Denn er errettet dich vom Strick des Jägers
und von der verderblichen Pest. 
Er wird dich mit seinen Fittichen decken,
und Zuflucht wirst du haben unter seinen Flügeln.        
Denn der Herr ist deine Zuversicht,
der Höchste ist deine Zuflucht. 
Es wird dir kein Übel begegnen,
und keine Plage wird sich deinem Hause nahen. 
Denn er hat seinen Engeln befohlen,
dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, 
dass sie dich auf den Händen tragen
und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. 

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.


Kyriegebet

Gott, wenn wir uns erinnern und zurückschauen
dann fallen uns nicht nur gelungene,
sondern auch falsche und verletzende Taten ein,
Zeiten, in denen wir für andere
eine schmerzliche Rolle gespielt haben,
Ereignisse, bei denen wir anderen Menschen wehgetan haben.
Wir sind schuldig geworden, als wir unsere Hand in den Schoß gelegt haben,
als wir unsere Hand nicht ausgestreckt haben, um Menschen zu helfen.
Oft belastet es uns,
wir versuchen in unserer Erinnerung all dies zu vergessen,
und doch wissen wir:
Wir können vor unseren Taten nicht weglaufen.
Wir sind und bleiben angewiesen auf Vergebung.
Deshalb bitten wir dich:

Herr, erbarme dich.
Christus, erbarme dich.
Herr, erbarme dich über uns.

Lied: Lege deine Sorgen nieder (Sefora Nelson)

Liedtext:
Lege deine Sorgen nieder
Leg sie ab in meiner Hand
Du brauchst mir nichts zu erklären
Denn ich hab dich längst erkannt

Lege sie nieder in meine Hand
Komm, leg sie nieder, lass sie los in meine Hand
Lege sie nieder, lass einfach los
Lass alles fall’n, nichts ist für deinen Gott zu groß

Lege deine Ängste nieder
Die Gedanken in der Nacht
Frieden gebe ich dir wieder
Frieden hab ich dir gebracht

Lege sie nieder in meine Hand
Komm, leg sie nieder, lass sie los in meine Hand
Lege sie nieder, lass einfach los
Lass alles fall’n, nichts ist für deinen Gott zu groß

Lege deine Sünden nieder
Gib sie mir mit deiner Scham
Du brauchst sie nicht länger tragen
Denn ich hab für sie bezahlt

Lege sie nieder in meine Hand
Komm, leg sie nieder, lass sie los in meine Hand
Lege sie nieder, lass einfach los
Lass alles fall’n, nichts ist für deinen Gott zu groß

Lege deine Zweifel nieder
Dafür bin ich viel zu groß
Hoffnung gebe ich dir wieder
Lass die Zweifel einfach los

Lege sie nieder in meine Hand
Komm, leg sie nieder, lass sie los in meine Hand
Lege sie nieder, lass einfach los
Lass alles fall’n, nichts ist für deinen Gott zu groß

Lege sie nieder in meine Hand
All deine Sorgen, all deine Ängste
Lege sie ab
Und lege sie nieder in meine Hand.
Nichts ist für deinen Gott zu groß.


Gnadenzusage
Jesus sagt zu den Menschen, die keine Kraft haben, ihren Weg zu gehen:
Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.
Fürchte dich nicht, ich bin mit dir; weiche nicht, denn ich bin für dich Gott.
Ich stärke dich, ich helfe dir auch,
ich halte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit. (Jes 41,10)
Amen!

Gebet
Unerforschlicher Gott,
manchmal machst du es uns schwer,
die Wahrheit zu finden.
Gib uns die Klarheit zu erkennen, was recht ist,
und den Mut abzulehnen, was falsch ist.
Lass nicht zu,
dass wir Entscheidungen aus dem Wege gehen,
sondern bring uns auf den Weg zu deinem Ziel.
Die sei Ehre in Ewigkeit. Amen.

Lied: Dass dein Wort in meinem Herzen starke Wurzeln schlägt (Jörg Swoboda/Theo Lehmann)

Liedtext:

Ref.: Dass dein Wort in meinem Herzen
starke Wurzeln schlägt
und dein Geist in meinem Leben
gute Früchte trägt, deine Kraft
durch mich die Welt zu deinem Ziel bewegt,
Herr, du kannst dies Wunder tun.

1) Gut gemeint und schlecht gemacht,
oberflächlich ausgedacht ist so vieles.
Es verdorrt ohne dein Wort.

2) Erst komm ich und dann komm ich.
Pausenlos geht es um mich.
Was mich aus dem Strudel reißt,
ist, Herr, dein Geist.

3) Ist die Weiche falsch gestellt,
wird am Schluss das Ziel verfehlt.
Dass ein Mensch die Umkehr schafft,
wirkt deine Kraft.


Einleitung zum Evangelium
Aus Steinen Brot machen für die Hungernden; vor allen Menschen etwas Einmaliges tun; Herrscher sein über die ganze Weit – was für eine Versuchung für einen, der der Heiland der Welt sein will. Aber Jesus weiß, daß diese Art der Weitherrschaft vom Teufel kommt. Er widersteht der Versuchung, und die Engel dienen ihm. Matthäus erzählt davon im 4. Kapitel seines Evangeliums.

 Lesung     Matthäus 4,1-11 Jesu Versuchung
(Basisbibel)

 1Danach wurde Jesus vom Geist in die Wüste geführt. Dort sollte er vom Teufel auf die Probe gestellt werden.2Jesus fastete 40 Tage und 40 Nächte lang. Dann war er sehr hungrig.3Da kam der Versucher und sagte zu ihm:»Wenn du der Sohn Gottes bist, befiehl doch, dass die Steine hier zu Brot werden!«4Jesus aber antwortete:»In der Heiligen Schrift steht:›Der Mensch lebt nicht nur von Brot. Nein, vielmehr lebt er von jedem Wort, das aus dem Mund Gottes kommt.‹«

5Dann nahm ihn der Teufel mit in die Heilige Stadt. Er stellte ihn auf den höchsten Punkt des Tempels6und sagte zu ihm:»Wenn du der Sohn Gottes bist, spring hinunter! Denn in der Heiligen Schrift steht:›Er wird seinen Engeln befehlen: Auf ihren Händen sollen sie dich tragen, damit dein Fuß nicht an einen Stein stößt.‹«7Jesus antwortete:»Es steht aber auch in der Heiligen Schrift:›Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht auf die Probe stellen!‹«

8Wieder nahm ihn der Teufel mit sich, dieses Mal auf einen sehr hohen Berg. Er zeigte ihm alle Königreiche der Welt in ihrer ganzen Herrlichkeit.9Er sagte zu ihm: »Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest!«10Da sagte Jesus zu ihm: »Weg mit dir, Satan! Denn in der Heiligen Schrift steht: ›Du sollst den Herrn, deinen Gott, anbeten und ihn allein verehren!‹«11Daraufhin verließ ihn der Teufel. Und es kamen Engel und sorgten für ihn.

Amen!

 

Glaubensbekenntnis
Wenn Sie mögen, sprechen Sie hier das Apostolische Glaubensbekenntnis oder ein anderes Glaubensbekenntnis.

Lied: EG 347 – Ach bleib mit deiner Gnade

Predigt

Liebe Gemeinde,
Sind Sie, bist Du schon einmal zutiefst enttäuscht, ja sogar verraten worden?
Sehr wahrscheinlich. Diese Erfahrung muss wohl jede und jeder von uns in seinem Leben mal machen.

Wenn der Mensch, der uns enttäuscht und verraten hat aus dem engsten Freundeskreis kommt, dann verletzt es mich besonders heftig.

Ich erzähle Ihnen / Euch eine kleine Geschichte aus meiner Zeit als Pfarrerin in der Schulseelsorge:

Schnell hatte ich mitbekommen, dass die Stimmung in der Schüler/-innengruppe mit der ich arbeiten sollte angespannt war. Kaum jemand wollte etwas sagen. Ein Gespräch war nicht möglich. Die Blicke der Jugendlichen sprachen Bände. Was war geschehen?
Nach einiger Zeit hatte ich das Vertrauen der Jugendlichen gewonnen und sie erzählten mir, was ihnen auf der Seele lag, weil es das Klassenklima so sehr belastete.
In der Klasse war über eine Aktion für den nächsten Projekttag der Schule zum Thema Nachhaltigkeit abgestimmt worden.
Der Klassensprecherin lag eine bestimmte Aktion total am Herzen.
Immer wieder hatte sie sich mit ihrer besten Freundin darüber unterhalten. Ganz fest rechnete sie bei der Abstimmung mit ihrer Unterstützung. Doch dann bezog die Freundin plötzlich und völlig überraschend gegen die Klassensprecherin Stellung und stimmte für eine andere Aktion.
Die Klassensprecherin fühlte sich verraten und verkauft. Ausgerechnet die Person, der sie so bedingungslos vertraut hatte, fiel ihr in den Rücken!

Kennen Sie, kennt ihr auch solche Situationen?

Ich möchte Ihnen / Euch dazu das Evangelium für den heutigen Sonntag erzählen. Wer es so nachlesen möchte, wie es in der Bibel steht findet es im Johannesevangelium Kapitel 13 Verse 21-30.
Ich werde es etwas freier nacherzählen:

Mit einem Menschen, der einen verrät, will wohl niemand gerne etwas zu tun haben. Den Verrat verzeihen fällt oft schwer.
Ganz anders ist das bei Jesus:
Er feierte mit seinen Jüngern zusammen das Passafest. Das heißt: Sie saßen zusammen und aßen und tranken.
Dabei erinnerten sie sich an die Befreiung der Israeliten vor vielen hundert Jahren aus der Sklaverei in Ägypten. Damals hatte Gott eingegriffen und den mächtigen Pharao besiegt. Viele Juden erinnerten sich daran und dachten: „Ach, wenn Gott uns doch heute von den Römern befreien würde!“ –

Plötzlich mitten beim Essen sagte Jesus auf einmal: „Einer von euch wird mich verraten!“ – Erschrocken schwiegen die Jünger und blickten einander an. „Wer ist es? Wer ist der Verräter? – die Spannung in der Tischrunde lies sich beinahe mit Händen greifen. Alle Jünger waren bestürzt und verwirrt. Mit einem Verräter wollten sie nichts zu tun haben.
Aber Jesus schien das nichts auszumachen. Er wusste, dass ihn jemand verraten würde und doch hat er ihn zum Passafest eingeladen.
Ratlos blickten sich die Jünger an.
Mit verstohlenen Gesten und geflüsterte Worten versuchten sie mehr von Jesus zu erfahren.
„Es ist der, dem ich das Brot geben werde, das ich jetzt in die Schüssel eintauche!“ Dann tauchte Jesus das Brot ein und gab es Judas.
Von da an gehorchte Judas dem Bösen in sich mehr, als der mahnenden Stimme Jesu. Finsternis brach über ihn herein. Aufschub hatte keinen Sinn mehr. „Beeile dich und tu, was du tun musst!“ sagte Jesus zu Judas. Denn, wenn es geschehen musste, sollte es besser bald geschehen.

Keiner der anderen am Tisch verstand, was Jesus damit meinte.
Judas verließ den Raum. Vielleicht zweifelte er an seinem Plan. Aber es gab für ihn keinen Weg mehr zurück. Amen!
Verraten und enttäuscht – genau das geschieht hier mit Jesus. Und obwohl Jesus genau weiß, was Judas plant, schließt er ihn nicht aus. Drei Jahre haben ihn die Jünger, zu denen auch Judas gehört, begleitet. Sie sind der engste Kreis um ihn, seine Freunde.
Und jetzt plant Judas den Soldaten der Hohenpriester und den Römern den entscheidenden Wink zu geben, wann und  wo sie Jesus ohne Aufsehen verhaften können. Er wird ihnen in der Dunkelheit im Garten Gethsemane signalisieren, wer von den Freunden Jesus ist.

Jesus ist zutiefst erschüttert, dass einer von seinen Freunden sich zum Werkzeug seiner Feinde machen lässt.
Was Judas sich gedacht hatte, wissen wir nicht. Warum er das getan hat? Da können wir nur ahnen oder mutmaßen.
Vielleicht war er enttäuscht von Jesus, denn er hatte wie viele andere Menschen gehofft, das Jesus die Juden von der Herrschaft der Römer befreit, die Römer aus dem Land vertreibt und dann das alte Reich seiner Vorfahren David und Salomo wiederherstellt und als dessen König herrscht.
Das aber wollte Jesus ja auf gar keinen Fall.
Es ging Jesus darum Gottes Liebe unter den Menschen zu verkünden. Und uns so zu einem Leben nach Gottes Geboten zu bewegen.
Vielleicht wollte Judas Jesus zum Handeln drängen, weil er sich nicht vorstellen konnte, dass Jesus sich kampflos verhaften lassen würde.
Judas kann sich nicht vorstellen, dass in Jesus Gottes Hilfe verborgen zu uns kommt, mitten in unsere alte Welt, ohne dass wir es zunächst wahrnehmen können.
Was genau die Motivation von Judas für seinen Verrat war, werden wir wohl nie erfahren.
Und uns bleibt nur zu glauben, es sei so, wie es uns zugesagt wird.

Aber was mich an dieser Geschichte immer wieder zugleich beeindruckt: Jesus sitzt mit seinem Verräter zusammen an einem Tisch. Er feiert mit ihm zusammen das Abendmahl. Er taucht den Bissen ein und gibt ihn Judas. Hier verweist Johannes in seinem Evangelium schon auf unsere Bedeutung des Abendmahls: Gott vergibt uns unsere Schuld und führt uns in die Gemeinschaft untereinander.

Eigentlich sitzt er ja sogar mit mehreren Verrätern am Tisch. Mit seinen Freunden, die ihn am Ende enttäuschen und verraten. Denn am Ende lassen ihn auch noch andere Jünger im Stich.

Jesus ahnt, dass auch andere Jünger bei seiner Verhaftung Angst bekommen und ihm nicht mehr beistehen werden. Trotzdem sammelt er sie um sich. Bis zum Schluss appelliert Jesus noch an Judas. Er sieht sein Herz. Er hofft, dass Judas doch zu ihm steht und ihn nicht verrät.
Aber Jesus weiß um unsere menschlichen Schwächen, er weiß um unseren Glauben, der manchmal verunsichert wird. Aber er sieht unser Herz und vergibt uns.
Bei seinen Jüngern hat er das ganz deutlich gemacht – im Vorhinein.
Das rechtfertigt nicht, dass wir Menschen enttäuschen oder verraten, aber manchmal passiert es: absichtlich und oft auch unabsichtlich. Das ist menschlich.

Darum macht mir die Geschichte Mut: Jesus kennt mein Herz und meine Gedanken und trotz meiner Schwächen lässt Jesus mich nicht fallen. Er kennt mich und nimmt mich in seine Gemeinschaft auf. Und wenn ich jemanden enttäusche oder verrate, dann muss ich mich nicht allein mit meiner Schuld herumschlagen. Ich kann es Jesus sagen, auch wenn es ein noch so großer Fehler ist. Ich muss darüber nicht verzweifeln. Genau dafür ist Jesus ans Kreuz gegangen. Damit wird mir die Vergebung Gottes gewiss. Aus Liebe zu mir, versöhnt Jesus uns mit Gott und uns selbst. Er führt uns in die christliche Gemeinschaft.

Das ist ein Gedanke, der die vor uns liegende Passionszeit prägt:
Wo bin ich an anderen Menschen und an mir selbst schuldig geworden?
Gelingt es mir mit Menschen, die mich einmal enttäuscht oder verraten haben wieder das Abendmahl zu feiern, so wie Jesus es uns vorgelebt hat?
Wie kann ich den Menschen, die mich enttäuscht oder verraten haben vergeben, so wie Jesus mir vergeben hat?

Amen!


Gebet
„Danke, Jesus, dass du aus Liebe für uns gestorben bist. Danke, dass du gerade für unsere Schuld und unser Versagen gestorben bist.
Manchmal sind die bösen Gedanken laut in uns, bitte hilf uns, uns für das Gute zu entscheiden. Und da, wo wir fallen, da brauchen wir nicht liegen bleiben. Danke, dass du uns zu dir in die Gemeinschaft führen willst.
Amen.“

Lied: So ist Versöhnung (JürgenWerth)

Liedtext:
Refrain:
So ist Versöhnung. So muss der wahre Friede sein.
So ist Versöhnung. So ist Vergeben und Verzeihn.

1.Wie ein Fest nach langer Trauer, wie ein Feuer in der Nacht,
ein off`nes Tor in einer Mauer, für die Sonne aufgemacht.
Wie ein Brief nach langem Schweigen, wie ein unverhoffter Gruß,
wie ein Blatt an toten Zweigen, ein ?Ich-mag-dich-trotzdem-Kuss?.

2.Wie ein Regen in der Wüste, frischer Tau auf dürrem Land,
Heimatklänge für Vermisste, alte Feinde Hand in Hand.
Wie ein Schlüssel im Gefängnis, wie in Seenot ?Land in Sicht?,
wie ein Weg aus der Bedrängnis, wie ein Strahlendes Gesicht.

3.Wie ein Wort von toten Lippen, wie ein Blick, der Hoffnung weckt,
wie ein Licht auf steilen Klippen, wie ein Erdteil, neu entdeckt.
Wie der Frühling, wie der Morgen, wie ein Lied, wie ein Gedicht,
wie das Leben, wie die Liebe, wie Gott selbst das wahre Licht.

So wird Versöhnung. So wird der wahre Friede sein.
So wird Versöhnung. So wird Vergeben und Verzeihn.


Abkündigungen
Am 25. Februar trifft sich das Presbyterium unserer Kirchengemeinde und berät im Rahmen der Vorgaben der NRW-Verordnung und der landeskirchlichen Vorgaben wann und wie wir Präsenzgottesdienste wieder aufnehmen können.
Das Ergebnis unserer Beratung erfahren Sie im nächsten Lesegottesdienst, über unsere Homepage und in der lokalen Presse.


Fürbittengebet

Wie gut, Gott, dass du uns Menschen siehst!
Du siehst alles Leid, das verborgene und das offensichtliche.

Wir bitten dich, schau auf
‒      die Flüchtenden und die nach Heimat Suchenden,
‒      die Arbeitslosen und die von der Arbeit Erdrückten,
‒      die an Leib und Seele Kranken
–      die vielen, die in und durch die Corona-Pandemie leiden
Schau und hilf uns,
zu lieben und zu beten – für uns und füreinander.

Wie gut, Gott, dass du uns Menschen hörst!
Du hörst alles Leiden, das verborgene und das zum Himmel schreiende.
Wir bitten dich, höre auf
‒      das Klagen der Geängstigten,
‒      das Schreien der Unterdrückten,
‒      das Stöhnen der Gefolterten,
‒      das Seufzen der Sterbenden.
Höre und hilf uns, zu lieben und zu kämpfen – für Gerechtigkeit und Frieden.

Wie gut, Gott, dass du uns Menschen treu bist!
Du bist bei uns in allem Leid und allen Leiden.
Wir bitten dich, bleibe bei uns und lass uns treu sein
‒      denen, die uns ihr Leid mitteilen,
‒      denen, die auf unsere Gebete warten,
‒      denen, die um unsere Freundschaft bitten,
‒      denen, die nach unserer Hoffnung fragen.
Bleibe bei uns und hilf uns, zu lieben und zu leben in dieser Zeit.

Gemeinsam beten wir:
Vater unser
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung;
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft,
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

Segen
Der Herr segne dich und behüte dich,
der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig,
der Herr (er) hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden                
Amen.

Lied: Du bist mein Zufluchtsort

Liedtext:
Du bist mein Zufluchtsort.

Ich berge mich in Deiner Hand,
denn Du schützt mich, Herr.
Wann immer mich Angst befällt, traue ich auf Dich.
Ja, ich trau auf Dich, und ich sage:
„Ich bin stark in der Kraft meines Herrn.“


Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrerin A. Ludwig
© 2021 Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

Freitag, 01.02.2019
19:00 Uhr Wochenschlussandacht in der Martinskirche Drensteinfurt

Sonntag, 03.02.2019 (5. Sonntag vor der Passionszeit)
10:00 Uhr Abendmahlsgottesdienst in der Gnadenskirche Ascheberg
11:15 Uhr Kirche mit Kindern in der Martinskirche

Sonntag, 10.02.2019 (4. Sonntag vor der Passionszeit)
11:15 Uhr Ökumenischer Gottesdienst zur Bibelwoche in der Martinskirche
18:00 Uhr Ökumenischer Gottesdienst zum Abschluss der Bibelwoche in der Gnadenkirche

Sonntag, 17.02.2019 (Septuagesimä)
10:00 Uhr Kirche mit Kindern in der Gnadenkirche
11:15 Uhr Abendmahlsgottesdienst in der Martinskirche

Mittwoch, 20.02.2019
16:00 Uhr Seniorengottesdienst im Malteserstift St. Marien Drensteinfurt

Donnerstag, 21.02.2019
10:30 Uhr Seniorengottesdienst im Altenheim St. Lambertus Ascheberg

Sonntag, 24.02.2019 (Sexagesimä)
10:00 Uhr Gottesdienst in der Gnadenkirche
18:00 Uhr Jugendgottesdienst in der Martinskirche