Begrüßung

Der Herr ist auferstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden!

Mit diesem Ostergruß begrüße ich Sie heute Morgen.
Dieser Ostergruß begleitet uns nicht nur am Ostersonntag, sondern durch die ganze Osterzeit, die vor uns liegt.

Der Predigttext nimmt uns heute mit hinein in diese nachösterliche Zeit.
Ein paar Tage nach der Auferstehung Jesu haben es die Jüngerinnen und Jünger um Jesu langsam verstanden: Jesus ist nicht tot. Er ist auferstanden. Er lebt. Das hat ihr Leben verändert.

In diese Gewissheit nimmt uns auch der Spruch für die heute beginnende Woche mit hinein:
Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. (1. Petr 1, 3)

Dieser Zuspruch gibt und Zuversicht in dieser schweren Zeit, in der wir uns im Gebet verbunden wissen.

So feiern wir diesen Gottesdienst

P.:     Im Namen Gottesn
          des Vaters  und des Sohnes
          und des Heiligen Geistes.
G.:     Amen.
P.:     Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
G.:     der Himmel und Erde gemacht hat.

Lied: EG 116 – Er ist erstanden Halleluja!

Psalm
Die Bibel hat uns Worte von Menschen überliefert, die wie wir die Vielfalt des Lebens kennen gelernt haben.
Lob und Dank, Klage und Bitte, Jubel und Verzweiflung, Gewissheit und Vertrauen, Traurigkeit und Hoffnung:
Sie alle haben erfahren:
Gott begleitet uns und hält uns mit seiner Hand.

Wir beten mit Worten aus Psalm 116:
(EG 750.1  oder Psalm 116,1-10 hier in einer Übertragung)

I        Ich liebe meinen Gott, denn Gott hört mir zu,
         wenn ich mit ihm rede.
II       Ein offenes Ohr hat er mir geschenkt.
         Deshalb will ich mein Leben lang mit ihm reden.
I        Manchmal habe ich Angst, bin traurig oder in Not.
II       Dann rufe ich Gott beim Namen: Gott, bitte hilf mir!
I        Wie gnädig ist Gott! Was er verspricht, das hält er auch.
         Unser Gott ist voller Erbarmen.
II       Gott beschützt alle, die seine Hilfe brauchen.
         Er nimmt meinen Kummer
         und schenkt mir neuen Mut.
         Denn Gott kümmert sich um mich.
I        Er hat mir geholfen.
         Ich höre auf zu weinen.
         Ich spüre wieder festen Boden unter den Füßen.
II       So kann ich meinen Weg gehen im Vertrauen auf Gott.
I        Auch wenn ich nicht mehr weiter weiß,
         kann ich Gott Vertrauen.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.


Kyrie-Gebet

Ostern ist eine Woche her.
Jesus, wie jedes Jahr haben wir von deiner Auferstehung gehört.
Doch manchmal fällt es uns schwer daran zu glauben.
Es gibt so viel in der Welt, bei dem wir nichts vom Schein deiner Auferstehung sehen:
Viele Menschen sind vom Corona-Virus betroffen.
Viele Menschen sterben,
die Situation in vielen Krankenhäusern dieser Welt sind katastrophal.
Immer noch gibt es Krieg und Gewalt.
Menschen müssen auch in dieser schweren Zeit ihre Heimat verlassen müssen.
Die Zustände in den Flüchtlingslagern sind in Corona-Zeiten noch unzumutbarer als sie es sowieso schon sind.
Manchmal trifft uns die Angst, dass wir in diesen Zeiten allein im Krankenhaus sein müssen.
Manchmal verlieren wir den Mut.
Manchmal zweifeln wir an dem Licht,
dass deine Osterbotschaft in die Welt bringt.
Dann fällt es uns schwer für andere Menschen Licht zu sein.
Lass uns nicht allein mit unseren Fragen!
Mach unserer Mutlosigkeit ein Ende.

Herr, erbarme dich.
Christus, erbarme dich.
Herr, erbarme dich.

Hören Sie als Kyrie-Lied: Euer Herz erschrecke nicht!

 

Gnadenzuspruch
Der auferstandene Christus erbarmt sicher über uns und ruft uns zu: »Ich lebe, und ihr sollt auch leben.«

Der Herr ist auferstanden.
Er ist wahrhaftig auferstanden.

Hören Sie: Osterlied (Keith Green / Heizmann)

Tagesgebet
Guter Gott, wir erinnern uns noch gut an das Osterfest am vergangenen Sonntag.
Gott, wir haben Jesus nicht mit eigenen Augen gesehen, wir konnten ihn nicht anfassen. Aber doch wagen wir an ihn zu glauben.
Hilf, dass die österliche Freude in Erinnerung bleibt und wir etwas von dieser Freude in die ganze Welt ausstrahlen können.
Wir bitten dich schenke uns dazu deine Kraft, wenn wir heute auf dein Wort hören und uns noch einmal an Ostern erinnern. Amen.

Lied: EG 100 Wir wollen alle fröhlich sein

Lesung aus dem Evangelium (Joh 20,19–29) 

19 Es war am Abend jenes ersten Tages der neuen Woche. Die Jünger hatten solche Angst vor den Juden, dass sie die Türen des Raumes, in dem sie beisammen waren, verschlossen hielten. Mit einem Mal kam Jesus, trat in ihre Mitte und grüßte sie mit den Worten: »Friede sei mit euch!« 20 Dann zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Als die Jünger den Herrn sahen, wurden sie froh. 21 »Friede sei mit euch!«, sagte Jesus noch einmal zu ihnen. »Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich jetzt euch.« 22 Und er hauchte sie an und sagte: »Empfangt ´den` Heiligen Geist! 23 Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben; wem ihr sie nicht vergebt, dem sind sie nicht vergeben.« 24 Thomas, auch Didymus genannt, einer der Zwölf, war nicht dabei gewesen, als Jesus zu den Jüngern gekommen war. 25 Die anderen erzählten ihm: »Wir haben den Herrn gesehen!« Thomas erwiderte: »Erst muss ich seine von den Nägeln durchbohrten Hände sehen; ich muss meinen Finger auf die durchbohrten Stellen und meine Hand in seine durchbohrte Seite legen. Vorher glaube ich es nicht.« 26 Acht Tage später waren die Jünger wieder beisammen; diesmal war auch Thomas dabei. Mit einem Mal kam Jesus, obwohl die Türen verschlossen waren, zu ihnen herein. Er trat in ihre Mitte und grüßte sie mit den Worten: »Friede sei mit euch!« 27 Dann wandte er sich Thomas zu. »Leg deinen Finger auf diese Stelle hier und sieh dir meine Hände an!«, forderte er ihn auf. »Reich deine Hand her und leg sie in meine Seite! Und sei nicht mehr ungläubig, sondern glaube!« 28 Thomas sagte zu ihm: »Mein Herr und mein Gott!« 29 Jesus erwiderte: »Jetzt, wo du mich gesehen hast, glaubst du. Glücklich zu nennen sind die, die nicht sehen und trotzdem glauben.«
(Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen)

Halleluja.
Der Herr hat Großes an uns getan, des sind wir fröhlich.
Halleluja.    (Ps 126.3)
Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden.
Halleluja.

Apostolisches Glaubensbekenntnis

Lied: EG 117 – Der schöne Ostertag

Predigt

Schalom! Friede sei mit euch!“
Diese Worte klangen am Karfreitag in meiner Predigt schon kurz an.

Karfreitag haben wir auf die Worte des Propheten Jesaja gehört, der uns verheißen hat:
Fürwahr, er trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen … auf dass wir Frieden hätten … und durch seine Wunden sind wir geheilt.

Heute spricht uns Jesus selbst zu: Friede sei mit euch.

Johannes nimmt uns in seinem Evangelium, das wir gerade als Lesung gehört haben mit hinein in die nachösterliche Zeit der Jünger Jesu.
Die Jünger trafen sich hinter verschlossenen Türen und fragten sich, wie es jetzt wohl weiter gehen soll.

Wie oft haben wir uns diese Frage im vergangenen Jahr wohl angesichts der Corona-Pandemie gestellt.

Natürlich ist die Situation der Jünger nicht eins zu eins mit unserer Situation heute vergleichbar.
Aber was uns mit den Jüngern von damals verbindet, ist die Angst vor dem, was vor uns liegt. Der Ausblick auf die Zukunft ist verstellt, Hoffnungen und Pläne sind zerstört. Gewohnheiten, Selbstverständlichkeiten, vieles, was einfach ganz alltäglich zu uns und unserem Lebensalltag gehörte, ist uns genommen.
Sicherheiten sind zerbrochen. Was wir noch nie erlebt haben und uns auch nicht wirklich ausdenken konnten, ist bei uns und weltweit hereineingebrochen.

Die Jünger: Aus Furcht und Angst vor der ungewissen Zukunft, ohne Jesus an ihrer Seite, haben sie sich eingeschlossen.
Sie befürchteten, dass sie möglicherweise dasselbe Schicksal erleiden müssten wie er: Ablehnung, Verspottung, Verurteilung und schließlich der Tod.
Sie erlebten eine tiefe Krise, auch eine Glaubenskrise: Jesus auf den sie sich verlassen hatten, auf den sie ihr Leben ihr Leben in den zurückliegenden Jahren aufgebaut hatten war ihnen genommen worden.
Sie hatten die Türen geschlossen, lebten zurückgezogen.
Sie fühlten sich schwach und ohnmächtig.
Mitten in die verzweifelte und hoffnungslose Situation hinein wurde den Jüngern eine Erfahrung zuteil, die sie verwandelte und befreite.
Jesus kam noch einmal zu ihnen und sprach zu ihnen: Friede sei mit Euch! Ich bin und bleibe bei euch.
Wie tröstlich wäre es auch für uns heute, wenn Jesus selbst plötzlich vor uns stünde und uns zusagen würde: Friede sei mit euch. Ich bin und bleibe bei euch.

Die Jünger hatten so ihre Schwierigkeiten damit, an etwas zu glauben, was sie nicht sehen konnten. Jesu Auferstehung.
Das fällt auch heute immer mehr Menschen schwer. Diese wunderbare Osterbotschaft, die Leben verändern kann und die in letzter Konsequenz unsere Welt verändern und verbessern könnte, wird in einer Zeit in der wissenschaftliche Erkenntnisse zum Maßstab gemacht werden immer öfter angezweifelt.

Wie überzeugend wäre es auch für uns heute, wenn Jesus selbst plötzlich vor uns stünde und uns zurufen würde: Schalom! Friede sei mit euch.
Aber wir können nur auf das vertrauen und glauben, was die Jünger in Jesu Auftrag weitererzählt haben und nach ihnen noch viele andere Menschen – bis heute.

Schalom! Friede sei mit euch.
Diese Zusage kann gerade in der Pandemie-Situation so tröstlich sein.

Aber das hebräische Wort Schalom entspricht nicht unbedingt dem deutschen Wort Friede.

In seiner Urbedeutung meint das hebräische Wort Schalom >Vervollständigung.<
Wo Schalom ist, finden sich nicht nur Sicherheit und Ruhe, sondern auch Gesundheit und Freude.
Im Hebräischen fragt man einen Menschen, wenn man ihn trifft: Ma schlomech – was ist dein Schalom?
Man erkundigt sich nach dem Wohlbefinden der Person und wünscht ihr, was für sie wertvoll ist.
Schalom ist mehr als Friede, es ist Zufriedenheit – Zu-Frieden-heit.
Und es ist nicht der Zustand der Zufriedenheit, sondern der Weg dahin.
Aber in der jüdischen Tradition, in der ja Jesus mit seinem Schalom stand, weiß man auch, dass Friede oft nur einen Augenblick dauert und labil ist, sowohl bei jedem einzelnen Menschen als auch in der Gesellschaft.
Es ist wichtig immer wieder zu schauen: was braucht der einzelne, was braucht die Gemeinschaft zum Schalom?
Denn Schalom ist nicht mit Konfliktvermeidung zu verwechseln. Das weiß man aus den alttestamentlichen Rechtstexten.Das weiß auch Jesus, dass es in der Gemeinschaft immer wieder Konflikte gibt. Das ist menschlich.
Und das Alte Testament lässt keinen Zweifel daran, dass wir uns selbst immer wieder um den Frieden bemühen müssen.
Schalom kommt nicht von selber. Wir müssen uns ständig aktiv um ihn bemühen.
Leider ist der Weg, um den Schalom zu erreichen nicht immer klar und eindeutig.
Das ist gleichzeitig Risiko und Chance. Das Risiko Fehler auf dem Weg zu machen und die Chance diese Welt zu gestalten und zu ändern.
Jeder Mensch soll etwas in der Welt anders machen, schöner machen. Das ist die Idee des Schalom. Jeder Erwachsene und auch jedes Kind.

Friede sei mit euch!
Wie klingt das nun? Zuspruch oder Auftrag?
Beides!

In dem Zuspruch klingt auch ein Auftrag mit: Geht den Weg, der Schalom schafft. Auch in einer so schweren Zeit, wie in einer Pandemie, schaut was jede und jeder einzelne braucht, schaut, was die Gesellschaft braucht. Aber es ist auch klar: es gibt nicht den einen richtigen Weg, Es ist immer wieder ein Ringen darum, was der richtige Weg ist.

Das kann uns gnädig stimmen mit den manchmal schwer auszuhaltenden immer wieder neuen Corona-Regeln.
Das zeigt aber auch: wir müssen selbst aktiv alles tun, um zu helfen, dass wir wieder Hoffnung auf eine Zukunft mit mehr Freiheit und mehr Möglichkeiten haben.
Wir alle müssen mithelfen am Schalom.
Denn Jesus möchte uns Mut machen. Er wünscht uns Schalom!

Für uns als Christen ist das die Motivation zu den Menschen zugewandtem Handeln.
Wir werden getragen Geist des Auferstandenen, der der Anwalt des Gottes ist, der alles Leben begründet.
Es ist der Geist der Geschwisterlichkeit, der Geist der Versöhnung und der Gerechtigkeit, der Geist des Trostes, des Vergebens und des Heilens, der Geist des Teilens und des Helfens.
Es ist eine geistliche Kraft, geschenkt von Gott und übertragen von Mensch zu Mensch.

Als christliche Gemeinde sind wir eine Erinnerungs-und Erzählgemeinschaft. Wir sind eine Gebetsgemeinschaft und Hilfsgemeinschaft.

Als getaufte Christen haben wir den Auftrag an Gottes Schalom zu arbeiten. Gottes Nähe, Zuwendung und Liebe auch dann verkünden, wenn die eigene Glaubenskraft vielleicht einmal nicht ausreicht.
Denn Jesus Zusage gilt uns bis heute: Ich bin bei euch alle Tage.
Geht mit mir an die Orte, an die ich gegangen bin, wo Menschen in Leid und Not, Hoffnungs- und Trostlosigkeit leben. Begleitet sie, steht ihnen bei und helft ihnen.
So kann sich Gottes Schalom unter den Menschen ausbreiten.
Amen!

Lied: EG 560, 4+5 – O herrlicher Tag


Fürbittengebet

Ostern – mit der Osterkerze kommt Licht in die Dunkelheit.

Trotzdem stehen manche Menschen in Dunkelheit und Traurigkeit.
Sie können das Licht deiner Auferstehung nicht sehen oder fühlen.

Gott wir denken vor dir an die Trauernden.
Schenke ihnen Trost, damit sie weiter leben können.

Gott wir denken an die Menschen an die Menschen, die an und durch das Corona-Virus leiden; durch Erkrankung und Tod, durch existentielle Sorgen, durch psychische Belastungen und Ängste.
Schenke ihnen Menschen, die ihnen beistehen und ihnen Kraft und Hoffnung zum Durchhalten geben.

Gott wir denken an Menschen, die Krieg, Gewalt oder Terror erleben mussten,
Schenke ihnen wir ihnen Zuversicht ohne Angst weiterleben zu können.

Gott wir denken an die Christen in der Welt, die ihren Glauben nicht in Freiheit leben können.
Schenke ihnen immer wieder die Kraft ihren Glauben in der österlichen Freude leben zu können.

Gott wir denken an die Menschen, die Verantwortung tragen in Politik, Gesellschaft und Kirche.
Schenke ihnen in diesen schweren Zeiten, die Weisheit gute Entscheidungen zu treffen.

Gott wir denken an die Menschen, denen es schwer fällt zu glauben, was sie nicht sehen können:
Hilf ihnen und uns zu begreifen, dass die Auferstehung für jede und jeden von uns ganz persönlich geschehen ist und schenke ihnen deinen Frieden.

Hilf uns die Botschaft der Auferstehung mutig in die Welt zu tragen, damit die Welt sich verändern kann.

In dieser Hoffnung stimmen wir in in das Gebet, das Jesus uns gegeben hat:


Vater unser
      Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
      Dein Reich komme.
      Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
      Unser tägliches Brot gib uns heute.
      Und vergib uns unsere Schuld,
             wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
      Und führe uns nicht in Versuchung;
             sondern erlöse uns von dem Bösen.
      Denn dein ist das Reich und die Kraft,
             und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
                                                                       Amen.

SEGEN
Der Herr, Jesus Christus, der Auferstandene, segnet dich.
Er segnet dich mit seiner Gegenwart und mit seinem Frieden.
Er segnet dich mit neuer Gewissheit und mit neuer Freude.
Er ist mit dir auf deinem Weg.
Amen!

Lied: EG 99 – Christ ist erstanden


Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrerin Angelika Ludwig
© 2021 Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

1. Sonntag nach Ostern – Quasimodogeniti

Begrüßung

Der Herr ist auferstanden!
Er ist wahrhaftig auferstanden!

Mit diesem Ostergruß begrüße ich Sie heute morgen.

Dieser Ostergruß begleitet uns nicht nur am Ostersonntag, sondern durch die ganze Osterzeit, die vor uns liegt.

Wir wissen noch nicht, wann wir uns wieder persönlich im Gottesdienst zurufen können und dürfen.

Die Zeit bis zu der Gottesdienste verboten bleiben ist auf jeden Fall bis zum 04.Mai verlängert worden.
Die Kultusminister sollen nun mit den Vertretern und Vertreterinnen sprechen, wie es danach weiter gehen kann.

Sicherlich nicht ohne Einschränkungen und Regeln, aber vielleicht können wir in kleinen Schritten unser Gemeindeleben wieder aufnehmen.
Diese Hoffnung möchte ich nicht aufgeben.
Diese Hoffnung stärkt auch der Predigttext für den heutigen Sonntag, der schon vor einigen Jahren festgelegt wurde und doch so gut in unsere Situation passt.

So wissen wir uns in Gedanken verbunden.
Wir treten im Geiste zusammen und sind durch Gebet und hören auf Gottes Wort miteinander verbunden.

So wissen wir uns auch in der Unruhe und Belastung dieser Zeit verbunden im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen!

 

Singen oder hören wir:
EG 116 Er ist erstanden Halleluja!


Psalm

Die Bibel hat uns Worte von Menschen überliefert, die wie wir die Vielfalt des Lebens kennen gelernt haben.
Lob und Dank, Klage und Bitte, Jubel und Verzweiflung, Gewissheit und Vertrauen, Traurigkeit und Hoffnung:

Sie alle haben erfahren:
Gott begleitet uns und hält uns mit seiner Hand.

Wir beten mit Worten aus Psalm 116:
(EG 750.1  oder Psalm 116,1-10 hier in einer Übertragung)

I        Ich liebe meinen Gott, denn Gott hört mir zu,
wenn ich mit ihm rede.
II       Ein offenes Ohr hat er mir geschenkt.
Deshalb will ich mein Leben lang mit ihm reden.
I        Manchmal habe ich Angst, bin traurig oder in Not.
II       Dann rufe ich Gott beim Namen: Gott, bitte hilf mir!
I        Wie gnädig ist Gott! Was er verspricht, das hält er auch.
Unser Gott ist voller Erbarmen.
II       Gott beschützt alle, die seine Hilfe brauchen.
Er nimmt meinen Kummer
und schenkt mir neuen Mut.
Denn Gott kümmert sich um mich.
I        Er hat mir geholfen.
Ich höre auf zu weinen.
Ich spüre wieder festen Boden unter den Füßen.
II       So kann ich meinen Weg gehen im Vertrauen auf Gott.
I        Auch wenn ich nicht mehr weiter weiß,
kann ich Gott Vertrauen.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie im Anfang, so auch jetzt und allezeit und in Ewigkeit. Amen.

 

 Singen oder hören wir:
Hören wir: Euer Herz erschrecke nicht!

 

Kyrie-Gebet

Ostern ist eine Woche her.
Jesus, wie jedes Jahr haben wir von deiner Auferstehung gehört.
Doch manchmal fällt es uns schwer daran zu glauben.
Es gibt so viel in der Welt, bei dem wir nichts vom Schein deiner Auferstehung sehen:
Viele Menschen sind vom Corona-Virus betroffen.
Viele Menschen sterben, die Situation in vielen Krankenhäusern dieser Welt sind katastrophal.
Immer noch gibt es Krieg und Gewalt.
Menschen müssen auch in dieser schweren Zeit ihre Heimat verlassen müssen.
Die Zustände in den Flüchtlingslagern sind in Corona-Zeiten noch unzumutbarer als sie es sowieso schon sind.
Manchmal trifft uns die Angst, dass wir in diesen Zeiten allein im Krankenhaus sein müssen.
Manchmal verlieren wir den Mut.
Manchmal zweifeln wir an dem Licht,
dass deine Osterbotschaft in die Welt bringt.
Dann fällt es uns schwer für andere Menschen Licht zu sein.
Lass uns nicht allein mit unseren Fragen!
Mach unserer Mutlosigkeit ein Ende.

Herr, erbarme dich.
Christus, erbarme dich.
Herr, erbarme dich.

Hören oder singen wir: Kyrie eleison (Taize)

 

Gnadenzuspruch

Der auferstandene Christus erbarmt sicher über uns und ruft uns zu: »Ich lebe, und ihr sollt auch leben.«

Der Herr ist auferstanden.
Er ist wahrhaftig auferstanden.

Hören wir: Osterlied (Keith Green / Heizmann)

 

Lesen wir einen Abschnitt aus dem Johannesevangelium im 20. Kapitel:
(Bibeltext der Neuen Genfer Übersetzung – Neues Testament und Psalmen)

19 Es war am Abend jenes ersten Tages der neuen Woche.

Die Jünger hatten solche Angst vor den Juden, dass sie die Türen des Raumes, in dem sie beisammen waren, verschlossen hielten.
Mit einem Mal kam Jesus, trat in ihre Mitte und grüßte sie mit den Worten: »Friede sei mit euch!«

20 Dann zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.
Als die Jünger den Herrn sahen, wurden sie froh.

21 »Friede sei mit euch!«, sagte Jesus noch einmal zu ihnen.
»Wie der Vater mich gesandt hat, so sende ich jetzt euch.«

22 Und er hauchte sie an und sagte: »Empfangt ´den` Heiligen Geist! 23 Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben;
wem ihr sie nicht vergebt, dem sind sie nicht vergeben.«

24 Thomas, auch Didymus genannt, einer der Zwölf,
war nicht dabei gewesen, als Jesus zu den Jüngern gekommen war.

25 Die anderen erzählten ihm: »Wir haben den Herrn gesehen!«
Thomas erwiderte: »Erst muss ich seine von den Nägeln durchbohrten Hände sehen; ich muss meinen Finger auf die durchbohrten Stellen und meine Hand in seine durchbohrte Seite legen. Vorher glaube ich es nicht.«

26 Acht Tage später waren die Jünger wieder beisammen;
diesmal war auch Thomas dabei.
Mit einem Mal kam Jesus, obwohl die Türen verschlossen waren, zu ihnen herein. Er trat in ihre Mitte und grüßte sie mit den Worten: »Friede sei mit euch!«

27 Dann wandte er sich Thomas zu. »Leg deinen Finger auf diese Stelle hier und sieh dir meine Hände an!«, forderte er ihn auf. »Reich deine Hand her und leg sie in meine Seite! Und sei nicht mehr ungläubig, sondern glaube!«

28 Thomas sagte zu ihm: »Mein Herr und mein Gott!«

29 Jesus erwiderte: »Jetzt, wo du mich gesehen hast, glaubst du.
Glücklich zu nennen sind die, die nicht sehen und trotzdem glauben.«

Halleluja.
Der Herr hat Großes an uns getan, des sind wir fröhlich.
Halleluja.    (Ps 126.3)
Der Herr ist auferstanden. Er ist wahrhaftig auferstanden.
Halleluja.

Singen oder hören wir: EG 100 Wir wollen alle fröhlich sein


Liebe Gemeinde!

Ich möchte Sie heute mitnehmen auf eine Reise in die Vergangenheit.
Eine Reise in die Zeit, aus der der heutige Predigttext stammt.
Wir reisen nach Babylon in das Jahr 550 vor Christus.
Dorthin sind viele Frauen, Männer und Kinder aus Judäa gebracht worden. Mehr als 1000 Kilometer weit weg von ihrer Heimat, in ein fremdes Land mit fremden Menschen und einem fremden Gott.
Die Menschen aus Judäa hatten einen grausamen Krieg verloren.
Jerusalem ist zerstört worden, die Felder niedergebrannt. Auch der Tempel in Jerusalem steht nicht mehr. Nun müssen sie in der Fremde, in Babylon, Leben.
Viel schwerer als die Zerstörung ihrer Heimat aber wiegt etwas Anderes:
Das Vertrauen zu Gott war zerschlagen:
Dadurch sehen sie in ihrem Leben keinen Sinn mehr.

Bisher hatten sich die Menschen aus Judäa als Gottes auserwähltes Volk verstanden. Sie hatten erlebt, dass Gott buchstäblich in letzter Sekunde rettend eingreift. Aber diesmal ist es anders gewesen: kein Wunder hat sie gerettet, kein Schilfmeer die feindlichen Truppen ertränkt.
Gott hat es zugelassen, dass sein Volk von Feinden besiegt wird.
Viele Überlebende waren am Boden zerstört.
Da war der Schmerz über die verlorene Heimat, die Trauer über getötete Freunde und Angehörige, die Angst vor der ungewissen Zukunft.
Und: Sie verstanden Gott und die Welt nicht mehr.
Sie sahen sich von Gott verlassen und vergessen.
„Warum hat Gott das zugelassen? Ist Marduk, der Gott der Babylonier, mächtiger? Oder hat der Herr uns vergessen? Wie soll es weitergehen?“

Mitten in diese Situation in Babylon hinein tritt eines Tages ein Prophet – die Bibel nennt ihn Jesaja.

Hören wir, was er seinen Landsleuten in der Gefangenschaft und uns zu sagen hat (Jes 40,26-31):

26 Hebt eure Augen in die Höhe und seht! Wer hat dies geschaffen? Er führt ihr Heer vollzählig heraus und ruft sie alle mit Namen; seine Macht und starke Kraft ist so groß, dass nicht eins von ihnen fehlt.  27 Warum sprichst du denn, Jakob, und du, Israel, sagst: »Mein Weg ist dem Herrn verborgen, und mein Recht geht vor meinem Gott vorüber«?  28 Weißt du nicht? Hast du nicht gehört? Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.  29 Er gibt dem Müden Kraft, und Stärke genug dem Unvermögenden.  30 Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen;  31 aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Diese Worte aus der Bibel sind, wie alle biblischen Überlieferungen, von Menschen in ihrer ganz persönlichen Situation erzählt und aufgeschrieben worden. Sie beschreiben ihre persönlichen Erfahrungen, die sie mit Gott gemacht haben.
Und obwohl diese Worte in dieser ganz besonderen Situation und vor so langer Zeit geschrieben wurden, so sprechen sie mich auch heute in der gegenwärtigen Zeit der Corona-Krise noch ganz persönlich an.
Oft ist es in meinem Leben so, dass Gott mich durch die menschlichen Worte der Bibel immer wieder ganz neu anspricht, je nachdem in welcher Situation ich mich befinde.
Vielleicht kennen Sie auch solche Momente in ihrem Leben?

Der Prophet hat diese Worte in eine scheinbar aussichtslose Lage hinein gesprochen.
Die Menschen hatten alles verloren, was Ihnen wichtig war.
Familie und Freunde, Gottesdienste, ihren Tempel.
Sie waren kraftlos. Ließen „ihre Köpfe hängen“.

Diesen Menschen ruft der Prophet zu:
„Hebt eure Augen in die Höhe und seht!“

Versuchen Sie, diese Bewegung einmal für sich nachzuvollziehen: Den Kopf heben und in die Höhe sehen.
Merken Sie, dass sich dadurch Ihre ganze Körperhaltung verändert?

Sie werden aufrechter, der Oberkörper wird weiter, sie bekommen mehr Luft.
Versuchen Sie einmal alles zu tun, was die Atmung groß und weit werden lässt. Aufrecht sich an der frischen Luft bewegen ist nicht nur ein wichtiger körperlicher Beitrag, sondern auch ein seelischer: Wenn wir uns aufrichten, wenn unser Blick wieder weit wird, wenn wir regelmäßig atmen können, dann kann die Angst kleiner werden.
„Hebt eure Augen in die Höhe und seht!“
Diese Worte wollten den Menschen damals und sie wollen uns heute Lebendigkeit und Kraft geben, die uns immer wieder neu in Bewegung bringen kann.
Und auch viele Menschen, die zur Risikogruppe gehören, die ihre Häuser und Wohnungen nicht verlassen sollen, kann die Sonne vielleicht auf den Balkon, in den Garten oder ans offene Fenster locken, um Lebendigkeit und Atem in ihre Körper zu bringen.

Aber hilft das wirklich: „Hebt eure Augen in die Höhe und seht!“

Ich weiß nicht, ob die Israeliten sie damals für sich annehmen konnten oder als billigen Trost abgetan haben.
Ich weiß auch nicht, was die Zukunft für uns bringen wird.
Für die Israeliten aus Judäa kam eine Zeit „danach“. Eine Rückkehr in die Heimat, in die „Normalität“, ein neuer Anfang. Ein Leben, das so ganz anders war als das vor dem Exil.
Viel kleiner und bescheidener, viel angewiesener.

Der Herr, der ewige Gott, der die Enden der Erde geschaffen hat, wird nicht müde noch matt, sein Verstand ist unausforschlich.  29 Er gibt dem Müden Kraft, und Stärke genug dem Unvermögenden.  30 Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen;  31 aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden.

Viele Menschen brauchen in dieser Zeit ganz besondere Kraft.
Kranke, Ärzte und Pfleger in den Krankenhäusern und Pflegeheimen.
Mitarbeiter/-innen in den Supermärkten.
Kranke Menschen zu Hause, aber auch Menschen, die jetzt besonders einsam sind.

Ich denke an die vielen Menschen, die Unglaubliches geleistet haben in den vergangenen Tagen, Wochen und Monaten, bei der Arbeit  oder durch Hilfe für Menschen, die Unterstützung brauchen.

Besonders denke ich auch an die Menschen, die alleinstehend sind oder in Krankenhäusern liegen und keinen Besuch bekommen dürfen. An die Sterbenden, denen die Begleitung durch die Familie fehlt.
Wenn ich daran denke, treiben mich Trauer und Angst um.

„Hebt eure Augen in die Höhe und seht!“
Müde Menschen bekommen von ihm Kraft!

Dieser Satz schenkt mir Hoffnung. Lässt mich in diesen Tagen durchhalten und auf eine Zeit „danach“ hoffen.

Wie können wir in Gottes Namen Kraft schenken?

Telefonieren, Briefe schreiben und Mails verschicken und auf diese Weise von dem weitergeben, was uns selbst bewegt und Hoffnung gibt.

Das mag auch Jesaja so erlebt haben, wenn er schreibt: Die auf Gott warten, bekommen neue Kraft. Warten: Es gehört Geduld dazu. Geduld, die viele von uns in diesen Wochen haben mussten und immer noch haben müssen.

Ich hoffe, dass wir alle diese Erfahrung machen können: Wir werden wieder aufatmen, Kraft bekommen und weiterlaufen können.

Und vielleicht können wir aus diesem notwendigen derzeitigen Exil wieder gestärkt in ein ganz neues Miteinander finden, in dem wir uns daran erinnern, wie sehr wir aufeinander angewiesen sind und miteinander und füreinander leben können.
Gott helfe uns dabei, uns allen.

AMEN!

 

Singen oder hören wir:
EG 117,1-3         Der schöne Ostertag

 oder


Fürbittengebet

Guter Gott, wir heben unsere Augen auf und schauen auf das Licht,
das mit Ostern in unsere Dunkelheit kommt.

Gerade in dieser schweren Zeit können Menschen das Licht deiner Auferstehung nicht sehen oder fühlen.

Gott wir denken vor dir an die schwer kranken Menschen,
die keinen Besuch bekommen dürfen.
Schenke Ihnen Kraft für diese schwere Zeit.

Gott, wir denken an die Trauernden.
Schenke ihnen Trost, damit sie weiter leben können.

Gott, wir denken an die vielen Menschen in den medizinischen und pflegenden Berufen.
Schenke ihnen Kraft und lass sie nicht müde werden.

Gott wir denken in diesen unruhigen Zeiten an die Menschen, die Verantwortung tragen in Politik, Gesellschaft und Kirche.
Schenke ihnen Weisheit gute Entscheidungen für uns alle zu treffen.

Gott wir denken an die Menschen, die von Krieg und Flucht betroffen sind.
Schenke ihnen Menschen, die ihnen Mut und Kraft für die Zeit in der Fremde und die Hoffnung auf Frieden in ihrer Heimat geben.

Gott wir denken an die Christen in der Welt, die ihren Glauben nicht in Freiheit leben können.
Schenke ihnen immer wieder die Kraft ihren Glauben in der österlichen Freude leben zu können.

Hilf uns die Botschaft Jesu mutig in die Welt zu tragen, damit die Welt sich verändern kann.

In dieser Hoffnung stimmen wir in in das Gebet, das Jesus uns gegeben hat:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung;
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft,
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.

 

Segensbitte

Herr, wir bitten dich:
Segne uns.
Segne uns mit deiner Gegenwart.
Segne uns mit Kraft, Mut und Geduld.
Segne uns mit Hoffnung und Zuversicht.
Segne uns mit der Gewissheit, dass Du bei uns bist.
Segne uns mit deinem Frieden.

Der Herr ist auferstanden.
Er ist wahrhaftig auferstanden!

 

Singen oder hören wir:
EG 99        Christ ist erstanden
zum Mitsingen

Corona Brass Herne

Ihre Pfarrerin Angelika Ludwig

Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrerin A. Ludwig.
© Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt; A. Ludwig