Einstimmung

Okuli: Meine Augen. Der Name des Sonntags leitet sich ab von dem Psalmvers: „Meine Augen sehen stets auf den Herrn.“ (Psalm 25,15) In der Mitte der Passionszeit erinnert dieser Satz daran, den Blick zu heben, ihn auf Gott zu richten und darauf zu vertrauen, dass er uns nahe ist und immer wieder berührt, weil der Weg, den wir gehen, mühsam ist und beschwerlich, wenn wir ihm, Gott, zu folgen versuchen.

Lied: EG 455 Morgenlicht leuchtet

oder

Wochenspruch

Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück,
der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

(Lukas 9,62)

Votum

Der Herr sei mit euch
            und mit deinem Geist.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen!
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.

 

Wochenpsalm

Die Augen des Herrn merken auf die Gerechten
und seine Ohren auf ihr Schreien.
Das Antlitz des Herrn steht wieder alle, die Böses tun,
dass er ihren Namen ausrotte von der Erde.
Wenn die Gerechten schreien, so hört der Herr
und errettet sie aus all ihrer Not.
Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind,
und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.
Der Gerechte muss viel leiden,
aber aus alledem hilft ihm der Herr.
Er bewahrt ihm alle seine Gebeine,
dass nicht eines von ihnen zerbrochen wird.
Den Frevler wird das Unglück töten,
und die den Gerechten hassen, fallen in Schuld.
Der Herr erlöst das Leben seiner Knechte,
und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld.

(Psalm 34,16-23)

Wir wollen Gott loben, indem wir sprechen:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und alle Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

 

Sündenbekenntnis

Lasst uns vor Gott treten und daran denken, was uns bedrückt und belastet und wofür wir Verantwortung tragen:
Gott,
wir kommen zu Dir mit all unserer Müdigkeit und Erschöpfung.
Müde macht der Zustand dieser Welt,
Müde macht uns unsere Schuld.

Wir bitten Dich:
Richte uns auf,
dass wir trotz allem Eintreten für deine Welt,
deine Geschöpfe,
für unsere Schwestern und Brüder.
Erbarme dich unser!

Wir rufen zu Dir:
Kyrie eleison                       Herr, erbarme dich
Christe eleison                    Christe, erbarme dich
Kyrie eleison                       Herr, erbarme dich über uns

 

Gnadenspruch

Jesus Christus sagt: Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.                                                                                Matthäus 11,28

Gebet zum Tage

Lasst uns beten:
Guter Gott,
du siehst uns an,
du siehst, was uns gelingt,
du siehst, wo wir scheitern.
Wir bitten dich,
öffne uns Augen, Ohren und Herzen für deine oft alltägliche Nähe,
in einer Berührung, in einem aufbauenden Wort.
Im Vertrauen auf deinen Sohn Jesus Christus,
unserem Bruder
Amen.

 

Evangeliumslesung

Wir schwer es ist, dem Weg zu folgen, den Christus gegangen ist, selbst für die, die guten Willes sind, erzählt der folgende Text:

Und als sie auf dem Wege waren, sprach einer zu ihm: Ich will dir folgen, wohin du gehst. Und Jesus sprach zu ihm: Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege. Und er sprach zu einem andern: Folge mir nach! Der sprach aber: Herr, erlaube mir, dass ich zuvor hingehe und meinen Vater begrabe. Er aber sprach zu ihm: Lass die Toten ihre Toten begraben; du aber geh hin und verkündige das Reich Gottes! Und ein andrer sprach: Herr, ich will dir nachfolgen; aber erlaube mir zuvor, dass ich Abschied nehme von denen, die in meinem Hause sind. Jesus aber sprach zu ihm: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.

(Lukas 9,57-62)

Apostolisches Glaubensbekenntnis

Wir bekennen unseren christlichen Glauben und sind somit verbunden mit den Christen vor Ort und auch weltweit:

Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Lied: EG 391 Jesu geh voran

 

Predigt zu 1. Könige 19,1-12

„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“ (1. Kor. 1,3)

1.

Es ist genug! Es reicht! In den letzten Wochen kann man diese Sätze immer wieder hören und lesen. Eine lange, für manche zu lange Strecke liegt hinter uns: viele Wochen im sogenannten „Lockdown“. Nun ist dieser noch einmal um mehrere Wochen verlängert worden, wenn auch mit einigen Lockerungen. So denken und sagen manche: Mir reicht’s. Es ist genug.

Es ist genug… Diese drei Worte soll, so erzählt der Predigttext, Elia, der Prophet, gesagt haben. Elia, der erste namentlich bekannte Prophet im alten Israel, der vor fast 3000 Jahren mit unbedingter Konsequenz für den Glauben an den einen Gott eingetreten ist. Viel liegt hinter ihm. Die Geschichte erzählt von der Müdigkeit des Elia. Und sie erzählt davon, wie Gott Elia in seiner Müdigkeit berührt. Elia geht weiter und gewinnt neue Perspektiven.

  1. Textlesung

„Und Ahab sagte Isebel alles, was Elia getan hatte und wie er alle Propheten Baals mit dem Schwert umgebracht hatte. Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: Die Götter sollen mir dies und das tun, wenn ich nicht morgen um diese Zeit dir tue, wie du diesen getan hast! Da fürchtete er sich, machte sich auf und lief um sein Leben und kam nach Beerscheba in Juda und ließ seinen Diener dort. Er aber ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und kam und setzte sich unter einen Wacholder und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.

Und er legte sich hin und schlief unter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rührte ihn an und sprach zu ihm: Steh auf und iss! Und er sah sich um, und siehe, zu seinen Häupten lag ein geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser. Und als er gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen. Und der Engel des HERRN kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss! Denn du hast einen weiten Weg vor dir. Und er stand auf und aß und trank und ging durch die Kraft der Speise vierzig Tage und vierzig Nächte bis zum Berg Gottes, dem Horeb.

Und er kam dort in eine Höhle und blieb dort über Nacht. Und siehe, das Wort des HERRN kam zu ihm: Was machst du hier, Elia? Er sprach: Ich habe geeifert für den HERRN, den Gott Zebaoth; denn Israel hat deinen Bund verlassen und deine Altäre zerbrochen und deine Propheten mit dem Schwert getötet und ich bin allein übrig geblieben, und sie trachten danach, dass sie mir mein Leben nehmen. Der Herr sprach: Geh heraus und tritt hin auf den Berg vor den HERRN! Und siehe, der HERR wird vorübergehen. Und ein großer, starker Wind, der die Berge zerriss und die Felsen zerbrach, kam vor dem HERRN her; der HERR aber war nicht im Winde. Nach dem Wind aber kam ein Erdbeben; aber der HERR war nicht im Erdbeben. Und nach dem Erdbeben kam ein Feuer; aber der HERR war nicht im Feuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sausen. Als das Elia hörte, verhüllte er sein Antlitz mit seinem Mantel und ging hinaus und trat in den Eingang der Höhle.“

(1. Könige 19,1-13)

  1.  

Elia – sein Name ist Programm: Jahwe ist Gott. Damit soll gesagt sein: Es gibt keinen anderen Gott! Es soll keine anderen Götter geben neben dem einen Gott Israels. Mit Feuereifer – im wahren Sinne des Wortes – kämpft Elia für die Verehrung seines Gottes, dem Gott des Volkes Israel: Jahwe.

Elia kämpft und er gerät in Konflikt mit der politischen Führung, dem König Ahab und dessen Frau Isebel. Ahab scheint mit seiner Politik einen Ausgleich zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen, der kanaanäischen Bevölkerung und den Angehörigen des Volkes Israel, gesucht zu haben. So gab es neben der Verehrung Jahwes auch Heiligtümer für den „Baal“. Politik war damals – wie auch heute – auf Kompromisse angelegt und angewiesen, auf Ausgleich von Interessen und von Macht. Das vertrug sich offenbar nicht mit der kompromisslosen Haltung des Elia, dieses Experten in religiösen Fragen.

Nicht immer verlaufen Konflikte zwischen Politikerinnen, Politikern und Expertinnen, Experten in solcher Schärfe wie in diesem Fall. Elia wurde mit dem Leben bedroht. Er flieht. Fast 200 Kilometer in den Süden bis zu dem Ort Beerscheba am Rande der Wüste Sinai. Wenn er zu Fuß geflohen sein sollte, dann dürfte seine Flucht ein bis zwei Wochen gedauert haben. Ein langer Weg…

Von Beerscheba geht Elia allein weiter in die Wüste, müde vom Kampf, müde, davon, wie diese Welt ist, müde vor Enttäuschung und Angst. „Es ist genug.“, mit diesen Worten lässt er sich unter einen Wacholder sinken. Elia bittet: „So nimm nun, HERR, meine Seele.“ Diese Geschichte erzählt von Elias Welt- und Lebensmüdigkeit.

Manchmal ist es notwendig, mit einem Seufzer, mit den Worten „Es ist genug!“, niederzusinken, in einen Sessel oder auf ein Sofa. Das Leben kann müde machen. Und es kann Not tun, sich dieses einzugestehen. Müde können wir sein angesichts der Wochen des Lockdowns. Müde angesichts des Hin und Her von Schließung und Öffnung. Müde angesichts immer wieder veränderter und manchmal unklarer Vorgaben.

4.

Müde werde ich, wenn ich sehe, was auf dieser Welt geschieht. Müde werde ich angesichts dessen, was ich in der Zeitung lese, in den Nachrichten höre oder im Fernsehen sehe.

„Ich fühle mich hoffnungslos.“, sagt eine Birmanesin, Mitarbeiterin der ARD, angesichts der Gewalt des Militärs gegen Demonstranten. Es ist genug des Leides, der Gewalt, des Hungers in dieser Welt. Es ist genug an Unrecht, das Menschen zugefügt wird. Es reicht, dass Menschen unter unwürdigen, gesundheitsgefährdenden, lebensbedrohlichen Bedingungen arbeiten, nicht nur weit weg in anderen Ländern, sondern hier, mitten unter uns, in der Nachbarschaft.

Manchmal sinke ich nieder mit den Worten und Gedanken: Es ist genug. Es reicht.

Es gibt nicht nur diese eine Seite, die sich gegen das richtet, was in dieser Welt nicht richtig ist. Es gibt noch eine andere Seite, eine nicht weniger schmerzhafte. Elia spricht sie aus: „Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.“  Ich bin nicht besser als meine Väter. Was für ein niederschmetternder Gedanke. Ich wollte es doch besser machen als meine Vorfahren, als meine Eltern. Und was ist von diesem Vorhaben geblieben? Wo sind meine Ideale, meine Wünsche, meine Hoffnungen geblieben?

Ich schaue verzweifelt auf die Veränderungen in unserer Umwelt. Ich bin groß geworden mit den Erkenntnissen des Club of Rome über die „Grenzen des Wachstums“ (1972). Ich bin hineingewachsen in die Auseinandersetzungen um die Atomkraft. Ich lebe mit dem Bewusstsein, dass wir etwas tun müssen für den Schutz unserer Mitwelt, um unserer selbst und um der Schöpfung willen. Doch mit Elia erkenne ich verzweifelt: „Ich bin nicht besser als meine Väter.“ Ich mache es nicht besser, im Gegenteil, manches ist schlimmer und ich trage daran meinen Teil der Verantwortung. Mit Paulus könnte ich sagen: „Das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.“ (Römer 7,19)

Die Angst vor dem, was mich, was uns bedroht, ist das eine, das müde macht. So wie Elia zu Tode erschrocken ist und flieht vor König und Königin. Das andere ist die Erkenntnis in die eigenen Fehler, das eigene Ungenügen. Mag sein, dies wiegt noch schwerer. So sinkt Elia unter den Wacholder und möchte dort liegen bleiben. Elia, der Perfektionist in Glaubensfragen, sagt von sich: ich bin nicht besser als meine Väter. Der Weg, den ich bisher mit kompromissloser Härte gegangen bin, hat mich in die Wüste, in eine Sackgasse geführt. Elia braucht eine neue Perspektive.

5.

In diesem Augenblick, so erzählt die Geschichte, ist da ein Engel. Er berührt ihn, „rührte ihn an“, wie es heißt. Und spricht: „Steh auf!“ Elia kann sich nicht selbst aus seiner Enttäuschung und Erschöpfung, aus seiner Müdigkeit befreien. Es braucht, er braucht eine Berührung von jemand anderem. Und ein aufbauendes Wort. Die Kraft kehrt nicht gleich zurück. Es braucht Zeit, solche Welt- und Lebensmüdigkeit hinter sich zu lassen. Wie die Geschichte erzählt: „Und als er (Elia) gegessen und getrunken hatte, legte er sich wieder schlafen. Und der Engel des HERRN kam zum zweiten Mal wieder und rührte ihn an und sprach: Steh auf und iss!“ Immerhin, Elia gelang es schon im zweiten Anlauf, wieder auf die Beine zu kommen und sich wieder auf den Weg zu machen. Doch damit hat er noch keine neue Perspektive. Er hat nur die Kraft, sich auf den Weg zu machen. Er ist damit noch lange nicht am Ziel. Oder wie der Engel sagt: „Du hast einen weiten Weg vor dir.“

Elia muss tiefer und tiefer in die Wüste hinein, um Gott zu begegnen, am Berg Horeb. Vierzig Tage und Nächte wird seine Reise dauern. Diese biblische Zahl, die auch in den vierzig Tagen der Passionszeit wiederkehrt.  

6.

Es braucht jemanden, der mich berührt und der mit mir spricht, um wieder zu Kräften zu kommen. Mitten in meiner Müdigkeit haben mich Worte von jemandem erreicht, der von sich sagt: „Ich weiß nicht, ob ich an einen Gott glaube – und Fromme werden mir diesen Satz nicht verzeihen, aber ich kann in dieser Sache nicht lügen – das ist schon sehr eigenartig, dass ich es in dieser Sache nicht kann, und vielleicht ist das schon ein Teil eines Gottesbeweises – aber ich kann wirklich beim besten Willen nicht wissen, ob ich an ihn glaube.“ Das schreibt der Schweizer Autor Peter Bichsel in einem Text mit dem Titel: „Der Herr ist mein Trotz!“[1] 

Hier beschreibt einer die Unsicherheit, über seinen Glauben zu sprechen. Er schreibt in tastenden Versuchen – mag sein, das weckt den Widerstand der einen oder anderen Frommen. Vielleicht auch von denen, die nicht erwartet haben, dass einer wie Peter Bichsel überhaupt von so etwas wie dem Glauben- oder Nichtglaubenkönnen spricht und schreibt. Denn sein Text ist beides: geschriebenes Wort und als Predigt gesprochenes Wort.

In einer Welt, zumindest in unserem Teil der Welt, in der das Reden über den eigenen Glauben fast verstummt ist, berühren mich solche Worte. Oder anders gesagt: Sie rühren mich an.

Peter Bichsel schreibt bzw. sagt weiter (in: Über Gott und die Welt, S. 13): „Trotzdem, trotzdem – ich brauche ihn […] ich brauche ihn, damit das alles, was ist, nicht sinnlos ist – und damit das alles, was ist, nicht alles ist. ‚Der Herr ist mein Trotzdem!‘ Und wenn einer kommt, der schlüssig und endgültig beweist, dass es ihn nicht gibt – ich brauche ihn trotzdem.

Ich brauche ihn nicht, um zu überleben. Ich brauche ihn nur, um leben zu können. […] Ich brauche ihn, damit es sinnvoll ist, dass diese Welt mich überlebt. Und sie wird uns nur überleben, wenn uns der Trotz gelingt, wenn uns der Widerstand gelingt.“

Solche Worte sind mir geistige Nahrung, sie stärken mich, um weiter zu gehen, nicht sitzen oder liegen zu bleiben. „Der Herr ist mein Trotzdem.“ Er ist der Widerstand gegen eine Welt, die müde macht. Hier klingt etwas an von dem Widerstand eines Elia, aber auf mich berührende, feinsinnige, persönliche Weise.

7.

Ein Engel rührt Elia an. Und er spricht zu ihm. Es sind Engel, die uns anrühren, für uns die richtigen Worte finden und uns weitergehen lassen.

Es ist dann ein weiter Weg, bis Elia das Neue erkennen kann, bis er eine neue Perspektive gewinnt. Wie radikal anders diese Perspektive ist, erzählt das Ende der Geschichte. Gott begegnet Elia schließlich in einem stillen, sanften Sausen, wie Luther es übersetzt. Nicht im Sturm, nicht im Erdbeben, nicht im Feuer, nein, in jenem stillen, sanften Sausen. Oder wie andere übersetzt haben: in einer Stimme verschwebenden Schweigens.

Dieses stille sanfte Sausen ist ein Gegenbild zu der kompromisslosen Härte, mit der Elia bis dahin für den Glauben an Gott gekämpft hat. Sie hat ihn in eine Sackgasse geführt. Gott will berühren, nicht überrumpeln oder überwältigen.

Am Ende dieser Geschichte von Elia erkenne ich Gott, wie er sich später in einem anderen, in Jesus von Nazareth, zeigen wird. Und ich höre dessen Worte: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“ (Matthäus 11,28-30) Darauf will ich meine Augen richten.

Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.

(Philipper 4,7)

 

Lied: EG 395 Vertraut den neuen Wegen

 

Fürbittengebet

Lasst uns beten:
Guter Gott,

dein Sohn Jesus Christus spricht: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ (Mt 11,28) Im Vertrauen darauf kommen wir zu dir mit allem, was wir für andere, für uns, für diese Welt erbitten.

Wir bitten für alle, die müde und mutlos geworden sind. Lass ihnen Menschen begegnen, die sie berühren, die sie aufrichten und sagen: Steh auf.

Wir bitten für die, die einen Menschen verloren haben. Lass sie Trost finden, lass sie das Gute bewahren. Das Schwere legen wir zurück in deine Hand.

Wir bitten für alle, die in diesen Monaten in besonderer Weise die Last der Corona-Pandemie tragen, insbesondere für das Personal in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen: Gib ihnen Kraft, ihre Arbeit zu tun. Sie brauchen unser aller Anerkennung und Unterstützung.

Wir bitten für die, die unter unwürdigen, krankmachenden und gesundheitsgefährdenden Bedingungen arbeiten. Wir bitten um menschenwürdige Arbeitsbedingungen und einen gerechten Lohn.

Wir bitten für uns selbst: Lass uns einander Menschen sein, die sich berühren, die sich aufrichten. Lass uns zu solchen werden, die anderen die Hand reichen und berühren.

„Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ (Mt 11,28) Im Vertrauen darauf kommen wir zu dir mit allem, was wir für andere, für uns, für diese Welt erbitten und nehmen es mit in das Gebet deines Sohnes Jesus Christus:


Vater unser

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
Und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Lied: 171 Bewahre uns Gott, behüte uns Gott

Segen

Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

(4.Mose 6, 24-26)


[1] Alle Zitate aus: Bichsel, Peter (2009): Über Gott und die Welt. Herausgegeben von Andreas Mauz. 1. Aufl., Frankfurt am Main, S. 12-13.


Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrer Thomas Böhme
© 2021 Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt