Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie und Euch zu diesem Gottesdienst am 3. Sonntag nach dem Epiphaniasfest.
Heute hat Pfarrer i.R. W. Voß den Gottesdienst für Sie erarbeitet. Herzlichen Dank dafür.

Wie es mit den Präsenzgottesdiensten nach dem 31. Januar weitergeht weiß ich heute noch nicht.
Am 31. Januar wird es auf jeden Fall einen online-Gottesdienst für Jugendliche auf unserer Homepage geben, den Kevin Stuckenschnieder und ich mit einigen Konfirmandinnen und Konfirmanden erarbeiten und filmen werden. Dazu gibt es keinen Lesegottesdienst.
Am 07. Februar gibt es dann den nächsten Lesegottesdienst.
Nun wünsche ich Ihnen einen gesegneten Gottesdienst.

Ihre Pfarrerin Angelika Ludwig


Spruch der Woche Lukas 13, 29
Es werden kommen von Osten und von Westen, 
von Norden und von Süden,
die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.

Lied: EG 62 – Jesus soll die Losung sein

  1. Jesus soll die Losung sein, da ein neues Jahr erschienen;
    Jesu Name soll allein denen heut zum Zeichen dienen,
    die in seinem Bunde stehn und auf seinen Wegen gehn.
  2. Jesu Name, Jesu Wort soll bei uns in Zion schallen,
    und sooft wir an den Ort, der nach ihm genannt ist, wallen,
    mache seines Namens Ruhm unser Herz zum Heiligtum.

  3. Unsre Wege wollen wir nur in Jesu Namen gehen.
    Geht uns dieser Leitstern für, so wird alles wohl bestehen
    und durch seinen Gnadenschein alles voller Segen sein.

  4. Alle Sorgen, alles Leid soll der Name uns versüßen;
    so wird alle Bitterkeit uns zur Freude werden müssen.
    Jesu Nam sei Sonn und Schild, welcher allen Kummer stillt.

  5. Jesus, aller Bürger Heil und der Stadt ein Gnadenzeichen,
    auch des Landes bestes Teil, dem kein Kleinod zu vergleichen,
    Jesus, unser Trost und Hort, sei die Losung fort und fort.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
         Amen.
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
         der Himmel und Erde gemacht hat.

Wir beten mit Worten des 86sten Psalms:  Psalm 86 – EG 737

Herr, neige deine Ohren und erhöre mich;
denn ich bin elend und arm.
          Bewahre meine Seele, denn ich bin dein.
          Hilf du, mein Gott, deinem Knechte,
          der sich verlässt auf dich.
Herr, sei mir gnädig;
denn ich rufe täglich zu dir.
          Erfreue die Seele deines Knechts;
          denn nach dir, Herr, verlangt mich.
Denn du, Herr, bist gut und gnädig,
von großer Güte allen, die dich anrufen.
          Vernimm, Herr, mein Gebet
          und merke auf die Stimme meines Flehens!
In der Not rufe ich dich an;
du wollest mich erhören!
          Weise mir, Herr, deinen Weg,
          dass ich wandle in deiner Wahrheit;
erhalte mein Herz bei dem einen,
dass ich deinen Namen fürchte.

Wir wollen Gott loben, indem wir sprechen:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und alle Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen
Der Herr sei mit euch
und mit deinem Geist!

Epistel – Römer 1, 13 – 17

13 Ich will euch aber nicht verschweigen, liebe Brüder, dass ich mir oft vorgenommen habe, zu euch zu kommen – wurde aber bisher gehindert –, damit ich auch unter euch Frucht schaffe wie unter andern Heiden.

14 Ich bin ein Schuldner der Griechen und der Nichtgriechen, der Weisen und der Nichtweisen;

15 darum, soviel an mir liegt, bin ich willens, auch euch in Rom das Evangelium zu predigen.

16 Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht; denn es ist eine Kraft Gottes, die selig macht alle, die daran glauben, die Juden zuerst und ebenso die Griechen.

17 Denn darin wird offenbart die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, awelche kommt aus Glauben in Glauben; wie geschrieben steht (Habakuk 2,4): »Der Gerechte wird aus Glauben leben.«

Halleluja
Gelobt sei der Herr täglich.
Er legt uns eine Last auf,
er hilft uns aber auch.
Halleluja

Lied: EG 398 – In dir ist Freude

 

  1. In dir ist Freude in allem Leide, o du süßer Jesu Christ!
    Durch dich wir haben himmlische Gaben,
    du der wahre Heiland bist; hilfest von Schanden, rettest von Banden.
    Wer dir vertrauet, hat wohl gebauet, wird ewig bleiben. Halleluja.
    Zu deiner Güte steht unser G’müte, an dir wir kleben im Tod und Leben;
    nichts kann uns scheiden. Halleluja.

  2. Wenn wir dich haben, kann uns nicht schaden
    Teufel, Welt, Sünd oder Tod; du hast’s in Händen, kannst alles wenden,
    wie nur heißen mag die Not.
    Drum wir dich ehren, dein Lob vermehren mit hellem Schalle, freuen uns alle zu dieser Stunde. Halleluja.
    Wir jubilieren und triumphieren, lieben und loben dein Macht dort droben mit Herz und Munde. Halleluja.


Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde,

und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
Amen.

Lied: EG 293 – Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all

 

  1. Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all, lobt Gott von Herzensgrunde,
    preist ihn, ihr Völker allzumal, dankt ihm zu aller Stunde,‘
    dass er euch auch erwählet hat und mitgeteilet seine Gnad
    in Christus, seinem Sohne.

  2. Denn seine groß Barmherzigkeit tut über uns stets walten,
    sein Wahrheit, Gnad und Gütigkeit erscheinet Jung und Alten
    und währet bis in Ewigkeit, schenkt uns aus Gnad die Seligkeit;
    drum singet Halleluja.

 
Predigt

Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserm Vater und unserm Herrn Jesus Christus!

Liebe Gemeinde,

das Evangelium zum dritten Sonntag nach Epiphanias steht bei Mt 8, 5-13. Hier nach der Übersetzung Die Gute Nachricht:

Der Hauptmann von Kafarnaum –         Mt 8, 5-13

5 Jesus kam nach Kafarnaum. Da trat ein Hauptmann*, ein Nichtjude, an ihn heran und bat ihn um Hilfe:
6 »Herr«, sagte er, »mein Diener liegt gelähmt bei mir zu Hause und hat furchtbare Schmerzen!«
7 Jesus fragte ihn: »Soll ich etwa kommen und ihn gesund machen?«
8 Der Hauptmann erwiderte: »Herr, ich weiß, daß ich dir, einem Juden, nicht zumuten kann, mein Haus zu betreten. Aber sag nur ein Wort, und mein Diener wird gesund.
9 Auch ich unterstehe höherem Befehl und kann meinen Soldaten Befehle erteilen. Wenn ich zu einem sage: ‚Geh!‘, dann geht er; wenn ich zu einem andern sage: ‚Komm!‘, dann kommt er; und wenn ich meinem Diener befehle: ‚Tu das!‘, dann tut er’s.«
10 Als Jesus das hörte, staunte er und sagte zu den Leuten, die ihm folgten: »Wahrhaftig, solch ein Vertrauen habe ich in Israel nirgends gefunden!
11 Doch ich sage euch: Viele werden kommen, aus Ost und West, und zusammen mit Abraham*, Isaak und Jakob in Gottes neuer Welt zu Tisch sitzen.
12 Aber die Menschen, die bis jetzt das Anrecht darauf hatten, werden in die Dunkelheit hinausgestoßen. Dort gibt es nur noch Jammern und Zähneknirschen.«
13 Dann sagte Jesus zu dem Hauptmann: »Geh nach Hause! Wie du es im Vertrauen von mir erwartet hast, soll es geschehen.«
Zur selben Stunde wurde sein Diener gesund.

In seiner Erzählung „Der Fürst“ beschreibt der Schriftsteller und Pfarrer Kurt Marti eine denkwürdige Abendmahlsfeier. Vorn am Altar und schon mit der heiligen Feier beschäftigt, entdeckt er auf einmal einen Fremden inmitten der wohlbekannten Gemeindegesichter: „Mit einer Art heiterer Grandezza saß er in der vordersten Bank, im langen dunklen Überwurf südländischen Schnitts; ein fürstlicher Überwurf sozusagen, oder fürstlich, der der ihn trug. … Mich irritierte sein Blick: Wer war das? Wo kam er wohl her? Was wollte er hier?“ (Kurt Marti, Der Fürst, aus: Geschichten zum Nachdenken, Kaiser/Grünewald, 1984,)
Und wir stellen uns vor, wie auch die Gemeinde schon guckt. Hie und da wird getuschelt.
Der Pfarrer ist hin und her gerissen, zwischen Selbstberuhigung und Angst. Während die Gemeinde zum Tisch des Herrn geht, bleibt der Fremde lächelnd sitzen. Was, wenn er nur darauf wartet, die heilige Feier zu sprengen? Nichts dergleichen geschieht. Als alle nach Brot und Wein auf ihren Platz zurückgekehrt sind, erhebt sich der Fremde. Beim Näherkommen zerfällt sein fürstlicher Glanz: „Auch sah ich nun, dass der Überwurf franste, die Kleidung schäbig und sein Gesicht älter war, als mir geschienen hatte.“ Nach dem Bissen Brot und dem Schluck Wein bleibt er stehen und sagt leise: „Noch mehr. Alles! Ich habe Hunger“. Da dämmert’s dem vor Verlegenheit schwitzenden Pfarrer: „Nicht hier, nachher. … Die Gemeinde, so schien mir, hielt den Atem an. Gleichmütig schritt er zur ersten Bank zurück. …

Nachher im Vorraum der Kirche, als sich die Leute verlaufen hatten, gab ihm der Kirchendiener das übrig gebliebene Brot, in ein Papier gewickelt, dazu eine fast noch volle Flasche Abendmahlswein. Der Fürst ließ sich weiter in kein Gespräch ein. Er nahm das Brot, die Flasche, steckte sie in die Seitentasche des Überwurfs, dankte freundlich und ging.“

Als das Jesus hörte, wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: Wahrhaftig, solch ein Vertrauen habe ich in Israel nirgends gefunden!
          Natürlich haben Sie recht! Dieses Jesuswort gehört zu der Geschichte, die der heutige Predigttext erzählt. Und einen gravierenden Unterschied gibt es zwischen dem Fürsten und dem Hauptmann zu Kapernaum. Der bittet nicht für sich selbst, sondern für einen anderen. Ein Hinweis darauf, dass wahrer Glaube keinesfalls zuerst das eigene Heil im Blick hat, sondern vor allem das Heil der anderen, ja der ganzen Welt.

Ansonsten haben sie vieles gemeinsam, der Fürst und der Hauptmann. Beide sind Fremde, die wie aus dem Nebel auftauchen in einer Geschichte, die doch eigentlich ganz exklusiv zwischen Gott und seinem auserwählten Volk spielt. Beide sind Bittsteller in notwendiger Sache. Beide werden begleitet von misstrauischen, vielleicht sogar missbilligenden Blicken und gemischten Gefühlen. Schließlich war der Hauptmann ein Repräsentant der römischen Besatzungsmacht, als heidnisch ausgegrenzt und als Unterdrücker gehasst. Ein „Fürst“ auch er, gekleidet in eine blitzsaubere Uniform; am Gürtel das Schwert, Zeichen der Macht. Einer bei dessen Anblick andere strammstehen und die Hand zum Gruß heben. Einer mit Befehlsgewalt.
Und einer, der weiß, dass sich das Entscheidende niemals mit militärischen Mitteln erreichen lässt. »Herr«, sagte er, »mein Diener liegt gelähmt bei mir zu Hause und hat furchtbare Schmerzen!«
Aus militärischer Sicht hilft da bloß noch Erschießen. Aber der Tod ist niemals Erlösung, wie manche Traueranzeigen behaupten. Der Tod lässt das Böse aufhören und als letzten Akkord weiter klingen. Der Tod gibt dem Bösen auf ewig Recht. Natürlich ist auch dies ein Kommentar zu den Kriegen rund um den Erdball, die auch 2021 nicht aufhören werden; ein Kommentar zu der irrigen Meinung, man könnte das Böse und die Bösen auf dieser Welt mit Tod und Gewalt ausrotten, damit das Gute und die Guten übrig bleiben. Die Völker des alten Europa haben sich nach einer Jahrhunderte langen Geschichte des Krieges in die Spiegel geschaut und dort genau die Bösen wieder erkannt, die sie in hehren Ideologien zu bekämpfen glaubten. Krieg hinterlässt die Länder zerstört und die Menschen deformiert am Leib und vor allem an der Seele. „Krieg ist niemals ein unvermeidbares Schicksal, er ist immer eine Niederlage für die Menschheit“. Und für die Menschlichkeit fügen wir den Worten von Papst Johannes Paul II mit voller Zustimmung hinzu. Deshalb soll Krieg nach Gottes Willen nicht sein. Krieg ist so heillos, wie der Tod. Er hat keine Zukunft.

Der Hauptmann von Kapernaum kommt nicht auf die Idee, sich seinen Waffen anzuvertrauen. Völlig abgerüstet kommt er zu Jesus. Herr ich bin nicht wert, nicht mächtig, nicht stark. Das ist die Anerkenntnis seiner wahren Größe und Macht, wenn es um so etwas wie die Krankheit seines Knechtes geht. Hier muss er sich an den wenden, der in Wahrheit über solche Krankheit, solches Leiden und solchen Tod regiert. Hier hilft nur noch Beten. Dieses Eingeständnis ist kein Zeichen von Schwäche, sondern von Einsicht in das wahre Maß der Menschlichkeit. Auch das ist ein Zeichen von Glauben, den Jesus in den höchsten Tönen lobt. Wahrhaftig, solch ein Vertrauen habe ich in Israel nirgends gefunden!

Dabei macht es doch nichts, wenn der Fürst auf dem Weg zum Tisch des Herrn sein fürstliches Aussehen verliert und dem Hauptmann auf dem Weg zu Jesus all seine Waffen aus dem Gürtel fallen. Wenn nur der, zu dem wir kommen, freundlich auf uns schaut, egal wer wir sind und wie wir aussehen. Dann wird auch belanglos, ob die Jünger tuscheln, die Sonntagsgemeinde befremdet aus ihrem Sonntagszeug schaut oder der Pfarrer ins Schwitzen kommt. „Denn Gott“ – so Martin Luther – „ tut oft durch geringe Heilige, was er durch große Heilige nicht tut. Mit diesen und ähnlichen Wundern zeigt er, dass er seinen Geist in seinen Heiligen von uns nicht gemessen haben will, und wir nicht nach der Person richten sollen.“

Nur zwei Mal wundert sich Jesus im Neuen Testament: Über den Unglauben der Menschen von Nazareth, seiner Heimatstadt, zu denen er eigentlich gehören müsste und sie zu ihm. (Markus 6/6) Aber sie ärgerten sich an ihm und er konnte dort keine einzige Tat tun. Und schließlich wundert er sich über den Glauben des Hauptmann von Kapernaum, der nicht nur an sich selber denkt, sein wahres menschliches Maß kennt und Gott alles zutraut. Ein „geringer Heiliger“, dem wir vielleicht verdanken, dass auch wir zur Gemeinde Christi gehören und einmal mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich zu Tisch sitzen. Ein heidnischer Fremder wird erhört und ein Vorbild des Glaubens und in noch weiterer Ferne wird einer gesund. Wer hätte das gedacht.

Frechheit siegt nicht immer, aber wer Gott alles zutraut wird nicht mit leeren Händen gehen. Fürst oder Hauptmann – was zählt die Person? Gott schließt die in die Arme, die sich ihm anvertrauen.
Amen

Lied: EG 652 – Von guten Mächten treu und still umgeben

(gesungen von Siegfried Fietz, dem Komponisten. Text: Dietrich Bonhoeffer)

  1. Von guten Mächten treu und still umgeben, behütet und getröstet wunderbar,
    so will ich diese Tage mit euch leben und mit euch gehen in ein neues Jahr.
    Kehrvers
    Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag.
    Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

  2. Noch will das alte unsre Herzen quälen, noch drückt uns böser Tage schwere Last.
    Ach Herr, gib unsern aufgeschreckten Seelen das Heil, für das du uns geschaffen hast.

  3. Und reichst du uns den schweren Kelch, den bittern des Leids, gefüllt bis an den höchsten Rand,
    so nehmen wir ihn dankbar ohne Zittern aus deiner guten und geliebten Hand.

  4. Doch willst du uns noch einmal Freude schenken an dieser Welt und ihrer Sonne Glanz,
    dann wolln wir des Vergangenen gedenken, und dann gehört dir unser Leben ganz.


Fürbitten

 „Und es werden kommen von Osten und von Westen, von Norden und von Süden, die zu Tisch sitzen werden im Reich Gottes.“ (Lukas 13, 29)

Du, Gott, hast dir ein Volk gemacht aus allen Völkern dieser Erde,
damit Gerechtigkeit und Friede uns Menschen krönen,
weil so dein Wille geschieht unter uns,
wo immer wir leben.

Lass all die vielen Bedrohungen, die wir gegenwärtig erleben,
vor allem uns als Kirche Jesu Christi hier in der Mirjam-Kirchengemeinde Ansporn und Mahnung sein,
unsere ganze Phantasie und unsere ganze Kraft aufzubringen
für Gerechtigkeit und Frieden zu streiten
und, wo immer wir können, Frieden zu schaffen wo wir ihn bedroht sehen.
So bitten wir dich:
–          wehre den vielen Ungleichheiten unter den Nationen und unter den Menschen weltweit,
–          gib Erkenntnis und Weisheit unter den Mächtigen und unter den Völkern, dass wir nur eine Zukunft haben, wenn wir gemeinsam die Erde und unser Klima schützen;
–          richte unseren Blick auf Jesus, der dich im Osten, Westen, Norden und Süden am Werk weiß, in aller Herren Länder, und uns an deinen Tisch ruft, damit alle genug haben zum Leben, hier wie dort.

Mittwoch jährt sich zum 75sten Mal der Tag, an dem das KZ Auschwitz befreit wurde – deshalb bitten wir: Barmherziger und Ewiger,
lass uns und alle, die es können,
im Gedenken des schwersten Verbrechens unseres Volkes
das Unfassbare und die akribisch durchgeführte Tötung
von Jüdinnen und Juden erinnern und wachhalten.
Lass uns nicht aufhören zu erzählen,
was Menschen getan haben und wozu sie fähig sind,
gerade hier in Deutschland.

Du selbst, Gott, musst uns mahnen und täglich neu vergewissern,
dass deine Kirche und wir alle jedem Ansatz des Hasses und der Herabwürdigung
von Menschen welcher Herkunft auch immer
widerstehen vom ersten Augenblick an.
Richte unsere Füße auf den Weg des Friedens,
damit alle Worte und Taten gegen Menschen anderen Glaubens
überwunden werden, durch die ja dein Name beleidigt wird,
vor allem in jedem Gedanken, Wort und Werk, die sich gegen
Glieder deines Volkes Israel richten, wo immer Juden leben und überleben.

Die Covid19 Pandemie hält uns weiterhin in ihrem Bann –

Mögen wir,
denen bloß Unannehmlichkeiten entstehen,
uns an die erinnern,
deren Leben auf dem Spiel steht.
Mögen wir, die wir keine Risikofaktoren haben,
uns an die erinnern, die am meisten gefährdet sind.

Mögen wir,
die den Luxus haben, von zu Hause aus arbeiten zu können,
uns an die erinnern, die vor der Wahl stehen,
ihre Gesundheit zu schützen oder ihre Miete zu bezahlen.

Mögen wir,
die wir unsere Kinder betreuen können,
wenn deren Schulen geschlossen werden, uns an die erinnern,
die keine solche Wahl haben.

Mögen wir,
die unsere Reisen absagen mussten,
uns an die erinnern, die keinen sicheren Zufluchtsort haben.

Mögen wir,
die wir unser „Spielgeld“ in den Turbulenzen des Finanzmarktes verlieren,
uns an die erinnern, die keinen Spielraum haben.

Mögen wir,
die in Quarantäne zu Hause bleiben müssen,
uns an die erinnern, die kein Zuhause haben.

Während Furcht unser Land erfasst, lasst uns die Liebe wählen.
Während dieser Zeit, in der wir uns nicht physisch umarmen können,
lasst uns Wege finden, um unseren Nachbarn Gottes liebevolle Umarmung zu sein.

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.


Lied: EG 607 – Herr, wir bitten: Komm und segne uns

Kehrvers
Herr, wir bitten: Komm und segne uns; lege auf uns deinen Frieden.
Segnend halte Hände über uns. Rühr uns an mit deiner Kraft.

  1. In die Nacht der Welt hast du uns gestellt, deine Freude auszubreiten.
    In der Traurigkeit, mitten in dem Leid lass uns deine Boten sein.

  2. In die Schuld der Welt hast du uns gestellt, um vergebend zu ertragen,‘
    dass man uns verlacht, uns zu Feinden macht, dich und deine Kraft verneint.

  3. In den Streit der Welt hast du uns gestellt, deinen Frieden zu verkünden,
    der nur dort beginnt, wo man, wie ein Kind, deinem Wort Vertrauen schenkt.

  4. In das Leid der Welt hast du uns gestellt, deine Liebe zu bezeugen.
    ‚Lass uns Gutes tun und nicht eher ruhn, bis wir dich im Lichte sehn.

 
Segen

Der Herr
voller Liebe wie eine Mutter und gut wie ein Vater,
Er segne dich
er lasse dein Leben gedeihen,
er lasse deine Hoffnung erblühen,
er lasse deine Früchte reifen.
Der Herr behüte dich
er umarme dich in deiner Angst,
er stelle sich vor dich
in deiner Not.
Der Herr lasse leuchten sein Angesicht über dir
wie ein zärtlicher Blick erwärmt,
so überwindet er bei dir,
was erstarrt ist.
Er sei dir gnädig
wenn Schuld dich drückt,
dann lasse er dich aufatmen
und mache dich frei.
Der Herr erhebe sein Angesicht über dich
er sehe dein Leid,
er tröste und heile dich.
Er gebe dir Frieden
das Wohl des Leibes,
das Heil deiner Seele,
die Zukunft deinen Kindern.
Amen


Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrer i.R. Voss
© Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

Sehen Sie hier unseren Online-Familiengottesdienst mit Pfarrerin Angelika Ludwig, zusammen mit dem Kindergottesdienstteam.

Anmerkung: Wir bitten den Versprecher zu Beginn zu entschuldigen. Es ist natürlich das Jahr 2021 gemeint. 


© Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde
Ascheberg Drensteinfurt

 

 

 

Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie und Euch zu diesem Gottesdienst am 1. Sonntag nach dem
Epiphaniasfest, also am 1. Sonntag nach dem 6. Dezember, dem Feiertag der Weisen aus dem Morgenland und wünsche Ihnen und Euch ein gesegnetes und gesundes Jahr 2021. Heute hat Pfarrer Thomas Böhme den Gottesdienst für Sie erarbeitet. Herzlichen Dank dafür.
Ich möchte die Abkündigungen heute voran stellen:
Präsenzgottesdienste werden aufgrund des verschärften Lockdowns mindestens bis einschließlich 31.01.2021 nicht stattfinden.
Auch alle anderen Gemeindeveranstaltungen müssen weiterhin ausfallen.
Deshalb wird der Arbeitsschwerpunkt von Kevin Stuckenschnieder und mir in den nächsten Wochen nun auf der Konfirmandenarbeit liegen. Im vergangenen Jahr mussten wir die Konfimationen verschieben. Diese sollen nun im April und Mai stattfinden und die Konfirmationen dieses Jahrgangs im September. Aufgrund des erneuten Lockdowns müssen wir nun überlegen wie wir Unterrichtsinhalte und Konfirmationsvorbereitung digital zu den Jugendlichen bringen. Damit haben wir keine Erfahrung und noch kein Material.  Deshalb wird sich auch mein Arbeitsschwerpunkt verlagern und Lesegottesdienste können nicht mehr wöchentlich erstellt werden. Über die Lesegottesdienste erfahren Sie aber immer welche Gottesdienste wir für Sie / Euch vorbereiten.

Der nächste Gottesdienst am 17.01. wird ein Online-Gottesdienst für Kinder und Familien sein, der nur über unsere Homepage und unseren YouTube-Kanal mitzufeiern ist.

Der nächste Lesegottesdienst wird dann am 24.01. ab 12.00 Uhr bereit liegen.

Und nun wünsche ich Ihnen einen gesegneten Gottesdienst

Ihre Pfarrerin Angelika Ludwig


Einstimmung

Die christliche Gemeinschaft ist eine Gemeinschaft der Vielen und damit der vielen Verschiedenen. In der Taufe sind wir mit allen Getauften auf dieser Erde verbunden. Wie lässt sich solche Verschiedenheit und Vielfalt alltäglich leben, hier in unserer Gemeinde, in unserer Stadt, in unserem Land, in unserer Welt? Wir wollen nach Antworten auf diese Frage suchen, indem wir uns Gottes Gnade anvertrauen und auf sein Wort hören.

Lied: EG 451 Mein erst Gefühl sei Preis und Dank

Wochenspruch
„Welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.“
(Röm 8,14)

Votum
Der Herr sei mit euch
     und mit deinem Geist.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.
     Amen!
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
     der Himmel und Erde gemacht hat.

Wochenpsalm
Ich will singen von der Gnade des HERRN ewiglich
und seine Treue verkünden mit meinem Munde für und für;
denn ich sage: Für ewig steht die Gnade fest;
du gibst deiner Treue sicheren Grund im Himmel.
„Ich habe einen Bund geschlossen mit meinem Auserwählten,
ich habe David, meinem Knechte, geschworen:
Ich will deinem Geschlecht festen Grund geben auf ewig
und deinen Thron bauen für und für.“
Er wird mich nennen: Du bist mein Vater,
mein Gott und Hort, der mir hilft.
Und ich will ihn zum erstgeborenen Sohn machen,
zum Höchsten unter den Königen auf Erden.
Ich will ihm ewiglich bewahren meine Gnade,
und mein Bund soll ihm festbleiben.
Ich will ihm ewiglich Nachkommen geben
und seinen Thron erhalten, solange der Himmel währt.
Psalm 89, 2-5.27-30

Wir wollen Gott loben, indem wir sprechen:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und alle Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

Lasst uns vor Gott treten und daran denken,
was uns bedrückt und belastet und wofür wir Verantwortung tragen:
Gott, in deinem Licht erkennen wir:
Tiefe Risse durchziehen unsere Welt,
zwischen Armen und Reichen,
zwischen Mächtigen und Ohnmächtigen,
zwischen mir und meinem Nächsten.
Wir bitten,
vergib uns, dass wir nicht maßvoll von uns halten,
was du uns zugeteilt hast.
Erbarme dich unser!

Wir rufen zu Dir:
Kyrie eleison
          Herr, erbarme dich
Christe eleison
          Christe, erbarme dich
Kyrie eleison
          Herr, erbarme dich über uns

Gnadenspruch
Gott spricht:
Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen und das Verwundete verbinden und das Schwache stärken.
Hes 34,16a

Lasst uns beten:
Du, Gott,
bist in unsere Welt gekommen
und bist in einem Kind zum Freund der Menschen geworden.
Lass uns im Vertrauen auf deine Nähe so leben,
dass wir erkennen, was wirklich wichtig ist,
dass wir uns nicht voneinander abgrenzen und übereinander erheben.
Lass uns in deiner Liebe leben,
dass wir teilen, was wir zum Leben brauchen.
Wir bitten dich im Vertrauen deinen Sohn,
der Leben und Liebe schenkt in Ewigkeit.

Alttestamentliche Lesung
Siehe, das ist mein Knecht, den ich halte, und mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe ihm meinen Geist gegeben; er wird das Recht unter die Heiden bringen. Er wird nicht schreien noch rufen, und seine Stimme wird man nicht hören auf den Gassen. Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. In Treue trägt er das Recht hinaus. Er selbst wird nicht verlöschen und nicht zerbrechen, bis er auf Erden das Recht aufrichte; und die Inseln warten auf seine Weisung. So spricht Gott, der Herr, der die Himmel schafft und ausbreitet, der die Erde macht und ihr Gewächs, der dem Volk auf ihr den Atem gibt und Lebensodem denen, die auf ihr gehen: Ich, der Herr, habe dich gerufen in Gerechtigkeit und halte dich bei der Hand. Ich habe dich geschaffen und bestimmt zum Bund für das Volk, zum
Licht der Heiden, dass du die Augen der Blinden öffnen sollst und die Gefangenen aus dem Gefängnis führen und, die da sitzen in der Finsternis, aus dem Kerker. Ich, der Herr, das ist mein Name, ich will meine Ehre keinem andern geben noch meinen Ruhm den Götzen. Siehe, was ich früher verkündigt habe, ist gekommen. So verkündige ich auch Neues; ehe denn es sprosst, lasse ich’s euch hören.
Jesaja 42,1-9

Halleluja.
Kundtun will ich den Ratschluss des Herrn. Er hat zu mir gesagt: „Du bist mein
Sohn, heute habe ich dich gezeugt.“
(Psalm 2,7)
Halleluja

Apostolisches Glaubensbekenntnis
Wir bekennen unseren christlichen Glauben und sind somit verbunden mit den Christen vor Ort und auch weltweit:

Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Lied: 441 Du höchstes Licht, du ewger Schein

Predigt zu Römer 12,1-8
„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus
Christus.“ (1. Kor. 1,3)

1. Liebe Gemeinde,
die weihnachtlichen Festtage gehen allmählich zu Ende. In vielen Wohnungen sind die Weihnachtsbäume bereits abgeschmückt und nach draußen gebracht. Das Alltägliche steht wieder im Vordergrund. Auch wenn Alltag in diesen Wochen für viele etwas anderes heißt als zu anderen Zeiten. Auch wenn dieses Weihnachten anders gefeiert worden ist und gefeiert werden musste: im kleinen Kreis, ohne Gottesdienste am Heiligabend. Auch an diesem Sonntag können wir nicht zu einem Gottesdienst zusammenkommen, sondern sind jetzt in Gedanken,
im Geiste miteinander verbunden. Ich hätte mir das so nicht vorstellen können: Kirche ohne Gottesdienst, ohne das gemeinsame Treffen an einem gewohnten Ort zu einer gewohnten Zeit.

In diese Situation passt der heutige Predigttext, ein Abschnitt aus dem Brief des Paulus an die Römer, vielleicht in verschiedener Hinsicht. Zum einen nimmt Paulus zu den Christen in Rom schriftlich Kontakt auf, ohne persönlichen Kontakt. So wie wir in dieser Zeit ohne persönlichen Kontakt, in diesem Fall schriftlich, miteinander in Kontakt treten. Zum anderen spricht er von einer Form des Gottesdienstes, die nicht an einen bestimmten Ort und eine bestimmte Zeit gebunden ist. Lesen Sie selbst (Römer 12, 1-8):

2. Lesung
Ich ermahne euch nun, Brüder und Schwestern, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr euren Leib hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig sei. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst. Und stellt euch nicht dieser Welt gleich, sondern ändert euch durch Erneuerung eures Sinnes, auf dass ihr prüfen könnt, was Gottes Wille ist, nämlich das Gute und Wohlgefällige und Vollkommene. Denn ich sage durch die Gnade, die mir gegeben ist, jedem unter euch, dass niemand mehr von sich halte, als sich’s gebührt, sondern dass er maßvoll von sich halte, wie Gott einem jeden zugeteilt hat das Maß des Glaubens. Denn wie wir an einem Leib viele Glieder haben, aber nicht alle Glieder dieselbe Aufgabe haben, so sind wir, die vielen, ein Leib in Christus, aber untereinander ist einer des andern Glied. Wir haben mancherlei Gaben nach der Gnade, die uns gegeben ist. Hat jemand prophetische Rede, so übe er sie dem Glauben gemäß. Hat jemand ein Amt, so versehe er dies Amt. Ist jemand Lehrer, so lehre er. Hat
jemand die Gabe, zu ermahnen und zu trösten, so ermahne und tröste er. Wer gibt, gebe mit lauterem Sinn. Wer leitet, tue es mit Eifer. Wer Barmherzigkeit übt, tue es mit Freude.

3.
Alles, was wir ganz alltäglich tun, ist Gottesdienst. So verstehe ich Paulus, wenn er seine Leserinnen und Leser auffordert, ihr leibhaftiges Leben so zu gestalten, dass es das Gute, Wohlgefällige und Vollkommene sei. Gottesdienst ist mehr als die Versammlung an einem Sonntagmorgen in einer Kirche. Oder damals in Rom wohl in einem der Häuser bei denen, die ausreichenden Platz dafür hatten. Das kann leicht und schwer zugleich sein. Leicht kann der Gedanke sein, dass nicht die Erfüllung einer bestimmten Pflicht an einem Tag Gottesdienst ist, sondern dass ich selbst mit den kleinsten alltäglichen Verrichtungen Gott und den Menschen dienen kann. Schwer kann dieser Gedanke werden, weil mit einem Mal
all mein Tun und Handeln eine endgültige, ewige Bedeutung bekommt. Darum ist es gut, dass Paulus in dem, was er im Weiteren schreibt, konkreter wird und Hilfe gibt, woran ich mich orientieren kann. Zuerst wird er noch einmal etwas grundsätzlicher und stellt fest: Niemand sollte mehr von sich halten, als ihr oder ihm gebührt, also niemand soll sich und das Eigene über andere stellen. Wir wissen nicht viel über die erste christliche Gemeinde in Rom. Aber eines lässt sich wohl sagen: in den ersten christlichen Gemeinden kamen Menschen sehr unterschiedlicher Herkunft, Haltung und Gesinnung zusammen. Die einen waren Griechen und hatten ihren Glauben, andere waren Juden mit ihrem religiösen Hintergrund, wieder andere kamen als römische Bürger aus der römischen Religion oder vielleicht aus gar keiner. Gerade in Rom, der Hauptstadt des römischen Reiches, dürfte am Christentum wenig Einheitliches gewesen sein. Das war Paulus offensichtlich bewusst und bekannt, als er an die Christen in Rom schrieb. Unterschiede der Herkunft, des religiösen Hintergrundes, des Einkommens, des Geschlechts werden und wurden von Menschen immer wieder zum Anlass für Konflikte genommen.

4.
Wir erleben in diesen Tagen, in den zurückliegenden Wochen und Monaten, wie Konflikte in Gewalt umschlagen können. Wie jemand Empörung und Zorn anfachen kann. Es ist nicht leicht, Gründe dafür zu benennen. Aber Menschen, die z. B. die Situation in den USA schon länger beobachten, sehen Gründe, wie Konflikte entfacht werden können, in den beträchtlichen sozialen Unterschieden. Diese Unterschiede wurden durch die Wirtschaftskrise vor etwas mehr als 10 Jahren noch verschärft. Menschen erleben sich als wenig beachtet und ohnmächtig. Sind solche Konflikte so etwas wie ein Ventil, an dem sich solche Erfahrungen und Gefühle des Verlustes und der Ohnmacht entladen können?
Auch in unserer Gesellschaft haben Menschen Verluste erlitten oder stehen am Ende der Einkommenskette und fühlen sich darum ohnmächtig. Manche haben Angst, noch mehr oder das wenige, das sie haben, zu verlieren. Für mich einer der Gründe, warum Menschen Angst davor haben, dass Menschen nach Europa, nach Deutschland kommen, Menschen, die noch weniger haben und Schutz suchen vor Krieg, Verelendung, Hunger.

5.
In den christlichen Gemeinden kamen von Beginn an Menschen ganz unterschiedlicher Herkunft, religiöser Prägung und sozialer Stellung zusammen. In einer Stadt wie Rom, der Hauptstadt des römischen Reiches, das sich von Syrien im Osten bis Spanien im Westen, von Nordafrika im Süden bis Frankreich im Norden erstreckte, wohl auch Menschen unterschiedlicher nationaler Herkunft und kultureller Prägung. Die christlichen Gemeinden und erst recht das spätere Christentum als weltweite Glaubensgemeinschaft, sind von Anfang an multikulturell und auch multireligiös geprägt. Das blieb und das bleibt nicht ohne
Konflikte, die sich an Unterschieden entzünden. Ohne dass Paulus die Christengemeinschaft in Rom, die wohl aus verschiedenen Hausgemeinden bestand, persönlich kannte, waren ihm solche Konflikte bekannt. Paulus weiß: Wo Menschen zusammen sind, wo sie miteinander arbeiten, wo sie
Meinungen vertreten und austauschen, wo sie Aufgaben übernehmen, auch dort, wo sie miteinander beten und Gottesdienst feiern, passiert es nach manchmal kurzer Zeit: Der eine hält sich für wichtiger als die andere. Paulus macht angesichts dieser Tatsache etwas sehr Wohltuendes. Er wischt zum einen die Probleme nicht weg. Er sagt nicht: Eigentlich sind wir doch alle gleich … Nein, er bleibt dabei: Es gibt Unterschiede. Denn er benennt
verschiedene Funktionen, verschiedene Aufgaben, die es in der damals noch sehr überschaubaren Gemeinschaft der Christinnen und Christen in Rom gibt.

6.
Zum anderen sucht er nach dem, was Menschen verbinden kann. Paulus findet das Verbindende in der Gnade. Jede und jeder nehme die Gnade, die ihr oder ihr zuteil wird. Mit dieser Gnade sind Gaben, Fähigkeiten, Interessen verbunden. Begabungen, die bei jedem und jeder anders sind. Paulus nennt eine Reihe von Aufgaben, eine Reihe von Fähigkeiten, die offensichtlich bereits in der kleinen Gemeinschaft der Christen in Rom in einer gewissen Vielfalt ausgebildet gewesen sind: Prophetisch Begabte mit messerscharfem Blick für die Situation und dem Mut, Dinge zu anzusprechen und klar benennen, vor allem gesellschaftliche Fragen; Leiterinnen und Leiter, Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer, die
bereit sind, Verantwortung zu übernehmen und Konflikte auszuhalten;
Lehrerinnen und Lehrer, Gemeindepädagoginnen und Gemeindepädagogen, die einen Blick für Menschen haben und diese verstehen; Seelsorgerinnen und Seelsorger, die trösten können, aber Menschen auch die Wahrheit sagen können, aber so, als sei sie ein Mantel, der ihnen passt (Max Frisch). Und es braucht Menschen, die für andere da sind, in der Pflege z. B. Es gibt Unterschiede, stellt Paulus fest. Sie alle könnten Anlass sein, sich über andere zu stellen. Aber: sie alle haben eine Quelle und darin sind wir alle verbunden: die Gnade Gottes. Es braucht sie alle, die unterschiedlichen Menschen mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten und Begabungen. Ein konfliktfreies Zusammensein dieser Unterschiedlichkeiten und dieser Vielfalt braucht, „dass niemand mehr von sich halte, als sich’s gebührt, sondern dass er maßvoll von sich halte, wie Gott einem jeden zugeteilt hat das Maß des Glaubens.“ So kann das Zusammensein der Verschiedenen, so kann Gemeinschaft gelingen, in einer Gemeinde in Rom, in einer Gemeinde wie der hiesigen, in einer Gesellschaft und darüber hinaus. Das ist Gottesdienst, also Dienst an Gott und Dienst an seinen Menschen, zu jeder Zeit, an jedem Ort.
Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. (Phil. 4,7)

Lied: 430, 1-4 Gib Frieden, Herr, gib Frieden


Fürbittengebet
Lasst uns beten:

Lasst uns zu Gott rufen: Sende dein Licht.
Gott, unser Vater, du hast deinen Sohn in die Welt gesandt:
ein Licht, damit wir nicht in der Finsternis bleiben. In deinem Licht lass uns deine Welt sehen.

Wir sehen die, deren Herz voller Trauer ist und voller Angst; die sich unsicher fühlen,
ungeliebt und unfähig zur Freude.
Wir rufen zu:
Herr, erbarme dich unser!

Wir sehen die, denen ihr Leben leer vorkommt; die keinen Sinn mehr sehen in dem was sie tun, in dem, was sie erleben. Wir sehen die Müden, die Erschöpften.
Wir rufen zu:
Herr, erbarme dich unser!

Wir sehen uns, sehen, wie folgenlos unser Glaube manchmal bleibt, wie schnell wir aufgeben, uns nicht hinauswagen ins Licht.
Wir rufen zu:
Herr, erbarme dich unser!

Wir sehen uns, unseren Umgang mit deiner Schöpfung, Gott. Viele sind verunsichert, ratlos, verzweifelt angesichts der Probleme, die wir sehen.
Wir rufen zu:
Herr, erbarme dich unser!

Wir sehen die Konflikte und die Risse in dieser Welt, die mangelnde Bereitschaft, aufeinander zuzugehen und nach Versöhnung zu suchen.
Wir rufen zu:
Herr, erbarme dich unser!

Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie uns leiten.
Jesus, dein Sohn, ist die Wahrheit, das Licht.
Er ist der helle Morgenstern.
In der Nacht zeigt er uns, dass es Tag wird.

Vater unser
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name,
dein Reich komme,
dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
Und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Lied: 171, 1-4 Bewahre uns Gott, behüte uns Gott
(1: Posaunenchor, 2: Zum Mitsingen)

Segen
Der HERR segne dich und behüte dich;
der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig;
der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
(4.Mose 6, 24-26)


Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrer Thomas Böhme
© Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

01.01.2020, Neujahr
14:00 Uhr Interreligiöses Gebet in St. Regina Drensteinfurt

Sonntag 05.01.2020, 2. Sonntag nach Weihnachten
18:00 Uhr Singegottesdienst mit alten und neuen Weihnachtsliedern in der Gnadenkirche Ascheberg

Sonntag 12.01.2020 1. Sonntag nach Epiphanias
10:00 Uhr Abendmahlsgottesdienst in der Martinskirche Drensteinfurt
11:15 Uhr Abendmahlsgottesdienst in der Gnadenkirche

Donnerstag 16.01.2020
10:30 Uhr Seniorengottesdienst im Altenheim St. Lambertus Ascheberg

Sonntag 19.01.2020, 2. Sonntag nach Epiphanias
10:00 Uhr Gottesdienst mit anschl. Neujahrsempfang in der Martinskirche Drensteinfurt

Mittwoch 22.01.2020
16:00 Uhr Seniorengottesdienst im Malteserstift St. Marien Drensteinfurt

Sonntag 26.01.2020 3. Sonntag nach Epiphanias
10:00 Uhr Gottesdienst in der Martinskirche
11:15 Uhr Gottesdienst (Taufe nach Absprache möglich) in der Gnadenkirche