Singen, lesen oder hören Sie: EG 16 – Die Nacht ist vorgedrungen

Begrüßung

Wochenspruch: Bereitet dem Herrn den Weg; denn siehe, der Herr kommt gewaltig. (Jes 40,3.10)

Mit diesem Vers aus dem Buch des Propheten Jesaja begrüße ich Sie und Euch zu unserem Gottesdienst am 3. Advent.

Wir feiern heute den 3. Advent
und wir feiern heute Geburtstag.
Unsere Gnadenkirche wird 70 Jahre alt!

Die derzeitige Corona-Krise lässt den geplanten großen Festgottesdienst natürlich nicht zu.
Aber fast jede und jeder von Ihnen / von Euch hat es dieses Jahr erlebt: auch wenn die Geburtstagsfeier nicht wie geplant stattfinden kann, so freut man sich doch, wenn Menschen an einen denken und man vielleicht sogar ein persönliches Geschenk bekommt.

Also wollen auch wir heute an den Geburtstag unserer Kirche denken und dürfen uns als Gemeinde über das Geburtstagsgeschenk freuen. Ein neues Altarkreuz.

Der Gottesdienst wird heute kürzer sein als sonst, weil von 12.00 – 16.00 Uhr die Kirche geöffnet sein wird, um eine adventliche Andacht zu erleben und das neue Altarkreuz anzuschauen.

In der adventlichen Hoffnung wissen wir uns verbunden mit den Christen in der Welt, die wie wir heute den 3. Advent feiern und auch in diesen schweren Zeiten, die Hoffnung in ihren Herzen bewahren wollen.

In dieser adventlichen Verbundenheit feiern wir diesen Gottesdienst

im Namen Gottes,
des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen!

Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.

Singen, lesen oder hören Sie: EG 8 – Es kommt ein Schiff geladen

Psalm:
An den Geburtstagen unserer Kirchen beten wir mit Psalm 84.

Wie lieb, ach Gott, ist mir dein Haus
wie spür ich oft das Sehnen.
Wie gerne geh ich ein und aus
bei dir mit allen denen,
die sich versammeln am Altar
und dich bekennen, deine Schar,
die Menschen, die dich ehren.

Bei dir, ach Gott, ist sicher Sein,
da schreckt kein Leid, kein Morgen.
Du lädst, bei dir zu wohnen, ein,
in deiner Hand geborgen.
Von dir gehalten, warm und fest,
so wie des Vogels Kind im Nest
sind Menschen, die dich ehren.

Von deinem Haus kommt Segen her
und Worte, die uns stärken,
auch Kraft und Gnade mehr und mehr,
zu allen guten Werken.
Dort in der Nähe deines Lichts
ist unser Platz, dort fehlt uns nichts.
Wohl Menschen, die dich ehren!

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

(nach EG 326 »Sei Lob und Ehr dem höchsten Gut« Übertragung von Manfred Günther)

Geschenkübergabe
70 Jahre Gnadenkirche!
Ein neues Altarkreuz!
Das Provisorium der vergangenen Jahre hat seinen Dienst getan.
Zum Geburtstag bekommt die Gnadenkirche ein neues Altarkreuz aus Erlenholz.
Martin Arntzen hat es extra für unseren Altar angefertigt.

Dafür danke ich ihm im Namen der Kirchengemeinde ganz herzlich und freue mich, dass wir es nun an jedem Sonntag hier stehen haben.

Ich bitte deshalb Dich Martin, dass Du es an seinen neuen Platz stellst.

Und nun noch eine Überraschung.
Das Kreuz hat eine kleine Schwester für den kindergottesdiensaltar im gemeindehaus oder Open-Air-Gottesdienste oder wo immer wir Gottesdienste feiern.

Ganz herzlichen Dank und ein kleines Dankeschön von uns an Dich.

Heute wird die Kirche von 12.00 Uhr – 16.00 Uhr geöffnet sein. Es erwartet Sie dann eine adventlich geschmückte Kirche, eine kleine Andacht zum Verweilen und ein Blick auf das neue Altarkreuz.


Gebet
Guter Gott.
Wir halten Ausschau nach dir.
Komm mit deinem Frieden in unsere unheile Welt.

Wir warten auf dich.
Öffne unsere Augen, dir entgegenzusehen.
Öffne unsere Herzen, dass wir es wagen, uns von dir beschenken zu lassen.
Wecke uns auf und führe uns aus unserer Trägheit und unserer Lieblosigkeit.
Du bist uns Hoffnung, Licht und weiter Horizont.
Mache es hell, dass wir von deinem Licht ergriffen werden, dass wir es heraustragen können zu unseren Nächsten und einander gerecht werden.

Amen.

Lesung für den 3. Advent: 1.Korinther 4,1-5

1 Dafür halte uns jedermann: für Diener Christi und Haushalter über Gottes Geheimnisse.  2 Nun fordert man nicht mehr von den Haushaltern, als dass sie für treu befunden werden.  3 Mir aber ist’s ein Geringes, dass ich von euch gerichtet werde oder von einem menschlichen Gericht; auch richte ich mich selbst nicht.  4 Ich bin mir zwar nichts bewusst, aber darin bin ich nicht gerechtfertigt; der Herr ist’s aber, der mich richtet.  5 Darum richtet nicht vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch ans Licht bringen wird, was im Finstern verborgen ist, und wird das Trachten der Herzen offenbar machen. Dann wird einem jeden von Gott sein Lob zuteil werden. 

Halleluja
Der Herr ist gnädig und gerecht,
und unser Gott ist barmherzig.
Halleluja

Singen, lesen oder hören Sie: EG 18 – Seht die gute Zeit ist nah

Predigt

Liebe Gemeinde,

Advent, das heißt Ankunft.
Advent, das heißt Warten auf Ankunft.
Advent, das heißt Hoffen auf bessere Zeiten.

Wir befinden uns mitten in der Adventszeit:

Vor ungefähr 2700 Jahren warten und hoffen die Menschen auf bessere Zeiten.
Die Menschen haben dunkle Zeiten erlebt. Krieg, soziale Not. Ein König, der durch seine gottlose Regierung seinem Land schadet. Israel, das Volk Gottes ist zu einem kleinen Rest zusammengeschrumpft.
Sie hoffen gegen jede Realität auf einen neuen König der Frieden bringt.
Mitten in diese Krise hinein spricht der Prophet Jesaja seine Hoffnung, seinen Traum für die Zukunft in diesem wunderbaren Text:                        

Jesaja 9,1.5.6a

1 Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht, und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. 

5 Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-rat, Gott-held, Ewig-vater, Friede-fürst;  6 auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende hat.

oder in etwas modernerer Sprache:

Die Menschen, die in Dunkelheit, in Not und Leid leben müssen, werden ein helles Licht sehen; hell strahlt es auf über denen, die ohne Hoffnung sind.

5 Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die kommende Welt ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunderbarer Rat, Gott ist stark, Gott bleibt für immer unser Vater, für immer im Dienst des Friedens.
6 Er wird seinen Wirkungsbereich immer weiter ausdehnen und dauerhaften Frieden bringen.

Eine Hoffnung gegen alle Realität, die Jesaja und den Menschen seiner Zeit Hoffnung, Zuversicht und Geduld zum Durchhalten in schwerer Zeit gab.


Wir befinden uns mitten in der Adventszeit:

Vor über 2000 Jahren warten und hoffen die Menschen auf bessere Zeiten.
Sie warten auf das Kommen des Erlösers, das bei Jesaja angekündigt worden ist.
Sie warteten auf ein Hoffnungszeichen in einer dunklen schweren Zeit.
Es ging den jüdischen Menschen nicht besonders gut in Israel unter der Besatzungsmacht der Römer.
Sie wurden unterdrückt, wurden in ihrem Glauben belächelt, wenn nicht sogar ausgegrenzt.
Wirtschaftlich ging es den jüdischen Menschen eher schlecht. Die angesehenen und finanziell lukrativen Berufe waren vielfach den Römern vorbehalten.
Das Leben war nicht leicht, obwohl sie im eigenen Land lebten.
Sie warten auf den Retter, den neuen König, den Friedefürst, den schon Jesaja angekündigt hat.
Das gibt ihnen Hoffnung, Zuversicht und Geduld zum Durchhalten in schwerer Zeit.


Wir befinden uns mitten in der Adventszeit.

Vor 70 Jahren im Jahr 1950 warten und hoffen die Menschen auf bessere Zeiten.
Der 2. Weltkrieg war überstanden. Viele Menschen waren aus der Heimat geflohen oder vertrieben worden.
Aber viele Menschen hatten ihre Heimat verloren.
Sie warten auf ein Hoffnungszeichen in einer dunklen schweren Zeit.

Diese Gnadenkirche war für viele so ein Hoffnungszeichen.
Die furchtbaren Erlebnisse des Krieges waren zwar überstanden, aber die Zeit war nicht leicht.
Eine neue Umgebung, Menschen, die sie mal mehr, mal weniger wohlwollend aufnahmen.

Ihr Glaube schenkte ihnen Hoffnung und stiftete Gemeinschaft.
Und dann bekamen sie diese Kirche geschenkt.
Genauer gesagt: einen Bausatz.
Den Konfirmandinnen und Konfirmanden sage ich immer: das war so, wie heute bei Selbstbaumöbeln. Da kamen Pakete mit Holz und Schrauben, eine Aufbauanleitung und dann wurde angepackt.
Das können sich die Jugendlichen kaum vorstellen.
Die evangelischen Christen bauen sich hier ihre eigene Kirche. Hoffnung trotz schwerer Zeiten.
Am 3. Advent 1950 wird die Gnadenkirche eingeweiht.

Mitten in der Adventszeit. In der Zeit, in der wir uns auf das Fest vorbereiten an der wir die Geburt Jesu, unseren Retter und Friedensbringer feiern.
Wir feiern, weil wir glauben, weil sich mit der Geburt Jesu, die Prophezeiung des Jesaja erfüllt hat.

Auch wenn nicht alle Kriege befriedet und alle soziale Not besiegt ist, so brauchen wir diesen Traum Jesajas und wir vertrauen, dass mit der Geburt Jesu deutlich wurde:
Stärker al alle Ungerechtigkeit dieser Welt ist Gottes Liebe. Gottes Frieden entfaltet seine Wirkung schon jetzt, wenn wir mehr Gerechtigkeit, mehr Solidarität, mehr Frieden wagen – unter uns und in der Welt.

Dazu mahnt uns auch die Gnadenkirche, die letztlich aufgrund den Folgen eines Krieges gebaut und heute vor 70 Jahren eingeweiht wurde.

Wir befinden uns mitten in der Adventszeit:

Im Jahr 2020 warten und hoffen die Menschen auf bessere Zeiten.
Ein schwieriges Jahr liegt hinter uns mit all seinen Einschränkungen und wir stecken noch mitten in dieser schweren Krise mit all ihren Ängsten und Unsicherheiten.

In dieser schweren Zeit bekommen wir ein neues Altarkreuz. Ein Hoffnungszeichen. Weil es uns Sonntag für Sonntag daran erinnert, dass Gott zu uns in diese Welt gekommen ist. In der Geburt Jesu Christi am Weihnachtsfest.
Dieser Glaube wird uns helfen in diesen schweren Zeiten.
Dieses Kreuz erinnert uns daran, dass Gottes Reich schon jetzt anbricht, wenn wir mehr Gerechtigkeit, mehr Solidarität, mehr Rücksicht, Liebe und Frieden unter uns und in der Welt wachsen lassen.
Von diesem Vertrauen und dieser Zuversicht dürfen wir uns durch die kommenden Wochen tragen lassen.

Amen!

Hören Sie: Das Licht kommt in die Welt
(Hella Heizmann / Johannes Jourdan)

Liedtext „Das Licht kommt in die Welt“

Wenn im Licht Eisblumen blühen,
wenn die Nacht vor Kälte kliert.
Freuen wir uns wie die Kinder,
dass nun wieder Weihnacht wird.

(Refrain)
Das Licht kommt in die Welt,
setzt neue Hoffnungszeichen.
Das Licht, dass die Liebe ist,
wird alle Welt erreichen.

Wenn das Licht Straßen erlechtet,
wenn man Kinder lachen hört,
wünschen wir für unsre Erde,
dass nichts den Weihnachtsfrieden stört.

Wenn das Licht traurige Menschen,
nur noch stärker isoliert,
beten wir, dass in der Tiefe,
Gottes Größe sichtbar wird.


Abkündigungen

Die Gespräche über den harten Lockdown haben begonnen. Was das für die Gottesdienste der kommenden Wochen bedeutet, mag ich noch nicht erahnen.

Was wir bisher geplant haben, das können Sie in dem unserem aktuellen Gemeindebrief lesen, der in den nächsten Tagen verteilt wird.

Wir haben aber noch nicht für alle Straßen in unserer Kirchengemeinde Gemeindebriefverteiler.
Deshalb werden die Gemeindebriefe auch vor unseren Kirchen ausliegen, wenn Sie sich dort einen holen möchten.

Dort werden ebenso ausliegen kleine Liturgiehefte für Gottesdienste, um sie zu Hause zu feiern.

Am Heilig Abend wird ab 15.00 Uhr das Krippenspiel, das wir im November für Heilig Abend gefilmt haben zu sehen sein.
Das empfehle ich sehr anzuschauen.

Wenn Sie zwischen 17.00 und 19.00 Uhr am Gemeindehaus in Ascheberg vorbeigehen, werden Sie im hell erleuchteten Fenster eine Krippenszene entstehen sehen.

Hängen Sie auch gerne Hoffnungssterne in unsere Bäume vor der Martinskirche und der Gnadenkirche.

Sobald wir endgültige Nachrichten der Landeskirche zu den Gottesdiensten an den Feiertagen haben, werden wir Informationen in die Tagespresse geben und in unseren Schaukästen aushängen.


Fürbitten

Guter Gott,
in dieser Adventszeit befinden wir uns mehr denn je in einer Zeit der Unsicherheit, Unruhe, Angst und Einsamkeit.
Schenke Du uns Deinen Trost. Schenke uns Hoffnung, Geduld und Zuversicht.
Schenke uns Einsicht, dass wir in dieser Advents- und Weihnachtszeit auf viele liebgewordenen Gewohnheiten und – wenn es sein muss – auch auf Gottesdienste verzichten müssen, damit wir nächstes Jahr wieder alle gemeinsam Advent und Weihnachten feiern können.

Guter Gott,
wir denken an die vielen Menschen weltweit, die in diesem Jahr durch das Corona-Virus gestorben sind, auch durch leichtsinniges und rücksichtsloses Handeln von Menschen.
Wir bitten Dich um Deinen Trost für die Angehörigen und lass sie nicht verzweifeln.

Guter Gott,
auch in der Adventszeit, gibt es Menschen, um die herum es sehr Dunkel ist. Sie erfahren Leid, Not, Krieg und Gewalt. Sie leben in Armut und es fehlt am Nötigsten.
Wir bitten dich, gib uns offene Augen und Herzen, um ihnen zu helfen und so für sie Licht zu werden.

Guter Gott,
viele Menschen werden im Alter krank und einsam, erfahren Armut und wissen nicht, wie sie an Unterstützung kommen.
Wir bitten dich, gib uns offene Augen und Herzen, um ihnen zu helfen und so für sie Licht zu werden.

Guter Gott, gerade in dieser Adventszeit gibt es viele Menschen, die durch schwere Krankheiten, Schmerzen, Schwäche, Einsamkeit und Traurigkeit erleben, die die Weihnachtszeit überschatten.
Wir bitten dich, gib uns offene Augen und Herzen, um ihnen zu helfen und so für sie Licht zu werden.

Guter Gott,
wir bitten Dich in dieser Adventszeit, lass uns deinen Trost in unseren herzen spüren.


Vater unser
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung;
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft,
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.


Segen
Möge die Zeit des Advents unter Gottes Segen stehen.
Mögen diese Wochen trotz Unsicherheit und Sorgen (Hektik und Stress)
innere Gelassenheit und Ruhe schenken
als eine Zeit der Vorbereitung auf Jesu Geburt
und die frohe Botschaft von Weihnachten.
Möge Gott jeden Morgen aufs Neue
Hoffnung und Vertrauen schenken
und alle Sorgen und Ängste milden.
Möge jeder Tag durch besondere Erlebnisse (Begegnungen)
aufgehellt und bereichert werden.
Möge das Staunen über die alltäglichen Wunder
die langen Nachmittage verkürzen.
Mögen bis zum Abend alle Verletzungen geheilt
und alles Zerbrochene gekittet sein.
Möge das Licht Gottes in der Dunkelheit
der rauen Winternächte aufstrahlen.
Mögen Entschlossenheit, Fantasie und Mut wachsen
und zu einem Fest der Freude und des Friedens beitragen.
Möge die Zeit des Advents von Gott begleitet sein
und in das weihnachtliche Ziel führen.
Amen!

Tochter Zion

(Posaunenchor)


Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrerin A. Ludwig
© 2020 Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

Begrüßung

Herzlich willkommen zum Gottesdienst. Heute, am 2. Advent, geht es um Geduld und Hoffnung. Um Warten auf befreiende Veränderung. Wie es der Wochenspruch sagt: „Seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (Lukas 21,28) Wir tun dies in einer Welt, die –Gott sei Dank – Hoffnungszeichen spürt. Aber auch das Niederdrückende von Wahnsinn und Tod, wie jetzt in Trier. Können wir das beides -irgendwie – zusammenbringen? Wir versuchen das zusammen.

Guten Morgen liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen einen guten 2. Advent-Sonntag.

Wir beginnen diesen Gottesdienst
im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
…der Himmel und Erde gemacht hat.

Wir beten mit Worten aus Psalm 80:
Du Hirte Israels, höre,
der du Josef hütest wie Schafe!
Erscheine, der du thronst über den Cherubim!
         Erwecke deine Kraft
         und komm uns zu Hilfe!
Herr, Gott Zebaoth, wie lange willst du zürnen
beim Gebet deines Volkes?
         Du speisest sie mit Tränenbrot
         und tränkest sie mit einem großen Krug voll Tränen.
Gott Zebaoth, wende dich doch!
Schau vom Himmel und sieh,
nimm dich dieses Weinstocks an!
         Schütze doch, was deine Rechte gepflanzt hat,
         den Sohn, den du dir großgezogen hast!
So wollen wir nicht von dir weichen.
Lass uns leben, so wollen wir deinen Namen anrufen.
         Herr, Gott Zebaoth, tröste uns wieder;
         lass leuchten dein Antlitz, so ist uns geholfen.
(Psalm 80, 2-3.5-6.15-16.19-20)                   


Kyriegebet:
Wir wünschen uns,
es möchte einer kommen,
der alles neu macht,
der zu Ende führt,
was wir anfangen und liegenlassen;
einer,
der alle die Bruchstücke in unserem Leben
zu einem Ganzen fügt. –
Nur:
Wir wollen bleiben,
wie wir sind.

Wir bitten dich:
Kyrie eleison       Herr, erbarme dich.
Christi eleison     Christus, erbarme dich.
Kyrie eleison       Herr, erbarme dich über uns. .


Gnadenzuspruch:
Gott begegnet euch in Güte.
So sehet auf
und erhebet eure Häupter,
darum,
dass sich eure Erlösung naht.
(vgl. Luk 21,28)

 
Tagesgebet:
Jesus Christus,
wir sehnen uns nach Gerechtigkeit und Frieden.
Wann wirst du kommen und die Schöpfung erneuern?
Erfülle deine Verheißung,
damit aus Verzweiflung und Angst ein Loblied erwächst.
Auf dich hoffen wir in Zeit und Ewigkeit.
Amen.

Evangelium
Lesen wir das Evangelium für den heutigen 2. Sonntag im Advent
Kommen des Menschensohnes
Es steht bei Lukas im 21. Kapitel im, die Verse 25-33

Jesus sprach zu seinen Jüngern:
Es werden Zeichen geschehen
an Sonne und Mond und Sternen,
und auf Erden wird den Völkern bange sein,
und sie werden verzagen
vor dem Brausen und Wogen des Meeres,
und die Menschen werden vergehen vor Furcht
und in Erwartung der Dinge,
die kommen sollen über die ganze Erde;
denn die Kräfte der Himmel werden ins Wanken kommen.
Und alsdann werden sie sehen den Menschensohn kommen
in einer Wolke mit großer Kraft und Herrlichkeit.
Wenn aber dieses anfängt zu geschehen,
dann seht auf und erhebt eure Häupter,
weil sich eure Erlösung naht.
Und der sagte ihnen ein Gleichnis:
Seht den Feigenbaum und alle Bäume an:
wenn sie jetzt ausschlagen und ihr sehr es,
so wisst ihr selber, dass der Sommer schon nahe ist.
So auch ihr:
Wenn ihr seht, dass dies alles geschieht,
so wisst, dass das Reich Gottes nahe ist.
Wahrlich, ich sage euch:
Dieses Geschlecht wird nicht vergehen,
bis es alles geschieht.
Himmel und Erde werden vergehen;
aber meine Worte werden nicht vergehen.
(Lukas 21, 25-33)

Halleluja
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit
und die Völker mit seiner Wahrheit.
Halleluja


Apostolisches Glaubensbekenntnis

PREDIGT zu Johannes 5, 7-8

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus.

„So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Herrn. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig, bis sie empfange den Frühregen und Spätregen. Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen des Herrn ist nahe.“ (Johannes 5,7-8)

Liebe Gemeinde.
Als Christ bin ich kein „Querdenker“. Auch wenn ich manchmal ein Brett vor dem Kopf habe: ich blicke doch geradeaus. In Hoffnung. In Geduld. Mit Paulus gesprochen: „Ich strecke mich nach dem, was vorne ist“ (Philipper 3,13). Der Advent ist meine Zeit. Anhand der beiden Sätze aus dem Jakobusbrief möchte ich heute über das Warten sprechen. Vier Erwartungen sehe ich da.

Die erste Erwartung: der Impfstoff
Geduldig warten: vielleicht denken wir in diesen Tagen nicht als Erstes an den Herrn, der kommt, sondern … an den Impfstoff oder die Impfstoffe, die langsam, aber sicher dazu beitragen sollen, dass die schreckliche Pandemie zu Ende geht. „So seid nun geduldig, Brüder und Schwestern, bis zum Kommen des Impfstoffs. Siehe, der Bauer wartet auf die kostbare Frucht der Erde und ist dabei geduldig … Seid auch ihr geduldig und stärkt eure Herzen; denn das Kommen der Impfung ist nahe.“
So denken, hoffen, fühlen viele von uns. Längst nicht alle, ich weiß. In Nachbarländern sind es 70 %, die sich unbedingt impfen lassen wollen, in Deutschland nur geschätzte 60 %. Vielleicht kann man das ja verstehen? Abgesehen von den erwähnten „Querdenkern“ bzw. Impfgegnern, denen man nicht zu viel Ehre antun sollte, ist es in Ordnung, dass Menschen skeptisch sind. Die Nebenwirkungen …? Einerseits genial, wie schnell das ging mit der Entwicklung eines Impfstoffs. Andererseits: auch wenn die vorliegenden Daten gut aussehen – ein Rest Unsicherheit bleibt da bestehen. Gut, dass deswegen von einer Impfpflicht nicht die Rede ist. Es ist gut, dass wir alle uns entscheiden müssen, ich sage: entscheiden können, ob wir demnächst den Besuch im Impfzentrum machen. Lassen Sie mich die anstehende Entscheidung mal in einem Bild formulieren: wenn ich in einen tiefen Brunnenschacht gefallen bin, auf dessen Grund es von Ratten und anderem unheimlichen Getier wimmelt – und jemand bietet mir an, ein Seil herunterzuwerfen und mich herauszuziehen – werde ich da über eine eventuelle Hanfallergie nachdenken, die meinen Händen Blasen verursachen könnte, wenn ich das Seil anfasse? Oder ob ich mir beim Hochziehen an der Brunnenwand Kratzer holen mag? Zumindest, wer zu einer Risikogruppe gehört, Alter, Vorerkrankung – sollte sich das Bild durch den Kopf gehen lassen. Ich nehme an, wenn es bald so weit ist, wird mehrheitlich nicht Ablehnung der Impfung das Thema sein, sondern die Frage: wann bin ich endlich dran?

Die zweite Erwartung: der Nikolaus
Heute ist ja nicht nur der 2. Advent, sondern auch Nikolaustag. Wenn Sie, was ich Ihnen nur wünschen kann, einen Teil vom großen Kind in sich bewahrt haben, dann waren Sie heute Morgen gespannt, was sich in Ihrem Schuh oder Stiefel befunden hat, den sie brav vor die Tür stellten. Haben Sie wie damals zu Kindeszeiten gewartet, gefiebert, bis Sie nachschauen durften, noch vor dem Zähneputzen und Duschen? Das fände ich schön.
Der Heilige Nikolaus – wissen Sie eigentlich, wie das kommt mit den Schuhen oder Stiefeln? Historisch kann man nicht allzuviel über ihn sagen. Nur, dass er im frühen 4. Jahrhundert gelebt hat, in Myra, heute Türkei, nahe bei Antalya, wo einige von uns vielleicht schon mal im Urlaub waren. Er sei dort Bischof gewesen, sagt man. Legenden gibt es viele über Nikolaus von Myra. Die zu den vor die Tür gestellten Schuhen geht so: ein Vater hatte drei Töchter, die er zur Prostitution zwingen wollte. Vielleicht aus Armutsgründen, vielleicht, weil er brutal und von üblem Charakter war. Nikolaus hörte davon und warf drei Goldklumpen durch den Kamin des Hauses, wo sie in die Strümpfe der Mädchen fielen, die im Rauchfang zum Trocknen aufgehängt waren. Böses Schicksal abgewendet, die Seelen der Kinder blieben, was diese Ungemach betrifft, verschont.
Wenn wir das für unseren Glauben ernst nehmen, liebe Gemeinde, lautet die Botschaft: es geht wohl böse zu auf der Welt, aber es gibt immer wieder Rettung und Wendung zum Besseren. So gesehen, glaube ich an den Nikolaus und verzehre die Schokolade aus meinem Stiefel als etwas ganz Besonderes, das mich an die Hoffnung erinnert, ohne die wir nicht recht leben können. So wird aus der schlichten Tafel vom Supermarkt etwas Heiliges, ein Zeichen, ein Symbol.

Die dritte Erwartung: Weihnachten in der Familie
Das ist ja nun in diesem Jahr eine befremdliche Situation. Wenn wir von Weihnachten als dem „Fest aller Feste“ sprechen, wo – ehrlich gesagt – für die meisten gar nicht an erster Stelle das Christliche steht, sondern die Gemütlichkeit. Dann ist die ja in 2020 gefährdet und mit Ängsten besetzt. Was ist, wenn die Infektionszahlen nicht abnehmen, sondern weiter anwachsen? Wird uns das Fest dann am Ende doch noch verboten? Dürfen wir dann nur im allerengsten Familienkreis feiern oder müssen jede/-r für sich ganz zu Hause bleiben? Auf der anderen Seite: wenn wir zusammenkommen, im Dunst von Wärme, Gänsebraten und Glühwein, dürfen wir da gemeinsam „Oh du fröhliche“ singen, wenn dabei doch diese Aerosole entstehen? So schön und erstrebenswert es ist, die Kinder, die Enkel oder gar Urenkel zu sehen – welcher ältere oder alte Mensch möchte sich noch kurz vor der rettenden Impfung infizieren, und sei es im Kreis der Familie?
Von diesen Fragen und Unsicherheiten abgesehen: ich finde es rührend, im Sinne von berührend, wie sehr uns das Weihnachtsfest scheinbar doch am Herzen liegt. Wie sich die Politiker/-innen überboten haben mit Beteuerungen, Weihnachten sei unbedingt „zu retten“. Denken Sie mal an den viel geliebten Karneval. Von dem hat man sich doch vergleichsweise leichter verabschiedet für 2020/21. Mit Tränen womöglich, bei den echten Narren, mit Schmerz und Wehmut, aber das war’s dann auch. Am 11.11. blieben die Fußgängerzonen der Hochburgen leer und grau.
Was ist das also mit Weihnachten? Gemütlichkeit, wie angedeutet? Wo es den größten Zoff in der Familie doch genau an diesen Tagen gibt? Es muss wohl tiefer gehen. Kindheitserinnerungen? Wie schön das war, als Mama und Papa den Baum holten und festlich schmückten? Wie aufregend das war, zu warten, bis die Tür aufging zum Weihnachtszimmer? Bis es ans Auspacken der Geschenke ging? Oder noch tiefer: weil uns dieses Fest wie kein anderes eine Ahnung vermittelt, dass es in der unheilen Welt doch etwas Heiles gibt, ja geben muss, damit wir weiterleben können? Ein Licht in der Dunkelheit? Ein Glanz in all dem Stumpfsinn? Spürbare Wärme in der Eiseskälte des Daseins?

Die vierte Erwartung: das Kommen des Herrn
Das bringt uns nun zum Jakobusbrief zurück. Der ihn geschrieben hat, meinte die Wiederkunft Jesu als des auferstandenen Christus und damit das Ende der Welt, die wir kennen. Ein gnädiges Ende, nicht durch Gewalt und Tod, sondern im Licht von etwas ganz Neuem, das zu beschreiben unsere Sprache nicht hinreicht. Wir haben bei anderer Gelegenheit schon öfter darüber gesprochen, dass dieses Ende so nicht kam. Die ersten Christen starben und die Welt ging weiter. Die nächste Generation verabschiedete sich – und die Welt ging weiter. So geschah es bis heute, durch Jahrhunderte, von denen nicht eines ohne Schrecken und Nöten war.
Was also sagt uns „das Kommen des Herrn ist nahe“? Dass sie damals halt falsche Vorstellungen und Hoffnungen hatten? Dass Gott nicht wiedergekommen ist und wir uns deshalb begnügen müssen mit Gemütlichkeit, Kindheitsträumen und der Illusion von Heil als schmerzstillender Salbe? Vielleicht geht es einem manchmal so, auch der Glaube kann depressiv werden, von Skepsis und Zweifel ganz abgesehen. Das sollten wir uns dann auch eingestehen und nicht drüber hinwegsehen. Krisen muss man annehmen, um sie überwinden zu können zu neuem Leben, neuer Hoffnung. Zu der Frage: was treibt mir eigentlich die Tränen in die Augen, wenn ich mitsinge „ach zieh mit deiner Gnade ein“, oder „Dein Krippen glänzt hell und klar“. Was macht da mein Auge auf einmal so licht, wenn ich höre, „rettet von Sünd und Tod“? Könnte es nicht sein, dass der Herr dann gerade zu uns kommt, in der Bewegung unseres Herzens ganz bei uns ist? Ich bin mir sicher, dass es im Lauf der Zeiten so vielen Menschen genau so ergangen ist. Dass ihr Warten ein Ende hatte im plötzlichen, jähen Erkennen, alles ist gut, alles wird gut, dem Irrgarten und Schlachthaus dieser Welt zum Trotz, „denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich“? Advent und Weihnachten, auch dieses Jahr, vielleicht gerade dieses Jahr das Erkennen: ich darf nach vorne schauen. Da bist du ja. Ich muss nicht länger warten. Du stehst vor meiner Tür und bittest um Einlass. Und ich werde sie öffnen.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, er bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Abkündigungen
Wir bieten am Heiligen Abend (24.12.20202) in Ascheberg und in Drensteinfurt an jedem Standort zwei Gottesdienste an, die jeweils um 15 und 17 Uhr beginnen und als Open Air ohne Sitzplätze stattfinden werden.

Ab sofort können Sie sich unter der Telefonnummer 02508 / 1239 für diese Gottesdienste sowohl in Ascheberg als auch in Drensteinfurt anmelden. Weitere Informationen zur Anmeldung sind unter der angegebenen Rufnummer abrufbar.

Fürbittengebet
Gib uns Geduld, gib uns Hoffnung, gib uns die Zuversicht, deine Nähe zu erkennen, auf dein Kommen zu vertrauen, immer wieder, alle Tage, in hellen und in dunklen Zeiten.

Wir bitten dich für alle, die in diesen Tagen vom Schmerz überwältigt sind. Die Menschen in Trier, die Familien und Freunde derer, die zu Tode gekommen oder schwer verletzt sind.

Wir bitten dich für alle, die dieses kommende Weihnachtsfest nicht mehr erleben werden. Erscheine ihnen mit deiner Liebe und Freundlichkeit und nimm sie an der Hand vor der Tür deines Hauses.

Wir bitten dich für alle, die in Sorge und Not sind, durch das, was die Krise bei uns anrichtet oder durch ganz andere Bedrohungen für Leib, Seele und Wohlergehen.

Wir bitten dich für uns, wie wir sind: hoffend, zweifelnd, bang, getrost: dass uns nichts scheide von dir, der kommt, uns zu retten.

Zusammen beten wir mit den Worten Jesu:
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gebe uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung;
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft,
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.


Segen
Der Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, bewahre eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus.
Das gewähre euch der dreieinige Gott: der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.


Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von LP Joachim Riemann
© Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

Begrüßung

Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.
Sach 9,9

Zum ersten Advent grüße ich die ganze Gemeinde. Welche Gedanken verbinden wir mit dem Wort „Advent“?
Was fällt uns ein, wenn wir Advent hören?
Fällt uns ein, dass Advent Ankunft heißt?
Nicht Ankunft von Weihnachten, sondern Ankunft Jesu Christi?
Fällt uns ein, dass Advent nur mit Jesus Christus zu tun hat?
Das muss uns einfallen und auffallen, sonst fallen wir von der Wahrheit ab.
Wir wünschen uns, dass wir deshalb heute zusammengekommen sind, weil uns das wieder eingefallen ist: Jesus Christus will auch zu uns kommen.


Eingangswort

Gott ist uns ein zärtlicher Vater und eine liebevolle Mutter. Jesus Christus ist uns ein sorgender Bruder und ein verlässlicher Freund. Gottes Geist ist uns eine Quelle der Kraft und Grund der Hoffnung. Darum beginnen wir unseren Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.
Jesus Christus spricht: Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird  nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.


Psalm 24

Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch,
dass der König der Ehre einziehe!
Die Erde ist des Herrn.
Er hat Pflanzen und Tiere geschaffen.
Er hat Menschen das Leben geschenkt.
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch,
dass der König der Ehre einziehe!
Er gibt Gerechtigkeit allen, die ohne Schuld sind.
Er freut sich mit jedem, der die Wahrheit liebt.
Er segnet den, der ein reines Herz hat.
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch,
dass der König der Ehre einziehe!
Wer ist der König der Ehre?
Es ist unser Gott, der allen Streit beendet.
Er will bei uns Wohnung nehmen.
Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch,
dass der König der Ehre einziehe!

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

 Singen, lesen oder hören wir: EG 1 Macht hoch die Tür

 
Gebet

Herr, bald können wir Weihnachten feiern. Darauf freuen wir uns. Wir haben Pläne und Wünsche. Wir bereiten alles vor. Das ist spannend und schön. Wir danken dir, dass du uns diese Zeit schenkst.
So ist es immer gewesen, Jahr für Jahr. So sollte es auch in diesem Jahr sei. Und nun macht und Covid19 eine Strich durch die Rechnung. Und doch, die Verheißung des Advent behält Gültigkeit – vielleicht in diesem Jahr mehr denn je.
So sollten wir dir danken, wenn wir diese Tage gesund und voller Erwartung erleben können. Oft haben wir nur noch unsere Gedanken im Kopf. Wie mag das alles weitergehen? Und manche Menschen wissen gar nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht.
Lasst uns gerade jetzt nicht vergessen, worum es zu Weihnachten geht. Weihnachten will uns an die Geburt Jesu erinnern. Das soll uns wichtig werden. Hilf uns dazu. Amen.

Herr erbarme dich
Christus erbarme dich
Herr erbarme dich


Evangelium Mt 21,1-9

1 Kurz vor Jerusalem kamen sie zu der Ortschaft Betfage am Ölberg.
Dort schickte Jesus zwei Jünger fort
2 mit dem Auftrag: »Geht in das Dorf da drüben! Gleich am Ortseingang findet ihr eine Eselin und ihr Junges angebunden. Bindet beide los und bringt sie zu mir!
3 Und wenn jemand etwas sagt, dann antwortet: ‚Der Herr braucht sie.‘ Dann wird man sie euch sofort geben.«
4 Damit sollte in Erfüllung gehen, was der Prophet angekündigt hatte:
5 »Sagt der Zionsstadt:
Dein König kommt jetzt zu dir!
Er verzichtet auf Gewalt.
Er reitet auf einem Esel
und auf einem Eselsfohlen,
dem Jungen eines Lasttiers.«
6 Die beiden Jünger gingen hin und taten, was Jesus ihnen befohlen hatte.
7 Sie brachten die Eselin und ihr Junges und legten ihre Kleider darüber, und Jesus setzte sich darauf.
8 Viele Menschen aus der Menge breiteten ihre Kleider als Teppich auf die Straße, andere rissen Zweige von den Bäumen und legten sie auf den Weg.
9 Die Menschenmenge, die Jesus vorauslief und ihm folgte, rief immer wieder: »Hosianna dem Sohn Davids! Gelobt sei, der da kommt in dem Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe!«


Bekenntnis                  –                 Gottes zärtliche Berührung

Ich glaube an Gott, der dich und mich gemacht hat, die Welt und alles, was darin ist. Der das All gemacht hat. Er ist immerdar. Bei ihm fühl ich mich wohl und geborgen.

Ich glaube an Jesus Christus, unseren Freund und Bruder. Mensch, wie wir Menschen. Der für Liebe und Güte gekreuzigt wurde aus Angst und Hass. Der wieder aufstand vom Tode. Ein Aufstand für die Hoffnung. Ein Aufstand für das Leben.

Ich glaube an den Heiligen Geist, Gottes zärtliche Berührung,  die uns verbindet. Manchmal ist er wie ein kräftiger Hauch,  er lässt mich sehen was andere brauchen.  Oder auch wie eine starke Brise,  die mir einen Ruck gibt  und Mut zum ersten Schritt.

Singen, lesen oder hören wir: EG 11 Wie soll ich dich empfangen

 
Ansprache         –        Was bedeutet Advent und Weihnachten?

1.1    Viermal Advent
Auch Corona wird nichts daran geändert haben. Der Adventskranz schmückt die Zimmer. Seit gut hundert jahren hat er seinen Siegeszug in den deutschen Familien angetreten und ist heute nicht mehr wegzudenken. Vier Kerzen schmücken ihn. Kinder singen: „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei, dann vier. Dann steht das Christkind vor der Tür.“ Haben es gelernt von den Müttern, im Kindergarten und in der Schule. Wenn wir auf den Kalender blicken, dann stimmt es ja auch: Vier Adventssonntage gehen dem Christfest voraus. So könnte es scheinen, als ob die Ad­ventszeit die Einleitung auf die Christfestzeit oder die Vorbereitungs­zeit auf das Christfest sei. Nun, das ist sie landläufig geworden. Ur­sprünglich war sie das nicht.

Warten – Hoffen – Harren
Advent heißt Ankunft. Adventszeit ist Wartezeit. Zeit des Wartens auf die Ankunft Jesu Christi. Was liegt zunächst näher als zu sagen: Warte­zeit auf die Ankunft Jesu Christi eben am Christfest. Aber damit wäre das Warten sehr vordergründig verstanden. Warten und Hoffen und Harren gehören zum Christsein überhaupt dazu und sind nicht nur ein möglichst schnell hinter sich zu bringendes notwendiges Übel vor dem Christfest. „Hoffen und Harren macht manchen zum Narren“, sagt das Sprichwort. Das trifft für Christen nicht zu. Im Gegenteil: Ein Christ ohne Warten und Hoffen und Harren ist kein Christ mehr. Aber: Warten auf was? Warten auf wen? In der alten Kirche, deutlich heute noch in der katholischen und orthodoxen Kirche, ist Buße das Kennzeichen der Adventszeit. Diese vor dem Christfest liegende Bußzeit entspricht der Bußzeit vor Passion und Ostern. Im Rahmen dieser Bußzeit wollte man sich für Jesus Christus bereit machen, wollte man Zeit und Kraft für Jesus Christus frei haben, wollte man seine Gedanken ganz auf Jesus Christus hinlenken – ganz unabhängig vom Christfest. Also:
Warten auf die Ankunft Jesu Christi immer und nicht nur vor dem Christ­fest.

Vier Adventssonntage  Dem Christfest gehen also immer die vier Adventssonntage voraus. Dies ist keine beliebige Aneinanderreihung von Sonntagen. Vielmehr hat jeder Sonntag, seit vielen Jahrhunderten, sein ihm eigenes Ge­wicht und Gesicht, seine Bedeutung, sein Thema.

Der erste Advent – Das Evangelium dieses Sonntags handelt vom Ein­zug Jesu in Jerusalem, wie am Palmsonntag. Jesus reitet in Jerusalem ein. „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer“ steht Sacharja 9, und wir hören dahinter das Rufen der Menge: „Ho­sianna!“ In Jesaja 53 steht: „Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen“, und wir hören das „Kreuzige ihn!“ der aufgestachelten Menge. Jesus kommt nach Jerusalem, um das zu erlei­den, was Johannes sagt: „Er kam in sein Eigentum; und die Seinen nahmen ihn nicht auf.“ Er kommt nach Jerusalem, um am Ort seines Sterbens einen neuen Anfang zu machen, um neues Leben in die Welt des Todes zu bringen, um an Ostern den Tod zu besiegen. Die Königs­psalmen im Alten Testament singen den Sieg des Messias: „Alle Kö­nige müssen ihm huldigen, alle Völker müssen ihm dienen“ (Psalm 72). Die Christengemeinde sieht diese alten Messias-Weissagungen in Je­sus erfüllt. Sie bedenkt am ersten Advent, daß Jesus in die Fremde ge­kommen ist.

Der zweite Advent – Das Evangelium dieses zweiten Sonntags handelt vom letzten Kommen Jesu zu seiner Gemeinde. Es gab vor Jesu Ge­burt keine Völker und keine Religionen auf dieser Erde, die nicht auf einen zukünftigen Retter gewartet hätten, der ihnen Angst und Schuld und Tod wegnehmen sollte. Auch im Alten Testament ist bei Daniel von diesem Menschensohn die Rede, der in den Wolken des Himmels kommen wird, um zu richten und das Reich des Friedens aufzurichten. Unser Leben ist heute, obwohl Jesus gekommen ist und obwohl Ostern hinter uns liegt, immer noch von Angst und Schuld und Tod bestimmt. Wo Angst und Schuld und Tod sind, da fehlt der Schalom, der Friede, der alles in Ordnung bringt. Die Christengemeinde rechnet damit, dass Jesus sein Reich des Friedens einst aufrichten wird. Sie bedenkt am zweiten Advent, dass Jesus gekommen ist und kommen wird, um Frie­den zu stiften.

Der dritte Advent – Das Evangelium des dritten Sonntags hat seit jeher als Inhalt die Gestalt Johannes des Täufers, den man den Vor­läufer Jesu nennt. Man kann nun, wenn man die Adventssonntage nur auf das Christfest bezieht, die Geburt des Johannes als Hinweis auf die Geburt Jesu sehen. Dies würde aber nicht dem eigentlichen Tagesthema entsprechen. Johannes kam, um Jesus in seinen Dienst einzu­führen. Johannes taufte Jesus. Damit begann Jesu Wirken. Er begann, „den Gefangenen die Freiheit zu predigen“. Und wenn wir das Leben Jesu genau betrachten, dann werden wir unschwer die Freiheit als Grundeinstellung Jesu erkennen können: Freiheit vom Gesetz, von Schuld, von Vorurteilen, von Angst und vom Tod. Die Christengemein­de rechnet damit, dass Jesus zur Befreiung des Menschen gekommen ist. Sie bedenkt am dritten Advent, dass Jesus gekommen ist, um Frei­heit zu schaffen.

Der vierte Advent – Das Evangelium des vierten Sonntags ist die An­kündigung der Geburt Jesu. Sie wird in einer Zeit angekündigt, in der der römische Kaiser Augustus (der „Anbetungswürdige“) an der Macht ist. Seine Geburt war, Jahrzehnte vor Jesu Geburt, von Himmelszei­chen, Träumen und Horoskopen angekündigt. Als Gott in Menschengestalt wurde er verehrt. 9 Jahre vor Jesu Geburt schließlich wurde beschlossen, den Geburtstag des Augustus zum Neujahrstag zu erhe­ben. In dieser Verlautbarung heißt es u. a.: „Die Freudenbotschaft von der Menschwerdung des Gottes Augustus aber war für die Welt das erste von ihm ausgehende Evangelium.“ In diese religiös geschwän­gerte Zeit hinein kommt die Ankündigung des Lukas: „Siehe, ich ver­kündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr!“ Und uns entgeht sicher nicht, wie hier deutlich werden soll: „Hier ist mehr als Augustus! Hier ist der wahre Gesalbte (= Messias = Christus)! Hier ist der wahre Retter (Heiland) und Kyrios         (= Herr)! Hier ist das wahre Evangelium euangelion = Frohbotschaft)!“ Die Christengemeinde rechnet damit, dass die wahre Freude in Jesus Christus gegeben ist. Sie bedenkt am vierten Advent, dass Jesus gekommen ist, um Freude zu bringen.

Adventszeit, der Anfang des Kirchenjahres – Die alle Jahre wiederkehrende Adventszeit zeigt uns: Wir müssen im­mer über den ersten Adventssonntag in das Kirchenjahr hinein, immer über Karfreitag und Ostern. Wir kommen also am ersten Advent nicht vorbei. So ist alles, auch und gerade die Geburtsgeschichte Jesu, nicht ohne Karfreitag und Ostern zu verstehen. Der, den wir erwarten, war schon da. Warten hat also Sinn. Es ist kein Warten auf Zufälle. Viel­mehr drückt sich darin die ganze Spannung aus, die sich in jedem Christen zeigt: glauben wollen und nicht glauben können, Hoffnung und Erfüllung, schon und     noch-nicht.

Die Adventszeit hilft uns das Christfest verstehen und begehen. Sie bewahrt uns vor der Täuschung: „Alle Jahre wieder kommt das Chri­stuskind auf die Erde nieder, wo wir Menschen sind.“ Sie bewahrt uns vor der Meinung, das Christfest sei nur etwas für Kinder, weil es ja in der Geburtsgeschichte um ein Kind gehe. (Wir wissen, dass niemand von der Geburt Jesu erzählen würde, wenn nicht Karfreitag und Ostern gewesen wären!) Sie bewahrt uns vor der Notwendigkeit, unseren Kindern den Zusammenhang von Jesus, dem Herrn, und dem „Christ­kind“ mühsam erklären zu müssen. Er, dessen Geburtstag wir feiern am Christfest, ist der, der in die Fremde kam, um Frieden zu stiften, Freiheit zu schaffen und Freude zu bringen. Oder umgekehrt: Weil Jesus in die Fremde kam, um uns Frieden zu bringen und frei und froh zu machen, darum feiern wir seinen Geburtstag.

Adventszeit ist die ausführliche Inhaltsangabe des Kirchenjahrs, das dann allerdings mit der Geburt Jesu beginnt, aber über Karfreitag und Ostern führt und mit dem Ewigkeitssonntag endet. Weil das alles so ist, lohnt sich das Christfest.

Singen, lesen oder hören wir: EG 4 Nun Komm der Heiden Heiland

 

Abkündigungen (von Pfarrerin Ludwig)

Mitte Dezember wird ein Gemeindebrief erscheinen.
Ich hoffe, dass sich genug Gemeindemitglieder finden, die die Gemeindebriefe zu Ihnen nach Hause bringen. Sonst werden wir über die Tagespresse ankündigen, wo sie ausliegen werden.
Ebenfalls wird ein kleines ökumenisches Heft (in Zusammenarbeit mit der kath. Kirchengemeinde St. Regina in Drensteinfurt) mit Ideen für eine kleine Andacht zu Hause erscheinen. In der evangelischen Version wird sie neben der Liturgie auch eine Predigt enthalten.
Weitere Informationen dann im Gemeindebrief.

Zur Zeit der Drucklegung dieses Lesegottesdienstes sind die NRW-Corona-Verordnungen und die daraus resultierenden Informationen der Landeskirche noch nicht veröffentlicht.
Wir müssen aber davon ausgehen, dass bis zum 20. Dezember keine Veranstaltungen außer den Sonntagsgottesdiensten und eventuell den Schulgottesdiensten stattfinden werden.
Was das für unsere Gottesdienste an Heilig Abend und Weihnachten bedeutet kann ich noch nicht absehen.

***

Schlussgebet

Wir beten:
Herr, unser Gott! Kinder und Erwachsene sind darauf angewiesen, dass du sie liebst.
Herr, wir danken Dir.
Wir leben davon, dass wir füreinander aufgeschlossen sind und offene Herzen füreinander haben. Lass uns so leben.
Erhöre uns, Herr, und lass uns dir gehorchen.
Die ganze Welt wartet auf Heil und Frieden. Gib, dass sie bereit ist, Heil und Frieden von dir zu erwarten.
Erhöre uns, Herr, und lass uns dir gehorchen.
Die ganze Welt wartet auf Heil und Frieden. Gib, dass wir bereit sind, Heil und Frieden zu schaffen.
Erhöre uns, Herr, und lass uns dir gehorchen.
Kranke, Alte, Einsame, Verlassene erwarten Liebe und Fürsorge. Mach uns zum Tun bereit.
Erhöre uns, Herr, und lass uns dir gehorchen.
Die nächsten Wochen werden unruhige Wochen sein. Gib uns Kraft dazu, Stunden der Besinnung und des Nachdenkens auszusparen.
Erhöre uns, Herr, und lass uns dir gehorchen.
Herr, lass die Lichter des Advent unseren Alltag hell machen, weil sie auf dich hinweisen, den Herrn der Welt.
Herr, mach uns zu Lichtern in der Welt. Amen.


Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Sendwort
Geht nun als solche, die Gott die Ehre geben mit dem, was sie sagen und tun. Geht als solche, die sich den Frieden Gottes gefallen lassen und den Frieden auf Erden schaffen. Geht als solche, denen die Zusage gilt: An euch hat Gott Wohlgefallen! Euch hat Gott lieb.

Segenswort
Der Herr segnet euch mit dem Licht des Advents.
Der Herr behütet euch, weil er an euch Wohlgefallen hat.
Der Herr sieht auf euch und hat das mit dem Kommen Jesu bewiesen.
Der Herr ist euch gnädig, darum ist Jesus der Retter.
Der Herr gibt Frieden und schickt euch auf den Weg des Friedens.

Singen, lesen oder hören wir: EG 13 Tochter Zion


Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrerin A. Ludwig
© 2020 Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

Es gilt weiterhin unser Corona-Schutzkonzept mit Abstandsregel, Nase-Mund-Masken-Pflicht und begrenzter Platzzahl. Wenn Sie sicher sein möchten, dass Sie einen Platz bekommen, dann melden Sie sich weiterhin freitags im jeweiligen Gemeindebüro an.

  1. Advent (29.11.2020)
    10.00 Martinskirche / 11.15 Gnadenkirche
  2. Advent (06.12.2020)
    10.00 Martinskirche / 11.15 Gnadenkirche
  3. Advent (13.12.2020)
    11.15 Uhr Gnadenkirche (70 Jahre Gnadenkirche)
  4. Advent (20.12.2020)
    10.00 Uhr Martinskirche

Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels ist noch völlig unklar, welche Möglichkeiten für Gottesdienste die Corona-Schutzverordnung an Heilig Abend und den Weihnachtsfeiertagen ermöglicht. 

So wie dieses ganze Jahr schon sehr speziell und anders ist als wir es gewohnt sind, werden auch Advents- und Weihnachtszeit dieses Jahr anders als gewohnt ablaufen. Statt traurig und betrübt in diese Zeit zu starten, die ja auch der Beginn des Kirchenjahres ist. Möchte ich, zwar anders als gewohnt,  trotzdem mit Freude und Zuversicht, in diese besondere Zeit gehen.

Aktuell arbeiten wir an einem Gemeindebrief, der voraussichtlich am 15.12.2020 erscheinen wird. Es wird auch Lesegottesdienste auf unser Webseite geben.

A. Ludwig

Begrüßung

Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie zu diesem Lesegottesdienst, den Pfarrer Thomas Böhme heute für Sie erarbeitet hat und in der Martinskirche halten wird.
Herzlichen Dank dafür.
Ich wünsche Ihnen einen gesegneten Gottesdienst.

Ihre Pfarrerin Angelika Ludwig


Einstimmung

Der „Countdown“ für das Ende des Kirchenjahres beginnt mit diesem Sonntag, dem drittletzten, wie er heißt. Die Wochen des Novembers erinnern an die Begrenztheit unseres Lebens. Mag sein, diese Wochen haben in diesem Jahr für manche eine besondere Bedeutung. Immer wieder fragen Menschen, wann es ein Ende haben wird mit der Pandemie. Von dem Wunsch, dass Schwere möge schon bald hinter uns liegen und eine neue, leichte Zeit möge anbrechen, erzählen auch die Texte des heutigen Gottesdienstes.

Wochenspruch
„Selig sind, die Frieden stiften; denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
           (Mt. 5,9)

Singen, lesen oder hören Sie: EG 153, 1-3 Der Himmel, der ist

Votum
Der Herr sei mit euch
         und mit deinem Geist.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.
Amen!
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.


Wochenpsalm
Könnte ich doch hören,
was Gott der HERR redet, dass er Frieden zusagte seinem Volk und seinen Heiligen, damit sie nicht in Torheit geraten.
Doch ist ja seine Hilfe nahe denen, die ihn fürchten, dass in unserm Lande Ehre wohne;
dass Güte und Treue einander begegnen,
Gerechtigkeit und Friede sich küssen;
dass Treue auf der Erde wachse
und Gerechtigkeit vom Himmel schaue;
dass uns auch der HERR Gutes tue
und unser Land seine Frucht gebe;
dass Gerechtigkeit vor ihm her gehe
und seinen Schritten folge.
             (Psalm 85,9-14) 

Wir wollen Gott loben, indem wir sprechen:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und alle Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

Kyrie-Gebet
Lasst uns vor Gott treten und daran denken, was uns bedrückt und belastet und wofür wir Verantwortung tragen:
Gott, Kinder des Lichtes und Kinder des Tages sollten und könnten wir sein. Vor dir bekennen wir: Wir Menschen sind nicht die, die wir sein sollten und sein könnten.
Wir, deine Menschen, schweigen und reden nicht, wo zu reden nötig wäre, aus Scham, aus Angst, weil uns der Mut fehlt.
Wir, deine Menschen, greifen nicht ein und sehen tatenlos zu, wenn andere Hilfe brauchen.
Wir, deine Menschen, führen Kriege und bringen Leid über andere, über Kinder, Eltern, Familien.
Wir, deine Menschen, nehmen uns, was wir brauchen, ohne deine Schöpfung, Pflanzen und Tiere, zu achten.
Gott, wir bekennen: Wir sind nicht die, die wir sein sollten und sein könnten.
Wir rufen zu Dir:
Kyrie eleison                Herr, erbarme dich
Christe eleison             Christe, erbarme dich
Kyrie eleison                Herr, erbarme dich über uns

Gnadenspruch
Ich weiß wohl, was ich für Gedanken über euch habe, spricht der Herr: Gedanken des Friedens und nicht des Leides, dass ich euch gebe Zukunft und Hoffnung.
          (Jer 29,11)

Lasst uns beten:
Gott,
hier sind wir,
wir, deine Gemeinde.
Wir sind versammelt als deine Gemeinschaft,
versammelt um dich herum.
versammelt, um dein Wort
So wollen wir in unserem Denken und Fühlen sammeln.
Alles in uns und um uns soll still werden,
damit wir hören und damit wir deine oft unscheinbare und alltägliche Nähe wahrnehmen können.
Im Vertrauen auf Jesus Christus, unseren Bruder, und deinen Geist der Liebe und des Friedens. Amen.


Lesung
Als er aber von den Pharisäern gefragt wurde: Wann kommt das Reich Gottes?, antwortete er ihnen und sprach: Das Reich Gottes kommt nicht so, dass man’s beobachten kann; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier ist es!, oder: Da ist es! Denn siehe, das Reich Gottes ist mitten unter euch. Er sprach aber zu den Jüngern: Es wird die Zeit kommen, in der ihr begehren werdet, zu sehen einen der Tage des Menschensohns, und werdet ihn nicht sehen. Und sie werden zu euch sagen: Siehe, da!, oder: Siehe, hier! Geht nicht hin und lauft ihnen nicht nach! Denn wie der Blitz aufblitzt und leuchtet von einem Ende des Himmels bis zum andern, so wird der Menschensohn an seinem Tage sein.
          (Lukas 17, 20-24)

Halleluja.    Doch ist ja seine Hilfe nahe denen, die ihn fürchten, dass in unserm Lande Ehre wohne. (Psalm 85,10)
Halleluja

Apostolisches Glaubensbekenntnis
Wir bekennen unseren christlichen Glauben und sind somit verbunden mit den Christen vor Ort und auch weltweit:

Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,‘
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Singen, lesen oder hören Sie:  EG 152, 1+2 Wir warten dein, o Gottes Sohn

Predigt zu 1. Thessalonicher 5,1-11
„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“ (1. Kor. 1,3)

1.
Am vergangenen Wochenende, also unmittelbar vor dem Wirksamwerden der neuen Beschränkungen zur Eindämmung der Pandemie, konnte man in der Zeitung den Satz des Wirtschaftsexperten Michael Hüther, Direkor des Instituts der deutschen Wirtschaft, lesen: „Unsicherheit ist das größte Gift, das die Wirtschaft haben kann.“ Der Bundesregierung fehle eine langfristige Strategie angesichts der Corona-Pandemie.

Wie anders ist dagegen das Bild, das der heutige Predigttext entwirft. Wie lässt sich leben angesichts einer fehlenden, langfristigen Sicherheit? Ich denke, diese Frage könnte passen zu dem, was Paulus in seinem Brief an die Menschen in der Gemeinde von Thessaloniki schreibt. Ich lese aus dem 5. Kapitel des ersten Briefes an die Thessalonicher:

2. Lesung
Von den Zeiten aber und Stunden, Brüder und Schwestern, ist es nicht nötig, euch zu schreiben; denn ihr selbst wisst genau, dass der Tag des Herrn kommt wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie sagen: »Friede und Sicherheit«, dann überfällt sie schnell das Verderben wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entrinnen. Ihr aber seid nicht in der Finsternis, dass der Tag wie ein Dieb über euch komme. Denn ihr alle seid Kinder des Lichtes und Kinder des Tages. Wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis. So lasst uns nun nicht schlafen wie die andern, sondern lasst uns wachen und nüchtern sein. Denn die da schlafen, die schlafen des Nachts, und die da betrunken sind, die sind des Nachts betrunken. Wir aber, die wir Kinder des Tages sind, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil. Denn Gott hat uns nicht bestimmt zum Zorn, sondern dazu, die Seligkeit zu besitzen durch unsern Herrn Jesus Christus, der für uns gestorben ist, damit, ob wir wachen oder schlafen, wir zugleich mit ihm leben. Darum tröstet euch untereinander und einer erbaue den andern, wie ihr auch tut.

3. 
Die Situation der Menschen damals, etwa um das Jahr 50 war natürlich eine völlig andere als unsere heutige im Jahr 2020 im Angesicht einer weltweiten Pandemie. Die Christen damals in der ältesten Gemeinde in Europa scheinen Gewissheit und Sicherheit für sich, für ihr Leben, für die Zukunft dieser Welt gehabt zu haben. Mit der Botschaft von der Auferstehung Christi verband sich für soe die sichere Erwartung, dass der Tag des Herrn und damit das Ende all dessen, was bisher gewesen ist, unmittelbar bevorsteghen würde. In dieser Situation hieß es für die Menschen, nur noch eine kleine Weile durchzuhalten. Aber bald, schon sehr bald würde sich ja alles änder Alles würde anders sein, Menschen würden sich frei bewegen können, Gefangene frei werden, Kranke geheilt. Es würde die Menschen kein Leid und keine Krankheit mehr ereilen, Schmerz und Tod würden nicht mehr sein.

Vielleicht erwarteten die Christen in Thessaloniki das, was ein Späterer, Johannes, in der Offenbarung, dem abschließenden Buch der Bibel, so formuliert hat: „Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Und Gott sprach: Siehe, ich mache alles neu!“ (Offenbarung 21,3-5)

4.
Aber was ist bis dahin? Wie lässt sich das Leben bis dahin gestalten?

Zuerst einmal machten die Menschen in Thessaloniki und mit ihnen Paulus, der die gleiche Erwartung des nahen Neuanfangs hatte, die Erfahrung: Die Jahre vergingen. Und es war bisher nicht eingetreten, was man sich erhofft hat. Das Neue ist noch nicht gekommen.

Manche meinten anscheinend, in dem, was sich ereignet, ablesen zu können, wie nah oder wie fern der Moment sein würde, in dem alles neu wird. So wie auch heute immer wieder spekuliert wird. Wird es einen Impfstoff geben? Nur einen oder mehrere? Und wann werden alle oder zumindest viele geimpft sein? Wird die Impfung helfen, die Pandemie endgültig zu stoppen? Oder erwartet uns eine neue, ganz andere Normalität? Wir wissen es nicht und fragen unsicher und voller Erwartung, dass die Pandemie irgendwann überwunden sein möge. Aber: von den Zeiten und Stunden lässt sich nichts sagen.

Es sind solche sehnsüchtigen Fragen, die viele stellen. Leider gibt es auch heute Stimmen, die jetzt wieder „Friede und Sicherheit“ rufen. „Sicher werden wir einen Impfstoff haben, schon bald, vielleicht schon in wenigen Wochen“, sagen solche Stimmen. Und dann, dann soll alles wieder so sein wie vorher. Manche, die so reden, verbinden nicht selten eigene Interessen damit. Aber sie werden damit keinen Bestand, keine langfristige Scherheit haben. Der Satz des Paulus macht angesichts der Stimmen falscher Porpheten Mut: „Wenn sie sagen: »Friede und Sicherheit«, dann überfällt sie das Verderben, und sie werden nicht entrinnen.“

5.
Das angekündigte Ende kommt, so sagt Paulus, wie ein Dieb in der Nacht. Es lässt sich nicht berechnen. Es lässt sich nicht planen. Es gibt keine langfristige Strategie und nicht die gewünschte Sicherheit, die viele wünschen und die das Lebenselixier für die Wirtschaft zu sein scheint.

Was also bleibt? Erst einmal die Zusage des Paulus: Wir sind Kinder des Lichtes und des Tages. Wir leben nicht im Dunkeln. Darauf können wir vertrauen.

Und Paulus bringt eine neue Blickrichtung ins Gespräch: Es kommt nicht so sehr darauf an, nach dem Ende und Ausgang von allem zu fragen, sondern darauf, wie Menschen im Vertrauen darauf hier und jetzt leben, schon jetzt leben und nicht erst dann, wenn alles, was Menschen beschränkt, aufgehoben wäre.

Paulus bringt diese neue Blickrichtung ins Gespräch: „Wir, die Kinder des Tages, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Panzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil.“

Nüchtern sein heißt, mit Überlegung und Realismus unsere derzeitige Situation zu betrachten. Nüchtern betrachtet ist die derzeitige Situation kein „Lockdown“, nicht mal ein teilweiser. Das Wort Lockdown bezieht sich auf die Situation in Gefängnissen, wenn z.B. in einer Gefahrensituation alle Gefangenen in ihren Zellen eingeschlossen werden. Niemand hat mich und meine Frau in unserem Haus eingeschlossen und die Tür erst wieder geöffnet, als er die Gefahr als überwunden betrachtet hat. Nüchtern betrachtet leben wir in einer Zeit der Kontaktbeschränkungen – die schmerzhaft genug sind – um Schlimmeres zu verhindern. Ich wünschte mir, so würde öfter öffentlich darüber gesprochen.

6.
Und sonst, was können wir sonst tun? Wir können füreinander da sein, auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Wir können teilen. In dieser Woche feiern wir den Martinstag. In diesem Jahr ebenfalls anders als zu anderen Zeiten, ohne Umzug. Bischof Martin von Tours: Was von ihm erzählt wird, ist ein Bild für das, was Menschen füreinander tun können. Bevor er Bischof wurde, war er als junger Mann berittener Soldat. Man erzählt, er sei in Amiens an einem Wintertag einem spärlich bekleideten Bettler begegnet. Er teilte seinen Mantel und gab dem Bettler die Hälfte. Dafür hatte er sich später wegen Beschädigung von militärischem Eigentum zu verantworten.

Martin teilt. In einem kleinen Moment der Weltgeschichte ist er für einen anderen Menschen da. Dieser kleine Moment im Jahr 333, 334 oder 335 ist ein großer Augenblick für die Menschheit, unvergessen bis heute. Martin schützt den Bettler vor Krankheit und Leid. So wie wir einander mit kleinen Dingen wie Abstand und einer Gesichtsmaske vor Krankheit und Leid schützen.  Nüchtern betrachtet sind dies kleine Dinge im Unterschied dazu, welche Folgen eine Erkrankung haben kann. Das können wir füreinander tun und so die Herausforderungen durch die Pandemie gemeinsam tragen und teilen. 

Der Tag des Herrn kommt. Leid und Schmerz und Tod werden überwunden werden. Bis dahin lasst uns füreinander da sein, lasst uns untereinander trösten und einer den andern erbauen.
Amen

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
          (Phil. 4,7)

Singen, lesen oder hören Sie:  EG 426, 1+2 Es wird sein in den letzten Tagen


Abkündigungen
Im Rahmen des Teil-Lockdowns der Corona-Schutzverordnung dürfen Gottesdienste (dazu gehören auch Trauerfeiern) weiterhin stattfinden. Natürlich gelten: Abstandsregel, Nase-Mundmaske, kein Gesang, Handesinfektion, kein Kirchenkaffe.
Taufen, Trauungen, Schulgottesdienste finden nicht statt.
Alle anderen Gemeindeveranstaltungen fallen bis 30.November aus.

Wie es danach weitergeht werden wir wohl erst Ende November erfahren.


Lasst uns beten:
Gott, Schöpfer des Himmels und der Erde!
Wir danken dir für Licht und Kraft deines Wortes.

Im Vertrauen darauf bitten wir dich um dein Erbarmen:
für deine bedrohte Erde,
für Luft und Wasser und Boden und Wälder,
für Tiere und Pflanzen.
Wir bitten dich,
dass die Zerstörung der Schöpfung aufhört,
wir bitten dich um Mut und Fantasie,
dass wir nach Alternativen suchen,
dass wir selbst von Umkehr nicht nur reden,
sondern tatkräftig mit der Änderung in unserem Lebens beginnen

Wir bitten dich
für alle Menschen,
die schwierige Entscheidungen treffen müssen,
in der Politik,
in der Wirtschaft,
an Gerichten, an Hochschulen,
in den Medien;
lass alle der Wahrheit
der Gerechtigkeit und dem Frieden dienen.

Wir bitten dich für uns selbst,
dass wir selbstkritisch bleiben in aller Versuchung,
dass wir nicht selbstgerecht werden gegenüber anderen,
dass wir nicht zynisch werden in unserer Enttäuschung,
dass wir leben in der Hoffnung auf dein kommendes Reich,
dass wir untereinander trösten und einander aufbauen.

In aller Not rufen wir dich um Hilfe an.
In allem Glück danken wir für deinen Segen.
Mit jedem Atemzug loben wir
deinen herrlichen Namen,
dich, den ewigen und allmächtigen Gott,
den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist.


Vater unser…
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung;
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft,
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Singen, lesen oder hören Sie: EG 171 Bewahre uns Gott


Segen
Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
          (4.Mose 6, 24-26)


Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrerin A. Ludwig
© 2020 Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

Begrüßung

Liebe Gemeinde,
heute am Reformationssonntag begrüße Sie mit dem Spruch für den Reformationstag aus dem 1. Brief des Paulus an die Gemeinde in Korinth:

Einen anderen Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. (1. Kor 3,11)

Am 31. Oktober 1517, heftete Martin Luther seine 95 Thesen zu Buße und Ablass an die Schlosskirche zu Wittenberg, so sagt es die Überlieferung.
Man weiß nicht genau, ob die Zettel mit den theologisch-akademischen Gedankenanstößen des jungen Augustinermönchs tatsächlich mit Hammerschlägen an die Schlosskirchen-Tür angebracht wurden, jedenfalls sind sie als „Die 95 Thesen“ weltweit bekannt geworden, und sie haben seinerzeit gewirkt wie Hammerschläge, die die ganze Kirche erschütterten und das Mittelalter beendeten.
Die Reformation, also  die  Erneuerung der Kirche, nahm von hier aus ihren Lauf.

Aber wir denken auch daran, dass wir in einer zunehmend säkularisierten Welt nur in der ökumenischen Gemeinschaft aller christlichen Kirchen weltweit, den christlichen Glauben verkünden können.
Der Glaube, der uns weltweit verbindet mit den Christinnen und Christen, die heute in ihren Kirchen oder zu Hause Gottesdienste feiern,

der Glaube an den einen Gott,
den Vater, den Sohn und den Heiligen Geist.
Amen!
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.

Singen, lesen oder hören Sie: EG 341 – Nun freut euch, lieben Christen g’mein

 

Meditation zu Psalm 46

Gott ist wie eine feste Burg,
er gibt uns Zuversicht und Stärke
in den Nöten, die uns getroffen haben.
Selbst wenn die Welt aus den Fugen gerät,
die Berge zerfallen oder das Meer die Küsten unterspült,
stehen wir nicht vor dem abgrund des Todes.
Wir müssen uns nicht vor der Gefahr fürchten.
Gott ist bei uns und lässt uns nicht untergehen.
Gott hilft uns am Morgen und am Abend.
Der den Erdkreis regiert
Und den Königreichen ein Ende setzt,
ist sich nicht zu schade, bei uns zu sein.
Der den Bogen der Krieger zerbricht und ihre Wagen mit Feuer verbrennt,
ist uns Schutz und Schild,
eine Burg, in der wir sicher wohnen.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

 

Kyrie-Gebet

Manchmal bin ich ängstlich und verzagt.
Wenn ich an die Zeit denke, die vor mir liegt:
Die Corona-Krise wird mir
und allen Menschen auf der Welt
noch viel Geduld und Rücksichtnahme abverlangen.
Wie soll ich diese Krise überstehen?
Manchmal holt mich die Angst und die Einsamkeit ein.
Andere Schwierigkeiten, andere Traurigkeiten in meinem Leben sind durch die aktuelle Krise nicht von mir genommen.
Manchmal fühle ich mich erdrückt.
Ich sehne mich verzweifelt nach Zuversicht und Stärke,
Hoffnung, die mir Kraft gibt,
Hoffnung, die mich den Boden unter den Füßen spüren lässt.
Komm Gott, und stärke mich:

Herr, erbarme dich.
Christus, erbarme dich.
Herr, erbarme dich über uns.

                                              

Gnadenzuspruch

Jesus spricht uns zu:
Meine Kraft ist in den Schwachen mächtig. Amen!

Hören Sie: Jesus bleibet meine Freude von J.S. Bach:

 

Kollektengebet

Gott,
wir danken dir,
dass wir hier sein können –
gemeinsam in deinem Haus.
Du bist da
und schenkst uns deine Gegenwart.
Lass uns immer wieder neu deine Kirche sein
zusammen mit Menschen aus allen Völkern und Nationen.
Lass uns dein Wort erfahren
und deinen Segen leben.
Amen. 

 Singen, lesen oder hören Sie: EG 362, 1-4 – Ein feste Burg ist unser Gott
(traditionell)

(moderne Fassung)

 

 


Schriftlesung
Das Evangelium für den Reformationstag steht im Mathäusevangelium Kapitel 5,1-10:

Die Seligpreisungen

1 Als er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm.
2 Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
3 Selig sind,  die da geistlich arm sind; denn ihrer ist das Himmelreich.
4 Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
5 Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
6 Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
7 Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
8 Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
9 Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
10 Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich.

Halleluja.
“Gott, der Herr, ist Sonne und Schild, der Herr gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.” (Psalm 84,12)
Halleluja


Glaubensbekenntnis
                  

Singen, lesen oder hören Sie: EG 262 / 263 – Sonne der Gerechtigkeit

Predigt zu Römer 3,28

Welchen Feiertag feiern wir am 31. Oktober ?
Diese Frage stelle ich – zum passenden Zeitpunkt – allen (neuen) Konfirmandinnen und Konfirmanden.
Natürlich kenne ich die Antwort, die dann kommt: Halloween.
Erst nach einigem Nachfragen melden sich dann zögerlich einige Jugendliche, die schon mal gehört haben, dass das der Reformationstag ist.
Aber das werden von Jahr zu Jahr weniger Jugendliche.
Für Jugendliche hat der 31.Oktober erst mal keine persönliche Bedeutung mehr.
Nur weil wir am 31.Oktober oder am darauffolgenden Sonntag, so wie heute, den Reformationstag feiern, werden wir ihnen den Reformationstag und das Reformationsgeschehen auch nicht näher bringen.

Jugendliche müssen erst einmal den Sinn und die Bedeutung der reformatorischen Gedanken von Luther begreifen. Erst dann können sie ermessen, was diese Gedanken auch heute noch für ihr persönliches Leben bedeuten können. Erst dann können sie verstehen, was es heißt, evangelisch zu sein.

Wie können Jugendliche diese reformatorischen Gedanken aber in der heutigen Zeit mit Kopf und Herz begreifen und erleben?
Ich habe das mit dem Begreifen mal wörtlich genommen, so kam ich im vergangenen Jahr auf die Idee für die Jugendlichen einen Escape-Room zu Luther und der Reformation zu bauen.
Die Umsetzung eines solchen Projektes dauert immer etwas länger, aber zusammen mit unserem Gemeindepädagogen Kevin Stuckenschnieder konnte ich das Projekt dieses Jahr in die Tat umsetzen.

Ein Escape-Room ist ein Raum voller Rätsel.
Wir haben ihn in der Gnadenkirche aufgebaut.
So lernen die Jugendlichen in Kleingruppen spielerisch Luther und die Reformation kennen:

Luthers 95 Thesen,
die Bedeutung des Jahres 1517,
die Lutherrose,
Luthers Unterstützer und Freunde,
die Bedeutung des Buchdrucks für die Verbreitung von Luthers Bibelübersetzung in die deutsche Sprache.
Sie entdecken verschiedene Bibeltexte.
Sie drucken den Vers aus dem Brief an die christliche Gemeinde in Rom Kapitel 3,28, der für Luthers reformatorische Erkenntnis ganz bedeutend war.
In diesem Bibelvers heißt es:
„So halten wir dafür, dass der Mensch gerecht werde ohne des Gesetzes Werke, allein durch den Glauben.“

Verständlicher ist die Übersetzung in der modernen Übersetzung „Gute Nachricht Bibel“. Dort wird übersetzt:
„Denn für mich (Paulus) steht fest: Allein aufgrund des Glaubens nimmt Gott Menschen an und lässt sie vor seinem Urteil als gerecht bestehen. Er fragt dabei nicht nach Leistungen, wie das Gesetz sie fordert.“

Das war eine der wichtigen Erkenntnisse Luthers.
Seine Wiederentdeckung dessen, was Paulus schon 1500 Jahre vor ihm erkannt hat.

Paulus bezog sich in seinem Brief auf das jüdische Gesetz, in dem viele religiöse Vorschriften zu befolgen waren.
Paulus hat durch die Berichte über Jesu Handeln und Jesu Gleichnisse begriffen, dass das Einhalten dieser Gesetze nicht vor Gott gerecht machen kann, sondern einzig und allein der Glaube.

Diese Erkenntnis übertrug Martin Luther nun auf die Gesetze, Regeln und Vorschriften der römischen Kirche des Mittelalters.
Für Martin Luther wurde deutlich: Wenn seine Erkenntnis stimmt, dann läuft in der römischen Kirche, zu der er ja als Mönch auch gehörte, einiges schief.

Im Mittelalter wurden von außen Erwartungen an die Menschen herangetragen. Damals waren es vor allem Erwartungen der Kirche. Es wurde den Menschen gesagt: ihr müsst viele Regeln und Gesetze unserer Kirche einhalten, ihr müsst viele Werke tun, um vor Gott gerecht zu sein. Nur dann ist Gott Euch gnädig.

Diese Erwartungen der Kirche waren hoch. Die hohen Ansprüche, die kaum jemand einhalten konnte, machten den Menschen Angst. So ging es auch Martin Luther.

Die römische Kirche bot eine einfache Lösung an: Ablassbriefe kaufen. Geld bezahlen, damit die Seele in den Himmel kommt. Dann spielen die irdischen Verfehlungen keine Rolle mehr.

Auch Luther kannte diese Angst. Er war mit dieser Angst groß geworden, hatte die Hoffnung, dass er als Mönch von dieser Angst befreit würde.
Aber das hat nicht funktioniert.

Und dann las er diesen Satz:
„Denn für mich (Paulus) steht fest: Allein aufgrund des Glaubens nimmt Gott Menschen an und lässt sie vor seinem Urteil als gerecht bestehen. Er fragt dabei nicht nach Leistungen, wie das Gesetz sie fordert.“

Für Luther war das eine wegweisende Erkenntnis.

Er wollte die Missstände, die er erkannte öffentlich diskutieren und natürlich auch abschaffen.
Und er wollte, dass alle Menschen die Bibel lesen können, damit sie diese Erkenntnisse auch selbst entdecken können.
Er übersetzte deshalb die Bibel in die deutsche Sprache und legte die Wurzeln für unser Bildungssystem, weil er wollte, dass alle Menschen lesen und schreiben lernen.

Heute sind es andere Erwartungen, die uns Angst machen, die uns unter Druck setzen.
Oft sind es die Erwartungen, die wir uns selbst stellen und hinter denen man zurückbleibt.
Dabei ertappe ich mich selbst auch.

Aber oft sind es die Erwartungen, der Druck, der von außen kommt:
Der Chef, die Arbeit, die Familie, die Lehrer, die schulischen Herausforderungen, die Eltern, die Kinder – alle haben Erwartungen.
Es kommen Zwänge von außen auf uns zu, von der Gesellschaft, die alles optimieren will. Von dem Druck: schneller, besser, billiger. Von dem Druck immer das Neuste haben zu müssen. Die besten Leistungen zu bringen. Und daneben privat alles bestens im Griff zu haben: Haushalt, Familie, Sozialkontakte, ehrenamtliches Engagement. Dabei noch die Nächstenliebe nicht vergessen.
All diese Erwartungen können Stress machen, der Ängste auslöst.

Manchmal auch die Frage: wenn ich das alles nicht schaffe, werde ich dann vor Gott Gnade finden?
Ja, denn Gott meint es gut mit uns.
Er weiß, dass wir diesen vielen Erwartungen nicht gerecht werden können.

Deshalb stellt er keine Forderungen, sondern er macht uns ein Angebot: Glaube!
Er macht uns das Angebot, uns auf den Glauben an Gott einzulassen. Dieser Glaube ist eine Kraft, eine innere Kraft, die uns hilft den äußeren Erwartungen stand zu halten.

Wenn dich die täglichen Forderungen bombardieren:
Du sollst, du sollst nicht, du musst aber und du merkst, dass du diesen Forderungen nicht gerecht werden kannst oder willst, dann konzentriere dich auf deine innere Kraft, den Glauben, der uns auf Christus hinweist.
Denn die Erwartungen und äußeren Zwänge sind ja durch den Glauben nicht plötzlich weg.

Aber: Christus hat alle Forderungen für dich erfüllt.
Deshalb kannst Du dich von Christus leiten lassen zu einem Gott wohlgefälligen Leben.
Denn der christliche Glaube, der setzt sein Vertrauen in Gott und gestaltet in diesem Vertrauen sein Leben.

„Denn für mich (Paulus) steht fest: Allein aufgrund des Glaubens nimmt Gott Menschen an und lässt sie vor seinem Urteil als gerecht bestehen. Er fragt dabei nicht nach Leistungen, wie das Gesetz sie fordert.“

Diese Erkenntnis erschafft uns Freiheit. Diese sog. „Protestantische Freiheit“, die eng mit der Reformation verbunden ist, heißt nicht, dass ich in meinem Leben tun und lassen kann, was ich will.

Vielmehr bedeutet sie:
Nie mehr wird es christlichen Glauben geben, ohne ihn lesend zu prüfen in seiner Quelle, der Bibel.
Nie mehr wird es die Herrschaft von Mächtigen über das Gewissen geben ohne das Wissen einer freien, mündigen Entscheidung.

Evangelische Freiheit fühlt sich Jesus Christus, und wie er im in der Bibel verkündigt wird, verpflichtet.
Aber selbst das heißt nicht, dass wir weltliches Recht ignorieren. Ganz im Gegenteil. Die Bibel kennt die Spannung in der wir leben.

Vielmehr meint protestantische Freiheit:
Nie mehr Herrschaft über das Gewissen, nie mehr gegen eigene Bedenken glauben müssen unter lehramtlicher Kontrolle!
Im Jahre 1934 wurde deshalb in der Barmer theologischen Erklärung der folgende Satz verabschiedet:
Jesus Christus, wie er uns in der Heiligen Schrift bezeugt wird, ist das eine Wort Gottes, das wir zu hören, dem wir im Leben und im Sterben zu vertrauen und zu gehorchen haben.“


Diese Freiheit, die die reformatorische Erkenntnis Luthers uns verschafft, dass ich mein Vertrauen in Gott setze, die ermöglicht mir, mein Handeln und meine Entscheidungen gegenüber vor Gott zu verantworten. Dann lasse ich mich in meinem Leben von der Liebe zu Gott und der Liebe zu meinem Nächsten leiten. Dann stelle ich meine eigenen Interessen auch mal zurück, weil ich der Sorge und Fürsorge für meinen Nächsten verantwortlich bin, wie es Jesus im Gleichnis vom barmherzigen Samariter erzählt.

Diese Sorge für den Nächsten sollte uns gerade in diesen schwierigen Zeiten leiten, in denen die Corona-Pandemie viel Sorge und Fürsorge für den Nächsten erfordert.
Dies können wir in aller Freiheit des Gewissens tun.
Denn es ist schwer, in allen Situationen die richtige Entscheidung zu treffen. Alle Details kann auch eine Corona-Schutz-Verordnung nicht regeln.
Handeln wir also in bestem Wissen und Gewissen, weil wir auf Gottes Gnade und Güte vertrauen dürfen.

Amen!

Singen, lesen oder hören Sie: Du bist mein Zufluchtsort (in: Lieder zwischen Himmel und Erde)

Text: Du bist mein Zufluchtsort. Ich berge mich in Deiner Hand, denn Du schützt mich, Herr. Wann immer mich Angst befällt, traue ich auf Dich. Ja, ich trau auf Dich, und ich sage: „Ich bin stark in der Kraft meines Herrn.“

 

Abkündigungen

Die Lesegottesdienste werden von nun an erst am Sonntag ab 10.00 Uhr ausliegen.
Ab dem 2. November gilt in NRW, sowie in allen anderen Bundesländern, eine neue Corona-Schutzverordnung.
Zum Zeitpunkt der Drucklegung dieses Lesegottesdienstes ist diese noch nicht veröffentlicht.

Deshalb kann ich Ihnen hier noch nicht mitteilen, was das für unsere Gottesdienste und Gemeindeveranstaltungen bedeutet.

Die Gottesdienstteilnehmerzahl wurde ja bereits Mitte Oktober wieder reduziert. Auch gilt jetzt in jedem Fall Maskenpflicht.

Falls die neue Verordnung weitere Auswirkungen auf unsere Gottesdienste hat, werden wir das in der Tagespresse und auf unserer Homepage veröffentlichen.
Wenn die Gottesdienste wie bisher stattfinden können, werde ich Ihnen alles weitere am kommenden Sonntag mitteilen.
Alles weitere werde ich hoffentlich am kommenden Sonntag mitteilen können.

Singen, lesen oder hören Sie: EG 360 – Die ganze Welt hast du uns überlassen


Fürbittengebet

Gott,
wir lesen in der Bibel: Zur Freiheit hat uns Christus berufen.
Gerade in der jetzigen Krisenzeit fühlen sich viele Menschen ihrer Freiheit beschnitten.

Gott,
wir vergessen aber häufig, dass Du eine ganz andere Freiheit meinst: die Freiheit, dass wir gerecht vor dir sind ohne uns deine Gnade verdienen zu müssen.
Du meinst die Freiheit, dass der Glaube sichtbar und tätig wird durch die Nächstenliebe.

Wir bitten dich für die Menschen, die am Corona-Virus erkrankt sind.
Schenke ihnen deine Kraft und Stärke, um diese Erkrankung zu überstehen.

Wir bitten dich für die Menschen, die um einen Menschen trauern, besonders für die vielen Menschen, denen Menschen durch den Corona-Virus genommen wurden.
Schenke Ihnen auch in dieser Zeit Menschen, die ihnen in ihrer Trauer beistehen können.

Wir bitten dich für die Menschen, denen es schwer fällt mit Einschränkungen zu leben. Gib ihnen Geduld und Einsicht in ihre Herzen.

Wir denken an die vielen Menschen auf der Welt, denen es durch Krieg, Gewalt, Naturkatastrophen und das Corona-Virus so viel schlechter geht als uns.
Lass uns demütig und dankbar werden, dass wir nur wenige Einschränkungen erleben.
Lass uns unseren Glauben sichtbar werden in tätiger Nächstenliebe an den Menschen, die durch diese Krise in seelsische und / oder existentielle Nöte geraten sind.

Wir bitten dich, Gott, für unsere Kirche
Hilf, dass sie zu einem Ort wird,
an dem dein Wort und deine Liebe lebendig werden.

Wir bitten für uns selbst,
dass wir weder falschen Idealen nachlaufen noch resignieren.
Gib uns durch Dein Wort Weisung und stärke uns auf dem Weg des Glaubens.

Vater unser im Himmel,
       geheiligt werde dein Name.
       Dein Reich komme.
       Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
       Unser tägliches Brot gib uns heute.
       Und vergib uns unsere Schuld,
         wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
       Und führe uns nicht in Versuchung;
         sondern erlöse uns von dem Bösen.
       Denn dein ist das Reich und die Kraft,
         und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
                                               Amen.

Segen

Der Herr mache hell deine Tage.
Er lenke einen Sonnenstrahl in dein Herz,
wenn das Dunkel dich ängstigt.
Er lenke einen Sonnenstrahl in deine Seele,
wenn die Nacht dich umfängt.
Überall und auf allen Wegen
möge dich sein strahlendes Licht
führen und begleiten. Amen.


Singen, lesen oder hören Sie: EG 347 – Ach bleib mit deiner Gnade


Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrerin A. Ludwig
© 2020 Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

Begrüßung (Wiederholung vom 04.10.2020)

Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie mit dem altvertrauten Psalmvers
„Aller Augen warten auf dich,
und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.“ (Psalm 145,15)

Dieser Psalmvers weist uns auf das Erntedankfest hin.
Gerade an so einem besonderen Tag fehlt uns die bunte frohe Gemeinschaft, wie wir sie sonst in unseren Erntedankgottesdiensten erleben.
Aber die steigenden Corona-Infektionszahlen erfordern eher wieder zunehmende Vorsicht.

Dennoch haben wir Grund zum Erntedank. Auch in dieser Krisenzeit lässt Gott die Pflanzen wachsen und gedeihen.
Gerade wir haben immer noch genug, ja sogar reichlich zu essen. Wir wissen, dass das nicht überall auf der Welt so ist.
Deshalb haben wir trotz der Corona-Krise genug Grund zur Dankbarkeit.
Diesem wollen wir heute im Gottesdienst Ausdruck verleihen.

In dieser Dankbarkeit wissen wir uns verbunden mit allen Christen, die heute in ihren Kirchen Erntedank feiern und mit den Christinnen und Christen in unserer Gemeinde, die heute zu Hause mit uns Gottesdienst feiern und im Gebet mit uns verbunden sind,
im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen!

Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.

 Singen, lesen oder hören Sie: Auf, Seele, Gott zu loben EG 690

Psalm
In dem Buch der Psalmen stehen auch viele sogenannte Schöpfungspsalmen. Gebete, in denen die Psalmbeter Gott für seine gute Schöpfung loben und danken. Wir beten mit einigen Versen aus dem Psalm 104.

Psalm        104,1.10-15.27-30.33 (Neue Genfer Übersetzung)

1Preise den HERRN, meine Seele!
HERR, mein Gott, groß und erhaben bist du,
mit Herrlichkeit und Pracht hast du dich bekleidet.
10Auf Gottes Befehl hin ergießen sich Quellen in die Flusstäler,
zwischen den Bergen schlängeln sich ihre Wasserläufe.
11Sie tränken die Tiere des freien Feldes,
Wildesel löschen dort ihren Durst.
12Da finden auch die Vögel ihre Nistplätze,
zwischen den Zweigen lassen sie ihre Stimme ertönen.
13Von seinen Wohnungen in der Höhe aus bewässert Gott die Berge.
Von der Frucht, die seine Werke hervorbringen, wird die Erde gesättigt.
14Gras lässt er hervorsprießen für das Vieh
und allerlei Pflanzen für den Bedarf des Menschen,
damit dieser aus dem Schoß der Erde sein tägliches Brot gewinnt.
15Er schenkt Wein, der das Herz des Menschen erfreut,
Öl, mit dem er sein Gesicht pflegt,
und Brot, das sein Herz stärkt.
27Alle Lebewesen hoffen auf dich,
dass du ihnen ihre Speise gibst zur rechten Zeit.
28Du gibst sie ihnen, sie sammeln alles ein.
Du öffnest ´freigebig` deine Hand,
und sie werden satt von ´deinen` guten Gaben.
29Doch wenn du dein Angesicht verbirgst, dann erschrecken sie.
Entziehst du ihnen den Lebensatem,
so scheiden sie dahin und werden wieder zu Staub.
30Entsendest du deinen Lebensatem, dann werden sie geschaffen.
Und so erneuerst du den Anblick der Erde.
33Zur Ehre des HERRN will ich singen mein Leben lang,
für meinen Gott musizieren, so lange ich bin.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.


Kyrie-Gebet

Gott, heute feiern wir Erntedank.
Doch an vielen Tagen des Jahres vergessen wir zu danken:
für das, was uns unserer Hände Arbeit eingebracht hat;
für das, was wir an geglückten Beziehungen erleben;
für Heilung von Krankheit oder Schmerz.

Gott wir vergessen immer wieder,
dass unser Bemühen ohne deinen Segen nichts wert ist.
Wir rechnen uns alles gern als unseren eigenen Verdienst an.
Und darüber vergessen wir oft, dich zu loben.

Gott, wenn wir ernten konnten,
dann lass uns die nicht aus dem Blick verlieren,
die vielleicht keine Ernte einbringen konnten.
Es fällt uns immer wieder schwer zu teilen und abzugeben,
gerade wenn wir selbst hart dafür gearbeitet haben.

Wir bitten dich:
Herr, erbarme dich.
Christus, erbarme dich.
Herr, erbarme dich über uns.


Gnadenspruch
Gott hat seine Hand aufgetan und sich erbarmt, denn
Solange die Erde steht soll nicht aufhören Saat u nd Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.
Amen!


Gebet
Guter Gott,
aus deiner Hand kommt alles Leben,
durch deine Güte erhältst du unser Leben.
Du lässt die Früchte des Feldes gedeihen,
Zeichen deiner Liebe, die Himmel und Erde, Zeit und Ewigkeit umfängt.
Gieß deinen Segen aus über die ganze Welt,
dass in den Früchten der Erde deine Güte erfahren wird.
Dir sei Ehre und Preis in Ewigkeit. Amen.

Singen, lesen oder hören Sie: EG 502 Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit

Einleitung zum Evangelium

Wunderbar ist, was hier geschieht.
4000 Menschen, sieben Brote, einige Fische – und alle werden satt.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, hat Jesus einmal gesagt. Wohl wahr!
Es ist mehr, was die Menschen erfüllt und am Ende zufrieden nach Hause gehen lässt.
Das haben sie offenbar in diesem Moment in der Wüste erlebt.
Markus erzählt es in seinem Evangelium so:

Evangelium: Markus 8,1-9

1 Zu der Zeit, als wieder eine große Menge da war und sie nichts zu essen hatten, rief Jesus die Jünger zu sich und sprach zu ihnen:  2 Mich jammert das Volk, denn sie haben nun drei Tage bei mir ausgeharrt und haben nichts zu essen.  3 Und wenn ich sie hungrig heimgehen ließe, würden sie auf dem Wege verschmachten; denn einige sind von ferne gekommen.  4 Seine Jünger antworteten ihm: Wie kann sie jemand hier in der Wüste mit Brot sättigen?  5 Und er fragte sie: Wie viel Brote habt ihr? Sie sprachen: Sieben.  6 Und er gebot dem Volk, sich auf die Erde zu lagern. Und er nahm die sieben Brote, dankte und brach sie und gab sie seinen Jüngern, damit sie sie austeilten, und sie teilten sie unter das Volk aus.  7 Und sie hatten auch einige Fische, und er dankte und ließ auch diese austeilen.  8 Sie aßen aber und wurden satt und sammelten die übrigen Brocken auf, sieben Körbe voll.  9 Und es waren etwa viertausend; und er ließ sie gehen. 

Halleluja
Lobet den Herrn!
Denn unsern Gott loben, das ist ein köstlich Ding,
ihn loben ist lieblich und schön.          (Psalm 147,1)
Halleluja.


Apostolisches Glaubensbekenntnis

Singen oder hören Sie: EG 508 Wir pflügen und wir streuen

Predigt
anlässlich der Ausstellung „Pflanzen der Bibel. Belebend. Heilend. Nährend“


Liebe Gemeinde!
Der Herbst ist da und mit ihm das Erntedankfest.
Der Sommer ist vorbei.
Das Obst von den Bäumen gepflückt. Die Beeren gesammelt, die meisten Felder abgeerntet und die meisten Blumen verblüht.
Grund genug „Danke“ zu sagen.
Was für ein wunderbarer Schatz sind all die Pflanzen, die Gott auf dieser Erde wachsen lässt, damit sie uns nähren, aber auch heilen und beleben.
Schon die Bibel berichtet uns von über 100 Pflanzenarten.
Viele davon sind uns auch heute noch bekannt.
Da gibt es Gerste und Ur-Weizen,
Alraune und Aloe Vera,
Apfelbäume, Dattelpalmen, und Feigen,
Weinstöcke und Granatapfel,
Johannisbrotbaum, Linsen und Olivenbäume,
Brennessel, Schwarzkümmel, Senf und Kamille,
Flachs, Gras und Papyrus,
Lorbeer und Myrrhe,
Klatschmohn, Disteln und Lilien.
Und viele, viele mehr.

Wir backen mit dem Getreide, machen die Speisen schmackhaft mit den Kräutern und Gewürzen, essen das Obst oder machen Saft oder Wein und nutzen manche Lebensmittel oder Kräuter zum heilen und beleben.
In der Bibel erzählen uns die Pflanzen auch von den Lebensumständen und der Kultur der Menschen im biblischen Israel: Was die Menschen gegessen und wie sie Ackerbau betrieben haben – und auch, was sie von der Heilkunst verstanden.

Feigen und Oliven gehörten zu den Grundnahrungsmitteln.

An der Verwendung von Oliven lässt sich gut verdeutlichen, wie vielfältig schon vor 2000 Jahren die Pflanzen genutzt wurden.

Olivenöl wurde z.B. versetzt mit anderen Bestandteilen wie Zimt und Myrrhe und für Salbungen von Königen, Priestern und Propheten verwendet.
Auch heute wurde wieder entdeckt, wie wertvoll Olivenöl für unsere Speisen ist, aber auch für Seife und heilende Wirkung.
„Von der Fußsohle bis zum Haupt ist nichts Gesundes an euch, sondern Beulen und Striemen und frische Wunde, die nicht gereinigt noch verbunden noch mit Öl gelindert sind“, heißt es im Buch Jesaja (Jesaja 1,6).
Denn schon in biblischer Zeit wurde die Olive als Heilpflanze eingesetzt, weil man ihr entzündungs-hemmende und stärkende Wirkung nachsagt.
Deshalb wurde sie z.B. bei Hautverletzungen angewendet.
Zumindest zur hautpflegenden Wirkung wird sie auch heute wieder oft eingesetzt.
Auch der barmherzige Samariter behandelt die Wunden des Verletzten mit Öl und Wein, bevor er sie verbindet.
Wein wurde früher auch oft mit anderen Heilkräutern vermischt. Diese lösten sich im Wein und wurden schneller resorbiert.
Dafür reichten allerdings kleinste Mengen Alkohol, also keine Empfehlung, deshalb reichlich Wein zu trinken.
Das bekannteste Beispiel aus der Bibel ist sicherlich der mit Myrrhe gewürzte Wein, der Jesus bei seiner Kreuzigung gereicht wurde, um seine Schmerzen zu lindern. Myrrhe hat nicht nur eine desinfizierende und schleimlösende Wirkung, sondern wirkt auch entzündungshemmend und fiebersenkend. Heute wird Myrrhe vorwiegend in der Zahnpflege verwendet oder als Tinktur bei Entzündungen von Zahnfleisch und Mundschleimhaut.
In der Klostermedizin, z.B. bei Hildegard von Bingen, fanden auch andere Heilkräuter aus der Bibel wie Kümmel, Knoblauch, Brennessel und Lorbeer Verwendung.
Selbst heute noch sind viele Heilpflanzen aus der Bibel wichtiger Bestandteil in der modernen Naturheilkunde oder werden von der Wellnessindustrie vermarktet. So ist Aloe Vera heutzutage nicht nur in Cremes und Getränken zu finden sondern sogar in Kaugummis.

Und hinter all diesen wunderbaren Pflanzen steckt das schöpferische Handeln Gottes.
Keine Pflanze könnte der Mensch anbauen und pflanzen, wenn nicht dieses schöpferische Handeln Gottes schon da wäre. Wenn nicht Regen und Sonnenschein, Wärme und Kälte, Tag und Nacht sich abwechseln würden.

Bei allem Lob über Gottes Schöpfung will ich natürlich nicht vergessen:
Viele, viele Hände arbeiten daran, dass Felder bestellt und Blumen gepflanzt werden.
Gott schmeißt die Pflanzen nicht einfach so vom Himmel, sondern es muss eine Menge menschliche Arbeit hinzukommen. Es muss gesät und gepflanzt, gepflegt und auch mal künstlich gewässert werden, wenn der Regen ausbleibt.
Dann erst kann das Wunder der Schöpfung den Menschen auch zugute kommen.

Das heißt aber auch: Wir haben die Verantwortung dafür, dass es auch für künftige Generationen wachsen und blühen kann.
Mit allem was dazu gehört, um diese Schöpfung zu erhalten, auch wenn das mal eigene persönliche Einschränkungen bedeutet, um den Klimawandel aufzuhalten und Gottes Schöpfung zu bewahren.

Deshalb ist es wichtig, das Staunen nicht zu vergessen.
Wir sollten die Pflanzen um uns herum und alles, was daraus entsteht, unser tägliches Brot, nicht selbstverständlich nehmen. Gott hat sie uns anvertraut. Aus Dankbarkeit sollten wir gut damit umgehen und sie bewahren, sie hegen und pflegen und dafür sorgen, dass unsere Umwelt nicht zerstört und verschmutzt wird.

Am Erntedankfest gehören Staunen über Gottes Schöpfung und Lob und Dank an Gott für diese Schöpfung zusammen.

Der Psalm 104, den wir vorhin gebetet haben, der versucht das.
Der Psalmist zählt die Werke der Schöpfung auf und immer wieder kommt er dazu, Gott für seine wunderbaren Taten zu loben.

Ich denke manchmal: Wenn heute einer einen Schöpfungspsalm schreiben würde, dann käme er nicht mit einer Bibelseite aus, denn durch die Naturwissenschaften wissen wir heute soviel über die Zusammenhänge der Natur, wir sehen immer deutlicher, wie durchdacht alles ist, wie perfekt in der Schöpfung alles zusammenarbeitet, dass wir aus dem Staunen und Loben gar nicht wieder herauskommen.
Denn ich glaube, dass diese komplexen Systeme, die unser Leben ausmachen, nicht von allein entstanden, sondern Gottes guter Schöpfung entsprungen sind.

Wer Gott, dem Schöpfer dankt, kann Gottes Werk nicht der Zerstörung durch andere preisgeben, sondern muss sich einsetzen für die Erhaltung dieser wundervollen Natur, der Umwelt, dem Ökosystem Erde oder kurz der Schöpfung Gottes.
Nicht Beherrschung, sondern Liebe und Gemeinschaft mit der Natur hat schon der berühmte Mathematiker Blaise Pascal im 17. Jh. gefordert.
Wenn der Mensch ein Teil dieser Schöpfung ist, die er erhalten und bewahren muss, dann gilt dies auch für den Umgang mit den Mitmenschen, die Mitgeschöpfe sind.

Das ist der dritte Aspekt des Erntedankfestes. Dass wir neben aller Dankbarkeit den Blick nicht verlieren, dass zur Bewahrung der Schöpfung auch der Einsatz für den Frieden, die Mitmenschen und die gerechte Verteilung der Gaben gehört.

Am Erntedankfest erinnern wir uns deshalb auch an die ethische Botschaft Jesu, wie er sie uns in der Geschichte der Speisung der 4000, wie wir (Sie) sie heute im Evangelium gehört (gelesen) haben, vorlebt.
Wenn wir die guten Gaben der Schöpfung Gottes weltweit miteinander teilen, dann erfüllen wir den Willen Gottes.

Amen!

 
Singen, lesen oder hören Sie: EG 677 Die Erde ist des Herrn

 

 Abkündigungen (Wiederholung vom 04.10.2020)

Dieser Gottesdienst wird anlässlich der Ausstellung „Pflanzen der Bibel“ am 04. Oktober 2020 in der Gnadenkirche und am 11. Oktober 2020 in der Martinskirche gehalten. Deshalb wird es am kommenden Sonntag keinen Lesegottesdienst geben.

Danach habe ich Urlaub. Pfarrer Irle und Frau Hamann werden die Gottesdienste in Gnadenkirche und Martinskirche halten, aber auch da wird es keine Lesegottesdienste geben.

Der nächste Lesegottesdienst wird deshalb erst zum 1. November erscheinen. Dieser Gottesdienst wird der Gottesdienst zum Reformationstag am 31.10.2020 sein.

Dieser Gottesdienst wird dann in der Martinskirche gehalten, da in der Gnadenkirche für die Konfirmandinnen und Konfirmanden vom 30.10. – 03.11. ein Escape-Room zu Luther und der Reformation aufgebaut werden wird.


Fürbittengebet

Und nun wollen wir in der Verbundenheit mit unserer Gemeinde und den Christen in der Welt still werden und Gott bitten:

Jesus lehrt uns beten:
„Unser tägliches Brot gib uns heute!“
Wir danken heute für das Brot, für die Nahrung für Leib und Seele und bitten Gott, dass er seine Nahrung für Leib und Seele allen Menschen schenkt.

Wir denken an die Menschen, die wenig oder gar nichts zu essen haben.
Guter Gott hilf uns, mit den Hungernden zu teilen.

Wir denken an die Menschen, die Gottes gute Schöpfung verschmutzen oder zerstören, ihren Müll einfach in die Natur werfen, Abwasser in Flüsse und Meere leiten und Rohstoffe ausbeuten.
Guter Gott, hilf uns achtsam zu werden, wo wir Müll und Verschmutzung vermeiden können.
Schenke den Verantwortlichen in der Wirtschaft und Politik Ideen und Willen zu einem schonenden Umgang mit deiner Schöpfung.

Wir denken an die Menschen, die direkt oder indirekt in und für die Landwirtschaft arbeiten, damit wir täglich zu essen haben.
Guter Gott, lass uns dankbar sein für die Arbeit, die andere für uns tun und ihre Nahrungsmittel für uns entsprechend wert schätzen.

Wir denken an die Menschen, die ihre Gaben nutzen, um deine Schöpfung zu bewahren.
Guter Gott, schenke den Menschen, die sich für die Bewahrung von Klima und Umwelt einsetzen Kraft für ihr Engagement.
Wir denken an die Menschen in unserer Kirchengemeinde, die belastet sind durch Trauer oder Einsamkeit, Krankheit oder Leid.
Guter Gott schenke uns Zeit und Ideen, wie wir auch mit Ihnen Gemeinschaft erfahrbar machen können.

Guter Gott wir wollen dich loben und preisen für deine Gaben mit dem Gebet, dass Jesus Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,
        geheiligt werde dein Name.
        Dein Reich komme.
        Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
        Unser tägliches Brot gib uns heute.
        Und vergib uns unsere Schuld,
          wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
        Und führe uns nicht in Versuchung;
          sondern erlöse uns von dem Bösen.
        Denn dein ist das Reich und die Kraft,
          und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Singen, lesen oder hören Sie: EG 461 Aller Augen warten auf Dich


Segen
Der Herr mache hell deine Tage.
Er lenke einen Sonnenstrahl in dein Herz,
wenn das Dunkel dich ängstigt.
Er lenke einen Sonnenstrahl in deine Seele,
wenn die Nacht dich umfängt.
Überall und auf allen Wegen
möge dich sein strahlendes Licht
führen und begleiten. Amen.


Und jetzt noch ein kleiner Nachtrag:
Kennen Sie die amerikanische Version unseres traditionellen Erntedankliedes „Wir pflügen und wir streuen“? Der Text wurde ziemlich genau übersetzt, die Melodie ein bisschen verändert. In Amerika heißt es
„All Good Gifts“.

(mit Video zum Mitsingen)

Bekannt wurde diese Version übrigens durch das 70er Jahre „Flower-Power“ Musical „Godspell“ in dem sich 10 junge Leute auf die Suche nach dem christlichen Glauben machen und dabei Geschichten aus dem Leben Jesu nach dem Matthäusevangelium kennenlernen.


Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrerin A. Ludwig
© Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

Begrüßung

 Liebe Gemeinde,
ich begrüße Sie mit dem altvertrauten Psalmvers
„Aller Augen warten auf dich,
und du gibst ihnen ihre Speise zur rechten Zeit.“ (Psalm 145,15)

Dieser Psalmvers weist uns auf das heutige Erntedankfest hin.
Gerade an so einem besonderen Tag fehlt uns die bunte frohe Gemeinschaft, wie wir sie sonst in unseren Erntedankgottesdiensten erleben.
Aber die steigenden Corona-Infektionszahlen erfordern eher wieder zunehmende Vorsicht.

Dennoch haben wir Grund zum Erntedank. Auch in dieser Krisenzeit lässt Gott die Pflanzen wachsen und gedeihen.
Gerade wir haben immer noch genug, ja sogar reichlich zu essen. Wir wissen, dass das nicht überall auf der Welt so ist.
Deshalb haben wir trotz der Corona-Krise genug Grund zur Dankbarkeit.
Diesem wollen wir heute im Gottesdienst Ausdruck verleihen.

In dieser Dankbarkeit wissen wir uns verbunden mit allen Christen, die heute in ihren Kirchen Erntedank feiern und mit den Christinnen und Christen in unserer Gemeinde, die heute zu Hause mit uns Gottesdienst feiern und im Gebet mit uns verbunden sind,
im Namen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen!

Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.

 Singen, lesen oder hören Sie: Auf, Seele, Gott zu loben EG 690

Psalm
In dem Buch der Psalmen stehen auch viele sogenannte Schöpfungspsalmen. Gebete, in denen die Psalmbeter Gott für seine gute Schöpfung loben und danken. Wir beten mit einigen Versen aus dem Psalm 104.

Psalm        104,1.10-15.27-30.33 (Neue Genfer Übersetzung)

1Preise den HERRN, meine Seele!
HERR, mein Gott, groß und erhaben bist du,
mit Herrlichkeit und Pracht hast du dich bekleidet.
10Auf Gottes Befehl hin ergießen sich Quellen in die Flusstäler,
zwischen den Bergen schlängeln sich ihre Wasserläufe.
11Sie tränken die Tiere des freien Feldes,
Wildesel löschen dort ihren Durst.
12Da finden auch die Vögel ihre Nistplätze,
zwischen den Zweigen lassen sie ihre Stimme ertönen.
13Von seinen Wohnungen in der Höhe aus bewässert Gott die Berge.
Von der Frucht, die seine Werke hervorbringen, wird die Erde gesättigt.
14Gras lässt er hervorsprießen für das Vieh
und allerlei Pflanzen für den Bedarf des Menschen,
damit dieser aus dem Schoß der Erde sein tägliches Brot gewinnt.
15Er schenkt Wein, der das Herz des Menschen erfreut,
Öl, mit dem er sein Gesicht pflegt,
und Brot, das sein Herz stärkt.
27Alle Lebewesen hoffen auf dich,
dass du ihnen ihre Speise gibst zur rechten Zeit.
28Du gibst sie ihnen, sie sammeln alles ein.
Du öffnest ´freigebig` deine Hand,
und sie werden satt von ´deinen` guten Gaben.
29Doch wenn du dein Angesicht verbirgst, dann erschrecken sie.
Entziehst du ihnen den Lebensatem,
so scheiden sie dahin und werden wieder zu Staub.
30Entsendest du deinen Lebensatem, dann werden sie geschaffen.
Und so erneuerst du den Anblick der Erde.
33Zur Ehre des HERRN will ich singen mein Leben lang,
für meinen Gott musizieren, so lange ich bin.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.


Kyrie-Gebet

Gott, heute feiern wir Erntedank.
Doch an vielen Tagen des Jahres vergessen wir zu danken:
für das, was uns unserer Hände Arbeit eingebracht hat;
für das, was wir an geglückten Beziehungen erleben;
für Heilung von Krankheit oder Schmerz.

Gott wir vergessen immer wieder,
dass unser Bemühen ohne deinen Segen nichts wert ist.
Wir rechnen uns alles gern als unseren eigenen Verdienst an.
Und darüber vergessen wir oft, dich zu loben.

Gott, wenn wir ernten konnten,
dann lass uns die nicht aus dem Blick verlieren,
die vielleicht keine Ernte einbringen konnten.
Es fällt uns immer wieder schwer zu teilen und abzugeben,
gerade wenn wir selbst hart dafür gearbeitet haben.

Wir bitten dich:
Herr, erbarme dich.
Christus, erbarme dich.
Herr, erbarme dich über uns.


Gnadenspruch
Gott hat seine Hand aufgetan und sich erbarmt, denn
Solange die Erde steht soll nicht aufhören Saat u nd Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht.
Amen!


Gebet
Guter Gott,
aus deiner Hand kommt alles Leben,
durch deine Güte erhältst du unser Leben.
Du lässt die Früchte des Feldes gedeihen,
Zeichen deiner Liebe, die Himmel und Erde, Zeit und Ewigkeit umfängt.
Gieß deinen Segen aus über die ganze Welt,
dass in den Früchten der Erde deine Güte erfahren wird.
Dir sei Ehre und Preis in Ewigkeit. Amen.

Singen, lesen oder hören Sie: EG 502 Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit

Einleitung zum Evangelium

Wunderbar ist, was hier geschieht.
4000 Menschen, sieben Brote, einige Fische – und alle werden satt.
Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, hat Jesus einmal gesagt. Wohl wahr!
Es ist mehr, was die Menschen erfüllt und am Ende zufrieden nach Hause gehen lässt.
Das haben sie offenbar in diesem Moment in der Wüste erlebt.
Markus erzählt es in seinem Evangelium so:

Evangelium: Markus 8,1-9

1 Zu der Zeit, als wieder eine große Menge da war und sie nichts zu essen hatten, rief Jesus die Jünger zu sich und sprach zu ihnen:  2 Mich jammert das Volk, denn sie haben nun drei Tage bei mir ausgeharrt und haben nichts zu essen.  3 Und wenn ich sie hungrig heimgehen ließe, würden sie auf dem Wege verschmachten; denn einige sind von ferne gekommen.  4 Seine Jünger antworteten ihm: Wie kann sie jemand hier in der Wüste mit Brot sättigen?  5 Und er fragte sie: Wie viel Brote habt ihr? Sie sprachen: Sieben.  6 Und er gebot dem Volk, sich auf die Erde zu lagern. Und er nahm die sieben Brote, dankte und brach sie und gab sie seinen Jüngern, damit sie sie austeilten, und sie teilten sie unter das Volk aus.  7 Und sie hatten auch einige Fische, und er dankte und ließ auch diese austeilen.  8 Sie aßen aber und wurden satt und sammelten die übrigen Brocken auf, sieben Körbe voll.  9 Und es waren etwa viertausend; und er ließ sie gehen. 

Halleluja
Lobet den Herrn!
Denn unsern Gott loben, das ist ein köstlich Ding,
ihn loben ist lieblich und schön.          (Psalm 147,1)
Halleluja.


Apostolisches Glaubensbekenntnis

Singen oder hören Sie: EG 508 Wir pflügen und wir streuen

Predigt
anlässlich der Ausstellung „Pflanzen der Bibel. Belebend. Heilend. Nährend“


Liebe Gemeinde!
Der Herbst ist da und mit ihm das Erntedankfest.
Der Sommer ist vorbei.
Das Obst von den Bäumen gepflückt. Die Beeren gesammelt, die meisten Felder abgeerntet und die meisten Blumen verblüht.
Grund genug „Danke“ zu sagen.
Was für ein wunderbarer Schatz sind all die Pflanzen, die Gott auf dieser Erde wachsen lässt, damit sie uns nähren, aber auch heilen und beleben.
Schon die Bibel berichtet uns von über 100 Pflanzenarten.
Viele davon sind uns auch heute noch bekannt.
Da gibt es Gerste und Ur-Weizen,
Alraune und Aloe Vera,
Apfelbäume, Dattelpalmen, und Feigen,
Weinstöcke und Granatapfel,
Johannisbrotbaum, Linsen und Olivenbäume,
Brennessel, Schwarzkümmel, Senf und Kamille,
Flachs, Gras und Papyrus,
Lorbeer und Myrrhe,
Klatschmohn, Disteln und Lilien.
Und viele, viele mehr.

Wir backen mit dem Getreide, machen die Speisen schmackhaft mit den Kräutern und Gewürzen, essen das Obst oder machen Saft oder Wein und nutzen manche Lebensmittel oder Kräuter zum heilen und beleben.
In der Bibel erzählen uns die Pflanzen auch von den Lebensumständen und der Kultur der Menschen im biblischen Israel: Was die Menschen gegessen und wie sie Ackerbau betrieben haben – und auch, was sie von der Heilkunst verstanden.

Feigen und Oliven gehörten zu den Grundnahrungsmitteln.

An der Verwendung von Oliven lässt sich gut verdeutlichen, wie vielfältig schon vor 2000 Jahren die Pflanzen genutzt wurden.

Olivenöl wurde z.B. versetzt mit anderen Bestandteilen wie Zimt und Myrrhe und für Salbungen von Königen, Priestern und Propheten verwendet.
Auch heute wurde wieder entdeckt, wie wertvoll Olivenöl für unsere Speisen ist, aber auch für Seife und heilende Wirkung.
„Von der Fußsohle bis zum Haupt ist nichts Gesundes an euch, sondern Beulen und Striemen und frische Wunde, die nicht gereinigt noch verbunden noch mit Öl gelindert sind“, heißt es im Buch Jesaja (Jesaja 1,6).
Denn schon in biblischer Zeit wurde die Olive als Heilpflanze eingesetzt, weil man ihr entzündungs-hemmende und stärkende Wirkung nachsagt.
Deshalb wurde sie z.B. bei Hautverletzungen angewendet.
Zumindest zur hautpflegenden Wirkung wird sie auch heute wieder oft eingesetzt.
Auch der barmherzige Samariter behandelt die Wunden des Verletzten mit Öl und Wein, bevor er sie verbindet.
Wein wurde früher auch oft mit anderen Heilkräutern vermischt. Diese lösten sich im Wein und wurden schneller resorbiert.
Dafür reichten allerdings kleinste Mengen Alkohol, also keine Empfehlung, deshalb reichlich Wein zu trinken.
Das bekannteste Beispiel aus der Bibel ist sicherlich der mit Myrrhe gewürzte Wein, der Jesus bei seiner Kreuzigung gereicht wurde, um seine Schmerzen zu lindern. Myrrhe hat nicht nur eine desinfizierende und schleimlösende Wirkung, sondern wirkt auch entzündungshemmend und fiebersenkend. Heute wird Myrrhe vorwiegend in der Zahnpflege verwendet oder als Tinktur bei Entzündungen von Zahnfleisch und Mundschleimhaut.
In der Klostermedizin, z.B. bei Hildegard von Bingen, fanden auch andere Heilkräuter aus der Bibel wie Kümmel, Knoblauch, Brennessel und Lorbeer Verwendung.
Selbst heute noch sind viele Heilpflanzen aus der Bibel wichtiger Bestandteil in der modernen Naturheilkunde oder werden von der Wellnessindustrie vermarktet. So ist Aloe Vera heutzutage nicht nur in Cremes und Getränken zu finden sondern sogar in Kaugummis.

Und hinter all diesen wunderbaren Pflanzen steckt das schöpferische Handeln Gottes.
Keine Pflanze könnte der Mensch anbauen und pflanzen, wenn nicht dieses schöpferische Handeln Gottes schon da wäre. Wenn nicht Regen und Sonnenschein, Wärme und Kälte, Tag und Nacht sich abwechseln würden.

Bei allem Lob über Gottes Schöpfung will ich natürlich nicht vergessen:
Viele, viele Hände arbeiten daran, dass Felder bestellt und Blumen gepflanzt werden.
Gott schmeißt die Pflanzen nicht einfach so vom Himmel, sondern es muss eine Menge menschliche Arbeit hinzukommen. Es muss gesät und gepflanzt, gepflegt und auch mal künstlich gewässert werden, wenn der Regen ausbleibt.
Dann erst kann das Wunder der Schöpfung den Menschen auch zugute kommen.

Das heißt aber auch: Wir haben die Verantwortung dafür, dass es auch für künftige Generationen wachsen und blühen kann.
Mit allem was dazu gehört, um diese Schöpfung zu erhalten, auch wenn das mal eigene persönliche Einschränkungen bedeutet, um den Klimawandel aufzuhalten und Gottes Schöpfung zu bewahren.

Deshalb ist es wichtig, das Staunen nicht zu vergessen.
Wir sollten die Pflanzen um uns herum und alles, was daraus entsteht, unser tägliches Brot, nicht selbstverständlich nehmen. Gott hat sie uns anvertraut. Aus Dankbarkeit sollten wir gut damit umgehen und sie bewahren, sie hegen und pflegen und dafür sorgen, dass unsere Umwelt nicht zerstört und verschmutzt wird.

Am Erntedankfest gehören Staunen über Gottes Schöpfung und Lob und Dank an Gott für diese Schöpfung zusammen.

Der Psalm 104, den wir vorhin gebetet haben, der versucht das.
Der Psalmist zählt die Werke der Schöpfung auf und immer wieder kommt er dazu, Gott für seine wunderbaren Taten zu loben.

Ich denke manchmal: Wenn heute einer einen Schöpfungspsalm schreiben würde, dann käme er nicht mit einer Bibelseite aus, denn durch die Naturwissenschaften wissen wir heute soviel über die Zusammenhänge der Natur, wir sehen immer deutlicher, wie durchdacht alles ist, wie perfekt in der Schöpfung alles zusammenarbeitet, dass wir aus dem Staunen und Loben gar nicht wieder herauskommen.
Denn ich glaube, dass diese komplexen Systeme, die unser Leben ausmachen, nicht von allein entstanden, sondern Gottes guter Schöpfung entsprungen sind.

Wer Gott, dem Schöpfer dankt, kann Gottes Werk nicht der Zerstörung durch andere preisgeben, sondern muss sich einsetzen für die Erhaltung dieser wundervollen Natur, der Umwelt, dem Ökosystem Erde oder kurz der Schöpfung Gottes.
Nicht Beherrschung, sondern Liebe und Gemeinschaft mit der Natur hat schon der berühmte Mathematiker Blaise Pascal im 17. Jh. gefordert.
Wenn der Mensch ein Teil dieser Schöpfung ist, die er erhalten und bewahren muss, dann gilt dies auch für den Umgang mit den Mitmenschen, die Mitgeschöpfe sind.

Das ist der dritte Aspekt des Erntedankfestes. Dass wir neben aller Dankbarkeit den Blick nicht verlieren, dass zur Bewahrung der Schöpfung auch der Einsatz für den Frieden, die Mitmenschen und die gerechte Verteilung der Gaben gehört.

Am Erntedankfest erinnern wir uns deshalb auch an die ethische Botschaft Jesu, wie er sie uns in der Geschichte der Speisung der 4000, wie wir (Sie) sie heute im Evangelium gehört (gelesen) haben, vorlebt.
Wenn wir die guten Gaben der Schöpfung Gottes weltweit miteinander teilen, dann erfüllen wir den Willen Gottes.

Amen!

 
Singen, lesen oder hören Sie: EG 677 Die Erde ist des Herrn

 

 Abkündigungen

 Dieser Gottesdienst wird anlässlich der Ausstellung „Pflanzen der Bibel“ am 04. Oktober 2020 in der Gnadenkirche und am 11. Oktober 2020 in der Martinskirche gehalten. Deshalb wird es am kommenden Sonntag keinen Lesegottesdienst geben.

Danach habe ich Urlaub. Pfarrer Irle und Frau Hamann werden die Gottesdienste in Gnadenkirche und Martinskirche halten, aber auch da wird es keine Lesegottesdienste geben.

Der nächste Lesegottesdienst wird deshalb erst zum 1. November erscheinen. Dieser Gottesdienst wird der Gottesdienst zum Reformationstag am 31.10.2020 sein.

Dieser Gottesdienst wird dann in der Martinskirche gehalten, da in der Gnadenkirche für die Konfirmandinnen und Konfirmanden vom 30.10. – 03.11. ein Escape-Room zu Luther und der Reformation aufgebaut werden wird.


Fürbittengebet

Und nun wollen wir in der Verbundenheit mit unserer Gemeinde und den Christen in der Welt still werden und Gott bitten:

Jesus lehrt uns beten:
„Unser tägliches Brot gib uns heute!“
Wir danken heute für das Brot, für die Nahrung für Leib und Seele und bitten Gott, dass er seine Nahrung für Leib und Seele allen Menschen schenkt.

Wir denken an die Menschen, die wenig oder gar nichts zu essen haben.
Guter Gott hilf uns, mit den Hungernden zu teilen.

Wir denken an die Menschen, die Gottes gute Schöpfung verschmutzen oder zerstören, ihren Müll einfach in die Natur werfen, Abwasser in Flüsse und Meere leiten und Rohstoffe ausbeuten.
Guter Gott, hilf uns achtsam zu werden, wo wir Müll und Verschmutzung vermeiden können.
Schenke den Verantwortlichen in der Wirtschaft und Politik Ideen und Willen zu einem schonenden Umgang mit deiner Schöpfung.

Wir denken an die Menschen, die direkt oder indirekt in und für die Landwirtschaft arbeiten, damit wir täglich zu essen haben.
Guter Gott, lass uns dankbar sein für die Arbeit, die andere für uns tun und ihre Nahrungsmittel für uns entsprechend wert schätzen.

Wir denken an die Menschen, die ihre Gaben nutzen, um deine Schöpfung zu bewahren.
Guter Gott, schenke den Menschen, die sich für die Bewahrung von Klima und Umwelt einsetzen Kraft für ihr Engagement.
Wir denken an die Menschen in unserer Kirchengemeinde, die belastet sind durch Trauer oder Einsamkeit, Krankheit oder Leid.
Guter Gott schenke uns Zeit und Ideen, wie wir auch mit Ihnen Gemeinschaft erfahrbar machen können.

Guter Gott wir wollen dich loben und preisen für deine Gaben mit dem Gebet, dass Jesus Christus uns gelehrt hat:

Vater unser im Himmel,
        geheiligt werde dein Name.
        Dein Reich komme.
        Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
        Unser tägliches Brot gib uns heute.
        Und vergib uns unsere Schuld,
          wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
        Und führe uns nicht in Versuchung;
          sondern erlöse uns von dem Bösen.
        Denn dein ist das Reich und die Kraft,
          und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Singen, lesen oder hören Sie: EG 461 Aller Augen warten auf Dich


Segen
Der Herr mache hell deine Tage.
Er lenke einen Sonnenstrahl in dein Herz,
wenn das Dunkel dich ängstigt.
Er lenke einen Sonnenstrahl in deine Seele,
wenn die Nacht dich umfängt.
Überall und auf allen Wegen
möge dich sein strahlendes Licht
führen und begleiten. Amen.


Und jetzt noch ein kleiner Nachtrag:
Kennen Sie die amerikanische Version unseres traditionellen Erntedankliedes „Wir pflügen und wir streuen“? Der Text wurde ziemlich genau übersetzt, die Melodie ein bisschen verändert. In Amerika heißt es
„All Good Gifts“.

(mit Video zum Mitsingen)

Bekannt wurde diese Version übrigens durch das 70er Jahre „Flower-Power“ Musical „Godspell“ in dem sich 10 junge Leute auf die Suche nach dem christlichen Glauben machen und dabei Geschichten aus dem Leben Jesu nach dem Matthäusevangelium kennenlernen.


Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrerin A. Ludwig
© Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

Es gilt weiterhin unser Corona-Schutzkonzept mit Abstandsregel, Nase-Mund-Masken-Pflicht und begrenzter Platzzahl. Wenn Sie sicher sein möchten, dass Sie einen Platz bekommen, dann melden Sie sich weiterhin freitags im jeweiligen Gemeindebüro an.

Sonntag, 04.10.2020 (Erntedankfest)
11:15 Uhr Gottesdienst in der Gnadenkirche Ascheberg
anschl. Ausstellung (mehr…)

Sonntag, 11.10.2020 (18. Sonntag nach Trinitatis)
10:00 Uhr Gottesdienst in der Martinskirche
anschl. Ausstellung (mehr…)

Sonntag, 18.10.2020 (19. Sonntag nach Trinitatis)
10:00 Uhr Gottesdienst in der Martinskirche

Sonntag, 25.10.2020 (20. Sonntag nach Trinitatis)
11:15 Uhr Gottesdienst in der Gnadenkirche


Anmerkungen von Pfarrerin Ludwig:

Zu den Sonntagen 04.10. und 11.10.2020 wird es nur einen identischen Lesegottesdienst geben, wegen der Ausstellung „Pflanzen der Bibel“.
Danach habe ich Urlaub. Pfarrer Irle und Frau Hamann werden die Gottesdienste in Gnadenkirche und Martinskirche halten, aber auch da wird es keine Lesegottesdienste geben.

Der nächste Lesegottesdienst wird erst zum 1. November 2020 erscheinen. Der nächste Gottesdienst mit mir, wird der Gottesdienst zum Reformationstag am 31.10.2020 sein. Dieser Gottesdienst wird dann in der Martinskirche gehalten, da in der Gnadenkirche für die Konfirmandinnen und Konfirmanden vom 30.10. – 03.11. ein Escape-Room zu Luther und der Reformation aufgebaut werden wird.

Begrüßung

Liebe Gemeinde,

ich begrüße Sie ganz herzlich zu diesem Gottesdienst, den LP Joachim Riemann für Sie erarbeitet hat und in der Martinskirche und in der Gnadenkirche feiern wird. Vielen Dank dafür.

Viele Gemeindeveranstaltungen haben nun wieder begonnen, besonders die Konfirmandenarbeit und die Vorbereitungen für einen „anderen Heiligabend“ laufen auf Hochtouren.
Schutzkonzepte sind absolut notwendig bei wieder ansteigenden Infektionszahlen, bedeuten aber auch einen erheblichen Mehraufwand für Veranstaltungen.
Deshalb muss ich nun alles „unter einen Hut“ bringen.
Ich bitte deshalb um Verständnis, dass es heute keine Links zu Musik gibt.

Diese auf YouTube zu finden dauert – wenn es gute Musik sein soll, doch immer eine ganze Weile und als der Gottesdienst heute Morgen bei mir ankam, war dafür leider keine Zeit mehr.

An den ersten beiden Oktoberwochenenden findet der gleiche Erntedankgottesdienst am 4. Oktober 2020 in der Gnadenkirche und am 11. Oktober 2020 in der Martinskirche statt.
Deshalb wird es für den 11. Oktober 2020 keinen neuen Lesegottesdienst geben. Diesen Gottesdienst, passend zu unserer Ausstellung „Pflanzen der Bibel“ werde ich für Sie erstellen.

Bis dahin Grüße ich Sie herzlich und wünsche Ihnen einen gesegneten Gottesdienst.

Ihre Pfarrerin Angelika Ludwig


Begrüßung

Wir feiern Gottesdienst in unserer Zerrissenheit, mit unseren Ängsten und Wünschen, in unserer Halbherzigkeit, mit unserem Wollen und Scheitern. Wir feiern Gottesdienst, um Gottes Botschaft von der Liebe und dem Leben zu bedenken und zu feiern. Im Wochenspruch aus dem zweiten Timotheusbrief (1,10) bezeugt uns der Apostel, dass wir dazu guten Grund haben und auf festem Grund stehen. Dort heißt es: „Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht durch das Evangelium.“ Danken wir Gott, loben wir ihn, hören wir auf sein Wort und sagen wir ihm unsere Bitten und Nöte.
Guten Morgen liebe Gemeinde, ich wünsche Ihnen einen guten Sonntag.

Wir beginnen diesen Gottesdienst im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
…der Himmel und Erde gemacht hat.

Orgelmusik

Psalm
Wir beten mit Worten aus Psalm 68:

Die Gerechten freuen sich
und sind fröhlich vor Gott
und freuen sich von Herzen.
         Singet Gott, lobsinget seinem Namen!
         Macht Bahn dem, der auf den Wolken einherfährt;
         er heißt Herr. Freuet euch vor ihm!
Ein Vater der Waisen und ein Helfer der Witwen
ist Gott in seiner heiligen Wohnung,
         ein Gott, der die Einsamen nach Hause bringt,
         der die Gefangenen herausführt,
         dass es ihnen wohlgehe;
         aber die Abtrünnigen bleiben in dürrem Lande.
Gelobt sei der Herr täglich.
Gott legt uns eine Last auf, aber er hilft uns auch.
         Wir haben einen Gott, der da hilft,
         und den Herrn, einen Herrn, der vom Tode errettet.
Gebt Gott die Macht! Seine Herrlichkeit ist über Israel
und seine Macht in den Wolken.
         Zu fürchten bist du, Gott, in deinem Heiligtum.
         Er ist Israels Gott.
Er wird dem Volk Macht und Kraft geben.
Gelobt sei Gott!
(Psalm 68, 4-7.20.21.35.36)

Kyriegebet:
Wir suchen das Leben
und schrauben unsere Erwartungen immer höher.
Wir wollen genießen
und halten uns fest an Nebensachen.
Aber das Leben rinnt uns durch die Finger.

Herr, erbarme dich.
Christus, erbarme dich.
Herr, erbarme dich.

Gnadenzuspruch:
Jesus Christus hat dem Tode
die Macht genommen
und das Leben und ein unvergänglich Wesen
ans Licht gebracht durch das Evangelium.
(2. Tim. 1, 10b)

Tagesgebet:
Gott des Lebens,
du hast Christus von den Toten auferweckt
und uns das ewige Leben erschlossen.
Wir bitten dich, erhalte uns in der Zuversicht,
dass uns niemand dieses Leben wieder entreißen kann,
sondern dass wir alle Zeit geborgen sind in deiner Hand.
Erhöre uns um Jesu Christi willen.
Amen.

Orgelmusik

Evangelium
Lesen wir das Evangelium für den heutigen 16. Sonntag nach Trinitatis:
Die Auferweckung des Lazarus
Es steht bei Johannes im 11. Kapitel, die Verse 1.3.17-27.39-45

Es lag einer krank, Lazarus aus Betanien,
dem Dorf Marias und ihrer Schwester Marta.
Da sandten sie Schwestern zu Jesus
und ließen ihm sagen:
Herr, siehe, der, den du lieb hast, liegt krank.
Da kam Jesus und fand Lazarus schon vier Tage im Grabe liegen.
Betanien aber war nahe bei Jerusalem, etwa fünfzehn Stadien entfernt.
Viele Juden aber waren zu Marta und Maria gekommen,
sie zu trösten wegen ihres Bruders.
Als Marta nun hörte, dass Jesus kommt, ging sie ihm entgegen;
Maria aber blieb im Haus sitzen.
Da sprach Marta zu Jesus:
Herr, wärst du hier gewesen,
mein Bruder wäre nicht gestorben.
Aber auch jetzt weiß ich: Was du bittest von Gott, das wird dir Gott geben.
Jesus spricht zu ihr: Dein Bruder wird auferstehen.
Marta spricht zu ihm: Ich weiß, dass er auferstehen wird
bei der Auferstehung am Jüngsten Tage.
Jesus spricht zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben.
Wer an mich glaubt, der wird leben, ob er gleich stürbe;
und wer da lebt und glaubt an mich,
der wird nimmermehr sterben.
Glaubst du das?
Sie spricht zu ihm:
Ja, Herr, ich glaube, dass du der Christus bist,
der Sohn Gottes, der in die Welt kommt.
Es war aber eine Höhle, und ein Stein lag davor.
Jesus spricht: Hebt den Stein weg!
Spricht zu ihm Marta, die Schwester des Verstorbenen:
Herr, er stinkt schon; denn er liegt seit vier Tagen.
Jesus spricht zu ihr: Habe ich nicht zu dir gesagt:
Wenn du glaubst, wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen?
Da hoben sie den Stein weg.
Jesus aber hob seine Augen auf und sprach:
Vater, ich danke dir, dass du mich erhört hast.
Ich wusste, dass du mich allezeit hörst;
aber um des Volkes willen, das umher steht, sagte ich`s,
damit sie glauben, dass du mich gesandt hast.
Als er das gesagt hatte, rief er mit lauter Stimme: Lazarus, komm heraus!
Und der Verstorbene kam heraus,
gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen,
und sein Gesicht war verhüllt mit einem Schweißtuch.
Jesus spricht zu ihnen:
Löst die Binden und lasst ihn gehen!
Viele nun von den Juden, die zu Maria gekommen waren
und sahen, was Jesus tat, glaubten an ihn.

Halleluja
Wir haben einen Gott, der da hilft, und den Herrn, einen Herrn, der vom Tode errettet.
Halleluja

Apostolisches Glaubensbekenntnis

Orgelmusik

PREDIGT zu 2. Timotheus 1, 7-10
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus.

Liebe Gemeinde.
Als vor fast 20 Jahren, am 11. September 2001, die Anschläge von New York und Washington geschahen, war in den Tagen danach ein Satz immer wieder zu hören: Die Welt wird nicht mehr so sein, wie sie war. Wer konnte damals schon ahnen, dass knapp 20 Jahre später die Terroranschläge – trotz aller Monstrosität – in ihrer weltverändernden Wirkung fast harmlos wirken angesichts der Corona-Pandemie. Die Beharrungsfähigkeiten des Menschen und sein Wunsch zu einem bekannten, vertrauten Alltag zurückzukehren, sind immens, dennoch ist es durchaus möglich, dass wir in späteren Jahren die Zeit einteilen in eine Zeit vor Corona und in eine Zeit danach.

Und es ist nicht nur die Corona-Pandemie und ihre katastrophalen Folgen, die wir zurzeit noch gar nicht überschauen können, was zum Beispiel den afrikanischen Kontinent betrifft. Eine explosive Zunahme des Hungers und anderer Krankheiten wie Malaria, HIV und Tuberkulose, um nur wenige Stichworte zu nennen. .Die Welt wird wie in einer Art Zangenangriff auch von einer „anderen Seite“ bedroht: Die verheerenden Waldbrände in Teilen der Vereinigten Staaten sind genauso ein Hinweis auf das drängende Problem des Klimawandels wie die ausufernde Saison bedrohlicher Wirbelstürme. Es gab bis jetzt schon so viele Wirbelstürme, dass die Namen ausgehen. Meteorologen müssen jetzt eine Notfall-Namensliste nutzen – von Arthur bis Wilfred wurde schon alles verwendet.

Die Menschen reagieren ganz unterschiedlich auf diese Situation, auf das Empfinden, von allen Seiten bedrängt und in die Enge getrieben zu werden. Auf konstruktive Art und Weise, wie die Bewegungen „Fridays for Future“ und „Churches for Future“, die für den vergangenen Freitag zu einem globalen Aktionstag und Klimastreik aufgerufen haben. Oder auf eine mitfühlende Art und Weise, wie alle, die bereit sind, weitere Flüchtlinge aus dem abgebrannten Lager Moria aufzunehmen. Es gibt aber leider auch die gegenteilige Erfahrung: Nachlässigkeit wie beim Großteil der 15.000 „Maskenmuffel“, die innerhalb von fünf Tagen von der Bundespolizei in Zügen zum Masketragen ermahnt werden mussten. Egoismus, der sich in privaten Feiern zeigt, die wie zum Beispiel in der Stadt Hamm zu Corona-Hotspots werden. Erschreckend auch die Zunahme von sogenannten Verschwörungsideologien, wie sie sich auf Demonstrationen gegen die Anti-Corona-Maßnahmen der Regierung Gehör verschaffen. Der Ton wird rauer und manche schrecken auch vor Gewalt nicht zurück. Eine Entwicklung, die den Eindruck, von allen Seite bedrängt zu werden, noch verstärkt.

Eine Situation vergleichbar mit den Lebensumständen der Christen in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts. Die erwartete Wiederkunft Christi hatte sich nicht eingestellt, die römische Staatsmacht reagierte zunehmend ablehnend und feindlich auf die neue religiöse Bewegung, die zeitweise blutig verfolgt wurde. In den christlichen Gemeinden traten immer häufiger Irrlehrer auf, die gegen die von den Aposteln überlieferte Lehre eigene Gedankengebäude errichteten. Wie sollte man in der feindlichen Umwelt überleben? Welcher Lehre sollte man folgen? Das können durchaus Fragen gewesen sein, die viele Christen damals umgetrieben haben. Eine Antwort darauf ist der zweite Brief an Timotheus, aus dem der Predigttext des heutigen Sonntags entnommen ist.

In der traditionellen Auslegung ist Paulus der Verfasser des Briefes. Er schreibt ihn aus seiner Haft in Rom und wendet sich direkt an Timotheus, seinem langjährigen Mitarbeiter, den Paulus über alles schätzte und der sich in der Gemeinde von Ephesus aufhielt. Die moderne Bibelwissenschaft kommt in der Mehrheit zu dem Schluss, dass der Brief nicht von Paulus direkt stammt, sondern von einem späteren Schüler in der Tradition des Paulus geschrieben wurde. Ein eigenes Schreiben mit der Autorität eines anderen zu umgeben, war in der Antike nicht unüblich und galt auch nicht als Fälschung. Ob jetzt von Paulus aus dem Gefängnis geschrieben oder später verfasst, die Situation der Leserinnen und Leser wird ähnlich gewesen sein. Wie schon gesagt: angefeindet, verunsichert, fragend.

Darauf reagiert der Verfasser. Direkt nach dem Eingangsgruß und einer Danksagung – also an zentraler Stelle – schreibt der Verfasser im ersten Kapitel:

Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit. Darum schäme dich nicht des Zeugnisses von unserm Herrn noch meiner, der ich sein Gefangener bin, sondern leide mit für das Evangelium in der Kraft Gottes. Er hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem Ratschluss und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt, jetzt aber offenbart ist durch die Erscheinung unseres Heilands Christus Jesus, der dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat durch das Evangelium.

 Angst zu haben, ist – glaube ich – für jeden Menschen eine Qual. Dabei ist es gleichgültig, ob es die Angst um die Entwicklung des Klimas ist, die Angst um die Zukunft unseres Landes oder die private Angst um die eigene Gesundheit, um die Gesundheit lieber Menschen, um die Zukunft der Kinder oder um den Arbeitsplatz. Es kann auch die Angst sein, die nächsten Rechnungen nicht bezahlen zu können oder im Alter einsam zu sein. Und bei den meisten Menschen – glaube ich – die Angst vor dem Tod. Gott möchte nicht, dass die Menschen, seine geliebten Geschöpfe, Angst haben. Das zieht sich wie ein roter Faden durch das Evangelium. „Fürchte dich nicht …“ – diese Worte der Engel finden sich immer wieder in der frohen Botschaft. Sie werden den Hirten gesagt, den Frauen am Grab, den Jüngern in der Begegnung mit dem Auferstandenen. Der Glaube an Gott, an seine Liebe und Gnade möchte und kann mir die Furcht im Leben nehmen. Doch wie geht das konkret? Was ist gemeint mit dem Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit – gerade dann, wenn ich mich fürchte?

Für mich persönlich bedeutet Kraft, am Glauben festzuhalten – gerade dann, wenn es schwierig ist. Paulus ermuntert Timotheus, das Evangelium zu verkünden – auch dann, wenn das Leiden bedeutet. Am Glauben festzuhalten heißt für mich auch, mich an Gottes Fürsorge, die ich erfahren habe, zu erinnern, wenn ich sie gerade nicht spüre. Darauf zu vertrauen, dass Gott es immer gut mit mir meint – auch dann, wenn ich die Wege, die er mich gerade gehen lässt, nicht verstehe. Mir hilft es dann, Ängste, Sorgen, Zweifel und Fragen laut im Gebet auszusprechen. Was in Worte gefasst ist, verliert ein wenig von seinem diffusen, oft ins maßlose wachsenden Schrecken. Beten im Vertrauen darauf, dass ich gehört werde. Im Vertrauen darauf, dass meine Ängste und Sorgen, wenn ich sie im Gebet ausspreche, nicht mehr meine Ängste alleine sind, sondern Gott sich ihrer annimmt. Kraft bedeutet für mich auch Geduld. Geduld zu haben mit Gottes Liebe, wie er Geduld hat mit meiner Schwäche.

Liebe in diesem Zusammenhang bedeutet für mich, zu versuchen, einmal von mir wegzusehen und den Nächsten in den Blick zu nehmen. Wenn ich zu viel um mich selbst kreise, wird mein Horizont sehr klein – und die Ängste um mich können sehr groß werden. Es geht nicht darum, den eigenen Kummer zu verneinen, es ist aber eben auch nicht der einzige Kummer der ganzen Welt. Es ist eine wunderschöne Erfahrung: Sich für den Nächsten einzusetzen, erleichtert. Alleine dadurch, weil ich nicht auf mich und meine Ängste fixiert bleibe. Und weil ich weiß, dass es Gott gefällt.

Besonnenheit ist vielleicht das, was wir momentan am dringendsten brauchen. Vor allem Reden und Handeln ruhig werden und nachdenken. Der Beter schreibt im Psalm 4 – ich lese es aus der Einheitsübersetzung, da es dort ein wenig klarer ist als bei Luther –: „Ereifert ihr euch, so sündigt nicht! Bedenkt es auf eurem Lager und werdet stille.“ (Psalm 4,5) Wenn doch nur die vielen, die sich in den letzten Wochen auf Demonstrationen geäußert haben, diesen Ratschlag befolgt hätten, wäre uns vielleicht viel an Radikalismus, der zurzeit unsere Gesellschaft gefährdet und mir auch Sorge macht, erspart geblieben. Doch Besonnenheit ist nicht nur eine Hilfe im Politischen, sondern auch im Privaten. Wenn ich mich in meine Angst hineinsteigere, dann ist es hilfreich – und sehr schwer – in Ruhe nachzudenken. Die Situation, die mich ängstigt, zu analysieren und über Auswege nachzudenken. Manche Felsbrocken werden dann zu kleinen Kieseln. Und manche Felsbrocken bleiben Felsbrocken. Ich kann meine Angst nicht loswerden. Dann heißt für mich Besonnenheit, den nicht zu vergessen, der mir jede Angst nehmen kann: Gott. Versuchen wir Gott nicht so klein zu denken. Machen wir ihn klein, wächst uns die Angst über den Kopf.

Dass wir ihm vertrauen dürfen, davon schreibt Paulus an Timotheus. Gott ist uns gnädig und hat seine Gnade Mensch werden lassen in Jesus Christus, der sogar dem Tod die Macht genommen und uns ewiges Leben geschenkt hat. Seit der Auferstehung Jesu ist die Welt nicht mehr so, wie sie vorher gewesen ist. Seitdem haben wir eine Hoffnung, stärker als jede Angst und über den Tod hinaus. Ich spüre das nicht immer, aber ich kann immer wieder zu diesem Glauben zurückkehren, mich von Gott zurückführen lassen in das Vertrauen auf ihn, damit ich lebe. Paulus schreibt im zweiten Brief an die Korinther im Kapitel 4: „Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht.“

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, er bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Orgelmusik

Abkündigungen                                    
Besonders hinweisen möchte ich auf unsere Ausstellung:

Pflanzen der Bibel.
Heilend. Belebend. Nährend.
40 textile Pflanzen der Bibel. Eine Patchwork-Ausstellung

Gnadenkirche Ascheberg, Hoveloh 1
3. Oktober 2020 – 15.00 Uhr bis 21.00 Uhr
4. Oktober 2020 – 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr

 Martinskirche Drensteinfurt, Bahnhofstr. 12
10. Oktober 2020 – 15.00 Uhr bis 21.00 Uhr
11. Oktober 2020 – 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr

In der Ausstellung gilt die Maskenpflicht und die Handdesinfektion, sowie der Eintrag in die Rückverfolgungsliste.

Gute Durchlüftung und geregelter Eingang werden dafür sorgen, dass Sie entspannt und so sicher wie derzeit möglich durch die Ausstellung bummeln können.


Fürbittengebet

Lebendiger und wahrer Gott, dein Erbarmen erfüllt die Welt, du begegnest uns jeden Tag mit deiner Gnade. Du bist unter uns und wir dürfen dich voller Vertrauen bitten:

Für alle Menschen, die das Lieben verlernt haben, die hart geworden sind in den Enttäuschungen ihres Lebens.

Für alle Menschen, die das Danken verlernt haben, weil sie alles Gute in ihrem Leben für selbstverständlich halten.

Für alle Menschen, die in Trauer und Leid, durch Katastrophen und Krankheit die Freude verloren haben. Besonders denken wir an die Opfer der Corona-Pandemie und der Naturkatastrophen in den Vereinigten Staaten und weltweit.

Für alle Menschen, die sich gegenüber deiner Liebe verschlossen haben, weil sie sich von dir im Stich gelassen fühlen.

Für alle Menschen, die nach Freiheit hungern, die ihren Glauben zu dir nur im Geheimen und unter Gefahren bekennen können.

Für alle Menschen, die nach Gemeinschaft hungern, die unter Einsamkeit leiden und denen niemand zuhört.

Wir bitten dich für uns: Durchdringe und erfülle uns mit deiner Liebe. Schenke uns Mut und Vertrauen, dass wir uns immer wieder neu auf deine Liebe einlassen.

Zusammen beten wir mit den Worten Jesu:

Vater unser
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gebe uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung;
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft,
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Segen
Der Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, bewahre  eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus.

Das gewähre euch der dreieinige Gott: der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.


Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von LP J. Riemann
© Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt