Liebe Gemeinde,

für diesen Sonntag hat Pfarrerin Annika Hilker aus Senden den Gottesdienst für Sie geschrieben.
Im Predigttext geht es ums Essen, aber mehr noch um Gastfreundschaft – und wie wichtig das für uns alle ist.

Herzliche Grüße und eine weiterhin behütete Sommerzeit
wünscht Ihre Evangelische Kirchengemeinde.


Orgelvorspiel

Begrüßung
„So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge,
sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen.“
Heute geht es thematisch ganz ums Essen. Nicht einfach ums Frühstück oder ums Mittagessen, bei dem wir in Gedanken vielleicht schon sind oder noch. Es geht um das gemeinsame Essen. Jesus hat das oft und gerne getan. Meistens in nicht gern gesehener Gesellschaft. Und bis heute feiern wir miteinander Abendmahl. Sogar in Coronazeiten versuchen wir, miteinander Abendmahl zu feiern ohne uns wirklich nah zu sein.
Denn gemeinsam Essen ist nicht nur miteinander Nahrung zu sich nehmen, es ist viel mehr. Es ist Nähe, Geselligkeit und wenn wir miteinander im Namen Gottes essen, dann ist es auch ein Stück Gottesdienst.

Liturgische Eröffnung
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes
          Amen
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
          der Himmel und Erde gemacht hat
Der Herr sei mit euch
           und mit deinem Geiste

Eingangslied: Herr, ich komme zu dir

Psalm 107
1 Danket dem HERRN; denn er ist freundlich,
und seine Güte währet ewiglich.
2 So sollen sagen, die erlöst sind durch den HERRN,
die er aus der Not erlöst hat,
3 die er aus den Ländern zusammengebracht hat
von Osten und Westen, von Norden und Süden.
4 Die irregingen in der Wüste, auf ungebahntem Wege,
und fanden keine Stadt, in der sie wohnen konnten,
5 die hungrig und durstig waren
und deren Seele verschmachtete,
6 die dann zum HERRN riefen in ihrer Not
und er errettete sie aus ihren Ängsten
7 und führte sie den richtigen Weg,
dass sie kamen zur Stadt, in der sie wohnen konnten:
8 Die sollen dem HERRN danken für seine Güte / und für seine Wunder,
die er an den Menschenkindern tut,
9 dass er sättigt die durstige Seele
und die Hungrigen füllt mit Gutem.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist,
wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.


Kyriegebet

Gott, ich bin da, bin in dein Haus
und vor dein Angesicht gekommen.
Mein Leben bringe ich dir,
die Geschichten der vergangenen Woche,
die gelungenen und die verkorksten,
die notwendigen und die überflüssigen.
Meine Geschichte bringe ich dir,
die Geschichte meines Lebens,
die mich zu dem gemacht hat,
der ich heute bin.
Gott, ich bin da, sieh mich an;
mein Leben will ich stellen
ins Licht deiner Barmherzigkeit,
und meine verletzliche Seele bescheinen lassen
von deiner wunderbaren Güte.

Liturg:   Kyrie eleison Gemeinde:    Herr erbarme dich
Liturg:   Christe eleison Gemeinde:    Christus erbarme dich
Liturg:   Kyrie eleison Gemeinde:    Herr erbarme dich

Gnadenzuspruch
Der gute Gott erbarmt sich unser, er lässt uns nicht los, denn so steht es
geschrieben: Es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.

Musik Klavier/Orgel Anitras Tanz aus Peer Gynt von Edward Grieg


Lesung des Evangeliums Johannes 6,1-15
1 Bald darauf kam Jesus an das andere Ufer des Sees von Galiläa, der auch See von Tiberias genannt wird.
2 Eine große Menschenmenge folgte ihm. Denn sie hatten die Zeichen gesehen, die er an den Kranken vollbrachte.
3 Jesus stieg auf einen Berg und setzte sich dort hin – zusammen mit seinen Jüngern.
4 Es war kurz vor dem Passafest, dem großen Fest der Juden.
5 Jesus blickte auf und sah, dass die große Menschenmenge zu ihm kam.
Da sagte er zu Philippus: »Wo können wir Brot kaufen, damit diese Leute zu essen haben?«
6 Das sagte er aber nur, um Philippus auf die Probe zu stellen. Er selbst wusste längst, was er tun wollte.
7 Philippus antwortete ihm: »Nicht einmal Brot für 200 Silberstücke reicht aus, dass jeder auch nur ein kleines Stück bekommt!«
8 Einer seiner Jünger – Andreas, der Bruder von Simon Petrus – sagte:
9 »Hier ist ein kleines Kind. Es hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische.
Aber was ist das schon für so viele Menschen!«
10 Jesus erwiderte: »Sorgt dafür, dass die Menschen sich niederlassen.«
Der Ort war dicht mit Gras bewachsen. Sie ließen sich nieder.
Es waren ungefähr 5000 Männer.
11 Jesus nahm die Brote. Er sprach das Dankgebet und verteilte sie an die Leute, die dort saßen. Genauso machte er es mit den Fischen. Alle bekamen, so viel sie wollten.
12 Als sie satt waren, sagte Jesus zu seinen Jüngern: »Sammelt die Reste ein,
damit nichts verdirbt.«
13 Das taten sie. Sie füllten zwölf Körbe mit den Stücken, die
nach dem Essen von den fünf Gerstenbroten übrig geblieben waren.
14 Als die Leute sahen, was für ein Zeichen Jesus getan hatte, sagten sie:
»Er ist wirklich der Prophet, der in diese Welt kommen soll!«
15 Jesus merkte, dass sie ihn in ihre Gewalt bringen wollten.
Denn sie wollten ihn zu ihrem König machen. Darum zog er sich wieder auf
den Berg zurück – er ganz allein.

Halleluja
Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang sei gelobet der Name des Herrn
Halleluja


Apostolisches Glaubensbekenntnis

Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.

Amen.

Musik: Ich glaube an den Vater



Predigt zum 7. Sonntag nach Trinitatis

Liebe Gemeinde,
der Predigttext ist heute kurz, knapp und bündig, aber hören Sie selbst:
Hebräer 13,1-3
Die Liebe zu den Brüdern und Schwestern soll bestehen bleiben. Vergesst aber auch die Gastfreundschaft nicht. Denn auf diese Weise haben schon manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen.
Denkt an die Gefangenen, als ob ihr mit ihnen im Gefängnis währt. Denkt an die Misshandelten, denn auch ihr lebt noch in eurem Körper.

Ein kurzer, prägnanter Text. Eine klare Anweisung. Was will man mehr als
Predigttext!
Es handelt sich um die Anweisungen von einem nicht näher benannten Autor, vermutlich ein Christ, immerhin geht es darin ums Christentum. Und eigentlich ist es auch kein Brief, sondern eine Predigt über dieses, jenes und sonstiges. Und jetzt diese Aufzählung: untereinander möge man sich bitte mögen. Eine schwierige Forderung, aber vermutlich im Großen und ganzen umsetzbar. Zumindest wenn wir uns darauf einigen, dass „die Liebe soll bestehen bleiben“ auch mit „lebt miteinander in Frieden und Freundlichkeit“ übersetzt werden darf.

Aber danach wird es richtig spannend: Vergesst die Gastfreundschaft nicht. Denn auf diese Weise haben schon manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen.

Kennen Sie die berühmte Geschichte von dem Mann, der Gott zu Gast hatte? Ein Mann bat Gott im Gebet darum, dass er bei ihm zum Essen vorbeikäme. Am nächsten Tag bereitete er allerhand vor: Ein feines Essen, ein gedeckter Tisch, die guten Servietten, das gute Geschirr von der Oma, all so etwas. Und dann wartete er ganz ungeduldig auf seinen Gast.
Es klingelte pünktlich zum Mittagessen.
Der Mann machte auf und draußen stand ein fremder Mann, offensichtlich
Ausländer, dunkle Haare, dunkler Bart. Der Mann – normalerweise hatte er nichts gegen Besuch und auch immer mal eine milde Gabe übrig – schickte ihn ungeduldig weg. Immerhin erwartete er großen Besuch!!
Also wartete er weiter. Eine Stunde später klingelte es erneut. Der Mann dachte: Endlich ist er da! Und ging zur Tür. Diesmal stand eine Frau draußen, zahnlos, einfach gekleidet, offensichtlich hungrig.
Der Mann schickte auch sie weg. Ärgerte sich etwas, das Essen würde noch kalt werden!  Und noch eine Stunde wartete er. Dann klingelte es erneut. Diesmal stand ein Obdachloser vor ihm. Völlig verwahrlost, ein gewisser Geruch nach ungewaschenen Haaren und Kleidern und auch nach Alkohol umgab ihn. Der Mann schickte den Obdachlosen schnell weg – immerhin gab es ja noch die Chance, dass sein Gast endlich käme. Es wurde Abend. Das gute Essen wurde kalt, der Mann stellte es resigniert in die
Ecke. Vor dem Schlafengehen betete er zu Gott. Und er sagt: Gott, warum bist du denn nicht gekommen??? Und Gott antwortete ihm: 3x habe ich bei dir angeklopft und du hast mich nicht hereingelassen!

Diese Geschichte ist die längere Version des Bibeltextes. Vergesst aber auch die Gastfreundschaft nicht. Denn auf diese Weise haben schon manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen.

Der Mann war durchaus gastfreundlich. Und vermutlich auch kein schlechter Mensch. Aber doch hat er in seinem Eifer Gott nicht erkannt, als er vor ihm stand. Natürlich ist das nur eine Metapher. Aber durchaus eine mit wahrem Kern. Gastfreundlich sollen wir sein. Nicht, weil wir unbedingt Gott treffen wollen, auch nicht, weil wir dann beliebt sind im Ort, auch nicht, weil es sich so gehört. Sondern, weil wir auf diese Weise durchaus Engel als Gäste aufnehmen, ohne es zu wissen.

Dazu müssen wir kurz klären, was ein Engel ist. Das Wort kommt aus dem
Griechischen. angelos heißt es da. Und das heißt erstmal Bote, Gesandter. Daraus wurde der Engel. Und welche Aufgabe hat so ein Engel? Botschaften von Gott überbringen. Manchmal auch für das Gute kämpfen.
Denken Sie mal an Maria und den Engel, der ihr die Geburt ihres künftigen Sohnes Jesus verkündet. Denken Sie an die Engel, die an Josefs Himmelsleiter auftauchen. Engel gibt’s häufig in der Bibel. Und meistens kommen sie ihrem Auftrag nach und überbringen Botschaften. Und manchmal werden sie auch nicht erkannt. Abraham trifft vor einem Zelt drei Männer. Das waren Engel, aber das merkt er erst später. Selten haben Engel nämlich Flügel, Harfen und barocke Körperformen. Ein Engel kann als jemand sein, der mir eine Botschaft von Gott überbringt und der
muss nicht aussehen wie ein pausbäckiger kleiner Junge. Engel können auch Engelinnen sein. Ich gendere ungern, aber hier ist es mal
angebracht.

Das Schöne an Engeln ist, dass man sie nicht sofort erkennt. Und das Schwierige an Engeln ist, dass man sie nicht sofort erkennt.

Es bleibt uns also nur, was der Text uns hier sagt: Vergesst aber auch die
Gastfreundschaft nicht. Denn auf diese Weise haben schon manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen.
Jeder, der ungefragt oder unangekündigt vorbeikommt, könnte ein Engel sein. Auch jeder, der angekündigt kommt, übrigens.

Aber Gastfreundschaft soll nicht nur aus Kalkül geschehen. Nach dem Motto: Gut, wenn jederzeit ein Bote Gottes vorbeikommen kann, dann lade ich täglich Leute ein und umwerbe alle, dass sie zu mir kommen. Und dann ist hoffentlich ein Bote Gottes unter ihnen.

Aber andersrum geht’s: Bei allen Menschen, die man so einlädt, gibt es immer welche, die man einladen muss. Weil es sich so schickt, weil die Tante sonst auf Jahre nicht mit uns reden würde, obwohl sie den ganzen Abend nur rummeckern wird. Brautpaare kennen das Problem, wo bei den Einladungen Schluss ist. Bei der ungeliebten Schwiegermutter, bei der schrulligen Großtante, bei der missionierenden veganen Freundin – vielleicht sollten wir uns immer diesen Bibelvers in Erinnerung rufen.
Vergesst aber auch die Gastfreundschaft nicht. Denn auf diese Weise haben schon manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen.
Auch die wollen uns vielleicht ein Stück Gott näherbringen. Und wenn es nur bedeutet, die von Gott geschaffene Verschiedenheit zu ertragen.

Und manchmal hat man Leute zu Gast, die einen auf ihre Art ganz unerwartet verzaubern.

Auf jeden Fall treffen wir Gott, wenn wir die Türen offen halten. Und wenn wir Gäste nicht abweisen.
Denn
a) Essen ist Gemeinschaft, das sehen wir etwas beim Abendmahl, beim Kirchkaffee, beim Festessen. Und Essen führt uns zusammen. Nicht umsonst heißt es im Volksmund: Essen hält Leib und Seele zusammen.
b) Offenheit in alle Richtungen heißt zwar auch, dass man nicht ganz dicht ist, aber dass man ständig Neues erleben kann.
Wenn ich meine Tür offen habe für andere und mich von ihnen auch nicht
abschrecken lasse, dann erst kann ich Gott in der Welt sehen. Dann erst kann ich sehen, was es über ihn zu hören und zu erleben gibt.

Gut, heute kommen selten Fremde vorbei, die gerne mal was essen möchten. Aber trotzdem.
Ich schlage Folgendes vor: Überlegen Sie mal, wen Sie mal wieder zum Essen einladen müssten. Eine gute Freundin, die im Stress ist? Die Schwiegermutter, um mal wieder nett zu plaudern? Die netten Nachbarn von rechts, weil man sich zwar ständig sieht, aber nie so richtig? Oder den Kollegen, um Danke zu sagen für die tägliche Zusammenarbeit?

Manchmal mutete es komisch an, einfach so, anlasslos, Leute einzuladen. Aber vermutlich sind die Leute eher erfreut als erschreckt.
Und vielleicht kommt Ihnen Gott dabei näher. Nicht in seiner großen Herrlichkeit, sondern in seiner Schlichtheit. Im gemeinsamen Essen und Trinken, im Zusammensein und vielleicht auch in der neugewonnenen Erkenntnis von ihm. Denn jeder von uns hat eine Botschaft Gottes in sich. In jedem von uns kann er sich zeigen.
Amen.

Musik: Eingeladen zum Fest des Glaubens


Fürbitten

Guter Gott,
du führst uns zusammen als deine Gemeinde, du lässt uns Gemeinschaft erleben und bist unter uns.
Vor dich bringen wir unsere Bitten und Wünsche, für uns und für andere:

So viele Menschen sind einsam, haben niemanden, trauen sich nicht, auf andere zuzugehen, fühlen sich allein.
Schick du ihnen Menschen und Begegnungen und zeige du dich ihnen, damit sie ihre Einsamkeit überwinden können.

So viele Menschen haben nicht genug zu Essen, müssen jeden Tag aufs Neue ums Überleben kämpfen. Gib du ihnen Hoffnung und mach sie satt, innerlich wie äußerlich.

So viele Menschen sehnen sich nach Nähe, danach wieder berührt, besucht und gebraucht zu werden. In Coronazeiten haben wir es alle schwerer als sonst. So viel Abstand treibt uns auseinander. Sei du bei allen, die in diesen Zeiten besonders leiden und steh ihnen bei.

Wir denken an unsere Verstorbenen, mit denen wir in diesem Leben nicht mehr vereint werden können.
Wir denken auch an die Angehörigen und Freunde, die um ihre Lieben trauern. Nimm du sie auf in dein ewiges Reich und sei bei den Angehörigen, lass sie in deiner Liebe Trost und Ruhe finden.

Alles, was uns belastet, was uns auf der Seele liegt, allen Dank und alles
Ungesagte, das legen wir in die Worte, die Jesus Christus uns zu beten gelehrt hat:


Vater unser
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name, dein Reich komme, dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit
Amen

Segenslied



Segen
Der Herr segne euch und behüte euch, der Herr lasse leuchten sein Angesicht über
euch, der Herr erhebe sein Angesicht auf euch und gebe euch seinen Frieden.

Orgelnachspiel


Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrerin Annika Hilker
© Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

Begrüßung

Liebe Gemeinde,
für diesen Sonntag hat Laienprediger Joachim Riemann den Gottesdienst für Sie geschrieben.
Herzliche Grüße (stellvertretend auch von Angelika Ludwig)

Kevin Stuckenschnieder


Einstimmung

„So spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gemacht hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst; ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein!“ (Jesaja 43,1) Was hier dem Volk Israel zugesprochen wird, das ist ein beliebter Taufspruch. In der Taufe erfahren wir Gottes Zuwendung. Was die Taufe für unser Leben bedeutet, bedenken wir in diesem Gottesdienst und feiern Gottes Liebe, die uns durch Jesus Christus im Heiligen Geist nahekommt.
Guten Morgen liebe Gemeinde, herzlich willkommen zum Gottesdienst am 6. Sonntag nach Trinitatis. Ich wünsche Ihnen allen einen guten Tag.

Wir beginnen diesen Gottesdienst
im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
…der Himmel und Erde gemacht hat.

Psalm
Wir beten mit Worten aus Psalm 139 (:

 Wisst ihr nicht,
dass alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind,
die sind in seinen Tod getauft?
So sind wir ja mit ihm begraben durch die Taufe in den Tod,
auf dass, wie Christus auferweckt ist von den Toten
durch die Herrlichkeit des Vaters,
so auch wir in einem neuen Leben wandeln.
Denn wenn wir mit ihm zusammengewachsen sind,
ihm gleich geworden in seinem Tod,
so werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein.
Wir wissen ja, dass unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt ist,
damit der Leib der Sünde vernichtet werde,
sodass wir hinfort der Sünde nicht dienen.
Denn wer gestorben ist, der ist frei geworden von der Sünde.
Sind wir aber mit Christus gestorben,
so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden.
Und wir wissen, dass Christus, von den Toten erweckt,
hinfort nicht stirbt;
der Tod wird hinfort nicht über ihn herrschen.
Denn was er gestorben ist,
das ist er der Sünde gestorben ein für alle Mal:
was er aber lebt, das lebt er Gott.
So auch ihr:
Haltet euch für Menschen, die der Sünde gestorben sind
und für Gott leben in Christus Jesus.
(Psalm 139, 1-11)


Kyriegebet:

Die Kirche erinnert uns heute an die Taufe.
Wir sind getauft,
aber wir wollen nicht,
dass du, Gott, unser Leben änderst.
Hilf, dass wir in der Gewissheit leben:
Wir gehören zu dir.

Wir bitten dich:

Kyrie eleison -Herr, erbarme dich.
Christi eleison Christus, erbarme dich.
Kyrie eleison Herr, erbarme dich über uns.


Gnadenzuspruch:

Gott sagt zu uns:
Fürchte dich nicht,
denn ich habe dich erlöst;
ich habe dich bei deinem Namen gerufen;
du bist mein!
(Jes. 43, 1)


Tagesgebet:

Lieber himmlischer Vater,
du hast uns durch die Taufe neu geboren zu Kindern des Lichtes:
Erhalte uns im Glanz deiner Wahrheit
und verdränge alles Dunkel.
Das bitten wir durch Jesus Christus,
deinen lieben Sohn, unsern Herrn.
Amen.


Evangelium

Lesen wir das Evangelium für den heutigen 6. Sonntag nach Trinitatis:
Der Missionsbefehl
Es steht bei Matthäus im 28. Kapitel

Die elf Jünger gingen nach Galiläa auf den Berg,
wohin Jesus sie beschieden hatte.
Und als sie ihn sahen, fielen sie vor ihm niede;
einige aber zweifelten.
Und Jesus trat herzu, redete mit ihnen ihnen und sprach:
Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.
Darum gehet hin und lehret alle Völker:
Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes
und des Heiligen Geistes
und lehret sie halten alles, eas ich euch befohlen habe.
Und siehe, ich bin bei euch alle Tage
bis an der Welt Ende.
(Matthäus 28, 16-20)

 

Halleluja
Ich will deinen Namen kundtun meinen Brüdern,
ich will dich in der Gemeinde rühmen.
Halleluja

Apostolisches Glaubensbekenntnis


PREDIGT
Predigttext:  5. Mose 7,6-12
(Predigttext im Verlauf der Predigt)

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater und unserem Herrn Jesus Christus.

Liebe Gemeinde.
So richtig spannend war die Wahl in Polen am letzten Wochenende. Bis Montag früh war noch nicht entschieden, wer künftig polnischer Präsident sein würde. Der eher liberale Herausforderer Trzaskowski konnte fast 49 % der Stimmen erreichen und lag damit nur knapp hinter dem nationalkonservativen Duda. Somit bleibt der bisherige Präsident Duda im Amt, und der europakritische und national orientierte Kurs Polens wird wohl fortgesetzt werden. Mich erschreckt, wie in vielen europäischen Ländern neuer Nationalstolz wächst. Neben Polen vor allem in Ungarn, aber auch in Großbritannien und anderen Ländern.

Selbstverständlich: Jeder darf seine Heimat lieben und sich über die eigenen Leistungen freuen, doch meistens geht solcher Stolz einher mit der Abwertung von Menschen, die anders sind. In Polen etwa geht man auf Distanz zur EU, und im eigenen Land werden Menschen mit anderen Lebensformen benachteiligt. Fast überall geht der Stolz auf das eigene Land einher mit der Abwehr von Flüchtlingen.

Das ist ja auch bei uns in Deutschland nicht anders. Da betonen manche lautstark, dass sie stolz sind, Deutsche zu sein. Was mir Angst macht: Dass das meist verbunden ist damit, Angst vor Überfremdung zu schüren. Wer in diesem Sinn nicht deutsch ist, wird ausgegrenzt: Muslime, Flüchtlinge, Menschen mit Migrationshintergrund, manchmal auch Menschen, die nur andere Ansichten oder Lebensformen haben.

In den USA bekommt solch nationales Selbstbewusstsein teilweise fast religiösen Charakter. Dass Amerika „God‘s own country“ – Gottes eigenes Land – sei, das musste Trump nicht erfinden. Er konnte daran anknüpfen, dass viele konservative religiöse Amerikaner sich als Gottes auserwähltes Volk empfinden; nach ihren Werten sollte sich die ganze Welt richten. Immer wieder hat dieses Selbstbewusstsein zu Abgrenzung und Gewalt gegenüber anderen Menschen und Völkern geführt.

Gottes auserwähltes Volk zu sein: Das ist eine Vorstellung, die sich bereits in der Bibel findet. Da geht es freilich nicht um Amerika oder Polen oder Deutschland, das Volk Israel wird als Gottes auserwähltes Volk beschrieben. Das hat im Laufe der Geschichte auch immer wieder zu Abgrenzung und Gewalt gegenüber Andersdenkenden geführt, und noch in der gegenwärtigen Siedlungspolitik Israels findet sich solches Selbstbewusstsein. Nicht anders ist das in der Geschichte des Christentums, wo man sich als auserwähltes Volk empfand und andere mit Wort und Tat abgewertet hat. Auch heutzutage meinen ja manche, das christliche Abendland verteidigen zu müssen. Für mich sind das wirklich schwierige Punkte in unserer jüdisch-christlichen Tradition.

Darum lohnt es sich, genauer hinzuschauen, was denn da nun eigentlich in der Bibel zu lesen ist. Im Abschnitt aus dem ersten Testament, der für den heutigen Gottesdienst vorgeschlagen ist, geht es ganz zentral um diese Frage: Was bedeutet das denn eigentlich, Gottes auserwähltes Volk zu sein? Ich lese aus dem 5. Buch Mose (7,6-12):

Du bist ein heiliges Volk dem Herrn, deinem Gott. Dich hat der Herr, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind. Nicht hat euch der Herr angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker – denn du bist das kleinste unter allen Völkern –, sondern weil er euch geliebt hat und damit er seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat. Darum hat der Herr euch herausgeführt mit mächtiger Hand und hat dich erlöst von der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten. So sollst du nun wissen, dass der Herr, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, und vergilt ins Angesicht denen, die ihn hassen, und bringt sie um und säumt nicht, zu vergelten ins Angesicht denen, die ihn hassen. So halte nun die Gebote und Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, dass du danach tust. Und wenn ihr diese Rechte hört und sie haltet und danach tut, so wird der Herr, dein Gott, auch halten den Bund und die Barmherzigkeit, wie er deinen Vätern geschworen hat.

Dieser Abschnitt aus der Bibel hört sich selbst schon an wie eine Predigt, und in gewisser Weise ist er es auch. Das 5. Buch Mose ist nämlich insgesamt gestaltet als eine letzte große Rede, die Mose in der Wüste an das Volk Israel gerichtet hat. Bevor das Volk Israel in das Gelobte Land eingezogen ist, fasst Mose noch einmal alles zusammen, was für den Glauben dieses Volkes wichtig ist. Die Befreiung aus Ägypten; das Bekenntnis zu Gott, das jeden Tag gesprochen wird; die Zehn Gebote und weitere Regeln für das Zusammenleben. Aufgeschrieben wurde das erst viele Jahrhunderte später, inzwischen hatten die Menschen Heimat gefunden in Israel und Juda, in Jerusalem wurde der Tempel gebaut. Später wurde das Land von den Babyloniern erobert und viele wurden in die Verbannung geschickt. Als man nach der Exilszeit wieder im Land leben konnte, erinnerte man sich an die Vergangenheit und an die Geschichte Gottes mit seinem Volk. Bescheidene Neuanfänge waren das damals mehr als 500 Jahre vor Christi Geburt – wirtschaftlich, politisch und religiös musste man alles neu aufbauen. Da tat es gut, sich an die Vergangenheit zu erinnern und an die Geschichte Gottes mit seinem Volk. Darum erzählte man sich das, was wir heute im 5. Buch Mose lesen.

Die entscheidende Botschaft war: Auch wenn hier vieles armselig und bescheiden erscheint: Ihr seid schon immer Gottes auserwähltes Volk gewesen – und ihr bleibt es auch: „Nicht hat euch der Herr angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker – denn du bist das kleinste unter allen Völkern –, sondern weil er euch geliebt hat.“

Das ist etwas ganz anderes, als das nationalistische Erwählungsbewusstsein unserer Tage. Erwählt zu sein, bedeutet eben nicht, besonders gut, stark oder eindrucksvoll zu sein. Das alles konnte das Volk Israel damals nicht vorweisen. Es gibt nur einen Grund der Erwählung: Gott liebt sein Volk. Darum hat er die Menschen aus Ägypten befreit, darum hat er die Zehn Gebote gegeben, darum ist er bei den Menschen im Auf und Ab der Zeitläufe. Allein Gottes Liebe und Treue machen Israel zum erwählten Volk – keine Stärke, Kraft, Größe, Schönheit oder Intelligenz. Auf all das kann das Volk nicht bauen, sondern allein auf das Wissen um Gottes Liebe.

Darum kann die Erwählung auch keinen Anlass dazu geben, auf andere verächtlich herabzuschauen. Sich geliebt zu wissen, macht einen ja nicht stolz, sondern öffnet das Herz auch für andere. Der jüdische Religionswissenschaftler Pinchas Lapide hat daher sehr treffend gesagt, es gehe bei der Erwählung „nicht um eine Gabe, sondern um eine Aufgabe; … nicht um Würde, sondern um eine Bürde.“ Dementsprechend folgt aus der Erwählung im 5. Buch Mose der Auftrag: „So halte nun die Gebote und Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, dass du danach tust.“

Diese besondere Liebe Gottes gilt nach dem 5. Buch Mose dem Volk Israel. Israel ist und bleibt Gottes auserwähltes Volk. Doch durch Jesus Christus haben auch wir Teil an dieser Liebe Gottes. Wir gehören zu dem Volk, das Gott in seiner Liebe erwählt hat.

Die Taufe ist das sichtbare untrügliche Zeichen dafür: Gott sagt Ja zu uns, er ist bei uns in seiner Liebe. Nicht weil wir etwas Besonderes wären, liebt er uns. Sondern: Weil wir von ihm geliebt sind, sind wir wer.

Auch für uns kann das kein Grund sein, überheblich zu werden, und sich als etwas Besseres zu fühlen. Es tut gut, sich von Gott geliebt und angesehen zu wissen. Doch damit können wir uns nicht über andere stellen und sie abwerten, im Gegenteil: Das Wissen um Gottes Liebe kann unsere Herzen öffnen für die Menschen um uns.

Kein Mensch ist besser, weil er Pole oder Ungar oder US-Bürger oder Deutscher ist. Kein Mensch ist besser, weil er etwas besser kann oder weiß, oder weil er mehr Geld hat. Wir sind nur etwas durch Gottes Liebe. Wie viel friedlicher könnte es auf der Erde sein, wenn dieser Glaube uns stark machen würde.

Darum hilft es zum Leben, wenn wir uns daran erinnern: Wir sind getauft. So wie es von Martin Luther erzählt wird: Wenn er sich seiner selbst nicht sicher war, hat er mit Kreide auf seinen Tisch geschrieben: „Ich bin getauft.“ Das hat ihm Kraft und Mut gegeben.

So können wir es uns auch vor Augen halten: Ja, ich bin getauft, und das heißt: Ich bin von Gott geliebt. So, wie es in dem Tauflied aus dem Gesangbuch heißt, das viele Ältere früher einmal auswendig gelernt haben (EG 200,1): „Ich bin getauft auf deinen Namen, Gott Vater, Sohn und Heilger Geist; ich bin gezählt zu deinem Samen, zum Volk, das dir geheiligt heißt.“ Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, er bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.


Fürbittengebet

Mit deiner Liebe kommst du uns nah, guter Gott, in der Taufe lässt du uns leben in der Gemeinschaft Jesu Christi, im Heiligen Geist lässt du uns deine Kinder sein. Dafür danken wir dir und wir kommen zu dir mit unseren Bitten.

Wir denken vor dir an alle, die sich für etwas Besseres halten – aufgrund ihrer Herkunft, ihrer Nationalität oder ihrer Leistungen: Lehre sie, auf dich zu schauen und alles von dir zu erwarten. Zeige ihnen Wege in die Gemeinschaft mit anderen Menschen, auf dass sich alle als Geschwister in dir verstehen können.

Wir denken vor dir an die Menschen, die Opfer geworden sind von Ausgrenzung, Rassismus und Gewalt; wir denken an die Flüchtlinge, die in unserem Land leben, und an die Menschen jüdischen und muslimischen Glaubens: Lass ihnen Recht und Gerechtigkeit widerfahren, dass sie gleichberechtigt und voll Hoffnung in unserem Land leben können.

Wir denken vor dir an die Menschen, die sich verlassen fühlen, die einsam sind oder unter Krankheit leiden – zu Hause oder im Pflegeheim; Menschen, die keine Perspektive mehr haben für ihr Leben: Schenke ihnen Zeichen deiner Gegenwart und deiner Liebe, lass sie Menschen begegnen, die ihnen nahe sind, dass sie neue Hoffnung gewinnen können.

Wir denken vor dir auch an uns, deine Kirche hier und in aller Welt, die wir oft matt geworden sind in unserem Glauben und in unserer Liebe: Dass wir uns daran erinnern: Wir sind getauft in deinem Namen, wir können sichtbare Zeugen deiner Liebe und Gnade sein für die Menschen in unserer Nähe und alle, die unsere Hilfe brauchen.

Zusammen beten wir mit den Worten Jesu:

Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gebe uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung;
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft,
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.


Segen

Der Friede Gottes, der alles Begreifen übersteigt, bewahre eure Herzen und eure Gedanken in der Gemeinschaft mit Christus Jesus.

Das gewähre euch der dreieinige Gott: der Vater und der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von LP J. Riemann
©2020 Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

Begrüßung

Liebe Gemeinde,

für diesen Sonntag hat Pfarrer Thomas Böhme den Gottesdienst für Sie geschrieben.

Wie im letzten Lesegottesdienst angekündigt ist Angelika Ludwig im Sommerurlaub, weshalb ich Sie an dieser Stelle begrüßen darf. Einige haben mich vielleicht schon beim Open-Air Gottesdienst in Ascheberg kennenlernen dürfen, andere haben mich vielleicht schon in den Lokalzeitungen gefunden. Ich freue mich auf diese neue Aufgabe in der Mirjam-Kirchengemeinde und hoffe auf ein baldiges persönliches Kennenlernen.
Herzliche Grüße (stellvertretend auch von Angelika Ludwig)

Kevin Stuckenschnieder


Einstimmung

Es erfordert Mut und Vertrauen, etwas Neues zu beginnen. Simon und seine beiden Gefährten Jakobus und Johannes lassen sich auf etwas Neues ein. So wie Abram seine Heimat verlässt und sich auf den Weg macht in ein neues Land. Niemand kann ihnen Sicherheit geben, dass alles so wird, wie sie es erwarten. Sie wagen Neues allein im Vertrauen auf Gottes Verheißung.

Singen oder hören Sie: Lied EG 445Gott des Himmels und der Erden

Wochenspruch
„Aus Gnade seid ihr gerettet durch Glauben, und das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es.“
Eph 2,8

Votum
Der Herr sei mit euch
und mit deinem Geist.
Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes.
Amen!
Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
der Himmel und Erde gemacht hat.


Psalm

Wir beten mit Worten aus Psalm 73, 23-26.28 (EG 734)
Dennoch bleibe ich stets an dir;
denn du hältst mich bei meiner rechten Hand,
du leitest mich nach deinem Rat
und nimmst mich am Ende mit Ehren an.
Wenn ich nur dich habe,
so frage ich nichts nach Himmel und Erde.
Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet,
so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil.
Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte
und meine Zuversicht setze auf Gott den Herrn,
dass ich verkündige all dein Tun.

Wir wollen Gott loben, indem wir sprechen:
Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist, wie es war im Anfang, jetzt und alle Zeit und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen

Kyriegebet
Lasst uns vor Gott treten und daran denken, was uns bedrückt und belastet und wofür wir Verantwortung tragen:
Wir kommen zu dir, Gott,
mit den Bildern und Nachrichten der vergangenen Tage.
Wir beklagen den Tod von Menschen, die aus Not, vor Gewalt und Armut fliehen,
wir beklagen unsere Hilflosigkeit und unsere Zögerlichkeit,
wir beklagen das berechnende Kalkül mit dem gefragt wird, wem zu helfen sei und wem nicht.
Wir beklagen die zunehmende Gewalt gegen Fremde, die Vorurteile und den daraus wachsenden Hass.
Wir bitten,
gib uns den Mut, gegen Unrecht anzugehen,
öffne unsere Augen und Herzen, dass wir nicht achtlos an Notleidenden vorübergehen.
Lass uns das Richtige tun.
Wir rufen zu dir:
Erbarme dich unser.

Wir bitten um Gottes Erbarmen
Kyrie eleison
          Herr, erbarme dich
Christe eleison
          Christe, erbarme dich
Kyrie eleison
          Herr, erbarme dich über uns

Gnadenspruch
Gottes Worte an Josua sind Worte über alles Zeiten hinaus und gelten auch uns:
Sei getrost und unverzagt. Lass dir nicht grauen und entsetze dich nicht; denn der der Herr, dein Gott, ist mit dir in allem, was du tun wirst.
(Josua 1,9)

Gebet
Gott,
von allen Seiten umgibst du mich
und hältst deine Hand über mir.
So beschützt
kann ich immer wieder aufbrechen
und es wagen, Neues zu beginnen.
Behütet von Deiner Hand
kann ich zur Ruhe kommen
und mich öffnen für dein Wort
und deine alltägliche, oft unscheinbare Nähe.
Amen.

Lesung 1.Mose 12,1-4
In diesen Wochen und Monaten spüren wir: Wir wissen nicht, was die Zukunft für uns bereithält. Immer wieder sind Menschen in eine ungewisse Zukunft aufgebrochen. Lasst uns hören, was Gott dem Stammvater des Volkes Israel, Abram, in dieser Situation sagt: 

Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will. Und ich will dich zum großen Volk machen und will dich segnen und dir einen großen Namen machen, und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf Erden. Da zog Abram aus, wie der Herr zu ihm gesagt hatte, und Lot zog mit ihm. Abram aber war fünfundsiebzig Jahre alt, als er aus Haran zog.

Halleluja.
Der Herr lässt sein Heil verkündigen;
vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.
Halleluja.
(Psalm 98,2)

Apostolisches Glaubensbekenntnis

Singen oder hören Sie: EG 241 – Wach auf, du Geist der ersten Zeugen

 

 Predigt zu Lukas 5,1-11

„Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus.“ (1. Kor. 1,3)

  1. Lesung: Lukas 5, 1-11

1 Es begab sich aber, als sich die Menge zu ihm drängte, zu hören das Wort Gottes, da stand er am See Genezareth. 2 Und er sah zwei Boote am Ufer liegen; die Fischer aber waren ausgestiegen und wuschen ihre Netze. 3 Da stieg er in eines der Boote, das Simon gehörte, und bat ihn, ein wenig vom Land wegzufahren. Und er setzte sich und lehrte die Menge vom Boot aus.

4 Und als er aufgehört hatte zu reden, sprach er zu Simon: Fahre hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! 5 Und Simon antwortete und sprach: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen; aber auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen. 6 Und als sie das taten, fingen sie eine große Menge Fische und ihre Netze begannen zu reißen. 7 Und sie winkten ihren Gefährten, die im andern Boot waren, sie sollten kommen und ihnen ziehen helfen. Und sie kamen und füllten beide Boote voll, sodass sie fast sanken. 8 Da Simon Petrus das sah, fiel er Jesus zu Füßen und sprach: Herr, geh weg von mir! Ich bin ein sündiger Mensch. 9 Denn ein Schrecken hatte ihn erfasst und alle, die mit ihm waren, über diesen Fang, den sie miteinander getan hatten, 10 ebenso auch Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, Simons Gefährten. Und Jesus sprach zu Simon: Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen. 11 Und sie brachten die Boote ans Land und verließen alles und folgten ihm nach.

2.

Liebe Gemeinde,

die Geschichte, die Lukas erzählt, erzählt eigentlich nicht von einem wunderbaren Fischfang zur Zeit Jesu. Die Geschichte erzählt von einer späteren Zeit, die Zeit der entstehenden Kirche, in der es darum ging, Menschen zu gewinnen, auf christliche Weise an Gott zu glauben. Was kann man tun und was führt zum Erfolg? Das ist eine Frage, auf die die Geschichte eine Antwort gibt.  Schließlich ist es eine Geschichte auch über uns, unsere Kirche heute.

Im Mittelpunkt steht der Fischer Simon, später Petrus, der „Fels“ genannt, und seine Kollegen. Lukas nutzt die Berufssituation der Fischer in dieser Geschichte als Bild. In der Nacht fahren sie hinaus, um zu fischen, in den frühen Morgenstunden kommen sie zurück. In dieser Nacht war ihre Arbeit vergeblich, sie haben nichts gefangen. Müde sind sie, erschöpft, vielleicht resigniert und in Sorge um ihren Lebensunterhalt.

Was Lukas über diesen erfolglosen Fischfang erzählt, kann ich ohne große Mühe auf die Situation der Kirche heute übertragen. So viele Menschen wie nie sind im vergangenen Jahr aus der Kirche ausgetreten. Prognosen über die Zukunft der Kirche und unserer Gemeinden für die nächsten Jahre zeichnen ein düsteres Bild. Die Evangelische Kirche richtet sich auf einen Sparkurs für die die kommenden Jahre bis 2030 ein.

Was wird werden, fragen manche. Müde sind viele, erschöpft. Manche vielleicht auch resigniert. Manche machen sich Sorgen um ihre berufliche Zukunft. Durch die Corona-Situation werden die Aussichten nicht besser, nein, schlechter. So geht es nicht wenigen Menschen: Erschöpft sind sie, voller Sorge um die Zukunft.

3.

Ich hatte zu Anfang gesagt: Die Geschichte, die Lukas erzählt, ist eine Geschichte der Gemeinde, der beginnenden Kirche. Erfolgslosigkeit gehörte anscheinend von Anfang an zu den Erfahrungen, die  Christen gemacht haben und machen.

Aber das ist nur der Anfang der Geschichte, die Lukas erzählt. Im Weiteren nimmt sie eine andere Wendung. Ich frage: Was brachte die Wende? Was motiviert die Fischer, erneut zu fahren? Ich werfe einen Blick auf das, was Lukas von Christus erzählt.

Jesus lehrt, erzählt Lukas. In seinem Fall heißt das: Jesus erzählt in einfachen und verständlichen Worten von Gott. Etwas daran bewegt die Menschen, rührt sie an, nimmt sie gefangen. Und auch Simon und seine Fischerkollegen lassen sich gefangen nehmen von dem, was Jesus erzählt. Petrus sagt nach kurzem Zögern, er würde noch einmal hinausfahren, es noch einmal versuchen: „Auf dein Wort hin will ich die Netze auswerfen.“

Später, Petrus ist inzwischen schon eine Weile mit Jesus zusammen gewesen, wird er sagen: „Du hast Worte des ewigen Lebens“ (Johannes 6,68). Worte des ewigen Lebens, haben sie ihn  viellecht schon bei der ertsen Begegnung mit Jesus bewogen, es erneut zu versuchen?

„Worte des ewigen Lebens“: An welche Worte Christi mag man dabei denken? Wenn ich mir diese Frage stelle, dann fällt mir dabei ein Wort, ein Satz Jesu ein. „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Mt. 11,28) Nicht ohne Grund nennt man diesen Satz den „Heilandsruf“.

4.

Kommt her zu mir alle… Ich kann zu Gott kommen, so wie ich bin: mit meiner Erschöpfung; mit meiner Enttäuschung; mit den Verlusten, die ich erlebt habe; mit meiner Unvollkommenheit, die mich schmerzt und mich manchmal an mir selbst zweifeln lässt. Ich kann zu Gott kommen, mühselig und beladen und mit Sorgen, nicht nur um mich, sondern auch um andere, um unseren Enkel und die Sorge, in welche Welt er hineinwächst. So kann ich zu Gott kommen.

Kommt her zu mir, ALLE… Christus sagt und zeigt: Bei Gott gibt es keine Grenzen. Kein Grenzzaun hält die Menschen ab, kein Meer hindert sie. Bei Gott gibt es keine Agentur „Frontex“. Alle dürfen kommen: die wenig Angesehenen, diejenigen, die sich etwas haben zu Schulden kommen lassen wie auch die Rechtschaffenden, die arme Witwe wie der korrupte Zollbeamte. Der Reiche darf kommen, den Jesus, wie es heißt „liebgewinnt“, und über den Jesus traurig wird, weil er an seinem Reichtum festhält und nicht loslassen kann. Die Frau aus Samaria, aus dem verhassten Nachbarvolk, darf kommen, in Sorge um ihre Tochter. Jesus will ihr erst nicht helfen. Aber dann überwindet sie die Grenze indem sie sagt, dass ja sogar die Hunde die Brocken unter dem Tisch bekommen. Jesus lässt sich von ihrem Mut und ihrem Vertrauen berühren und hilft ihrer Tochter.

„Kommt her zu mir alle…“ Gott berührt uns und er lässt sich berühren von unserer Mühsal und unserem Leid. Für mich sind das Worte ewigen Lebens. Worte, in denen ich mich und wir alle uns bergen können. 

5.

In dem, was die Bibel von Christus erzählt, geht es nicht nur um gesprochene Worte. All sein Handeln, sein Tun ist Reden ohne Worte. Christus geht hin zu den Menschen, spricht mit ihnen und noch wichtiger, er hört ihnen zu. Er sitzt mit ihnen am Tisch, isst und trinkt mit den so Verschiedenen.

Gott handelt, er berührt und lässt sich berühren, er geht hinein in die Häuser, er kommt zu den Menschen, wo sie gepflegt werden, hat keine Scheu vor dem Kontakt mit Erkrankten. Er kommt zu den Menschen an ihren Arbeitsplätzen und sucht sie dort auf. Jesus sucht Simon und seine Kollegen dort auf, wo sie arbeiten: am Ufer des Sees. Es ist ihr Arbeitsplatz.

„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“: Ich frage mich, was diese Worte an einem Arbeitsplatz in der Fleischindustrie oder wo auch immer Menschen mit Werkverträgen arbeiten, bedeuten könnte. Und was solche Worte dort bewirken würden.

Worte ewigen Lebens: Für uns, für seine Gemeinde, seine Kirche sind sie Einladung und Auftrag zugleich. Wie auch Simon und seine Kollegen Jakobus und Johannes einen Auftrag erhalten: In Zukunft sollen sie Menschen fangen.

Jünger als Menschenfänger? Das darf man nicht missverstehen. Darum erinnere ich noch einmal daran, durch was Menschen sich von Gott gefangen nehmen lassen: Dadurch, dass er Menschen berührt, sie zu sich kommen lässt und ihnen Ruhe und Kraft in ihrer Mühsal verschafft, und darin ein Freund aller Menschen ist. 

Ich kann nicht umhin, bei der Geschichte vom Fischzug, bei dem Boote so voll werden, dass sie fast sinken, an die aktuelle Situation im Mittelmeer zu denken. „Das Boot ist voll.“ Darum müssten wir Grenzen aufrichten oder vorhandene Grenzen verstärken, hört man immer wieder. Menschen verlieren im Mittelmeer ihr Leben – sie gehen verloren. Mit Unterstützung der Evangelischen Kirche in Deutschland, vielen Gemeinden, kirchlichen und nichtkirchlichen Institutionen wurde ein Schiff erworben, dass in wenigen Wochen unter dem Namen „Sea-Watch 4“ ins Mittelmeer auslaufen wird, um Menschen vor dem Ertrinken zu retten. Damit niemand verloren geht. Informationen finden sie im Internet (https://sea-watch.org/das-projekt/sea-watch-4/).

  1.  

Ich habe am Anfang gesagt, die Geschichte vom Fischzug, die Lukas erzählt, ist eine Geschichte über die Kirche und wie sich Menschen berühren, gefangen nehmen lassen. Sie ist eine Geschichte davon, was zu tun ist und was erfolgreich ist.

Ich glaube fest daran, dass Worte und Taten ewigen Lebens Menschen, also auch sie und mich, berühren können und immer wieder berühren werden.

Wo die Worte Christi „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“ Zu hören sind und Taten daraus folgen, lassen sich Menschen von Gott berühren und von ihm gefangen nehmen.
Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus.
(Phil. 4,7)


Singen oder hören Sie: Da wohnt ein Sehnen tief in uns (Lieder zwischen Himmel und Erde, 209)

 

Da wohnt ein Sehnen tief in uns, o Gott, nach dir, dich zu sehn, dir nah zu
sein. Es ist ein Sehnen, ist ein Durst nach Glück, nach Liebe, wie nur du sie gibst.

1. Um Frieden, um Freiheit, um Hoffnung bitten wir. In Sorge, im Schmerz – sei da, sei uns nahe, Gott.

2. Um Einsicht, Beherztheit, um Beistand bitten wir. In Ohnmacht, in Furcht – sei da, sei uns nahe, Gott.

3. Um Heilung, um Ganzsein, um Zukunft bitten wir. In Krankheit, im Tod – sei da, sei uns nahe, Gott.

4. Dass du, Gott, das Sehnen, den Durst stillst, bitten wir. Wir hoffen auf dich – sei da, sei uns nahe, Gott.


Gebet
Gott,
dein Sohn ruft uns zu:
„Kommt her alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“
So kommen wir zu dir mit. Dem, was uns Sorgen und Mühsal bereitet, mit unseren Bitten für uns und andere, für diese Welt.
Wir bitten:
Mach dem Hass und der Gewalt gegen Fremde in unserem Land und in anderen Ländern ein Ende.
Schenke Frieden den Menschen, die unter Krieg, Verfolgung und Not leiden.
Lass Menschen für gerechten Lohn und unter gerechten Arbeitsbedingungen arbeiten, nicht nur in anderen, sondern auch in unserem eigenen Land.
Gib Kranken Mut und ihren Angehörigen Kraft, das Schwere mit ihnen zu tragen.
Tröste die, die einen geliebten Menschen verloren haben. Wir bitten für die Angehörigen der Verstorbenen in unserer Gemeinde.
Gott, wir bitten dich für uns: stärke und ermutige uns, wenn wir mühselig sind und beladen. Gib uns Mut und Kraft, zu tun, was dein Sohn uns aufträgt.
Dabei hören wir auf das, was Christ uns sagt:
„Kommt her alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“
Alles was wir erbitten für uns, für andere und für diese Welt legen wir in das Gebet, das auch Jesus gebetet hat:

Vater unser… 
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung;
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft,
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Singen oder hören Sie: EG171 – Bewahre uns Gott, behüte uns Gott


Segen
Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.
(4.Mose 6, 24-26)

 

Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrer Thomas Böhme
© Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt

Liebe Gemeindemitglieder,

mein Name ist Kevin Stuckenschnieder und seit dem 01.06.2020 bin ich Mitglied der Ev. Mirjam-Kirchengemeinde. Nicht nur durch meinen neuen Wohnort in Drensteinfurt, sondern auch weil ich hauptamtliche Aufgaben in unserer Kirchengemeinde übernehmen darf.

Kurz zu meiner Person: Aufgewachsen bin ich im münsterländischen Wadersloh, wo ich auch mein Abitur gemacht habe. Im Anschluss habe ich eine Ausbildung zum Industriemechaniker in Beckum absolviert. Danach war ich die letzten Jahre in Paderborn zum Studieren, unter anderem Evangelische Theologie. Neben meiner neuen Tätigkeit in unserer Gemeinde strebe ich noch eine Weiterbildung zum Diakon in Bielefeld.

Zu meinen Aufgaben in der Gemeinde zählt neben dem Gebäudemanagement die Gemeindepädagogik im Bereich der Arbeit mit Konfirmanden und Konfirmandinnen und dem Bereich der Schulgottesdienste.

Durch die aktuelle Corona bedingte Situation bin ich still und leise meinen Dienst angetreten. Trotzdem freue ich mich darauf Sie und Euch persönlich kennenzulernen!

Liebe Gemeinde,

für diesen Sonntag hat Pfarrerin Annika Hilker aus Senden den Gottesdienst für Sie geschrieben.
Sie bezieht ihn auf den Tag des Apostels Thomas, der am 03.07.2020 bedacht wurde.
Damit verabschiede ich mich in den Urlaub vom 05.07.2020 – einschließlich 26.07.2020.
In dieser Zeit wird unser neuer Gemeindepädagoge Kevin Stuckenschnieder dafür sorgen, dass die Lesegottesdienste ausgedruckt werden.

Herzliche Grüße und eine behütete Sommerzeit,
Angelika Ludwig


Einstimmung
Das Thema des Sonntags ist der Jünger Thomas. Der ungläubige Thomas, so kennen wir seine Geschichte. Glaubt nur, was er sehen kann – und damit ist er so aktuell, wie nur denkbar.
Lassen Sie sich also einladen zu einem Gottesdienst über den Glauben und das Wissen!

 

Lied EG 503       Geh aus mein Herz und suche Freud

oder:  Du bist da https://www.youtube.com/watch?v=fONfKY3JzA8

 

Votum

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes
         Amen
Unsere Hilfe steht im Namen des Herren,
         der Himmel und Erde gemacht hat.
Der Herr sei mit euch,
         und mit deinem Geiste

 

Psalm 18
In den Psalmen sind uns so viele Gedanken und Gefühle der Menschen vor uns überliefert, die uns einladen mit einzustimmen:

 

Herzlich lieb habe ich dich, HERR, meine Stärke!

3 HERR, mein Fels, meine Burg, mein Erretter; mein Gott, mein Hort, auf den ich traue, mein Schild und Horn meines Heils und mein Schutz!

4 Ich rufe an den HERRN, den Hochgelobten,

so werde ich vor meinen Feinden errettet.

5 Es umfingen mich des Todes Bande,

und die Fluten des Verderbens erschreckten mich.

6 Des Totenreichs Bande umfingen mich,

und des Todes Stricke überwältigten mich.

7 Als mir angst war, rief ich den HERRN an

und schrie zu meinem Gott. Da erhörte er meine Stimme von seinem Tempel, und mein Schreien kam vor ihn zu seinen Ohren.

17 Er streckte seine Hand aus von der Höhe und fasste mich

und zog mich aus großen Wassern.

20 Er führte mich hinaus ins Weite,

er riss mich heraus; denn er hatte Lust zu mir.

 

 

Lasst uns beten und uns Gott anvertrauen:
Ewiger Gott, auf den wir hoffen,
du begleitest uns Tag für Tag, gehst mit uns durch unsere Zeit.
Unsichtbar und oft auch unbemerkt.
Wir bemerken deine Begleitung nicht, wir bemerken nicht, dass du uns nahe sein willst.
Wir zweifeln an allem: An dir, Gott, an deinem Wirken, an der Auferstehung deines Sohnes.
So vieles ist uns erklärlich. So vieles können wir oft nicht glauben, weil wir es nicht fassen können. Weil es unbeweisbar ist. Weil wir es nicht glauben wollen.
Das trennt unsere Herzen von dir.
Und doch sehnen wir uns nach dir, Gott. Nach deiner Gegenwart, nach deinem Wirken in unserem Leben.

Gib du uns die Kraft, dass wir unser nicht-glauben-Können immer wieder überwinden
Lass uns nicht aufgeben, wenn wir zweifeln.
Lass unseren Glauben wachsen und schütze ihn, damit wir dich immer wieder fassen können.
Amen

 

Die Lesung für diesen Tag des Apostels Thomas steht bei Johannes im 20. Kapitel. Nach Ostern spielt diese Begebenheit, die Jünger haben sich aus Angst abgeschottet und wissen nicht recht, wie es weitergehen soll:


19 Es war schon spätabends an diesem ersten Wochentag nach dem Sabbat.

Die Jünger waren beieinander und hatten die Türen fest verschlossen.

Denn sie hatten Angst vor den jüdischen Behörden. Da kam Jesus zu ihnen.

Er trat in ihre Mitte und sagte: »Friede sei mit euch!«

20 Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite.

Die Jünger waren voll Freude, weil sie den Herrn sahen.

21 Jesus sagte noch einmal: »Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat,

so beauftrage ich jetzt euch!« 22 Dann hauchte er sie an und sagte:

»Empfangt den Heiligen Geist! 23 Wem ihr seine Schuld vergebt, dem ist sie wirklich vergeben. Wem ihr sie aber nicht vergebt, dem ist sie nicht vergeben.«

24 Thomas, der auch Didymus genannt wird, gehörte zum Kreis der Zwölf.

Er war jedoch nicht dabei gewesen, als Jesus gekommen war.

25 Die anderen Jünger berichteten ihm: »Wir haben den Herrn gesehen!«

Er erwiderte: »Erst will ich selbst die Löcher von den Nägeln an seinen Händen sehen. Mit meinem Finger will ich sie fühlen. Und ich will meine Hand in die Wunde an seiner Seite legen. Sonst glaube ich nicht!«

26 Acht Tage später waren die Jünger wieder beieinander. Diesmal war Thomas mit dabei. Wieder waren die Türen verschlossen. Da kam Jesus noch einmal zu ihnen.

Er trat in ihre Mitte und sagte: »Friede sei mit euch!«

27 Dann sagte er zu Thomas: »Nimm deinen Finger und untersuche meine Hände.

Strecke deine Hand aus und lege sie in die Wunde an meiner Seite. Du sollst nicht länger ungläubig sein,sondern zum Glauben kommen!«

28 Thomas antwortete ihm: »Mein Herr und mein Gott!« 29 Da sagte Jesus zu ihm:

»Du glaubst, weil du mich gesehen hast. Glückselig sind die, die mich nicht sehen

und trotzdem glauben

 

Wir bekennen unseren christlichen Glauben und sind somit verbunden mit den Christen vor Ort und auch weltweit:
Ich glaube an Gott, den Vater,
den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde.

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen,
zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Singen Sie EG 184     Wir glauben Gott im höchsten Thron

Oder hören Sie:

Ich glaube an den Vater https://www.youtube.com/watch?v=-wq12HC9C2s

 

Predigt
Dieser Thomas hier kommt mir nämlich sehr menschlich vor. Die Jünger werden in der Bibel ja gerne mal von Jesus gemaßregelt, oft verstehen sie Jesus nicht, oft zweifeln sie im Glauben. Manchmal sind sie auch unhöflich und unverständig. Das macht sie nicht unbedingt sympathisch, aber doch so wohlig menschlich. 

Das ist in diesem Text irgendwie anders: Jesus erscheint den völlig verängstigten Jüngern. Die hatten sich irgendwo eingeschlossen und schlotterten vor Angst, weil sie nicht wussten, was mit dieser jüdischen Sekte, der sie da angehörten, passieren wird. Ihr Anführer war kurz zuvor hingerichtet worden. Was drohte jetzt ihnen, den Jüngern? Verfolgung? Strafe? Tod?

Und nun erscheint ihnen Jesus und sofort glauben sie ihm. Keine Nachfrage, nix.
Nur einer hat diese Erscheinung verpasst: Thomas. Warum, weiß man nicht.
Die anderen Jünger erzählen ihm von der wundersamen Erscheinung.
Und Thomas glaubt ihnen nicht. Er will diese unfassbare Geschichte erst dann glauben, wenn er einen fassbaren Beweis hat. Einen anfassbaren.
Und eben das macht ihn so menschlich und sympathisch: Thomas glaubt nicht blind alles, was man ihm erzählt. Thomas traut sich, unbequeme Nachfragen zu stellen. Er will überzeugt werden.

Aber er bekommt den Beweis noch geliefert. Jesus erscheint in der darauf folgenden Woche erneut und fordert Thomas auf, den Beweis seiner Existenz anzunehmen.
Und da glaubt Thomas.

Dieser Jünger Thomas ist uns wegen dieser Geschichte als der ungläubige Thomas bekannt. Ich finde, das wird ihm nicht gerecht. Thomas ist nicht ungläubig. Er glaubt lieber das, was er sehen bzw. anfassen kann.

Das ist eine Tugend, die wir unseren Kindern beibringen wollen: Keinen unreflektierten Gehorsam, kein blindes Nachfolgen. Glaube nur das, was du siehst!  Das ist vorweggenommener Zeitgeist von heute.
Sicher, auch kritisch zu sehen, aber ein aufgeklärter Glaube, so wie Thomas ihn hier zeigt, ist in meinen Augen nicht verkehrt.

Mir ist Thomas Art sympathisch. Und nicht nur mir. Thomas hat eine große Wirkungsgeschichte. Zahlreiche Legenden ranken sich um ihn. So soll er Missionar in Indien gewesen sein. Dort wird er verehrt, es gibt sogar einen internationalen Wallfahrtsort, den Thomasberg. Es gibt ein eigenes Thomasevangelium, allerdings fand es nie Eingang in die Bibel. Die Menschen konnten sich zu allen Zeiten wohl gut mit Thomas identifizieren. Eben weil er nicht einfach nur blind glauben kann. Weil er menschlich bleibt, trotz aller Vollmachten. Weil er Fragen stellt. Weil er Beweise will.

Es gibt auch die sogenannten Thomasmessen. Das sind Gottesdienstformate für Kirchenferne und Kirchendistanzierte. Also durchaus auch für Menschen, die begründet glauben wollen und nicht einfach nur blind einer Sache anhängen.

Thomas ist der Schutzheilige der Zimmerleute und diverser Handwerker, weil er der Legende nach Gebäude in Indien gebaut hat und: er ist der Schutzheilige der Theologen. Also derjenigen, die nicht blind glauben, sondern nach Hintergründen suchen, manchmal auch nach Beweisen, auf jeden Fall wollen Theologen begründet glauben. Und setzen sich dabei auch der Gefahr aus, ihren Glauben in Zweifel zu ziehen, zu ändern.

Nichtsdestotrotz ist es –  vor allem heutzutage – sicher ein schönes Ideal, wenn man einfach glauben kann. Auch Unfassbares. So wie einen auferstandenen Jesus, der plötzlich erscheint. Aber die meisten Menschen können es nicht.
Gerade mit der Osterbotschaft ist es nicht so leicht. Das ist einfach unfassbar. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Nur bekommen wir nicht die gleiche Chance wie Thomas, Jesus fragen zu können, was passiert ist; ihn anfassen zu können, um begründet glauben zu können.

Aber am Ende heißt es: Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!
Auch Thomas ist ein Jünger Jesu. Auch Thomas erlangt die gleichen Vollmachten wie die anderen Jünger. Auch er soll die Botschaft von Jesus weitertragen. Auch Thomas gehört dazu. Zu den Jüngern. Zu den Christen. Denn Thomas glaubt. Das ist das wichtige, denke ich. Glauben.
Wer es kann, der möge das blind tun. Aber wer das nicht kann, wer neugierig fragt, wer nicht sofort alles glaubt, wer begründet glauben will, der kann genauso zu Jesus gehören.

Kinder zum Beispiel können glauben ohne vorher eine Begründung gesehen zu haben. Das ist eine große Gabe. Manche Menschen haben einen so tiefen Glauben, dass ihnen das auch später noch gelingt.
Aber ich habe den Verdacht, dass diese Leute auch schneller falsche Wahrheiten glauben. Dass sie schneller falschen Lehren anhängen.

Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!

Das ist unsere einzige Möglichkeit. Wir können Jesus nicht mehr be-greifen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als zu glauben, ohne sehen zu können. Aber das ist verdammt schwierig!
Ich glaube auch nicht, dass Jesus es verbieten will, nicht mehr selber zu denken. Es ist toll, wenn man sich in seinen Glauben fallen lassen kann.
Aber in den Zeiten, in denen man es nicht kann, tut es gut zu wissen, dass wir trotzdem zu Jesus gehören. So wie Thomas. In den Zeiten, in denen wir Beweise wollen, uns wünschen, glauben zu können. Und in denen wir doch weitermachen mit dem Glauben.
Diese Glaubensdurstrecken zu überwinden, das ist eine immer wiederkehrende Aufgabe für uns.
Wir dürfen nachfragen, wir dürfen Begründungen haben wollen, so wie Thomas.
Aber wir müssen manchmal tatsächlich einfach glauben. Auch Unfassbares. Aber etwas Neugierde und Nachfragen schadet nicht. Man kommt zu völlig neuen Erkenntnissen. Manchmal auch zu völlig neuen Glaubenstiefen. Zu neuen Einsichten.

Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!

Amen

 

EG 365      Von Gott will ich nicht lassen
https://www.youtube.com/watch?v=6AIzKJvtNv8

 

In den Fürbitten bringen wir vor Gott, was uns auf der Seele lastet: Das Schwere, das Ungesagte und auch die Bitten für uns und für andere.

 

Wir beten:
Guter Gott,

du umgibst uns ganz und gar. Zu dir dürfen wir kommen, so wie wir sind.
Höre du auf unsere Bitten:

Wir bitten dich für alle, die nicht an dich glauben, sondern immer wieder zweifeln.
Wir bitten dich für alle, die sich danach sehnen, dich zu spüren und zu entdecken.
Wir bitten dich für alle, die dich verloren haben.
Wir bitten dich auch für unsere Gemeinde vor Ort, die dich immer wieder sucht und entdeckt.

Du bist ewig und stehst uns bei. Wir vertrauen darauf, dass du uns immer hörst und verstehst, noch bevor wir dir unser Herz ausschütten.
Dafür danken wir dir durch Christus unseren Herrn
Amen

Vater unser
Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung;
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft,
und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.

Singen Sie EG 171 Bewahre uns Gott
oder Hören Sie:

Als Segenslied hören wir ein Chorwerk des zeitgenössischen Komponisten für Kirchenmusik John Rutter. Er hat den klassischen Aaronitischen Segen auf englisch vertont.
The Lord bless you and keep you:
The Lord make His face to shine upon you,
and be gracious, and be gracious unto you

The Lord lift up the light
Of His countenance upon you,
And give you peace,

Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. 4.Mose 6, 24-26

The Lord bless you and keep you (John Rutter)

Gehet hin in diesen Sonntag und in die kommende Zeit mit dem Segen Gottes:
Der HERR segne dich und behüte dich; der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden.

Nachspiel Edward Grieg aus der Holberg Suite (Präludium)

Der Gottesdienst wurde zusammengestellt von Pfarrerin Annika Hilker
© Evangelische Mirjam-Kirchengemeinde Ascheberg Drensteinfurt